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Kreisläufe schließen

Georg Mayerhofer ist ein Landwirt mit Ideen. Er hat einiges ausprobiert und dabei viele Erfolge erzielt. Trotzdem ist er ständig auf der Suche nach neuen Methoden, seinen Betrieb zukunftsfähig aufzustellen. terraHORSCH hat ihn in Ortenburg/Niederbayern besucht.

Bei unserem Besuch Anfang November hat Georg Mayerhofer eigentlich wenig Zeit. Die Maisdruschsaison läuft noch voll. Und da muss er regelmäßig nach der Trocknungsanlage schauen. Für unseren Termin nimmt er sich dann aber mehr Zeit als ursprünglich gedacht. Denn zu zeigen und zu erzählen hat er viel.

Bundesweit bekannt wurde Georg Mayerhofer als Gewinner des Titels „Landwirt des Jahres 2017“ beim Ceres Award. Schon damals bescheinigte ihm die Jury, dass er sich nicht davor scheue, neue Verfahren anzuwenden und diese auch noch zu verbessern. Das gilt zum Beispiel für das Thema StripTill. Georg Mayerhofer rüstete ein handelsübliches Streifenbearbeitungsgerät so um, dass er per Verschlauchung zusätzlich noch Gärrest ausbringen kann. „StripTill hat sich auf meinem Betrieb hervorragend bewährt“, berichtet der Landwirt. „Obwohl wir sandige bis tonige Lehmböden haben und mir viele Berufskollegen davon abrieten. Erosionsschutz ist in unserer Gegend besonders wichtig. Und ich habe Reihenkulturen, die gedüngt werden müssen. Mit Streifen quer zum Hang und bodenschonend, ohne mit dem großen Fass auf die Zwischenfrucht zu fahren, war ein wirklich gutes System. Zumal wir den Gärrest sehr flach auf nur etwa 15 cm eingearbeitet haben. Das Problem für mich ist dabei aber Glyphosat. Und ohne funktioniert dieses Verfahren nicht. Für meinen Betrieb suche ich jedoch eine längerfristige Perspektive ohne Abhängigkeit zur Agrarchemie im Allgemeinen und zu einem bestimmten Wirkstoff im Besonderen. Deshalb sind wir im Moment in der Umstellungsphase auf ökologische Bewirtschaftung. Ich habe mir eine Zeit lang überlegt, mehr in Richtung Hybrid-Landwirtschaft zu gehen. Da habe ich schon einiges probiert, wie den Rapsanbau ohne Insektizide. Auch das hat gut geklappt. Aber ganz ehrlich: Da passt der Preis nicht. Trotz Verhandlungen beispielsweise über das DLG-Nachhaltigkeitszertifikat war der Handel nicht bereit, etwas mehr zu bezahlen. Einen zusätzlichen Ausschlag gab die Tatsache, dass wir 1.450 Mastplätze für Schweine haben. Wir tun zwar schon seit Längerem viel für das Tierwohl, zum Beispiel durch eine geringere Belegung und die Schaffung von Spielbereichen. Aber ein Zukunftsmodell ist die konventionelle Schweinehaltung auf Vollspaltenboden sicherlich nicht.“

Umstellung auf Bio

Georg Mayerhofer hat seine 350 ha Ackerbau zum 1. Juli 2021 umgestellt. Bewusst hat er sich für die Mitgliedschaft in einem Verband, und zwar bei Naturland entschieden: „Hier gefällt mir besonders, dass dieser groß und international ist“, sagt er. „In einer globalisierten Welt ist mir das wichtig. Dazu kann ich bei Naturland viele Entscheidungen selbst treffen. Es gibt aber auch soziale Komponenten. Zum Beispiel einen Stundenausgleich zwischen Ferkelerzeuger und Mäster. Das ist gerecht, beide Seiten verdienen dabei Geld. Bisher halte ich zwar noch keine Bioschweine, ich freue mich aber darauf, dieses Thema bald anzugehen.“

Ein Knackpunkt war aber die Biogasanlage. Mayerhofer hält daran 75 %, ein konventionell wirtschaftender Kollege 25 %. Diese Konstellation will der Landwirt gerne so beibehalten. Ansonsten hätte der Gesellschaftervertrag gekündigt werden müssen. Jetzt darf aber 30 % externes pflanzliches Substrat verwendet werden. Ein zusätzlicher Faktor war, dass durch die Umstellung weniger Gülle anfällt, die Anlage aber mit Wärme- und Güllebonus betrieben wird. Da jedoch nächstes Jahr die Förderperiode endet, gelten künftig ohnehin andere Rahmenbedingungen.

Georg Mayerhofer kann es kaum erwarten, richtig mit dem ökologischen Ackerbau loszulegen. Besonders auf die Spezialkulturen ist er gespannt. Viele Dinge kennt er jedoch schon. „Vor allem die Ansätze der regenerativen Landwirtschaft mit Dauerbegrünung und nur minimalen Eingriffen in den Boden gefallen mir“, erklärt der Betriebsleiter. „Da habe ich schon viele gute Beispiele in der Praxis gesehen und konnte bereits selbst Erfahrungen sammeln. Ohne Pflug arbeiten wir auch schon einige Jahre. Ich sehe das aber nicht ideologisch. Wann immer es geht, verzichte ich auf den Pflug, wenn nötig, setze ich ihn ein. Wie etwa dieses Jahr. Durch die nassen Bedingungen während der Ernte habe ich auf einigen Schlägen gepflügt. Das Resultat ist erheblich besser als auf den Flächen, die nur gegrubbert wurden. Da sieht man jetzt noch jede Mähdrescherspur. Insgesamt ist es mein Ziel, den regenerativen Gedanken mit dem Öko-Landbau zu verbinden.“ Dabei steht auch der Humusaufbau im Fokus. „Denn durch den Klimawandel und die dadurch bedingten Erosionen durch Wind und Wasser werden wir da noch mehr tun müssen“, ist der Landwirt überzeugt.

Strikte Einteilung

Gerade ist Georg Mayerhofer dabei, Erfahrungen zu sammeln. So wurden für die Umstellungszeit 40 ha Kleegras und Wickroggen in die Fruchtfolge integriert. Der Wickroggen bietet dann die Voraussetzungen für Buchweizen.
Sämtliche seiner Schläge sind in die beiden Kategorien hackfähig und nicht-hackfähig eingeteilt. Das heißt: In Hanglage wird grundsätzlich kein Mais oder Soja angebaut. Bio-Zuckerrüben waren auch interessant, aber dafür hat der Landwirt derzeit kein Kontingent. Wo es nur etwas hängig ist, legt Mayerhofer Erosionsstreifen an. Diese sind 15 oder 30 m breit. Auf ihnen wächst meist Wickroggen plus Untersaat. Sie werden nicht gedüngt. Ziel ist es, im Juli ein erstes Mal zu mähen und möglichst noch zwei weitere Male. Was dieses System rund macht: Die Verwertung erfolgt über die Biogasanlage.
Die Begrünung des Restes der Fläche erfolgt mit hochwertigen Zwischenfrüchten mit winterharten Komponenten. Mit möglichst wenig Bodenbearbeitung können hier dann im Frühjahr die Reihenkulturen angesät werden. Für die Berufskollegen ist der Anblick von Mayerhofers Flächen sicherlich gewöhnungsbedürftig. Während sie versuchen, möglichst große Schläge zu bekommen, unterbricht das der Landwirt bewusst. Der Mehraufwand dafür halte sich aber Grenzen.

„Über eine weite Fruchtfolge und die permanente Begrünung wollen wir den Anforderungen der Zeit entsprechen“, sagt Georg Mayerhofer. „Wie genau diese Fruchtfolge aussehen wird, entscheidet sich aber noch. Da plane ich meistens für zwei Jahre im Voraus. Neben Soja sind da sicherlich Quinoa und Buchweizen, Sonnenblumen und Amaranth in Öko-Qualität interessant. Was die intensiveren Hackkulturen angeht, werden wir die Rotation so steuern, dass regelmäßig Kleegras oder Wickroggen in der Fruchtfolge sind. Aktuell bauen wir Silomais, Sojabohnen, Winterweizen, Wintertritikale, Wintergerste, Winterackerbohnen, durchwachsende Silphie und etwas Hafer an. Im Umstellungsjahr haben wir noch auf Winterraps und Winterdurum verzichtet. Dazu kommen Kleegras, Wickroggen und Wickroggen-Plus, die allesamt nicht gedüngt werden. Zusätzlich habe ich Weidelgras als Dauergrünland angesät.“

Auf die Menschen kommt es an

Sehr zufrieden ist der Betriebsleiter mit seiner derzeitigen Mannschaft: „Einen besonders guten Austausch habe ich mit Sebastian Ernst, der Vollzeit bei mir arbeitet. Er ist ein echter Pflanzenbauprofi. Wir diskutieren sehr viel über unsere Ideen und entwickeln den Betrieb gemeinsam weiter. Auch Martin Gruber, unser derzeitiger Auszubildender, passt hervorragend zu uns. Beste Erfahrungen habe ich auch mit Praktikanten gemacht. Zusätzlich habe ich noch drei 450-Euro-Kräfte, die hauptsächlich Schlepper fahren oder wie im Falle von Georg mit den Tieren arbeiten. Und selbstverständlich unterstützt uns mein Vater nach besten Kräften.“

Apropos Schlepper. Davon gibt es derzeit drei Stück auf dem Betrieb. Die Anschaffung eines Weiteren ist geplant. Der größte hat eine Leistung von 250 PS. Auch ein eigener Mähdrescher ist vorhanden. Insgesamt ist Georg Mayerhofer jedoch nicht übermaschinisiert. Wenn möglich, organisiert er sich mit Kollegen in Gemeinschaften. Was jedoch absolut termingerecht erledigt werden muss, ist seiner Überzeugung nach das Hacken und Striegeln. Die Hacke Transformer VF mit 6 m Arbeitsbreite besitzt er bereits, die Anschaffung eines Striegels ist für das nächste Jahr geplant. Hier hat er sich für einen Cura von HORSCH entschieden. „Die Geräte überzeugen mich nicht nur technisch“, sagt der Landwirt. „Mit HORSCH arbeite ich schon seit Längerem gut zusammen. Unsere Philosophien passen einfach zusammen, denn beide sind wir daran interessiert, die Dinge ständig weiterzuentwickeln. Darüber hinaus finde ich den persönlichen Kontakt und die fachlichen Diskussionen mit den Mitarbeitenden sehr inspirierend.“ Seine HORSCH Spritze hat Georg Mayerhofer jedoch aus gegebenem Anlass vor Kurzem verkauft, wie er schmunzelnd hinzufügt.

Ohne GIS geht nichts

Wichtig ist Mayerhofer die Verwendung von Geo-Informations-Systemen. Er arbeitet vorrangig mit dem JD Operations Center, das Daten wie die Ertragskartierung oder die Spurenverwaltung in Farm Facts integriert. Ohne IT-Hilfe würde das Ganze auch nicht funktionieren. Aktuell werden 120 Schläge bewirtschaftet (18 Mais, 17 Weizen, neun Gerste), die dann ja oft zusätzlich mit Erosionsstreifen versehen sind. Dieser hohen Anzahl kann der Landwirt aber etwas Positives abgewinnen: „So haben wir die Möglichkeit, in der Fruchtfolge gut durchzutauschen. Und positiv auf die Artenvielfalt wirkt sich das auch noch aus.“
Gerade letzteres Thema ist Georg Mayerhofer wichtig. Bei unserer Rundfahrt mit ihm kommen wir auf einem Acker vorbei, in dessen Mitte sich ein sechs Meter breiter Streifen mit einer bunten Pflanzenmischung zieht. „Das ist eine Beetle Bank, die wir angelegt haben, um Kleinlebewesen, aber auch Vögeln einen Lebensraum zu bieten“, erklärt uns Mayerhofer. „Dies passiert im Rahmen eines Forschungsprogrammes und wird wissenschaftlich begleitet.“

Perspektive

Wie es mit der oben erwähnten Schweinemast im Biobetrieb weitergeht, ist noch offen. Aber Georg Mayerhofer hat bereits Pläne. „Zum Betrieb passen würde das schon sehr gut, vor allem bei den derzeitigen Preisen für Bioschweine. Ich denke darüber nach umzubauen und nur noch drei der bisher fünf Ställe zu nutzen. Ich werde mir aber mit der Entscheidung Zeit lassen. Druck habe ich keinen. Die Ställe sind bezahlt und mein Vater hat sie immer in gutem Zustand gehalten. Aber es wäre schon reizvoll, das eigene Biofutter zu veredeln. Schwierigkeiten sehe ich höchstens im Ferkelbezug.“ Dazu passt eine weitere Idee, die schon in der Umsetzungsphase ist: die Produktion von hochwertigstem Wagyu-Rindfleisch. Georg Mayerhofer baut dazu bereits eine Herde auf. In die Fleischproduktion wird er aber erst einsteigen, wenn die nötige Anzahl an Tieren vorhanden ist. Seine Pläne erklärt er folgendermaßen: „Die Rinder stehen auf einer separaten Hofstelle. Dort kann ich einen Winterstall nutzen, könnte aber auch erweitern. Weideflächen sind vorhanden, die ich erst mähen und dann einzäunen kann. Die Endmast soll wiederum mit eigenem Eiweißfutter erfolgen. Auch wenn meine Mitarbeiter und ich passioniere Ackerbauern sind – wir Landwirte sollten immer in Kreisläufen denken. Und da gehört Tierhaltung einfach dazu.“