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Für gut befunden

Die neuen Maestros von HORSCH sind mit zwei verschiedenen Dosierverfahren erhältlich. Während das AirVac System seine Feuertaufe bereits hinter sich hat, ist 2021 für die AirSpeed Dosierer das erste Serienjahr. terraHORSCH fasst Eindrücke aus der Praxis zusammen.

Schnell, präzise, vielseitig – so beschreibt HORSCH die Hauptvorteile der neuen Maestro Einzelkornsämaschinen. Zum Einsatz kommen dabei zwei verschiedene Dosierer. Die Systeme AirVac und AirSpeed sind sehr ähnlich aufgebaut und arbeiten eigentlich nach demselben Dosierprinzip. Beim AirVac System wird per Vakuum vereinzelt, also das Saatgut an eine Lochscheibe gesaugt. Das AirSpeed System arbeitet dagegen nach dem Überdruckprinzip, die Körner werden an die Lochscheibe gedrückt. Der große Unterschied liegt in der Übergabe des Saatgutes vom Dosierer in den Boden: Beim AirVac System werden die Körner mittels eines Fallrohrs in den Furchengrund geleitet und bei Bedarf noch von der Fangrolle angedrückt. Beim AirSpeed System werden die vereinzelten Körner von einem Luftstrom erfasst, beschleunigt und mit dem Luftstrom durch das Schussrohr in den Boden geschossen. Die Fangrolle ist fest verbaut und bettet das Saatgut ein.

Maschinen mit AirVac Dosierer liefen bereits in der letzten Saison in Serie. Die ersten Maestros SX (AirSpeed Dosierer nach dem Schusssystem) kamen im Frühjahr dieses Jahres zu den Kunden.
Eine Maestro 16 SX ging in die Nordost-Ukraine in die Region Tschernihiw. Der Betrieb Itschnanske betreibt dort auf 12.500 ha Ackerbau. Hauptfrüchte sind Winterweizen, Sommergerste, Sonnenblumen, Mais und Soja. Gearbeitet wird hauptsächlich mit John Deere-Schleppern und Claas-Mähdreschern. Von HORSCH besitzt das Agrarunternehmen zwei Tiger 4 MT mit aufgebautem Düngetank, zwei Maestro 24 SW sowie die neue Maestro 16 SX. Zur weiteren Maschinenausstattung gehören eine 16-reihige Direktsaatdrille, eine Scheibenegge und zwei Pflüge.
Der Hauptgrund für die Anschaffung der Maestro SX war die extrem hohe Schlagkraft bei sicherer Einbettung der Körner.

Betriebsleiter Mykola Kopyl berichtet, dass das Ein- und Ausklappen sehr schnell geht. So schnell und einfach, dass es die Abläufe nicht stört und er es nicht einmal für nötig hielt, die Zeit für den Vorgang zu stoppen. Ebenso lobt er die Bedienung: „Der Service-Techniker hat uns nur einmal erklärt und gezeigt, wie alles funktioniert, dann sind wir alle sehr gut damit zurechtgekommen.“ Die Körner passieren ja im Schussrohr einen Sensor, der die Körner zählt, die Abstände zwischen den Körnern ermittelt und somit auch Information über Doppel- und Fehlstellen gibt. Diese Werte werden übersichtlich am Terminal der Maschine angezeigt. Da die Dosierer elektrisch angetrieben sind, können sie reihen-individuell angesteuert werden. So sind Einzelreihenabschaltung, SectionControl, VariableRate und Fahrgassenschaltung möglich. Neben einer VariableRate Schaltung über die komplette Arbeitsbreite ist es mit einer entsprechenden hochauflösenden Applikationskarte auch möglich, die Saatmenge innerhalb der Arbeitsbreite einzelreihenbezogen zu steuern. Bei der Fahrgassenschaltung ist ein prozentualer Aufschlag auf die Aussaatstärke in den Reihen links und rechts der Fahrgasse individuell einstellbar.

Auch mit der Bedienung der „Hardware“ ist Mykola Kopyl zufrieden: „Ablagetiefe, Schließrollen, Räumsterne – alles ist Ruckzuck eingestellt. Die Bedienelemente sind gut erreichbar.“

„Der Wechsel der Dosierscheiben geht flott“, sagt der Betriebsleiter. „Wir haben da ja den Vergleich zum alten System. Mit Präzision und Ablagegenauigkeit bei verschiedenen Kulturen waren wir auch zufrieden. Unser Agronom sagte, das sei die beste Körnerverteilung gewesen, die er bis jetzt gesehen hat. Sogar mit schlechtem, unterschiedlichem Saatgut. Mit dem Maestro SW Dosierer hatten wir manchmal Probleme mit kleinem und dünnem Sonnenblumen-Saatgut. Der AirSpeed Dosierer hat das wirklich gut bewältigt. Die automatische Regelung des Schardrucks, AutoForce, war bei uns kontinuierlich eingeschaltet. Die Ablagetiefe hat dabei immer gepasst.

Einen kleinen Kritikpunkt gibt es bei der Tankgröße und der Reichweite: Die Menge an Dünger und Saatgut hat bei Mais für 30 ha gereicht, bei Mikrogranulat aber nur für 20 ha. Der Behälter könnte also für unsere zugegebenermaßen vergleichsweise sehr hohe Ausbringmenge etwas größer sein.“

Nun aber zu einem ganz wesentlichen Faktor auf einem Großbetrieb: der Schlagkraft. In der Ukraine wurde die Erfahrung gemacht, dass die 16-reihige Maestro SX dieselbe Leistung gebracht hat wie eine Maestro 24 SW: 200 – 220 ha in 24 Stunden. Die Geschwindigkeit betrug dabei 16 – 17 km/h bei Mais und 14 – 15 km/ha bei Sonnenblumen.

Diese Werte freuen Thomas Murr, Sales Support Planting bei HORSCH: „Sie decken sich absolut mit unseren Angaben. Offiziell bestätigen wir eine maximale Geschwindigkeit von 15 km/h, wissen aber auch von Praktikern, die bis zu 18 km/h gefahren sind. Aber man sollte immer bedenken: Je höher die Geschwindigkeit, desto besser müssen die Einflussfaktoren passen. Und bei 15 km/h muss eigentlich alles optimal sein. Besonders gilt das für das Saatbett. Am besten feinkrümelig sowie ausreichend rückverfestigt und sehr eben. So gibt es weniger mögliche Erschütterungen an den Saatreihen. Die Maschine muss ruhig laufen, damit Vereinzelung und Kornablage auch bei diesen sehr hohen Geschwindigkeiten noch präzise funktionieren können. Auf dem Betrieb Kernel, ebenfalls in der Ukraine, wurden mit einer Maestro 24 SX Höchstgeschwindigkeiten in der Schwarzerde von 17 bis 18 km/h erzielt. Im Schichtbetrieb konnten so an 24 Stunden 400 bis 450 ha gesät werden. Das ist selbst für uns beinahe kaum zu glauben!“

Allerdings muss bei solchen Leistungen entsprechend Zugkraft dahinterstecken. „400 PS sind da bei 24 Reihen nicht zu viel“, so die Erfahrung von Thomas Murr. „Besser sind manchmal 500 PS mit großer Hydraulikpumpe. Auf den Großbetrieben ist das meist kein Problem, da die großen Bodenbearbeitungsschlepper im Frühjahr eh nur rumstehen. Der Grund liegt im relativ hohen Ölbedarf für die Pneumatik, denn wir brauchen bei dieser hohen Fahrgeschwindigkeit mehr Luft als beim Vakuum-System. Und zwar nicht nur für das Saatgut, sondern vor allem für den Dünger. Es wird da ja richtig viel Material transportiert. Bei der Pneumatik haben wir die größten und stabilsten Komponenten verbaut, die es am Markt gibt. Normalerweise kommt das Öl ja komplett vom Schlepper. Optional bieten wir eine Bordhydraulik per Zapfwelle an. Aber in der Regel haben die Traktoren ausreichende Kapazitäten.

Mit steigender Geschwindigkeit wachsen natürlich auch die Anforderungen an Haltbarkeit und Verschleißfestigkeit der Maschine. Schauen wir uns die Grundkomponenten wie Parallelogramme, Grundrahmen und Reihenkörper an, sind wir hier sehr gut aufgestellt. Große Drehpunkte mit Buchsen, stabile Lager und Klapp- bzw. Drehpunkte sorgen für ausreichend Reserven für die zunehmende Belastung. Bei guter Pflege und Wartung der Maestro SV/SX sind Einsatzsicherheit und hohe Gesamtleistungen gegeben. Für die Verschleißteile Dünger- und Säscheiben gilt aber der alte Grundsatz: doppelte Geschwindigkeit - vierfacher Verschleiß. Vor allem die Großbetriebe nehmen das trotzdem in Kauf. Sie wollen die kurzen Zeitfenster für die Aussaat optimal nutzen.

Obwohl es das erste Serienjahr für die Maestro SX ist, konnten wir schon viel Erfahrung mit der Maschine sammeln“, sagt Thomas Murr. „Wir haben getestet und vorgeführt. Einige Kunden haben uns aber auch ohne Vorführung ihr Vertrauen geschenkt und in eine Maschine mit AirSpeed Dosierung investiert. Und das, obwohl es sich um ein bisher weniger verbreitetes Dosiersystem handelt. Viele Maschinen konnten wir in Osteuropa platzieren, potenzielle Einsatzgebiete sind aber auf der ganzen Welt einschließlich Zentraleuropa. Interessant ist, dass wir offensichtlich die Anforderungen der unterschiedlichen Märkte sehr gut getroffen haben, da wir in allen Arbeitsbreiten und Maschinen-Kategorien solide Verkaufszahlen sehen.“