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Folgen von Rohstoffknappheit

Die aktuelle Markt- und Einkaufssituation ist durch verschiedene Einflussfaktoren angespannt. Nicht nur Covid-19 hat Auswirkungen, sondern auch veränderte Lieferzeiten, Preissteigerungen bei Rohstoffen und Frachten, eine erhöhte Nachfrage sowie geringe Kapazitäten im Markt. Besonders gilt das im Maschinenbau und bei Automobilherstellern. Auch bei der HORSCH Maschinen GmbH hat die aktuelle Lage Auswirkungen.

Der Stahlpreis hat sich pro Tonne fast verdoppelt. Es gibt Versorgungsengpässe, manche Stahlsorten sind sogar ausverkauft. Leere Warenlager erhöhen die Kosten zusätzlich. „Wir haben gedacht, dass der Peak im Februar oder März erreicht ist. Aber die Situation ist weiterhin verschärft“, so Dr. Johann Neidl (Purchasing und Digitalization). Ähnliche Preissteigerungen gab es schon einmal im Jahr 2008. Hier hat sich die Situation aber nach fünf bis sechs Monaten entspannt.
Lieferschwierigkeiten aus anderen Ländern wirken sich auf die gesamte Lieferkette aus. Wenn Fertigungsstätten zusätzlich durch starke Witterungen oder wie in Taiwan und China durch Brände stillgelegt werden müssen, gibt es Eruptionen im gesamten Markt. Das wirkt sich auf die Lieferzeiten aus. „Wo man vorher bei zehn bis 15 Wochen Lieferzeit war, haben wir jetzt teilweise 30 Wochen. Das geben wir leider auch in der Kette weiter“, so Neidl.

Auch andere Warengruppen sind betroffen. Kupfer- und Aluminiumpreise haben sich ebenfalls verdoppelt, die Holzpreise sogar verdreifacht. Gleichzeitig gibt es auch hier Versorgungsprobleme. Auch bei Elektronikkomponenten und Kunststoffen gibt es am Markt mittlerweile Verknappungen. Zum Teil fehlt das Ausgangsmaterial, aber das Angebot hängt auch der Nachfrage hinterher. Trotz der Preise werden Sonderkäufe getätigt. Das erhöht die Nachfrage und infolgedessen die Kosten. Um die existenzbedrohende Situation für Lieferanten etwas abzudämpfen, versucht HORSCH durch Langfristverträge, langfristige Partnerschaften und Bündelungskäufe gegenzusteuern. „Wir schauen uns Lieferant für Lieferant an und versuchen zu definieren, inwieweit wir unterstützen bzw. Preiszugeständnisse machen können, um die Partnerschaft und Balance zu managen“, so Neidl.
Um Lieferzeiten weitgehend einzuhalten, Maschinen fertig bauen und liefern zu können, hat das Unternehmen in der Produktion Personal umgestellt. Die Einstellung von Zeitarbeitern soll die Situation weiter entzerren. Damit kamen auch neue Herausforderungen auf die Mitarbeiter zu, wie zum Beispiel sprachliche Barrieren unter den Kollegen. Das Problem konnte aber immer gut gelöst werden, da die Mitarbeiter sich gegenseitig unterstützt haben. „Wir mussten schauen, dass wir die Leute schnell einlernen. Das war eine zusätzliche Belastung für unsere Mitarbeiter und die Personalabteilung, die sich um die Einstellungen gekümmert hat. Ein anderes Problem war, dass wir zeitweise nicht wussten, ob unsere tschechischen Mitarbeiter über die Grenze können. Der Einsatz aller Mitarbeiter war trotzdem unermüdlich. Obwohl die Zeit für alle herausfordernd war, haben alle an einem Strang gezogen, um Lösungen zu finden“, so Cornelia Horsch, Geschäftsführerin.

Steigende Konjunktur in Asien

Ein Aspekt des derzeitigen Angebotsdefizites ist die steigende Konjunktur in Asien. Im ersten Quartal 2021 hat man dort ein zweistelliges Wirtschaftswachstum verzeichnet. Aufgrund des hohen Eigenbedarfs kommt nur noch sehr wenig Stahl aus Asien nach Europa.
Ein weiteres Problem ist, dass die Produktion für zwei bis drei Monate stark heruntergefahren wurde, bevor die Wirtschaft wieder überproportional angesprungen ist. Auch auf die Frachtpreise hat die Situation Auswirkungen. Die Preise für Container oder Luftfrachtflüge haben sich im Schnitt vervierfacht. Um Versorgungssicherheit zu garantieren, wird trotzdem sehr viel geflogen.
Die Hersteller in Europa machen trotz anhaltender schwieriger Marktsituation wieder Umsätze wie vor der Pandemie. Besonders wegen der verstärkten Nachfrage, die in Asien besteht. Durch staatliche Subventionsprogramme ist Geld vorhanden, welches auch ausgegeben wird und den Konsum steigert. „Die Wirtschaft ist in allen Bereichen gut unterwegs. Da hatte auch Corona in den meisten Staaten keinen starken Effekt, da dieser durch hohe Subventionen in vielen Bereichen der Wirtschaft weitgehend kompensiert wurde“, so Neidl. Bei HORSCH haben auch die Mitarbeiter stark dazu beigetragen, dass das Unternehmen während der Pandemie weiterwachsen konnte. „Wie man sieht, hat das sehr gut funktioniert und wir sind stolz darauf, dass wir Mitarbeiter haben, die sich so einsetzen, Ideen einbringen und auch mal ungewöhnlichere Wege gehen“, so Cornelia Horsch.

Mobiles Arbeiten

Die Einrichtung der Arbeitsplätze, um den Mitarbeitern mit Beginn der Pandemie so schnell wie möglich mobiles Arbeiten zu ermöglichen, hat bei HORSCH ebenfalls für erhöhten Aufwand gesorgt. „Es waren nicht alle Arbeitsplätze dementsprechend ausgerüstet. Das hat viele Kapazitäten in unserer IT gebunden. Wir wollten hier aber schnell handeln, da eben auch das Betreuungsangebot der Kinder wegfiel und viele Eltern von zu Hause arbeiten mussten. Unsere IT hat ganz selbstverständlich einiges an zusätzlicher Arbeit investiert und mit digitalen Lösungen und Equipment dazu beigetragen, mobiles Arbeiten schnell möglich zu machen“, so Cornelia Horsch. Mehrbelastung entstand zudem dadurch, dass Mitarbeiter zur Durchführung von Corona-Tests ausgebildet wurden. „Wir als Unternehmen haben recht früh entschieden, unseren Mitarbeitern vor Ort ein Testangebot bereitzustellen, um die Sicherheit und Gesundheit eines jeden zu schützen“, erklärt sie. Die Teststationen wurden bereits zu Beginn des Jahres an den Standorten eingerichtet. Für Cornelia Horsch ist das aber ein positiver Effekt: „Wir haben die Marketingstrategie neu aufgestellt und arbeiten jetzt viel mit Medien, die wir vorher nicht in dieser Intensität hatten.“ „Das hat die Digitalisierung vorangetrieben. Wir machen viel online, der Austausch ist zwar anders, aber auch flexibler“, ergänzt Michael Braun, Sales Support. Die Mitarbeiter haben den Wandel und die Veränderungen im Unternehmen aktiv mitgetragen, indem sie die neuen Kommunikationswege flexibel angenommen und mitgestaltet haben. „Gerade weil unsere Mitarbeiter dem gegenüber so offen waren und die Veränderungen motiviert mitgetragen haben, gehören diese neuen Medien heute ganz selbstverständlich dazu. Das freut uns natürlich sehr“, so Cornelia Horsch.

Durch einen sehr guten Umsatzzuwachs war es HORSCH möglich, Löhne zu erhöhen und Mitarbeiter einzustellen. „Zwar haben wir jetzt noch nicht die Zeitarbeit reduziert, da wir durch den Wachstumssprung nicht schnell genug nachziehen konnten. Wir hoffen, dass wir das bald ausgleichen können“, so Cornelia Horsch. Auch die Preise für die Kunden versucht das Unternehmen im Rahmen zu halten. „Wir hatten die Preisliste für 2021 im letzten Herbst nur moderat erhöht, da wir davon ausgegangen sind, dass sich die Preise für Komponenten nicht dramatisch erhöhen. Allerdings mussten wir im Lauf des Frühjahres reagieren und die Preise nach oben anpassen“, erklärt Cornelia Horsch. „Im aufgezeigten Umfeld haben wir versucht, die Kosten und somit die Preise für unsere Kunden bestmöglich im Rahmen zu halten“, so Neidl.
Wie es jetzt weitergeht, hängt von verschiedenen Umständen ab, unter anderem, wie sich die Pandemie verändert. Das Unternehmen rechnet damit, dass der derzeitige Zustand über die Sommermonate auf diesem Niveau anhalten wird, sich tendenziell aber etwas abschwächt. „Aber auch hier sind wir sicher, dass wir diese Zeit gemeinsam überstehen werden. Wir sehen einen noch größeren Zusammenhalt im Unternehmen als zuvor. Wir haben großartige, motivierte und loyale Mitarbeiter, die ganz selbstverständlich in herausfordernden Zeiten bereit waren, Mehreinsatz zu leisten, und damit natürlich auch mehr Stress auf sich genommen haben. Das nehmen wir von der Geschäftsleitung durchaus wahr und sind sehr dankbar dafür, denn wir wissen, dass es nicht immer einfach war und viele Anstrengungen für alle bedeutet hat“, so Cornelia Horsch.