Digitalisierung bei HORSCH
Mithilfe von digitalen Themen können Betriebe und Unternehmen ihre Prozesse effizienter und transparenter gestalten. Bei HORSCH geht es aber vor allem auch darum, einen Nutzen für den Kunden und die Partner zu schaffen. Ein zentraler Schritt auf diesem Weg ist die Digitalisierung von Prozessen im Unternehmen, aber auch nach außen. Im Gespräch erklärt Philipp Horsch gemeinsam mit Maximilian Aurbach (Sales Support) und Bianca Pflanz (Prozessmanagement Service & Parts), wie die Digitalisierung bei HORSCH aussieht.
terraHORSCH: Was heißt Digitalisierung bei HORSCH?
Philipp Horsch: Digitalisierung ist bei HORSCH keine Frage des Geschäftsmodells, sondern es geht uns darum, einen Nutzen für unsere Kunden und unsere Partner zu erzeugen.
Deshalb ist unsere Marschrichtung hier ganz klar: Es geht uns nicht ums Geld verdienen. Wir wollen für den Landwirt und den Händler weitestgehend kostenlos digitale Themen verfügbar machen, die einen Nutzen und Mehrwert bringen. Wir wollen Betriebsabläufe vereinfachen und vernetzen, damit die Landwirte Zeit und Kosten sparen. Bei besonders großen Aufwendungen auf unserer Seite wollen wir maximal eine Kostendeckung erreichen. Das heißt im Einzelnen: Wir wollen Prozesse, Abläufe und andere Themen anpacken, um all dies für die Kunden und Partner zu vereinfachen und zu verbessern. Aber dazu müssen wir uns natürlich auch bei internen Prozessen und Abläufen mit Digitalisierung beschäftigen.
Deshalb untergliedern wir die digitalen Themen in zwei Schwerpunkte: einmal in den internen Bereich und auf der anderen Seite den externen Bereich.
terraHORSCH: Wie sieht die externe Digitalisierung aus?
Philipp Horsch: Bei der externen Digitalisierung liegt der Schwerpunkt auf dem Händler und dem Landwirt, also unseren Partnern. Die externe Strategie zielt darauf ab, Prozesse zwischen Hersteller, Händler und Kunde zu vereinfachen, aber auch die Abläufe in den landwirtschaftlichen Betrieben zu verbessern. Hier wollen wir vor allem Themen wie Daten, Kommunikation und Effizienz durch digitale Angebote verbessern und vereinfachen. Darunter fallen unter anderem Service- und Vertriebsthemen.
Maximilian Aurbach: Genau in diesem Zusammenhang findet sich das HORSCH Portal wieder. Früher diente das HORSCH Portal als unser Serviceportal. Im Zuge unserer Digitalisierung bauen wir dieses jedoch aktuell zum allgemeinen HORSCH Portal um. Zukünftig findet man hier beispielsweise einen Konfigurator, Produktinformationen und weitere Daten, die im Zuge unserer Digitalisierungsstrategie den Händler und Landwirt in ihrer täglichen Arbeit unterstützen sollen.
Bianca Pflanz: Ganz umfassend kann man das HORSCH Portal auch als Eingangs-, Austausch- und Kommunikationsplattform nach außen beschreiben. Hier soll in Zukunft der Austausch stattfinden, um die Zusammenarbeit auf eine digitale Ebene zu bringen. Für Kunden und Händler soll es als Zugang zur HORSCH Welt dienen. Natürlich entstehen damit auch Herausforderungen wie Stammdatenbereinigung und die Änderung von Arbeitsprozessen, denn viele Informationen, die sich im HORSCH Portal befinden, stammen z.B. aus unserem ERP-System.
Maximilian Aurbach: Wie bereits erwähnt, stellen wir zukünftig das HORSCH Portal auch Landwirten zur Verfügung. Durch die Einführung von HorschConnect bieten sich dem Landwirt zahlreiche Möglichkeiten. In Zukunft geht es also um Themen wie Fernwartung, Software-Updates, aber auch um die Kommunikation zwischen Fahrer und Maschine. Hierbei sind wir stetig auf der Suche nach neuen Lösungsansätzen.
Bianca Pflanz: Im HORSCH Portal soll der Kunde außerdem Einsicht in seine Maschinenhistorie und Serviceinformationen erhalten. Das Ziel ist hier eine höhere Transparenz für den Landwirt und dass den Landwirten zunehmend Informationen in einer digitalen Form zur Verfügung gestellt werden.
Maximilian Aurbach: Wir schaffen die Möglichkeit, von überall auf der Welt auf die eigene Maschine zuzugreifen, verschiedene Betriebsparameter abzulesen und auszuwerten. Wir haben noch viele Ideen, was wir dem Endkunden anzeigen können und wie. Diese werden nach und nach weiter spezifiziert und umgesetzt.
Philipp Horsch: Es war und ist auch nicht unser Ziel, Daten zu sammeln und den Kunden für uns gläsern zu machen. Unser Schwerpunkt liegt hier definitiv auf Arbeitserleichterung, Nutzen und Effizienz etc. Klar braucht es dafür manche Daten, aber nur im Rahmen dessen, was wirklich dem Nutzen dient. Digitalisierung heißt für uns nicht, möglichst viele Kundendaten zu bekommen, um ihn für uns transparent zu machen. Davon sind wir sehr weit entfernt. Wir müssen auch erst lernen, wo die Balance ist – auch mit unseren Kunden zusammen. Aber wie eingangs gesagt, geht es uns nicht um Geschäftsmodelle, weshalb der Schwerpunkt auch nicht auf den Daten, sondern auf der damit verbundenen Arbeitserleichterung und der Kommunikation liegt.
terraHORSCH: Wie sieht es bei den internen Digitalisierungsthemen aus?
Philipp Horsch: Intern wollen wir alle Prozesse und Abläufe innerhalb der Firma so weit wie möglich digitalisieren. Das betrifft die Bereiche Entwicklung, Produktion, Vertrieb, Service usw. Hier gibt es natürlich Berührungspunkte zu den externen Themen.
Ein großer Berührungspunkt ist das PLM- (Product Lifecycle Management-) System. Dies ist die Basis dafür, dass wir viele Dinge überhaupt vernetzen und verbinden können. Die Themen hängen mit dem PLM-System zusammen, weil hier die Daten bereitgestellt werden. Wichtig ist die sogenannte Single Source of Truth, also, dass man im Unternehmen nur noch eine Stelle hat, wo die Informationen zu finden sind. D.h., es darf für alle Daten nur eine einzige Quelle geben. Nur so kann man vermeiden, dass die Informationen an verschiedenen Stellen abgelegt sind, wodurch sie auch nur schwer aktuell und auf dem neuesten Stand zu halten sind.
Auf der Basis des PLM können wir verschiedene Prozesse automatisieren, wie z.B. Portalprozesse, Konfigurator, 3-D-Ersatzteilkatalog oder die Verknüpfung von Informationsbereitstellung mit der individuellen Maschine des Landwirts.
Ein weiterer Themenbereich, den wir im Unternehmen bearbeiten, sind die ersten KI- basierten Prozesse. Hier wollen wir in erster Linie aus den Daten, die wir in unserem System haben, Automatisierung bzw. automatisierte Prozesse ableiten. Zum Beispiel im Bereich des Einkaufs. Der Einkauf arbeitet mit KI-Algorithmen daran, z.B. Teile zu klassifizieren, wodurch man leichter kalkulieren kann. Das Ziel ist also, wenn beispielsweise im Blechbereich neue Teile konstruiert werden, über KI mehr oder weniger vollautomatisch und hochgenau die Preise kalkulieren und diese Teile dann auch automatisiert bestellen zu können. Bei diesen KI-Themen geht es um Massendatenverarbeitung, die wir dann intern nutzen, um daraus Erkenntnisse zu ziehen und Prozesse abzuleiten.
terraHORSCH: Wie kann man sich das im Bereich der Produktion vorstellen?
Philipp Horsch: Im Bereich der Produktion verfolgen wir auch Themen der Automatisierung, zum Beispiel innerhalb der Supply Chain, also des Produktions- und Lieferkettenprozesses. Durch eine umfassende Vernetzung tauschen Maschinen, Lagersysteme etc. Informationen aus. Hier läuft viel im Bereich SAP. Das sind Klassiker wie die Hub Unit-Anlage, die automatisch montiert, aber auch Chargenverfolgung, Arbeitserleichterung, Prozesserleichterung, Dokumentation, Qualitätsmonitoring usw. So erlangt man vollständige Transparenz entlang der gesamten Lieferkette. Man kann vom Lieferanten bis zum Endprodukt alles klar nachvollziehen, da es dokumentiert ist und so auch Optimierungspotenziale aufzeigen und Prozessfehler minimieren.
terraHORSCH: Welche Herausforderungen sehen Sie für sich bei der Digitalisierung?
Philipp Horsch: Eine Herausforderung ist, dass die Digitalisierung nicht unsere Kernkompetenz ist, wenn man von unserer Firmen-DNA ausgeht. Das muss man ganz klar sagen. Das Thema hat einfach nichts mit praktischer Landwirtschaft zu tun. Da sind für uns auch viele neue Themen dabei, in die wir uns erst einfinden müssen. Wir haben uns bei der Digitalisierung die letzten Jahre eben – und das kommt wahrscheinlich auch von unseren Wurzeln – auf Produkte, Maschinen und andere Themen konzentriert.
Ehrlich gesagt glaube ich, dass wir deshalb im Vergleich zu anderen noch Nachholbedarf haben, vor allem auch bei den Prozessen zum Händler. Da hinken wir schon etwas hinterher, aber wie man sieht, setzen wir uns damit auseinander und wollen schnell aufholen. Was uns hier vor allem hilft, ist unsere Testmentalität. Wir probieren manches auch einfach mal aus. So zum Beispiel im Bereich des D-LAB. Hier haben wir uns digital affine MitarbeiterInnen im Unternehmen gesucht und eine Gruppe aus verschiedenen Bereichen zusammengestellt. Diese arbeiten an neuen Ideen und entwickeln aus ihren Units heraus neue Digitalisierungsschritte. Sie schauen, was wo passen kann, was umsetzbar ist, was hilfreich sein könnte, und haben die Freiheit, diese Ideen auszuprobieren. So wächst unsere Erfahrung und wir können evaluieren, was wir brauchen und umsetzen können.