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Taktgeber Wetter

Von Simon Wyatt

In Schottland Landwirtschaft zu betreiben, bringt verglichen mit den anderen Regionen des Vereinten Königreiches einige spezielle Herausforderungen mit sich. Und dennoch würde Jorin Grimsdale nirgendwo anders arbeiten wollen.

Mountfair Farming wurde 1987 von Jorin Grimsdales Vater William gegründet. Er hatte den Familienbetrieb in Hampshire, England, verkauft und den 280-ha-Betrieb in den Scottish Borders gekauft. Mountfair liegt etwa 8 Meilen westlich von Berwick-on-Tweed und bewirtschaftet zusätzlich im Lohn mittlerweile 2.200 ha entlang des Tweed, dem Grenzfluss zwischen Schottland und England.
„Es ist schon ein Privileg, in so einem schönen Teil des Landes Landwirtschaft zu betreiben. Natürlich gibt es Herausforderungen, aber es ist trotzdem eine spannende und lohnende Arbeit. Wir Landwirte müssen uns anpassen und flexibel sein, uns mit modernen Bewirtschaftungsmethoden beschäftigen und dann das anwenden, was für unsere Bedingungen am besten funktioniert“, erklärt Jorin Grimsdale.

Jorin ist der technische Leiter, sein Bruder Aidan ist der Betriebsleiter von Mountfair. Sie arbeiten beide aktiv mit und werden von zwei Vollzeitangestellten und je nach Bedarf von mehreren selbstständigen Helfern unterstützt. Zusätzlich zum eigenen Betrieb bewirtschaftet Mountfair Farming die Flächen von weiteren fünf Landbesitzern im Lohn. „Die meiste Zeit des Jahres schaffen wir es, die kompletten 2.200 ha mit vier bis fünf Leuten zu bewirtschaften. Aber wenn das Zeitfenster knapp ist, brauchen wir während der Ernte mehr Arbeitskräfte, damit wir alles rechtzeitig schaffen.“

Die kurzen Zeitfenster sind ein immer wie­der­keh­ren­des Problem für die Landwirtschaft in Schottland. Aber laut Jorin Grimsdale kann man die Wetterverhältnisse in Scottish Borders eher mit denen im Südwesten Englands vergleichen. „Es ist feuchter als in East Anglia und im Südosten Englands – deshalb gibt es bei uns nicht diese Trockenperioden, aber es ist trockener als in West-Schottland.“ Jorin ergänzt: „Obwohl es in den Borders und in Northumberland schon im zweiten Jahr in Folge im April sehr, sehr wenig Regen gab, muss man sich nicht gleich fragen, ob das Wetter sich jetzt dahingehend verändert. Wie alle Land­wir­te wissen wir, dass jedes Jahr anders ist. Eines der Hauptprobleme ist, dass die Bodentemperatur schnell abkühlt. Wir müssen also sicherstellen, dass wir Anfang Oktober mit der Aussaat fertig sind.“
Im Gegensatz zur landwirtschaftlichen Praxis in Süd-England, wo die Aussaat nicht vor Mitte Oktober beginnt, und sobald der Ackerfuchsschwanz nicht mehr keimt, beginnt Mountfair Anfang September mit der Aussaat von 1.100 ha Weizen. Das Ziel ist, innerhalb von zwei Wochen fertig zu sein.

„Gott sei Dank gibt es auf den Feldern, die wir bewirtschaften, keinen Ackerfuchsschwanz. Aber das ist etwas, was wir genau im Auge behalten. Und wir haben so die Gelegenheit zu lernen, welche Bewirtschaftungsmethoden weiter im Süden funktionieren.“ Eine verzögerte Aussaat ist gängige Praxis in Gegenden mit einem hohen Anteil an Ackerfuchsschwanz, allerdings schließt das ohnehin schon sehr kurze Erntefenster diese Möglichkeit aus.
„Unsere Strategie ist es, bei der Ernte schnell und effizient zu sein. Das hat sich 2019 ausgezahlt, als wir bereits 80 % des Getreides im Boden hatten, bevor in Großbritannien ein sehr nasser Herbst losging. Es fing am 21. September an zu regnen mit über 100 mm Ende September und Anfang Oktober. Das hat die Aussaattage danach natürlich erheblich reduziert und hat uns wieder in Erinnerung gerufen, wie wichtig es ist, im September zu säen.“

Sommerkulturen helfen, Ungräser zu bekämpfen. Und es hat sich bei Mountfair seit vielen Jahren bewährt, flexibel zu bleiben und die Bewirtschaftungsmethode anzupassen, um Probleme früh einzudämmen oder zu bekämpfen.

Gute Bodenstruktur

Als William Grimsdale 1987 nach Berwickshire umzog, hat er anfangs weiterhin gepflügt und ein Säsystem mit einer Walze genutzt. Aber das war sehr langsam und teuer. Außerdem war ihm klar, wie wichtig es längerfristig sein würde, eine gute Bodenstruktur zu entwickeln, und wie sehr das jährliche Wenden dem Boden schadet. 1988/1989 testete er zum ersten Mal die reduzierte Bodenbearbeitung und entschied sich 2002 schließlich für ein Bewirtschaftungssystem mit einer HORSCH 8 CO Zinkensämaschine.

„Wir arbeiteten zunächst mit einer 8 m HORSCH Zinkensämaschine und stiegen 2006 auf einen 12 m HORSCH CO um, mit dem wir zwölf Jahre lang gearbeitet haben. Es war eine hervorragende Drille, sehr zuverlässig und sie machte in den unterschiedlichsten Bedingungen eine sehr gute Arbeit“, erzählt Jorin.

2018 stellte Mountfair dann vollständig auf ein Controlled-Traffic-Farming-System im Zwölf-Meter-Raster um und ersetzte den CO 12 durch einen 12 m Sprinter. Komplettiert wird der Maschinenpark durch einen 12 m Terrano FM, eine Selbstfahrer-Spritze HORSCH Leeb PT 280 mit 36 m Gestänge und zwei Mähdrescher mit Raupenlaufwerken und 12 m Schnittbreite.

Das oberste Ziel war schon immer, die Effizienz zu erhöhen und die Bodenstruktur zu verbessern. Das heißt auch, die Erträge zu verbessern und die Kosten zu reduzieren – was dazu geführt hat, dass Mountfair Farming eine einfache, aber sehr gut funktionierende Fruchtfolge entwickelt hat.

„Wir arbeiten nicht mit einer Standardlösung, die für alle Betriebe, die wir bewirtschaften, passt. Aber wir versuchen, überall eine effiziente und rentable Fruchtfolge beizubehalten. Ackerbaulich konzentriert sich Mountfair hauptsächlich auf Weizen mit Zwischenfrüchten. Das bringt gute Erträge und ist auch auf lange Sicht nachhaltig.“ Neben den 1.100 ha Weizen wird Folgendes angebaut: 450 ha Raps, 300 ha Sommerhafer, 250 ha Erbsen und Ackerbohnen und etwa 100 ha Zwischenfrüchte im Rahmen von Umweltprogrammen.
Die meisten Böden in der Gegend sind mittlere Tonlehmböden mit einigen schweren Tonböden. Laut Joris ist der Anteil an Sand und Schlamm auch sehr hoch, was natürlich zu einer verstärkten Abnutzung an den Maschinen führt. „Mein Vater hat sich sehr für die Verbesserung der Bodenstruktur interessiert und sich dazu ein großes Wissen angeeignet – das ist auch in unseren Bewirtschaftungsmethoden zu erkennen. Minimalbodenbearbeitung hat viele Vorteile, von der Verbesserung der Böden und der Erträge bis hin zur Reduzierung der Kosten und des Maschinenverschleißes. Da, wo es passt, arbeiten wir so flach wie möglich.
Der Sprinter ist eine sehr vielseitige Sämaschine und wir nutzen ihn auch zur Direktsaat. Er wird super mit Rückständen fertig und wir können ihn auch für die Bodenbearbeitung nutzen. Er ist eigentlich keine Direktsaatmaschine wie die Avatar, aber wir sind mit ihm genauso flexibel wie wir es mit der 12 CO viele Jahre lang waren.“

Weizen, Hafer, Bohnen und Erbsen werden mit dem Sprinter gesät. So läuft das bei Mountfair schon seit acht Jahren, nachdem die Böden von SOYL (das ist das führende Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen im Bereich Präzisionspflanzenbau in Großbritannien) gescannt wurden. Und die Ergebnisse waren hervorragend. Jorin erklärt das so: „Variable Ausbringmengen haben einen positiven Einfluss auf den Ertrag und die Getreideproduktion, da wir mehr gleichmäßige Pflanzen pro Quadratmeter etablieren können. Anfangs haben wir nicht genügend variiert, aber im Laufe der Jahre haben wir die optimale Abstimmung für unsere Felder gefunden, damit das gut funktioniert.“

Laut Jorin soll der Direktsaatanteil in Zukunft erhöht werden, aber im Moment liegt der Fokus darauf, die Bodenbearbeitung in nur einem Arbeitsgang zu erledigen. „Wir haben noch eine 6 m Simba SL, falls wir etwas tiefer bearbeiten müssen und wenn es nötig ist, wird tatsächlich auch gepflügt. Das kommt allerdings nur auf weniger als 10 % der Flächen vor. Auf einigen Feldern wurde schon seit 18 Jahren nicht mehr gepflügt. Da, wo sich immer mal wieder Trespe einschleicht, pflügen wir alle acht bis zehn Jahre und machen dann wieder Minimalbodenbearbeitung. Dadurch wird der Samen vergraben und ruht. Wenn man dann den Boden nicht zu sehr stört, macht er keine Probleme mehr. Da die Beschränkungen für die Nutzung von chemischen Produkten eher noch mehr werden, braucht man einen flexiblen Lösungsansatz.“

Die Störung des Bodens zu reduzieren, ist auch der Grund, warum beide Mähdrescher und der Überladewagen HORSCH Titan mit Raupenlaufwerken ausgestattet sind. „Verdichtungen zu reduzieren, hilft dem Boden. Der Überladewagen entlastet die Mähdrescher und diese können dadurch viel effizienter arbeiten.”

Alles gleichzeitig

Im Rahmen des schottischen Agrarumwelt- und -klimaprogramms sät Jorin Grimsdale 100 ha Zwischenfrüchte. Er sieht das als optimalen Weg, die Bodenstruktur in einem gut geführten System zu verbessern. „Wegen des kurzen Fensters, das wir für die Ernte haben, haben wir keine Zeit, nach der Ernte eine Zwischenfrucht zu säen – im August ist es tatsächlich für uns nicht ungewöhnlich, dass wir zur selben Zeit ernten, Bodenbearbeitung machen und säen!“

Zwischenfrüchte werden stattdessen entweder von April bis August oder von August bis Januar angebaut. „Wir haben so die Möglichkeit, dem Boden einige Nährstoffe zurückzugeben. Unser Ansatz ist da ganz flexibel und wir betrachten immer wieder die Verbesserungen bei den Erträgen und die Aufwandskosten. Wir versuchen auch nicht, überall das gleiche Verfahren anzuwenden. Wenn man als Lohnunternehmer tätig ist, hat man die Verantwortung, die Rentabilität des Betriebes nachhaltig zu maximieren. Und um das zu erreichen, arbeiten wir eng mit den Besitzern zusammen.“

Weizen ist zwar die Hauptkultur, aber Raps ist nach wie vor sehr wichtig. „In Schottland sind Schnecken ein großes Problem, wenn im Winter Raps gesät wird – sie können eine ganze Kultur zerstören. Auch der Erdfloh verursacht immer wieder Schäden, allerdings ist das bei uns ein sehr viel kleineres Problem, als das in einigen der großen Ackerbaugebiete des Landes der Fall ist.“
Der geballte Arbeitsaufwand, der zur Erntezeit nötig ist, unterscheidet sich deutlich von anderen Teilen Großbritanniens. „Wir brauchen viel mehr Trocknungskapazitäten als in den Ackerbaugebieten im Süden Englands. Während der Saison liegt die Feuchtigkeit üblicherweise im Durchschnitt bei 18 % bis 19 %, aber es gibt auch Tage, wo der Wert bei 20 % bis 22 % liegt.“
Mountfair hat gerade in die Bereiche Getreidelagerung und -trocknung investiert: Ein Lager für weitere 3.000 t Getreide und ein großer, automatisierter Satztrockner wurden gebaut. Dieses System wird zusätzlich zu einem Biomassekessel und Bodentrockner und einem alten, bereits vorhandenen Durchlauftrockner, der die neueren Systeme unterstützt, genutzt.
Da die gesamte Getreideernte getrocknet werden muss, ist auch mehr Personal nötig, um sicherzustellen, dass die Trockner ausgelastet sind. Durch den erhöhten Arbeitsaufwand bei der Ernte, der Bodenbearbeitung und der Aussaat – oft zur gleichen Zeit – innerhalb eines kurzen Zeitfensters erhöht sich die Anzahl der Saisonarbeitskräfte von vier auf 14.

„Gott sei Dank ist unsere Gegend stark landwirtschaftlich geprägt und so können wir die Arbeitskräfte über spezialisierte Agenturen oder Studenten aus Edinburgh oder Newcastle bekommen, um das Kernteam zu unterstützen.“ 

Vor Kurzem wurde der Leeb PT 280 durch einen Leeb PT 8.300 ersetzt.

„Unsere Spritze hat seit Februar Unterstützung vom HORSCH Shuttle bekommen. Es wurde von Aidan auf einem von zwei hydraulisch abnehmbaren Trägern angebaut und so eingerichtet, dass es optimal zu unserem Mountfair System passt. Der Shuttle hat einen 8.000-l-Tank, der zum PT 8.300 passt. Er macht die Ausbringung von Flüssigdünger und die ganz Spritzlogistik schneller und einfacher.“

Wenn Zeit so ein wichtiger Faktor ist, dann ist die Unterstützung durch den Händler essenziell. „Unser Händler vor Ort, Kelso Harvesters, bietet einen hervorragenden Service. Sie verstehen den Druck, unter dem wir oft stehen. Zusammen mit der Unterstützung, die wir von HORSCH direkt bekommen, stärkt das unser Vertrauen in die Produkte. Sie wurden nach den Prinzipien gebaut, die zu unserem ackerbaulichen Ansatz passen.“