Versuche mit Soja
Der Sojaanbau nimmt in Deutschland stetig zu. Vor allem im Süden wächst die Kultur sehr gut. Seit drei Jahren macht HORSCH auch in Schwandorf Versuche, um praktische Erfahrung zu bekommen und um die Anbaumethodik zu verbessern. Lesen Sie hier, was im letzten Jahr konkret passiert ist, welche Erkenntnisse daraus gewonnen wurden und welche Themen und Versuche in diesem Jahr anstehen.
Untersucht werden in dieser Saison unter anderem verschiedene Sorten und unterschiedliche ackerbauliche Aspekte wie Sätiefe, Nährstoff- und Spurenelementdüngung, Reihenweiten, Möglichkeiten mechanischer Unkrautregulierung usw. Im Juni 2022 präsentierten sich die Bestände sehr gut. „In unserem ersten Jahr hatten wir wegen zu trockener und zu früher Saat (Mitte April) sehr schlechte Feldaufgänge. Im zweiten Jahr war der Hasenverbiss in den Parzellen unterschiedlich stark und wir mussten die Felder einzäunen. Das letzte Versuchsjahr lief anfangs auch nicht perfekt, da das Frühjahr wieder kalt und nass war. Und eine leichte Erosion war mitverantwortlich für eine ungleichmäßige und verzögerte Jugendentwicklung“, erzählt Josef Stangl. Dabei sei Soja bei uns im Grunde eine unkomplizierte Kultur. Allerdings ist auch die Sojabohne stark auf bestimmte Parameter angewiesen. Eine sichere Wasserversorgung, vor allem zwischen Blüte und Kornfüllung, ist notwendig, um zufriedenstellende Erträge zu erzielen. Eine weitere Voraussetzung für einen erfolgreichen Sojaanbau ist auch das Gelingen der Impfung.
Inokulieren
Der Schwerpunkt der Versuche lag im letzten Jahr beim Inokulieren. Das ist das Impfen, um einen optimalen Knöllchenbakterienansatz bei der Sojabohne zu erreichen. Es ist eine wesentliche Maßnahme, damit Soja sein volles ökonomisches Ertragspotenzial ausschöpfen kann. Da diese Bradyrhizobium-Arten, die nur mit der Sojabohne in Symbiose treten, normalerweise nicht natürlich in unseren Böden vorkommen, ist eine Saatgutimpfung wichtig, damit sich die Knöllchen an der Wurzel etablieren und die Pflanze mit Luftstickstoff versorgen.
Was benötigen die Bakterien? Diese Frage stand im Fokus. Unter anderem wurden verschiedene Spurenelemente getestet, die durch Bakterien entstehen: Molybdän, Zink, Kobalt, aber auch Schwefel und Zucker. „Wir haben getestet, ob für eine bessere und sichere Inokulation die Menge an Bakterien variiert werden muss. Zusätzlich haben wir Cola in die Saatrille gesprüht. Ein weiterer Versuch bestand darin, das Inokulum auf einen Trägerstoff zu setzen und erst in der Saatrille mit den Bohnen zu vermischen. Was uns definitiv auffiel, ist, dass die Wirkung unsicher wurde, je weiter weg vom Saatkorn sich die Rhizobien befanden. Das Inokulum nur oberflächlich aufzusprühen, z.B. mit dem Vorauflaufherbizid, zeigte die schlechteste Wirkung. Bei Saatgut, das viele Wochen vor der Aussaat „im Werk“ vorgeimpft wurde, waren die Überlebensraten der Bakterien ebenfalls unsicher.
Optimal ist es, wenn die Impfung gleichmäßig aufgebracht und nicht zu lange dem Sonnenlicht ausgesetzt ist, die Körner gut eingebettet sind und die Bakterien sofort an Feuchtigkeit kommen. Grundsätzlich ist eine Aussaat unmittelbar nach der Impfung ein Vorteil für die Ansiedelung der Knöllchenbakterien.
Bei den Versuchen zu Doppel- und Einfachimpfung konnte man wenig bzw. keine signifikanten Unterschiede feststellen. Sind die Bedingungen für die Bakterien nicht optimal, können mehr Bakterien das in begrenztem Rahmen kompensieren. War die Impfung ordentlich und sind die Bedingungen im Boden gut, ist die doppelte Impfung nicht notwendig. Ebenso wie die Behandlung mit Cola. „Der Zucker hat die Fixierleistung nicht verbessert“, bestätigt Josef Stangl. „Es gab zwar eine minimal bessere Bewurzelung, aber das kann man vermutlich auf den Phosphor und die generelle Milieuänderung durch das Cola schieben.“
Nährstoffe und Dünger
Bei den Untersuchungen der Düngeversuche konnte man handfestere Beobachtungen machen. So wurden z.B. Kalium und Phosphor in Unterfußdüngung am Saatkorn abgelegt, breit gestreut und auch die Mengen wurden variiert. „Wir wissen, dass Kalium für Leguminosen generell wichtig ist und haben auch bei Sojabohnen einen positiven Einfluss auf den Ertrag festgestellt“, sagt Josef Stangl. Ebenso bei Phosphor. Die Düngung mit PPF, also die Düngerablage getrennt vom Saatgut etwas unterhalb des Saatkorns, hatte beim Pfahlwurzler eine deutlich bessere (Seiten-)Wurzelentwicklung zur Folge. Allerdings muss man hier sagen, dass sich das im Ertrag nicht grundlegend widergespiegelt hat. Das heißt: Die Parzellen waren offensichtlich kräftiger, besser im Wuchs, aber im Ertrag hat sich das nicht deutlich ausgewirkt. Das kann zum einen daran liegen, dass die Bedingungen zur Abreife hin nicht optimal waren und deswegen am Schluss alles bei relativ hohem Ertragsniveau (4,2 t/ha) trotzdem notgereift ist. Insgesamt hatten wir in diesem Jahr aber auch etwas spät gesät bzw. es fehlte uns Vegetationszeit. Ab der zweiten Maiwoche wird es für 000-Sorten suboptimal. Wir versuchen nun, im Anschluss an die Maisaussaat mit der Sojabohne zu beginnen.“
Außerdem wurde mit Blattdüngern (Yara Vita Raps Pro, Biotrac, Bor/Molybdän, Harnstoff, Bittersalz, …) experimentiert. Die Parzellen entwickelten teils deutlich kräftigere Farben. Allerdings war nur ein positiver Einfluss auf die Blattfarbe, nicht aber auf die Erträge festzustellen. „Unsere Erträge waren dadurch nur minimal höher: Aber es ist eine gute Möglichkeit, um Herbizidstress von Nachauflaufvarianten zu lindern.“ Nach dem zweiten Jahr mit Blattdüngeversuchen kann man grob zusammengefasst sagen, dass vor allem Stresssituationen in Verbindung mit Herbiziden oder Wasser/Temperatur abgemildert werden können.
Sortenversuche und Standortansprüche
Wichtig bei der Wahl der Sorte ist die rechtzeitige Abreife. Ertragsleistung und das Kompensationsvermögen werden dadurch im Vorfeld grob festgelegt. Bei den Sortenversuchen von HORSCH wurden 00 und 000 sowie innerhalb der Gruppierung frühe und späte Sorten verglichen. Sästärken von 35 bis 75 Körnern/m² wurden getestet, die Einzelpflanzenentwicklung bonitiert sowie der Hülsenansatz, die Hülsenhöhe und die Gesamtpflanzenmasse bestimmt. Genau betrachtet wurde, wie sich die unterschiedlichen Sorten verzweigen, wie sie auf Dünnsaaten bzw. schlechtere Feldaufgänge reagieren und wie kompensationsstark sie sind. Auch wie schnell und gleichmäßig sie abreifen und wie zügig sie die Jugendphase durchlaufen, wurde geprüft.
Das Ergebnis, so Stangl, waren enorme Unterschiede im Bestandesaufbau und in der Abreife. „Wir haben in diesem ersten kühlen Frühjahr festgestellt, dass z.B. die Sorte ES Mentor in der Jugendphase länger braucht, dann aber sehr gut verzweigt und am Ende robust und stresstolerant zu sein scheint. Andere Sorten waren in der Jugendphase schneller, allerdings auch nicht so kompensationsstark. Das machte sich aber erst in den Dünnsaaten bemerkbar. Hier muss also die Bestandesdichte stimmen. 00 Sorten sind durch die tendenziell bessere Verzweigung bei Dünnsaaten etwas weniger riskant im Anbau, vorausgesetzt die Klimaregion passt. Natürlich braucht man klimatisch bei diesen Sorten bei uns auch etwas Glück – bevorzugt sind leichtere, sonnige Standorte oder Südhänge. 000-Sorten, also die sehr frühen Sorten, sind bei uns in „normalen“ Jahren die Grenze für einen halbwegs sicheren Anbau.“ (Wir befinden uns in einer 240er Körnermaisregion)
Die Sojabohne stammt ursprünglich aus wärmeren Gegenden und bevorzugt daher auch leicht erwärmbare Böden. Insgesamt mögen die Pfahlwurzeln der Sojabohnen eher lockere Böden, kommen mit kompakten Böden aber besser zurecht als z.B. Mais. Auf leichten Standorten hat man meist eine bessere Korneinbettung. Auch Verkrustungen sind hier seltener. „Hat man Böden, die zu Verkrustungen neigen und besteht auf Schluff und Ton ein Verschlämmungsrisiko, dann würde ich es, ungeachtet der Ertragsvor- und Nachteile, mit der Einzelkornsaat probieren.“ Allerdings ist die Einzelkornsaat pauschal nicht unbedingt notwendig. Der Boden muss oberflächlich locker sein, damit das Saatkorn sich bei der epigäischen Keimung sowohl bei normalen Saattiefen von 3-4 cm und ebenso bei noch möglichen 7 cm vollständig herausschieben kann. Das bedeutet: Auch bei feuchten Bodenverhältnissen sollte man bei der Technik auf den kleineren, weil leichteren Schlepper setzen. Ganzflächige Bodenverkrustungen, die aufgrund von Niederschlägen im Frühjahr entstanden, sind bei Soja im dritten Jahr in Folge ein großes Thema. Gute Feldaufgänge hängen maßgeblich damit zusammen, ob man diese Verkrustungen vermeiden oder lösen kann. Hier bietet die Einzelkornsaat einen Vorteil. „Ein einzelnes Korn muss den Boden allein brechen. Hat man in der Rille mehr Saatkörner relativ nahe beieinander, helfen sie sozusagen im Team zusammen, eine große Rille aufzubrechen.“ Für die Erträge selbst spielen andere Faktoren eine wichtigere Rolle. Ausreichend Wasser im Zeitraum zur und nach der Blüte im Juli hängt nicht immer nur mit Niederschlägen zusammen. Bei schlechter Bodenstruktur reicht die dann beengte und begrenzte Wurzelleistung nicht in alle Teile des Bodens, und Wasser (und Nährstoffe) bleibt ungenutzt. Auch kann Unkraut – und hier besonders Melde – nicht toleriert werden. Die Wasser- und Platzkonkurrenz ist zu groß. Deshalb muss das Vorauflaufherbizid optimal ausgebracht werden. Wirkstoffe, die phytotoxische Reaktionen hervorrufen können (Pendimethalin oder Metribuzin in empfindlichen Sorten wie z. B. ES Mentor), setzen eine vernünftige Ablagegenauigkeit voraus und sorgen dafür, dass man den Wetterbericht nicht aus den Augen lassen kann.“
Striegeln zum Brechen von Krusten macht Sinn. Man sollte jedoch genau abwägen, ob der dann zerstörte Herbizidfilm im weiteren Verlauf zum Problem werden kann. Ein Hackgang kurz vor Reihenschluss (bei 50 cm Reihenweite meist zu Beginn der Blüte) ist oft die sicherste und effizienteste Lösung. Problemunkräuter, die mit der Herbizidpalette oftmals nicht vernünftig erfasst werden können (Distel, Schachtelhalm, Winde), werden herausgenommen, die Kruste gebrochen und die nachkeimenden Unkräuter vom Bestand bedeckt. Da die Pflanze nach der Blüte schnell an Blattmasse verliert, muss auch die Nachverunkrautung auf beikrautlastigen Flächen im Blick behalten werden.
Reihenweiten und Sätiefe
„Zu beobachten ist, dass die 00-Sorten mehr Vegetationszeit und dadurch tendenziell mehr Zeit zum Verzweigen haben als die frühreiferen 000-Sorten. Das hat Auswirkungen auf die Aussaatmenge und den Reihenabstand. Die untere Grenze bei Saatmengen ist bei 000- Sorten schneller erreicht. In der Praxis werden in Bayern Reihenabstände von 15 bis 50 cm angewandt“, fasst Josef Stangl zusammen. „Für Sorten mit geringer Verzweigungsleistung und bei nicht zu Verschlämmung neigenden Böden sind die weiteren Reihenabstände zu überdenken, da Verunkrautung und Spätverunkrautung ein Thema werden können. Vor allem Kamille, Klette usw. müssen bei Lücken berücksichtigt werden“.
Soja ist eine empfindliche Bohne und muss schonend behandelt werden, um die Keimfähigkeit nicht negativ zu beeinflussen. Das gilt für Lagerung, Transport und natürlich auch bei der Dosierung in der Sämaschine. „Für die HORSCH Dosiergeräte haben wir passende Rotoren, die möglichst wenig mechanische Beanspruchung für das Saatgut verursachen“, erläutert Stangl. Hier lohnt sich ein Blick in die Bedienungsanleitung der Maschinen.
„Da in diesem Jahr kein Regen unmittelbar absehbar war, haben wir das Saatgut bei ca. 5 cm in die kapillarwasserführende Schicht abgelegt. Zu tief sollte man das Saatgut vor allem bei früher Saat nicht ablegen, da es Wärme braucht. Es ist besser, den Wasserschluss durch eine gute Rückverfestigung zu erreichen. War der Keimhorizont feucht, haben wir die Sojakörner auf 3 cm Tiefe abgelegt.“ Es sei jedoch wichtig, im Herbst die Flächen zu nivellieren, damit der Drusch reibungsloser funktioniert. Bereits ein um wenige Zentimeter höherer Drusch sorgt für Ertragsverluste von 5 bis 10 % „Lieber fährt man im Herbst einmal mehr mit einem nivellierendem Zinkengerät durch und setzt auf eine Zwischenfrucht, die man im Frühjahr leicht beseitigen kann. Winterharte Zwischenfrüchte und Stickstoffsammler sind hier nicht notwendig. Zwar gilt es nicht, im Ansaatjahr hohe Stickstoffmengen zu erzielen, trotzdem machte sich in den Versuchsparzellen eine kleine Startgabe von 30 kg Ammoniumstickstoff zur Saat im Ertrag positiv bemerkbar. Auch wenn das abhängig von der Gesetzgebung in den einzelnen Regionen unterschiedlich durchführbar ist, sollte der Stickstoffsaldo nur im Notfall mineralisch gedeckt werden. Bei hohem Stickstoffangebot im Boden wird die ökonomisch benötigte Knöllchenfixierung aufgrund des höheren Aufwands für die Pflanze zurückgeschraubt. Körnermaisflächen eignen sich dank des stickstoffzehrenden Strohs sehr gut für nachfolgenden Soja. Die verbleibenden Nährstoffe nach der Sojabohne sollte man aber vor allem bei hohen Sojaerträgen nicht überschätzen. Die Bodenstruktur ist meist gut, die Reststickstoffgehalte durch die hohen Entzüge durch das Erntegut enttäuschen oftmals. Nach Ackerbohnen oder Erbsen steht wesentlich mehr Stickstoff zur Verfügung.
Das Fazit soweit:
Soja ist eine unkomplizierte Kultur. Sie kompensiert die Ertragsparameter Bestandesdichte, Hülsen-/Kornanzahl und TKG sehr gut, hat jedoch einen hohen Wasserbedarf und hohe Ansprüche an die Saat. Gelegentlich auftauchende Distelfalter oder Blattkrankheiten findet man bisher selten. „Nach drei Jahren intensiver Versuche kann ich sagen, dass die Aussaat und das vorhergehende Impfen die größten Herausforderungen sind. Wenn das nicht passt, fährt man Verluste ein. Außerdem setze ich große Hoffnungen in die Züchtung. Frühreifere Sorten mit gutem Kompensationsvermögen und stabilen Erträgen werden die Anbaugrenze der Sojabohne bald weiter Richtung Norden verschieben“, fasst Josef Stangl zusammen.