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Systemvergleich AirVac und AirSpeed

Seit zwei Jahren laufen die Dosierer-Generationen AirVac und AirSpeed erfolgreich in der universell einsetzbaren Einzelkornsämaschine Maestro von HORSCH. Zwei Praktiker berichten, wie sie sich bewähren.

Neben einer sehr hohen Genauigkeit in der Kornablage zeichnen sich beide Dosiersysteme bei allen Kulturen und Kornfraktionen durch eine besonders zuverlässige Arbeit aus. Dazu kommt eine sehr einfache Bedienung sowie eine hohe Benutzerfreundlichkeit, z.B. beim Kulturwechsel. Beide Dosierer werden zunehmend in fast allen Märkten eingesetzt.

Mit zwei verschiedenen Vereinzelungssystemen im Angebot kann besser auf die agronomischen Unterschiede der Märkte eingegangen werden. Am Ende zählen neben Präzision und Einsatzsicherheit vor allem optimale Bestände und das Einhalten bzw. Ausnutzen der besten Aussaatfenster. Die folgenden zwei Beispiele sollen verdeutlichen, wie unterschiedlich die Anforderungen der Kunden bzw. der Standorte an die Maschinen sind.

Das AirVac System

Aussaat unter feuchten bzw. teilweise nassen Bedingungen findet man in Südamerika vor allem im Frühjahr zur Sommerkultur. Dazu muss man wissen, wie die Anbaupraxis für Brasilien, genauer gesagt für die Sojaregionen in Mato Grosso und Mato Grosso do sul, aussieht: Hier werden Sojabohnen hauptsächlich als erste von zwei Kulturen pro Jahr im Frühjahr gesät. Als Zweitfrucht folgt dort oft Mais oder eine Zwischenfrucht/Begrünung.

So auch auf dem Betrieb von Renato Duch im Bundesstaat Mato Grosso do sul. Das Aussaatjahr beginnt Ende September mit Sojabohnen. Zu diesem Zeitpunkt sind die Böden sehr gut mit Wasser gesättigt und zusätzliche Regenmengen während der Aussaat sorgen dafür, dass unter nassen Bedingungen gesät werden muss. Zusammen mit den hohen Temperaturen und intensiver Sonneneinstrahlung sind dies allerdings hervorragende Entwicklungsbedingungen für die Sojabohne. Das bevorzugte System zur Soja- und auch Maisaussaat ist hier die Direktsaat. Wegen der hohen Jahresniederschläge ist es bei dieser Praxis besonders wichtig, den Boden möglichst intensiv mit Ernterückständen bzw. Zwischenfrüchten zu bedecken.

Mit speziellen Vorwerkzeugen muss meist durch eine Schicht aus organischem Material, das vor Erosion schützt, gearbeitet werden. Unter dieser teilweise auch sehr dicken Schicht wird mit Schneidscheiben oder Scheiben-Zinken-Kombinationen die Saatfurche vorbereitet. Im Anschluss wird direkt mit dem AirVac Dosierer in den geöffneten Schlitz gesät. Dabei werden in der Regel zwischen 8 und 9 km/h gefahren, um nicht zu viel Auftriebskraft der organischen Masse zu erzeugen. Teilweise wird auch bei Regen die Aussaat nicht unterbrochen.

Neben der Sojabohne ist Mais die zweite wichtige Kultur. Für beide wird eine hohe Ablagegenauigkeit gefordert.

Der AirVac Dosierer kann unter den beschriebenen Bedingungen seine Vorteile voll ausspielen. Das einfache Einstellen je Kultur und die unkomplizierte Umrüstung zwischen Soja und Mais sind dabei wichtige Gesichtspunkte.

Die besondere Eignung des AirVac Dosierers für die nassen Aussaatbedingungen lässt sich gut anhand des Funktionsprinzips beschreiben:

Im Dosiergehäuse des AirVac Dosierers herrscht Unterdruck. Durch das anliegende Vakuum werden die Körner an die Dosierscheibe gesaugt. Der universelle Vereinzeler sorgt dafür, dass Doppelbelegungen auf der Scheibe vermieden werden und arbeitet ohne zusätzlichen Einstellaufwand. Im Abgabebereich wird das Vakuum unterbrochen und die Körner werden im freien Fall durch ein speziell optimiertes Fallrohr in die Saatfurche geleitet. So kann der AirVac Dosierer mit und ohne Fangrolle in der Furche betrieben werden.

Wird unter bodenfeuchten oder eher trockenen Bedingungen gearbeitet, sorgt die Fangrolle bei höheren Arbeitsgeschwindigkeiten – in diesem Fall bis zu 12 km/h – dafür, dass die Körner in der Saatrille sofort fixiert werden und nicht verrollen können. Zusätzlich bietet das Andrücken des Kornes in der Saatfurche eine gute Anbindung an das Bodenwasser für eine möglichst rasche und gleichmäßige Keimung. Sind die Aussaatbedingungen allerdings sehr feucht bis nass, kann ohne Fangrolle gearbeitet werden, um z.B. das Aufbauen von Körnern an der Rolle zu vermeiden. Der Anschluss an Feuchtigkeit ist unter diesen Bedingungen immer noch sicher gewährleistet. Die Aktivierung bzw. Deaktivierung der Fangrolle funktioniert durch einfaches Umstecken.

Renato Duch, Duch Gruppe

„Wir haben Maschinen mit dem alten Dosierer und mit dem neuen AirVac Dosierer auf dem Hof. Beide Dosiersysteme sind sehr gut. Die Verteilung war bereits gut und wurde sogar noch besser.
Wir haben festgestellt, dass das AirVac System einfacher ist und sicherer funktioniert.
Der alte Dosierer leistete bereits hervorragende Arbeit. AirVac brachte weitere Verbesserungen mit sich, vor allem in Bezug auf die Anpassung an Saatgut und Saatbedingungen.
Der Hauptunterschied, den ich sehe, ist, dass das Einstellen deutlich vereinfacht wurde. Wie zum Beispiel der Zulaufschieber für das Saatgut, der jetzt von außen einstellbar ist, ohne den Dosierer öffnen zu müssen. Auch entfällt das Beilegen von Metallscheiben beim Wechsel der Lochscheiben im Vereinzeler. Er ist nun universell einsetzbar und funktioniert sehr präzise. Außerdem wurde das Sichtfenster für das Saatgut verbessert, sodass die Körner bei der Einstellung des Dosierers besser zu sehen sind.
Dies sind Details, die dem Bediener die Arbeit, die Einstellungen, die Wartung und die tägliche Routine erleichtern.
Wir haben die gleiche Aussaatgeschwindigkeit beibehalten, weil wir sie für ideal halten. Wir säen mit 9 km/h und die Dosiereinheit hat uns eine tolle Verteilung gebracht.”

Das AirSpeed System

Für die Trockenschwarzerde-Standorte, wie man sie z.B. in der Ukraine findet, sind die optimalen Aussaatfenster gerade bei der Maisaussaat die Basis für hohe Erträge. Die Aussaat beginnt im Regelfall bei ausreichender Bodentemperatur von mindestens 8 °C im Saathorizont. Zu diesem Zeitpunkt sind die Böden meist gut mit Wasser gefüllt, aber bereits oberflächlich abgetrocknet. Ziel ist es, die Flächen in möglichst kurzer Zeit perfekt zu säen, um in jedem Fall ausreichend Keimwasser für einen hohen Feldaufgang zur Verfügung zu haben. Hier kommt die hohe Schlagkraft des AirSpeed Dosierers vollständig zum Tragen.

Grundsätzlich funktioniert die Vereinzelung der Körner ja nach dem gleichen Prinzip und mit den gleichen Komponenten wie beim AirVac System. Allerdings werden die Körner mit Überdruck an die Dosierscheibe gepresst und anschließend mittels einer Luftströmung in einem Schussrohr aktiv in die Saatfurche geschossen. Dieses Dosierprinzip wurde bereits in der terraHORSCH Ausgabe 20/2020 genauer beschrieben.

Ein Vorteil ist, dass der aktive Korntransport eine sehr hohe Fahrgeschwindigkeit bei gleichbleibender Ablagegenauigkeit ermöglicht. In der Praxis wird in der Regel zwischen 13 und 15 km/h gefahren. Unter guten Boden- und Saatbedingungen sind auch höhere Geschwindigkeiten wie z.B. 16 bis 18 km/h möglich.

Dies bestätigt auch Kostiantyn Shytiuk, Produktionsleiter der Agrarholding Kernel, Ukraine:

„Wir säen mit insgesamt 57 Maestros pro Saison ca. 184.000 Hektar Mais und Sonnenblumen. Es wird auch schon mit acht neuen Maestro 24 SX gearbeitet. Mit dem AirSpeed System wurde bei der Maissaat mit diesen Maschinen im Schnitt mit 18 km/h gearbeitet. Bei 18 m Arbeitsbreite und einer guten Logistik zur Saatgut- und Dünger­befüllung konnten so bis zu 430 ha an einem Tag im Schichtbetrieb gesät werden.
Auch bei der Aussaat von Sonnenblumen wurden mit durchschnittlich 16 km/h Arbeitsge­schwind­igkeit enorme Tagesleistungen erbracht. Die Genauigkeit des AirSpeed Systems bewegte sich stets im sehr guten Bereich mit einem Variationskoeffizienten von 14 % bis 20 %. Mit der Maestro 24 SX können die relativ kurzen Säfenster in der Ukraine besser ausgenutzt werden. Wir konnten die Aussaat abschließen, bevor die Böden zu sehr austrockneten.“

Mit der Wahl zwischen AirVac und AirSpeed können die HORSCH Maestros also optimal auf individuelle Anforderungen abgestimmt werden.