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„Das Schicksal hat mich zu HORSCH geführt“

Mit erst 23 Jahren hat Amir Ali Sabiri genug erlebt, um einen ganzen Roman zu füllen. Nach seiner Flucht aus Afghanistan und dem Iran ist er in seiner neuen Heimat Deutschland angekommen. Jetzt hat er seine Ausbildung bei HORSCH mit einer herausragenden Leistung abgeschlossen.

Doch bis zu seinem großartigen Abschluss als Industriemechaniker in Schwandorf war es ein weiter Weg – und der fing 4.700 km entfernt im afghanischen Samangan an. Dort wurde Amir Ali Sabiri geboren.
Als er zwei Jahre alt war, flüchtete seine Familie in den Iran und fand in Isfahan, etwa 250 km südlich der Hauptstadt Teheran, eine neue Heimat. Dort hat Amir Ali noch zwei Brüder und drei Schwestern. Auch seine Mutter lebt dort. Als er 13 Jahre alt war, starb sein Vater. Amir Ali musste die Schule verlassen und arbeiten gehen, um mit für das Auskommen der Familie zu sorgen. Mit 16 lernte er seine erste große Liebe kennen, ein Mädchen afghanischer Abstammung, so wie er. Deren Brüder jedoch waren mit der Beziehung nicht einverstanden und drohten ihn zu töten.

Im Haus des Guten Hirten

Seine Mutter und ein Onkel beschlossen daraufhin, dass er das Land verlassen muss, um nicht umgebracht zu werden. Da er nicht zurück nach Afghanistan konnte, sollte Skandinavien sein Ziel sein. Denn in Schweden und Dänemark leben viele Afghanen.
Bei Nacht und Nebel begann dann für Amir Ali eine Odyssee, die über fünf Monate dauerte und die ihn im Iran beginnend über die Türkei, Rumänien, Ungarn und Österreich über Passau nach München und von dort schließlich nach Schwandorf führte. Am Ende seiner langen Reise wurde er zusammen mit anderen Jugendlichen, die ohne Eltern auf der Flucht waren, im „Haus des Guten Hirten“ in Ettmannsdorf untergebracht. Da war er noch nicht einmal 17 Jahre alt und bereits seit mehr als fünf Monaten ohne Unterbrechung auf der Flucht.

Das Haus des Guten Hirten organisierte nach kurzer Zeit den Besuch des Schwandorfer Berufsschulzentrums, wo man begann, den jungen Leuten die deutsche Sprache beizubringen, denn um in einem fremden Land und in einer anderen Kultur Fuß zu fassen, ist die Sprache der Schlüssel zu allem.
Auf die Frage, wie er sich auf seiner Flucht durch alle diese Länder eigentlich verständigt hatte, antwortet er: „Mit etwas Englisch habe ich es geschafft. Ich habe im Iran zum Glück immer viele Filme auf Englisch mit persischen Untertiteln angesehen. So habe ich gelernt.“
Bereits nach drei Monaten in der 10. Klasse wurde Amir Ali wegen seiner guten Leistungen in die 12. Klasse versetzt. In dieser Klasse ist es den Schülern möglich, Praktika in Betrieben der Region zu machen und so ihre Neigungen auszutesten. Nach Praktika in zwei Firmen als Metallbauer kam Amir Ali schließlich zu einem Kurzzeitpraktikum zu HORSCH. Hier machte er seine Sache so gut, dass ihm ein Ausbildungsvertrag zur „Fachkraft für Metalltechnik“ angeboten wurde. Ohne zu zögern, sagte Amir Ali zu. „Ich war dankbar, endlich angekommen zu sein, und wollte durch meine Leistung auch Danke sagen“, sagt Amir Ali.
Bei der Fachkraft für Metalltechnik handelt es sich um eine zweijährige, anerkannte Berufsausbildung mit einem hohen praktischen Anteil und weniger Theorie. Die Ausbildungsplätze hatte HORSCH damals zusätzlich zu den bereits geplanten Plätzen neu geschaffen.

Ausgezeichnet

Eine der größten Herausforderungen für ihn war die Fachsprache. In Alltagssituationen konnte er sich bereits recht gut verständigen. Die vielen neuen fachspezifischen Begriffe, die nun auf ihn einprasselten, musste er jedoch erst alle noch lernen.
Mit viel Fleiß und Ausdauer schaffte er es, die Ausbildung nach zwei Jahren als einer der Besten mit der Note 1,3 abzuschließen.
Von da an arbeitete Amir Ali in der Produktion als Fachkraft, aber bereits nach kurzer Zeit erwachte sein Ehrgeiz erneut. Er entschloss sich, seine bereits abgeschlossene Ausbildung zu ergänzen und weitere anderthalb Jahre drauf zu packen, um den Beruf des Industriemechanikers zu erlernen. Er hatte beim Mitarbeiten in Produktion und Logistik erkannt, dass es noch viel zu lernen gibt.

Auch diese zweite Ausbildung hat er nun als einer der Besten in ganz Bayern erneut mit der Note 1,3 bestanden. Darüber hinaus wurde er von der IHK Regensburg/Bezirk Oberpfalz/Kelheim als Kammerbester seines Ausbildungsberufs ausgezeichnet. „Nun werde ich erst einmal hier in Schwandorf weiter mein Bestes geben. Ich habe viele Freunde gewonnen und nur, wenn ich gut arbeite, bekomme ich auch weiter die Aufenthaltserlaubnis, um hierzubleiben. Ich möchte Geld verdienen, um auch meine Mutter im Iran wieder besuchen zu können.“ Er hatte sie bereits im Jahr 2020 nach der langen Zeit seit seiner Flucht mit seinem ersten gesparten Geld besucht. Und er möchte auch der Familie wieder etwas von dem Geld zurückgeben, dass sie für seine Flucht so hart erspart hatte.
Das Gespräch beendet er mit den Worten: „Ich hoffe, ich darf hierbleiben. Wenn ich nach Afghanistan abgeschoben werde, komme ich in ein Land, das ich nicht kenne und an das ich keine Erinnerung mehr habe. Meine Heimat ist jetzt hier in Deutschland.“