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HORSCH treibt unterschiedliche Aspekte der Autonomie voran

In fünf kurzen Aussagen beschreiben Michael und Philipp Horsch, was man unter Autonomie versteht, welche technischen Voraussetzungen nötig sind, wie sich das Thema bei HORSCH entwickelt hat und was in Zukunft noch erforderlich wird.

Michael Horsch: Die ersten Schritte in Richtung Autonomie – das müsste so Anfang der 2000er gewesen sein, als wir das erste GPS-Lenksystem von AutoFarm für HNG gekauft haben. Es war damals das erste RTK-System aus den USA, mit dem wir im Zentimeterbereich fahren konnten. Als das lief, haben wir uns gleich gedacht: Wenn so was geht, muss man auch autonom fahren können. Das Projekt ist aber zu der Zeit wieder im Sande verlaufen. Mit dem Kauf des heutigen Testbetriebs AgroVation in Tschechien hatten wir die Chance, uns mit CTF und Spurplanung zu beschäftigen. Ursprünglich aus ackerbaulichen Gesichtspunkten gestartet, wurde uns aber schnell klar, dass CTF vor allem ein Planungsthema ist. Das war ein weiterer Schritt in Richtung Autonomie.

Philipp Horsch: Viele Dinge, die man heute unter dem Begriff Autonomie versteht, würde ich eher als Automatisierung bezeichnen. Nehmen wir als Beispiel einen Schlepper, der mit GPS fährt und alleine umdrehen kann – das ist erst mal nur ein Automatisierungsschritt, denn man hat noch jemanden, der auf der Maschine sitzt und bedient. Autonomie bedeutet, tatsächlich fahrerlos unterwegs zu sein. Und es sind auch andere Fahrzeuge, d.h. ohne Kabine am Fahrzeug. Und ganz wichtig ist: Vor der Autonomie kommt eben die Automatisierung. Das ist definitiv der erste Schritt. Hier sind wir mittlerweile auch schon sehr weit, da die Automatisierung ja schon seit Jahren ein großes Thema ist. Bis zur Vollautonomie müssen wir allerdings noch viele Hürden nehmen.

Philipp Horsch: Damit wir heute schon teilautonom arbeiten können, sind vor allem drei Dinge vorausgesetzt: Zum einen ist da das Spurplanungssystem. Dann braucht man natürlich Geofencing, also einen digitalen Zaun. Und der dritte Punkt ist das Sicherheitsthema. Dieses lösen wir heute, indem wir einen „Fahrer“ mit einer Fernbedienung am Feld haben, dessen Aufgabe die Überwachung ist und der im Notfall eingreift. Die Fernbedienung ist für einen Umkreis von 500 m zugelassen. Diese drei Aspekte sind wichtig, damit wir teilautonom schnell ins Feld gehen können und sicher sind. Der nächste Schritt ist dann logischerweise die Sensorik, damit die Maschine überwacht werden kann, wie zum Beispiel eine Verstopfungserkennung etc. Technisch arbeiten wir an verschiedenen Konzepten, denn wir wissen momentan noch nicht, was sich wo bewähren wird. Was wir wissen, ist, dass wir die verschiedenen Konzepte ans Feld bringen, üben bzw. lernen müssen und uns entwickeln. Wir sind auf jeden Fall ergebnisoffen unterwegs.

Michael Horsch: Ein weiterer großer Punkt ist die aktuelle Gesetzeslage. Momentan trennt der Gesetzgeber Straße und Feld rechtlich nicht, sondern behandelt sie gleich. Nur wird auf der Straße wesentlich schneller gefahren und das noch mit Gegenverkehr. Der Bedarf für eine Neudefinition und der öffentliche Druck, dass da endlich Rahmenbedingungen geschaffen werden, ist groß. Wenn wir Straße und Feld trennen, können wir schneller ins Feld gehen. Ein weiterer Punkt ist die Homologisierbarkeit des Sicherheitskonzepts, d.h. Kamerasysteme, Radar- und Lidarsysteme. Wir hoffen, dass die Sicherheitssysteme in den nächsten Jahren so weit weiterentwickelt werden, dass sie homologiert werden können, denn technisch sind wir eigentlich so weit. Für einen Testbetrieb ist das momentan alles völlig ausreichend, denn dort wollen wir ja auch Erfahrung sammeln, Maschinen testen und in den Betriebsablauf integrieren.

Michael Horsch: Die Generation, zu der ich übrigens auch gehöre, die auf voll klimatisierte Kabinen und eine protzige Motorhaube abfährt, geht zu Ende. Die nächste Generation steht schon in den Startlöchern, ist heute 14 bis 18 Jahre alt und digital aufgewachsen. Der Umgang mit Touchscreen, Smartphone und Tablet ist fast schon angeboren. Die jungen Leute bedienen alles, was sich bewegt, völlig intuitiv und ohne jemals eine Betriebsanleitung gelesen zu haben. Die Bediener sind schon da. Wir müssen den Anforderungen gerecht werden.