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Aus verschiedenen Blickwinkeln – die Avatar SD

Die Avatar SD ist eng mit der konservierenden Landwirtschaft und deren besonderen Anforderungen verbunden. In Frankreich wird über dieses Thema bereits seit den 90er-Jahren diskutiert und es hat immer mehr an Bedeutung gewonnen. Wie haben sich die Avatar SD und diese Bewirtschaftungsmethode entwickelt? Ein Händler, ein Servicetechniker und zwei Kunden berichten über ihre Erfahrungen.

Ein furioser Start

Geoffrey Uhl, der Vertriebsverantwortliche des französischen HORSCH Händlers Nodimat Granday – Groupe Ouvrard hat miterlebt, wie das Thema Direktsaat immer mehr an Fahrt aufnahm. „Wir arbeiten in einer Gegend mit Lehm-Kalk-Böden in den Departments Côte d’Or, Haute-Marne, Aube. Unsere Vertriebsmannschaft hat festgestellt, dass sich die Bewirtschaftungsmethoden veränderten: Die Umsätze mit dem HORSCH Sprinter, der vorher unser Zugpferd war, gingen immer mehr zurück, weil das Duett Schar, mit dem die Sämaschine ausgestattet war, recht viel Boden bewegte. 2015 kam dann die Avatar – genau zum richtigen Zeitpunkt. 2015 und 2016 waren die Schlüsseljahre, in denen sich die Zwischenfruchtaussaat immer mehr durchsetzte. Die Avatar SD war ein Volltreffer zunächst bei den Großbetrieben, die auf der Suche nach einer Lösung für die Unkrautbekämpfung waren. Der Ackerfuchsschwanz ist ein massives Problem in unserer Gegend und die Low-Disturbance-Aussaat war ein Ansatz, um das Keimen der Samen zu verhindern. Dieses Verfahren wurde auch bei vielen kleineren Betrieben immer populärer. Heute macht es den größten Teil unseres Sätechnik-Umsatzes aus.
Dieser Boom war allerdings nicht von Anfang absehbar. Die ersten Kunden haben die Maschine sozusagen geholfen, weiterzuentwickeln. HORSCH hat die Maschine jedes Jahr verbessert und den Kunden dann die Teile für die Nachrüstung zur Verfügung gestellt.“

Vincent Juillet arbeitet seit 2012 als HORSCH Servicetechniker im Osten von Frankreich. Dort, wo die ersten Avatars verkauft wurden. Er bestätigt: „In den ersten beiden Jahren haben wir viel Zeit investiert, um die Maschinen der Endkunden umzubauen. Es wurden immer sehr schnell verschiedene Bauteile entwickelt, vor allem für das Säelement. Wir haben eine Kundenmaschine nach der anderen zurückgeholt und nachgerüstet. Wenn das vorherige Update abgeschlossen war, wurden die neuen Anregungen und Erfahrungen der Kunden von der Entwicklungsabteilung aufgenommen und gleich umgesetzt. Diese Dynamik war sehr positiv. Es hat allerdings einen großen Teil meiner Arbeitszeit ausgemacht. Die Zusammenarbeit zwischen den Servicetechnikern aus Frankreich und der Entwicklungsabteilung in Schwandorf war hervorragend. Gemeinsam haben wir diese schwierige Situation gemeistert. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Heute muss ich mich um die Avatar überhaupt nicht mehr kümmern. Es ist eine einfach konstruierte Maschine, die mit allen Bedingungen zurechtkommt. Eine Maschine, die auch in feuchten Bedingungen noch läuft, wenn alle anderen Geräte schon aufgegeben haben.“

Fabrice Lugnier war einer der Testkunden: „Meine Maschine war eine der ersten, die in unserem Gebiet verkauft wurden. Und da gab es durchaus noch Entwicklungsbedarf. Aber die Serviceleute von HORSCH France waren bei jedem Problem zur Stelle. Stand heute hat die Maschine 6.800 Hektar gemacht und ich bin vollauf zufrieden.“

Von der konservierenden Landwirtschaft zu hybriden Verfahren

Für Fabrice Lugnier kam die Avatar genau zum richtigen Zeitpunkt: „2015 gab es keine Direktsaatmaschine mit dieser Arbeitsbreite. Ich war schon so weit, eine Sämaschine aus USA zu kaufen.“ Mit der konservierenden Landwirtschaft befasste er sich bereits seit 2012 und er war überzeugt, dass das für seinen Betrieb die langfristige Lösung für die Aussaat von Raps, Weizen, Winter- und Sommergerste ist. „Dank dieser Methode arbeite ich zukunftsorientiert und kann gleichzeitig die Qualität meiner Böden optimal nutzen.“
Mithilfe eines Beraters der Lebensmittelgenossenschaft Soufflet und des Erfahrungsaustausches mit anderen Landwirten übertrug er dann das auf kleinen Parzellen getestete Verfahren auf alle Felder. „Das war keine harte Umstellung. Wir haben uns zunächst mit der Unkrautbekämpfung befasst. Wir wollten eine geringere Verunkrautung mit Ackerfuchsschwanz und Storchschnabel erreichen, bevor wir uns mit komplexen Fruchtfolgen beschäftigten. Danach haben wir Zwischenfrüchte eingeführt. Seitdem haben wir im Winter keinen unbedeckten Boden mehr. Den Dünger bringen wir platziert aus, um die Überfahrten zu reduzieren und die Nutzung des Düngers zu optimieren. All unsere Kulturen werden mit 10/18/0/25 zwischen 100 und 200 kg/ha ausgebracht. Und unsere Zwischenfrüchte bekommen eine Gabe von 40 kg Sulfan (20 Einheiten Stickstoff).“

Nach der erfolgreichen Umstellung lobt Fabrice Lugnier die Vorteile der konservierenden Landwirtschaft: „Ehrlich gesagt, kann ich keinen Ertragsrückgang im Vergleich zur Direktsaat feststellen. Dazu müsste ich die beiden Verfahren zur selben Zeit auf meinem Betrieb vergleichen. Aber der Ertrag ist ja nicht der einzige Erfolgsindikator. Vom agronomischen Standpunkt aus habe ich nur gewonnen. Die Böden sind sauber, das exponentielle Wachstum des Ackerfuchsschwanzes haben wir im Griff. Der Anteil an organischem Material ist wieder gestiegen, die Böden sind tragfähiger und die Porosität ist ideal. Außerdem gibt es noch einen wirtschaftlichen Faktor, den man direkt sehen kann. Wenn ich mit 6 km/h säe, ist der Dieselverbrauch geringer – und auch der Materialverschleiß. Die mechanische Belastung ist deutlich niedriger. Heute verbrauchen wir 4 l Diesel pro Hektar, früher waren es 20. Trotz der niedrigen Arbeitsgeschwindigkeit erreiche ich mit 12 m Arbeitsbreite eine hervorragende Leistung.“

Und für die Zukunft? Fabrice Lugnier hat mit seiner Maschinengemeinschaft in eine Hacke investiert, weil die Avatar 12 SD mit ihrem Strichabstand von 25 cm die Möglichkeit bietet, einige Parzellen zu hacken, um doch nicht wieder auf Herbizide zurückgreifen zu müssen.
Laut Fabrice Lugnier gibt es jedoch kein Patentrezept und auch nicht den einen einzig richtigen Weg. Man orientiert sich an dem, was es schon gibt, übernimmt das aber nicht eins zu eins. Man muss sich an die Gegebenheiten und Problematiken vor Ort anpassen. So können sich die Verfahren für konservierende Landwirtschaft entwickeln, gleichzeitig wird die landwirtschaftliche Praxis immer hybrider. Die konservierende Landwirtschaft nutzt Methoden aus der Öko-Landwirtschaft, die konventionelle Landwirtschaft aus der konservierenden und es werden sicher noch viele weitere Varianten auftauchen…

Mathieu Cocagne, Landwirt aus dem Department Seine-Maritime in der Normandie, ist ein weiteres Beispiel für Hybridisierung und Individualisierung der Anbausysteme. Seit dem Kauf seiner Avatar 8 SD im Jahr 2018 orientiert er sich an den Verfahren der konservierenden Landwirtschaft. „Ich habe das bei einem Freund gesehen, der so arbeitet. Dann war ich auf verschiedenen Schulungen. Wir haben uns dafür entschieden, weil wir in einigen Parzellen massive Probleme mit dem Ackerfuchsschwanz hatten. Mit vier bis fünf Durchgängen immer mit voller Dosis im Weizen konnten wir nichts mehr ausrichten. Wir mussten also den Boden weniger bearbeiten, um zu verhindern, dass der Ackerfuchsschwanz aufläuft.“ Allerdings wollte Mathieu Cocagne nicht auf eine reine Direktsaat umstellen. Seine Böden sind sehr heterogen: Schluff, toniger Lehm, Kreide, Lehm, Kalk-Lehm… und das Klima ermöglicht gute Erträge. „Bei Weizen erreiche ich eigentlich regelmäßig zwischen 90 und 100 dt. Ich baue Kulturen an, die nicht unbedingt für Direktsaat geeignet sind, wie z.B. Flachs und Rüben.“ Um den Ackerfuchsschwanz, die Wühlmäuse und die Schnecken in den Griff zu bekommen, ohne sein Anbausystem zu gefährden, setzt Mathieu Cocagne auf sehr oberflächliche Bodenbearbeitung und die Einarbeitung von Zwischenfrüchten und Begleitkulturen.

Wie verbindet er die beiden Ansätze Direktsaat und konservierende Landwirtschaft? „Beim Raps zum Beispiel streue ich Kompost. Unsere Bohnen säe ich mit einem Schleuder-Düngerstreuer. Dann folgt eine Überfahrt mit dem Terrano, um die Körner auf 5 cm Tiefe zu vergraben und die organische Masse in die ersten Zentimeter einzumischen. Mit dem Terrano können wir den Raps sicher einbetten und gleichzeitig die Wühlmausgänge zerstören. Danach nutze ich den Tripletank der Avatar SD, um 3 kg Weißklee in den Raps zu säen, gleichzeitig bringe ich 100 kg 18/46 aus. So reichert der Kompost den Boden an, die Ackerbohnen binden den Stickstoff und geben dem Boden Struktur. Der Weißklee dient als Decke nach der Rapsernte bis zur Weizenaussaat, um Unkraut zu unterdrücken, dem Boden Struktur zu geben und den Stickstoff für den Weizen bereitzustellen.
Bei der Fruchtfolge Weizen auf Weizen hat die Pflanzendecke noch weitere Funktionen: die Reinigung der Parzelle, Stickstoffbindung und die Neustrukturierung des Bodens. In dieser Konstellation wird der Boden am wenigsten bearbeitet und ich säe den Weizen direkt in die Pflanzendecke.“
Beim Flachs allerdings geht es nicht ohne Bodenbearbeitung. Die Kultur wird im Frühjahr gesät und braucht einen aufgewärmten Boden. „Direktsaat würde hier das Auflaufen verlangsamen, vor allem weil unser Klima recht feucht und die Sonneneinstrahlung nicht sehr hoch ist. Und eine so wichtige Frucht will ich nicht gefährden.“ Die Avatar SD, die sowohl für Direktsaat als auch für die Aussaat in Zwischenfrüchte geeignet ist, passt für diese Arbeitsweise optimal. „Ich kann damit auch ganz einfach in bearbeitete Böden fahren.“

Es gibt verschiedene Bereifungsvarianten von 520 mm über 580 mm, 710 mm und 900 mm breite Reifen bis hin zur Zwillingsbereifung - abhängig von der zulässigen Transportbreite.
Die Elektronik basiert auf einem neuen Bedienkonzept. Die Bedienoberfläche ist in der Anzeige individualisierbar und für Touch Terminals optimiert. Moderne Standards wie SectionControl, VariableRate und das Arbeiten nach Applikationskarte sind mit ent­spre­chen­den Freischaltungen serienmäßig möglich.
Optionen wie eine 6 mm breite Sechscheibe und verschiedene Hartmetalloptionen an der Kufe erhöhen die Standzeit.

Nach 25 Jahren Direktsaat und anschließend vier Jahren Zwischenfruchtanbau hat Mathieu Cocagne die Verunkrautung in den Griff bekommen. „Perfekt ist es noch nicht, aber wir haben einige saubere Parzellen, die komplett frei von Ungräsern sind.“
Mathieu Cocagne kann die Vorteile, die Fabrice Lugnier aufgezählt hat, nur bestätigen: Nach 1.800 Hektar musste noch kein Teil getauscht werden. Der Verschleiß ist gering, die Dieselkosten niedrig. „Die Sämaschine und das System, für die ich mich 2018 entschieden habe, passen optimal für meinen Betrieb. Ich musste bis heute nichts verändern. Allerdings möchte ich ein paar Kleinigkeiten verbessern. Im Moment funktioniert das alles, weil bei uns die Ernte schon immer früh, d.h. Ende Juli, losgeht und die Zwischenfrüchte Zeit hatten, Biomasse aufzubauen und ein Wurzelsystem zu entwickeln. Was ist, wenn sich die Ernte auf den 15. August verschiebt? Wir müssen also versuchen, die Zwischenfrüchte je nach Niederschlag und Aussaatdatum anzupassen.
Insgesamt ist die Avatar SD eine hervorragende Maschine. Nur die ganz flache Aussaat von Lein ist etwas schwieriger. Da müssen wir ein bisschen tricksen und etwas höher ausheben. Die Schließrolle könnte vielleicht einen größeren Winkel haben, um die Saatrille in feuchten Bedingungen besser zuzumachen. Aber ich bin zuversichtlich, dass die Entwicklungsabteilung da eine Lösung findet!“

Weiterentwicklung für die Praxis

Und tatsächlich gibt es mittlerweile eine neue Avatar 12 SD von HORSCH. Fabrice Lugnier war einer der Ersten, der die neue Maschine im Feld testen konnte.
„Viele Dinge haben sich gar nicht verändert: die allgemeine Funktionsweise, der 25 cm Abstand, das Tripletanksystem, das Abschalten per GPS. Es ist die gleiche Maschine. Sie ist aufgebaut wie ihre Vorgänger und ich nutze sie in den gleichen Bedingungen mit den gleichen Zielen.
Insgesamt wurde die Maschine deutlich vereinfacht. Vom Aufbau her ist die Achse nicht mehr teleskopisch. Das erleichtert natürlich die Wartung und reduziert den Verschleiß.
Auch das Säelement wurde weiterentwickelt. Das neue Säschar mit Hartmetallbeschichtung erweitert das Einsatzspektrum auch in schwierigen Bedingungen. Das Tastrad und die Lager der Schließrolle sind robuster. Die einfachere Bauweise macht die Maschine viel haltbarer.
Weitere Verbesserungen erhöhen außerdem die Schlagkraft. Die neue Pneumatik ermöglicht einen höheren Durchsatz. Mit der neuen Benutzeroberfläche wurde auch die Verstopfungserkennung verbessert. Die Bedienung ist intuitiver geworden und spart Zeit. Die Saatstärke und die Tiefe können viel schneller eingestellt werden. Für die Tiefeneinstellung bei der 12-m-Maschine brauche ich z.B. maximal fünf Minuten. Und natürlich erhöht das größere Tankvolumen die Reichweite auf dem Feld.
Außerdem können wir ab jetzt breitere Reifen montieren, um die Verdichtungen bei der Saat zu reduzieren. Damit läuft die Maschine auch auf der Straße stabiler.“

Fazit

Die konservierende Landwirtschaft trifft heute den Nerv der Zeit in ganz Europa. Überall werden die Betriebe als „Farm Labs“, als Versuchslabore unter freiem Himmel geschätzt. Um die konservierende Landwirtschaft in wenigen Worten zusammenzufassen, passt wahrscheinlich die Aussage von Frédéric Thomas, dem Gründer der Zeitschrift TCS, am besten: „Ich gehe lieber Risiken ein, die ich mir selber aussuche. Das ist besser als abzuwarten, dass mir diese Risiken in den Rücken fallen und ich nicht darauf vorbereitet bin.“

Und die konservierende Landwirtschaft hat für die Zukunft noch einen Trumpf in der Hand! Der Düngerpreis steigt ebenso wie die Energiepreise. Und auch das Inkrafttreten des Dossiers zur Kohlenstoffspeicherung wird sich auswirken. Die Avatar SD erfüllt schon jetzt die Anforderungen der Landwirte. Zudem wird sie immer weiterentwickelt, um die Herausforderungen der Zukunft zu lösen.
Von Anfang an lag der Fokus von HORSCH auf der funktionellen Verbesserung der Maschine. Beim Säelement ist es wichtig, dass viele Erfahrungen einfließen, damit es in den unterschiedlichsten Bedingungen perfekt arbeitet. Die Entwicklung ist hier viel komplexer als bei einem anderen Bauteil. Da die Maschine weltweit eingesetzt wurde, war das Säelement unterschiedlichsten Bedingungen ausgesetzt und wurde an seine Grenzen gebracht. Diese Erfahrungen waren ungeheuer nützlich. Seitdem ist die Maschine sehr stark in Russland, der Ukraine, im Baltikum und Australien gefragt. Der Fokus liegt nun darauf, sie noch einfacher zu machen. Und auf der Erweiterung des Portfolios, um einen noch größeren Kundenkreis anzusprechen.  

Lesen Sie mehr über die Anfänge der konservierenden Bodenbearbeitung in Frankreich.

Was zeichnet die neue Avatar aus?

Die Avatar 12.25 SD kann mit einem 240 bis 250 PS Traktor gefahren werden.
Diese Leichtzügigkeit hat mehrere Gründe:

  • geringes Eigengewicht
  • breite Bereifungsoptionen des Säwagens
  • Zwillingsbereifung an den Flügeln der Maschine
  • geringe Bodenbewegung der SingleDisc Säschare

Die neue Tankgeneration vereint folgende Vorteile:

  • Doppeltank mit 6500 l Volumen (60:40)
  • Optionale MiniDrill mit 400 l Volumen
  • Gebläse so hoch wie möglich im Tank integriert, um den Anteil an angesaugtem Staub zu reduzieren und die Lebensdauer der Komponenten zu verlängern
  • Geräumige, aufgeräumte Werkzeugbox