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Der Dialog mit der Bevölkerung lohnt sich

Kommentar von Lea Fließ, Geschäftsführerin Forum Moderne Landwirtschaft

Unsere Landwirtschaftsbranche steht vor großen Herausforderungen. Sie muss zum einen im globalen Wettbewerb bestehen und gleichzeitig dem Wunsch der Gesellschaft nach einer nachhaltigeren und umweltverträglichen Wirtschaftsweise gerecht werden. Denn die zivile Gesellschaft interessiert sich immer mehr dafür wie Lebensmittel angebaut und vor allem auch produziert werden.

Transformation der Branche als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Den Weg zu einer naturverträglichen, sozial gerechten und ökonomisch tragfähigen Landwirtschaft bei gleichzeitiger starker Produktion können die Landwirtinnen und Landwirte nicht allein bewältigen. Zwar setzt die Landwirtschaft gerade alles daran, die Menschen mit hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen. Gleichzeitig machen die steigenden Preise für Energie und weitere Betriebskosten die Produktion von Lebensmitteln immer teurer. Hier sind wir also angewiesen auf Unterstützung durch die Gesellschaft, sei es Politik oder Verbraucher. Denn die Transformation der Branche ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der wir uns alle stellen müssen. Dafür ist ein offener Dialog auf Augenhöhe unumgänglich.

Wir als Forum Moderne Landwirtschaft führen diesen Dialog seit Jahren – sei es über unsere Social-Media-Kanäle auf Facebook, Instagram, Youtube etc. oder im direkten Gespräch auf Marktplätzen oder dem ErlebnisBauernhof auf der Grünen Woche. Im Mittelpunkt unserer Aktivitäten stehen die AgrarScouts – 650 kommunikations-affine Landwirtinnen und Landwirte, die unserer Branche ein Gesicht verleihen.

Verbrauchermonitor zeigt Stimmung der Gesellschaft

Und unsere Dialogbereitschaft zahlt sich aus: Das Image der modernen Landwirtschaft von Verbraucherinnen und Verbrauchern wird heute deutlich positiver bewertet als noch vor zwei Jahren. Das zeigt der von uns vor kurzem veröffentliche Verbrauchermonitor Moderne Landwirtschaft, den wir seit zwei Jahren regelmäßig mit den Meinungsforschern von civey und der Universität Kiel veröffentlichen.1

Vor allem Themen wie Tierwohl oder Klimaschutz werden in Bezug auf die moderne Landwirtschaft deutlich positiver wahrgenommen. Dieser positive Trend wird aktuell lediglich durch landwirtschafts-relevante politische Ereignisse gestört, die auch einen entsprechenden medialen Widerhall gefunden haben.2

Auffällig ist die positive Entwicklung ab Juni 2021. Zu dem Zeitpunkt wurde auch der Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft verabschiedet und vorgestellt. Wir sehen eine wichtige Ursache in diesem positiven Trend daher darin, dass die Agrarbranche damit nicht nur Veränderungsbereitschaft hinsichtlich der Nachhaltigkeit gezeigt hat, sondern an dieser Veränderungsbereitschaft festhält und das auch proaktiv kommuniziert.

Innovation und Digitalisierung als wichtige Begleiter der Transformation

Doch: Obwohl sich die moderne Landwirtschaft in den vergangenen 40 Jahren hin zu einer hochtechnisierten Branche entwickelt hat, in der Tierwohl, Klimaschutz und Nachhaltigkeit dank modernster Technik immer stärker fokussiert werden können, werden vor allem Bereiche wie Digitalisierung und Innovation von Verbraucherinnen und Verbrauchern eher negativ wahrgenommen, wie der Verbrauchermonitor zeigt. Wir sehen daher eine wichtige Rolle darin, als Branche genau diese Themen zu transportieren und mit positiven Beispielen zu besetzen. Gerade das Thema Innovation sollte dabei noch weitergedacht sein als rein auf die Digitalisierung bezogen. Dahinter verbirgt sich nämlich auch Innovation als Mindset der Landwirtinnen und Landwirte, losgelöst von der reinen Sparte Landtechnik oder Anwendung neuer Technologien. 

1 Quelle: Verbrauchermonitor Moderne Landwirtschaft 2022
2 z.B. Juni 2020: Corona-Ausbruch bei Tönnies; Mai und Oktober 2021: Diskussion um Farm-to-Fork-Strategie