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Von der Vision zum Erfolg

von Andrea Mayes

Erfolgreiche Landwirtschaft ist ein Zusammenspiel aus Wissenschaft und technischer Entwicklung: Man muss die Böden und die Bedingungen verstehen und die beste Technik wählen, um die Produktivität nachhaltig zu optimieren. Aber was wäre all das, wenn es nicht Menschen gäbe, die weiterdenken? Die Geschichte von HORSCH in Australien begann mit dem Treffen zweier solcher Visionäre, zwischen denen buchstäblich Welten liegen, aber die beide leidenschaftlich daran glauben, dass es einen besseren Weg gibt: Michael Horsch und Peter Jack.

Im Jahr 1992 gründete Peter Jack das Unternehmen Muddy River Agricultural in Australien. Durch seine Ausbildung in den Bereichen Agrobusiness und strategische Planung sowie seine langjährige Erfahrung mit Sä- und Bodenbearbeitungstechnik konnte er sich die Exklusivvertriebsrechte für einige der renommiertesten Shortliner-Landmaschinenmarken der Welt sichern.
„Ich wusste um die wachsenden Herausforderungen, mit denen die australischen Landwirte zu kämpfen haben“, erzählt Peter Jack. „Und mir war bekannt, dass auf anderen Kontinenten Technik entwickelt wurde, die sich gut mit den Anbaumethoden hier kombinieren lässt, die Zeit und Arbeit spart, Kosten reduziert und die Produktivität deutlich erhöhen könnte. Da viele australische Importeure und Händler aber an große Firmen gebunden waren, sah ich meine Chance darin, die neuesten und besten Shortliner im Bereich Landtechnik bei uns einzuführen. Aber natürlich war mir klar, dass diese Maschinen optimal an die australischen Bedingungen angepasst sein müssten.“

Peter Jack war vom Design und der innovativen Technik des deutschen Herstellers HORSCH beeindruckt. Deshalb sprach er Michael Horsch auf die Vertriebsrechte für HORSCH Sä- und Bodenbearbeitungstechnik in Australien an. Dieser aber lehnte ab. Damals machte das Unternehmen gerade einen immensen Wachstumsschub und er befürchtete, dass HORSCH in Deutschland sich nicht angemessen um die australischen Landwirte kümmern könne. Auf der anderen Seite der Welt unter ganz anderen Bedingungen zu arbeiten, erfordert Anpassungen an diese Besonderheiten. Peter Jack erinnert sich, dass er damals noch nicht ganz verstanden hatte, dass es Michael Horsch bzw. der Familie Horsch nicht einfach nur um Umsatz ging.
„Für sie hat es oberste Priorität, den Landwirten nur die besten Lösungen anzubieten. Aber für mich hat es sich in dem Moment angefühlt, als hätte ich jemandem zum Tanzen aufgefordert und einen Korb bekommen“, sagt er heute lachend. „Nach einem Besuch von Traugott Horsch konnte ich sie schließlich davon überzeugen, dass eine Partnerschaft möglich wäre. Es folgten viele Jahre voller Untersuchungen und Versuche, in denen HORSCH die Bedingungen in Australien genau studierte und daran arbeitete, viele Details der Maschinen an unsere Bedürfnisse anzupassen.“

Mundpropaganda

„Landwirte tauschen sich aus“, weiß Peter Jack. „Sie sprechen über Erträge, Kosten, Niederschläge, Trockenheit – und Maschinen. Manchmal dauert es lange, bis sie ein System verändern und bis sie ihr schwer verdientes Geld in neue Technik investieren. Sie hinterfragen die Behauptungen der großen Marken. Sie wollen die Maschinen im Feld sehen. Horsch ist selbst eine Familie von Landwirten, die zusammen mit Landwirten Maschinen für Landwirte baut. Eine Firma, die kontinuierlich Technik für die Landwirtschaft entwickelt, testet und verbessert. Sie kennen sich mit großen Flächen, hohen Geschwindigkeiten und rauen Bedingungen aus. Nach 1989, also nach dem Mauerfall, bauten sie Maschinen für die Ostblockstaaten und damit eigentlich auch schon Maschinen, die für unsere rauen Bedingungen in Australien geeignet waren.
Ich war fasziniert von der Leidenschaft für Landwirtschaft und von der Einfachheit der Bauweise. Ich wusste: Wenn ich den australischen Landwirten zeigen könnte, was man mit HORSCH Maschinen erreichen kann, würde sie das überzeugen“, sagt er rückblickend.
Nach und nach waren die Ergebnisse im Feld zu sehen, die Vorteile der Technik von HORSCH machten die Runde. Eben weil Landwirte miteinander reden. Peter Jack und sein Team hatten ihnen hervorragenden Gesprächsstoff geliefert.
Die Geschichte von Muddy River Agricultural ist also eng verknüpft mit der Geschichte von HORSCH in Australien und hat sich als viel erfolgreicher erwiesen als viele – auch Peter Jack – erwartet hatten. 

 

Australien – das große Ganze

Australien ist eines der trockensten Länder der Erde. Es ist auch einer der größten landwirtschaftlichen Produzenten und Exporteure mit einer Mischung aus Bewässerung und Trockenbewirtschaftung.
Getreide, Ölsaaten und Gemüse werden extensiv angebaut. Weizen ist die bedeutendste Getreidesorte, was Anbaufläche und die Wirtschaftlichkeit angehen. Rindfleisch ist der größte landwirtschaftliche Industriezweig über alle Staaten und Territorien hinweg. Einige Betriebe im Norden haben Herden mit mehr als 200.000 Rindern. Im ganzen Land gibt es Gemischtbetriebe, Milchviehhaltung und Weidewirtschaft.
Landwirtschaftlicher Erfolg trotz schlechter Chancen hat in vielen Regionen ausgelaugte Böden und geschädigte Felder hinterlassen. Wissenschaftliche Untersuchungen zum Klimawandel sagen abnehmende Niederschläge für fast das ganze Land voraus. Da die Wasserverfügbarkeit und die Wasserqualität bereits jetzt eine Herausforderung sind, sind ackerbauliche Methoden, die Schäden reparieren, das Bodengleichgewicht verbessern und die Feuchtigkeitsspeicherung aufbauen, äußerst wichtig.
Während die Familie Horsch sich mit den Anforderungen für Australien beschäftigte, begann Peter Jack das Händler- und Schulungsnetzwerk auszubauen und zu verstärken, das HORSCH Kunden auf dem gesamten Kontinent unterstützen sollte.

Die Vision und der Plan

Peter Jack weiß schon seit Längerem, dass die Kombination aus fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen und technologischen Verfahren der einzige Weg nach vorn für die moderne Landwirtschaft ist. Er hatte den Weitblick, HORSCH Maschinen im Feld zu platzieren, gerade als die australische Landwirtschaftsbranche begann, intensiver nach langfristigen Lösungen zu suchen.
Ein Produkt einfach so in einem Markt zu platzieren, kam für HORSCH nicht infrage. Michael Horsch nahm sich zusammen mit seiner Frau Cornelia und seinem Bruder Philipp daher viel Zeit. Er wollte sicherstellen, dass die Maschinen, auf denen ja schließlich ihr Name stand, in Australien erfolgreich sein und die Produktivität langfristig verbessern würden.
Mit seiner Firma Muddy River Agricultural begann Peter Jack, HORSCH Sä- und Bodenbearbeitungsmaschinen für Tests und Vorführungen in ganz Australien anzubieten. Zusammen mit seiner Frau Patty organisierte er Reisen mit Landwirten, Lohnunternehmern und Händlern nach Deutschland, damit diese die Familie Horsch und ihre Leidenschaft für Landwirtschaft sowie die Unternehmenskultur kennenlernen und die Entwicklungs- und Produktionsstätten besichtigen konnten.

„Solche Reisen haben sich als überaus wichtig erwiesen. Die Landwirtschaftsfans aus beiden Teilen der Welt tauschten dabei begeistert ihr Wissen aus. Wir hoffen, dass wir diese Reisen wieder machen können, wenn internationales Reisen wieder möglich wird”, erklärt Peter Jack. „Als die ersten HORSCH Maschinen in Australien liefen, wurde schnell deutlich, dass Präzisionslandtechnik höher geschätzt wird als jemals zuvor, da die Landwirte die Effizienz langfristig erhöhen wollen. Der erste Kommentar der Landwirte bezieht sich immer auf die Qualität der HORSCH Maschinen, die auf Produktivität und lange Lebensdauer ausgelegt sind. Die Landwirte schätzen die effiziente Bauweise und den geringen Wartungsaufwand, aber am meisten überzeugt sie das Arbeitsergebnis. Wir haben ihnen die Technik geliefert, um Bodenorganismen, Keimung und Erträge zu verbessern. Niemand sonst in Australien bietet diese hohe Qualität. Wir sehen eine deutliche Effizienzsteigerung durch die neuen Technologien und Ackerbaumethoden, die zum Gesamterfolg der australischen Landwirtschaft beitragen”, bestätigt er.

Das Team

Beim Team von Muddy River Agricultural dreht sich alles um den Kunden, dessen Feedback dort allen wichtig ist und dessen Arbeitsergebnisse für jeden sichtbar sind. Die Basis dafür bildet das fundierte Wissen und die Erfahrung von Muddy River Agricultural und HORSCH.
„Australien ist ein großes Land, aber wir haben es komplett abgedeckt. MRA hat ein dichtes Netzwerk von HORSCH Händlern, die alle von erfahrenen und geschulten Gebietsverkaufsleitern und Servicetechnikern unterstützt werden. Sie stehen mit Rat und Tat zur Seite – vor und nach dem Verkauf. Zusätzlich zum Hauptsitz in Toowoomba, Queensland, hat Muddy River Agricultural noch zwei weitere Vertriebs- und Auslieferungsstandorte in Mooroopna, Victoria, und in Perth, Western Australia. Mit Ersatzteil- und Auslieferungsstandorten im Osten, Süden und Westen des Kontinents können wir unseren Händlern einen schnellen, effizienten Support quer durchs ganze Land garantieren. Das war nicht immer so einfach, wie es jetzt klingt. Es hat sehr, sehr lange gedauert und das Team hat unwahrscheinlich hart dafür gearbeitet. Unsere Mitarbeiter sind phänomenal. Alle ziehen am selben Strang. Sie leisten hervorragende Arbeit”, erzählt Peter Jack stolz.

Ergebnisse

Die Qualität und die Vorzüge des HORSCH Bodenbearbeitungs- und Sätechnikprogramms sprachen sich herum, die Umsätze begannen zu steigen. Anfang 2020, sieben Jahre nachdem Peter Jack zum ersten Mal mit HORSCH Kontakt aufgenommen hatte, erlebte der Umsatz einen enormen Aufschwung.
„Es war unglaublich, wie beschäftigt wir waren! Und dann kam Corona – die Schließung der Staatsgrenzen, Flugverbote, Lockdowns. Aber trotzdem stiegen die HORSCH Umsätze immer weiter. Wir hatten ein gutes Fundament gelegt. Unsere Mitarbeiter arbeiteten unermüdlich, die Maschinen sind felderprobt und so hat das Ganze schon eine gewisse Eigendynamik entwickelt. Durch die Corona-Beschränkungen konnten wir uns um viele Dinge nicht vor Ort kümmern und Vorführungen fahren, aber wir haben Wege gefunden, um alles am Laufen zu halten. Außerdem sprechen die Landwirte immer über ihre HORSCH Maschinen. Eigentlich verkaufen sie jetzt die Maschinen für uns”, ist Peter Jack überzeugt.           

Die Zukunft

HORSCH Produkte sprechen Landwirte und Lohnunternehmer an, die die Zukunft im Blick haben. Und auch bei den Betriebsgemeinschaften steigt das Interesse zu investieren, um langfristige Vorteile zu erzielen. Peter Jack sieht das als gutes Zeichen für die Zukunft von HORSCH in Australien.
„Philipp Horsch betont immer wieder, dass das beste Design der Welt aus der Natur kommt. Der Hauptarm der Avatar zum Beispiel sieht aus wie ein Oberschenkelknochen. Er ist einfach und stark mit klaren Linien. Genauso sehen die Leute sich den Sprinter an und sagen: Wie kann die Maschine so einfach und funktional zugleich sein! Sie ist wirklich robust und absolut präzise bei der Saatgutablage und der Tiefenführung. Sie ist einfach, hochmodern, verschleißarm und macht eine beeindruckende Arbeit“, schwärmt er. Die HORSCH Maschinen sind den ursprünglichen Versprechen mehr als gerecht geworden und liefern hervorragende Ergebnisse auf dem ganzen Kontinent. Die Hartnäckigkeit von HORSCH, die Maschinen an die Bedingungen der verschiedenen Regionen in Australien anzupassen und der ständige Fokus der Firma auf die technische Umsetzung hat sich mehr als gelohnt.
Und es kommen neue Produkte. Es besteht großes Interesse an den HORSCH Leeb Selbstfahrern und gezogenen Spritzen, die bereits anfangen, sich in Australien einen Namen zu machen. „Wenn alles gut geht, werden die ersten HORSCH Leeb Spritzen im Juli geliefert“, hofft Peter Jack. „Viele Landwirte und Lohnunternehmer haben schon nachgefragt, wie schnell sie eine Spritze bekommen könnten. Sie sind sehr darauf gespannt. Ein weiteres Weltklasseprodukt aus dem Hause HORSCH.“

Der Faktor Mensch

Peter Jack betont immer wieder, wie viele Menschen zum Erfolg von HORSCH in Australien beigetragen haben. „Es ist schwer, eine Person besonders hervorzuheben, aber ich habe im Vergleich zu anderen aus unserer Gruppe eine verhältnismäßig kleine Rolle gespielt“, erklärt er. „Jeder hier bei Muddy River Agricultural ist eine Schlüsselperson. Und gerade jetzt, wo es richtig hoch hergeht, sieht man, aus welchem Holz die Leute geschnitzt sind. Meine Frau Patty ist in der Firma sehr wichtig. Sie kümmert sich um alle Finanz- und Geschäftsleitungsbelange. Ihr Einfluss ist einer der Gründe, warum wir so weit gekommen sind. Wie Cornelia Horsch bringt sie oft eine andere, wichtige Sichtweise mit ein. Viele andere Leute sind zu nennen, die an mich geglaubt haben, die mich unterstützt haben, als ich es am meisten brauchte: Mein Freund Brad Nelson, ein Hersteller, aber auch Mentor, und Bill Orthman, ein weiterer Lieferant, spielten in meinem Geschäftsleben eine große Rolle – diese Verbindungen sind sehr eng und beeinflussen weiterhin meine Art zu denken und zu arbeiten. Man bindet sich auch emotional stark an die Produkte und die Menschen, mit denen man zu tun hat. Jedem von uns ist das, was wir tun, wirklich wichtig. Nicht zu vergessen die Familie Horsch mit ihrer unglaublichen Leidenschaft für Landwirtschaft. Wir sind sehr stolz darauf, ein Teil davon zu sein. Wir haben ihre Art zu denken übernommen, das ist der Schlüssel!”