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Zwischenfruchtumbruch mit Finer und Cruiser – ein Praxisvergleich

Was sind die Stärken des Finer beim Zwischenfruchtumbruch? Wo liegt der Cruiser vorne? In einem Praxistest wurden beide Maschinen auf Herz und Nieren geprüft. Über die Erkenntnisse sprach terraHORSCH mit Josef Stangl, Michael Braun (HORSCH) und Konrad Maier (Beratungsteam Naturland).

terraHORSCH: Wann wurde der Praxistest mit den beiden Maschinen durchgeführt?
Konrad Maier: Am 28. März2022 haben wir mit unserem Praxistest zum Zwischenfruchtumbruch mit einem Finer SL und einem Cruiser SL begonnen. Witterungsbedingt mussten wir etwas früher als geplant starten, da in den nächsten Tagen mit Niederschlag zu rechnen war. Dieser Bearbeitungsgang war gleichzeitig der erste im Jahr 2022 auf diesen Schlägen. Zielsetzung war es, die nicht zu 100 % abgestorbenen Zwischenfrüchte auszutrocknen und gleichzeitig die Unkräuter, die sich über den Winter entwickelt hatten, zu beseitigen. Als Zwischenfrucht wurde eine Mischung aus Phacelia und Ölrettich ausgesät. Diese hatte sich aber nur schlecht entwickelt. Die Folge war, dass sich sowohl die Leitunkräuter Vogelmiere und Taubnessel, aber auch Ausfallweizen stark etablieren konnten.    

terraHORSCH: Was waren die Herausforderungen?
Josef Stangl:
Die eigentlich abfrierende Zwischenfrucht hat den milden Winter überlebt. Frostempfindliche Zwischenfrüchte sind eine Herausforderung, wenn sie nicht richtig abfrieren. Ein Arbeitsgang mehr für eine sichere Bekämpfung muss eingeplant werden. In Grenzregionen wird die Zeit für diese Bearbeitung meistens knapp.
Durch die tiefere Bodenbearbeitung im letzten Jahr hat der Ausfallweizen außerdem aus unterschiedlicher Tiefe gekeimt. Auch das hat den Umbruch etwas erschwert. Die Keimtiefen lagen zwischen zwei und sechs Zentimetern. Wenn man einmalig flach schneiden will, muss man aber einen gleichmäßigen Horizont für den zu schneidenden Vegetationskegel finden. Ein im Grunde nivelliertes Feld ist hier eigentlich Voraussetzung.
Es wurde sehr spät im September gesät. Deshalb war der Bestand neben der höheren Frosttoleranz zusätzlich in der Fläche nicht üppig entwickelt. Das Miststreuen im Frühjahr hat außerdem leichte Spurvertiefungen hinterlassen. Der Boden war sehr kompakt, eher leicht verdichtet und leicht wellig. Deshalb hat es auch etwas länger gedauert, die Maschine einzustellen.
Konrad Maier: Sicher abfrierende Zwischenfrüchte werden ein immer größeres Thema. Hauptgrund dafür ist, dass die Einarbeitung im Frühjahr sehr komplex und intensiv ist, da die Zeit drängt. Jeder Bearbeitungsgang kostet Wasser, das für die Folgekultur nicht mehr zur Verfügung steht. Eine gut etablierte und kräftige Zwischenfrucht ist hierbei entscheidend, da sie sicherer abfriert als eine eher stiefmütterlich entwickelte Zwischenfrucht. Der Grund ist, dass in den biologisch älteren Pflanzen Glykol und Zuckergehalt geringer sind. Sie sind der natürliche Frostschutz der Pflanze und somit entscheidend dafür, ob eine Zwischenfrucht abstirbt oder nicht. Um die Zwischenfrucht, die Unkräuter und das Ausfallgetreide im ersten Bearbeitungsgang nun sicher zu entwurzeln, entschieden wir uns für eine etwas tiefere Bearbeitung auf 5 cm Tiefe. Zwei Tage später wurde dann Gülle mittels StripTill ausgebracht. Weitere drei Tage später wurde die Fläche nochmals mit einem Striegel bearbeitet, um das aufliegende organische Material und dessen Wurzeln nochmals zu enterden und an der Oberfläche abzulegen, um das Austrocknen der Pflanzen zu fördern. Anschließend wurde der Mais gelegt.
Josef Stangl: In diesem Jahr fanden wir vermehrt Böden mit Strukturproblemen vor. Bei leichten Böden macht es nicht so viel aus, aber bei schwereren, tonigen Böden. Oftmals benötigte man auf diesen groben Böden einen Arbeitsgang mehr, um die ausgebrochenen Brocken klein zu bekommen. Und da besteht natürlich die Sorge, ob der Mais vernünftig keimen und wurzeln kann.  
Schlussendlich muss der Mais aber irgendwann einfach gesät werden. Es gab einen Zeitraum von zwei Wochen Mitte April, in denen die Bedingungen verhältnismäßig gut waren. Nach den stärkeren Niederschlägen war es dann häufig Anfang Mai noch zu nass.
Konrad Maier: Die strukturellen Probleme des Bodens kann ich dieses Jahr nur bestätigen. Am 13. April 2022 wurden bei einer Striegel-Veranstaltung von Naturland südlich von Regensburg mehrere Flächen gestriegelt. Teilweise waren die Böden im Bereich unter 10 cm noch sehr feucht, was die Erwärmung verzögert hat und auch für die Wurzelentwicklung nicht förderlich war. Diese Feuchte im Unterboden birgt eine große Gefahr für Verdichtungen bei der Bewirtschaftung im Frühjahr. Vor allem bei der organischen Düngung sind die Gewichte oft zu hoch. Jeder Landwirt sollte vorab die Feuchte im Boden prüfen. Gute Erfahrungen konnten wir mit Flächen machen, deren Vorfrucht Körnermais war. Hier haben wir nahezu optimale Bedingungen vorgefunden. Lockere, gut durchlüftete Böden, die sich schnell erwärmen konnten.
Josef Stangl: Beispielsweise auf den spät gedroschenen Körnermaisflächen letztes Jahr waren die Erträge in Schwandorf gut. Entsprechend verblieb viel Pflanzenmasse auf der Fläche. Über den gesamten Winter lag Stroh in der oberen Bodenschicht auf und im Frühjahr spürte man, wie locker der Boden darunter ist. Bei den anderen mittelmäßig bis schlecht entwickelten Zwischenfrüchten, Leguminosen oder auch nach Silomais war der Boden im Frühjahr nicht so locker. Er war stark dichtlagernd. Gut, es sind auch eher sandigere Böden, die natürlich dichter lagern, wenn die Bearbeitung ausbleibt. Aber meine Theorie ist, dass die Böden hier durch die Niederschläge im Winter oberflächlich ausgewaschen und ziemlich kalkarm geworden sind und dass der Kleber für die Bodenstruktur fehlt. In den letzten beiden Jahren war es recht trocken. Man hat den Boden bei der Bodenbearbeitung quasi pulverisiert. Und je feiner er geworden ist, desto dichter, krustiger lagerte er dann.

terraHORSCH: Kann man aus den bisherigen Beobachtungen schon irgendwelche Rückschlüsse ziehen?
Konrad Maier:
Für uns stellt sich dieses Jahr die Frage nach Alternativen. Möglicherweise wäre eine tiefe Lockerung im Herbst erfolgreicher gewesen. Von einem tieferen Eingriff von mehr als 15 cm habe ich auf der Versuchsfläche abgeraten. Die Gefahr, größere Brocken herauszuarbeiten, ist zu groß, da diese nur noch schwer zu zerkleinern sind. Wir werden den Mais weiter im Blick behalten und seine Entwicklung verfolgen. Unsere Hoffnung ist, dass der Mais eine gute Wurzelentwicklung vollzieht und somit den dichten Boden schnell durchwurzelt.

Josef Stangl: Wenn Niederschläge kommen, ist es nicht gravierend. Bei einer gewissen Durchfeuchtung und der damit verbundenen Quellung sind kleinere Störschichten weniger dramatisch für den Feldaufgang bei Mais. Das Problem verstärkt sich nur, wenn es sehr trocken wird, weil die kompakte Schicht noch kompakter und fester wird und aushärtet. Da könnte es für den Keimling und die Keimwurzeln problematisch werden. Es wäre z.B. interessant, sich das Wurzelbild nochmal anzuschauen, wenn der Mais im Fünf- bis Acht-Blatt Stadium ist. Einfach mal auf Krumentiefe ausgraben und schauen, ob die Wurzeln sich vielleicht doch längs der Saatrille stärker ausbreiten und nicht gleichmäßig in alle Richtungen.   
Konrad Maier: Für uns ist der Boden die Grundlage. Eine schonende Bewirtschaftung liegt uns sehr am Herzen. Nur wenn wir den Boden fördern und seine Struktur und den Humusgehalt erhalten, wenn nicht sogar verbessern, können wir langfristig wirtschaften. Dieses Jahr haben wir einmal mehr gesehen, dass es kein Schema für die Bodenbearbeitung gibt. Wir müssen offen und flexibel bleiben. Das ist in meinen Augen sehr wichtig.
Michael Braun: Dort wo mancherorts mit der Kreiselegge gearbeitet wurde, ist die Oberfläche sehr fein, aber die Frage ist: Haben wir einen ausreichenden Bodenschluss vor allem für großes Saatgut wie Soja? Soja braucht verhältnismäßig viel Wasser, um zu keimen. Sichere Feldaufgänge sind da nicht immer gegeben. Das nächste ist, dass wir bei Soja auch viel für das Inokulieren investieren. Und wenn man dem Bakterium kein ausgezeichnetes Habitat bietet – und ein trockener Boden ist kein gutes Habitat – dann verschenkt man Teile des Potentials der Knöllchenbakterien.

Konrad Maier: Auf unseren Standorten ist die Wasserversorgung in der Keimphase sehr entscheidend. Gerade bei Mais und Soja ist der Keimwasserbedarf sehr hoch. Wenn dieser nicht gedeckt werden kann, werden die Bestände schnell lückig oder waschen ungleichmäßig aus, was für die späteren Bearbeitungsgänge mit Hacke und Striegel problematisch ist. Für uns hat es sich bewährt, das Saatkorn auf die wasserführende Schicht abzulegen. Hier ist die Wasserversorgung sichergestellt und man kann den Bestand einigermaßen gut planen. Die wasserführende Schicht ergibt sich vor allem aus dem aufsteigenden Kapillarwasser. Je tiefer man den Boden im Frühjahr bearbeitet, desto tiefer wandert auch die Kapillarschicht. Somit ist eine flache Bodenbearbeitung im Frühjahr für uns auch eine Art Versicherung für ein sicheres Auflaufen. 6 cm Tiefe sind hierbei völlig akzeptabel, da diese Ablagetiefe uns dabei hilft, die Kultur vor dem Durchbrechen des Bodens nochmals blindstriegeln zu können. Einziger Nachteil der tieferen Ablage ist, dass wir auf unseren Standorten – sicher über 10 Tage – eine Bodentemperatur von 8° C halten müssen, um die Reserven des Keimlings nicht zu überstrapazieren.

Michael Braun: Alternativ könnte man auch überlegen, ob man eine Furche räumt. Das machen z.B. auch einige Kunden. Wenn das Wasser dann bei acht Zentimetern ist, wird das Saatkorn in den feuchten Horizont gelegt und dann mit fünf Zentimeter Erde bedeckt. Die mechanische Bestandespflege muss dann an die Oberflächengestaltung angepasst werden.
Josef Stangl: Bei lückigen Beständen hat man das Problem, dass auch andere Nicht-Kultur- Pflanzen ihren Weg finden. Deshalb sind im Frühjahr für bessere und gleichmäßigere Feldaufgänge zwei Durchfahrten oftmals besser als eine. Im Ökolandbau ist das schon gang und gäbe. Durch die gestiegenen Spritpreise ist es natürlich verführerisch zu extensivieren. Aber erfahrungsgemäß müssen Betriebe, die bodenbearbeitungsmäßig auf Sparkurs waren, dann auch chemisch intensiver nacharbeiten.

Ob nun Finer oder Cruiser – beim Umbruch der Zwischenfrucht überzeugten beide in gleichem Maße. Wichtig war hier der Überschnitt durch die jeweiligen Schare, die saubere Tiefenführung der Zinken und die exakte Einstellung der Maschine. Während der Cruiser mit Packer sein Potential im Stoppelsturz entfaltet, hier Stroh verteilt und Samen zum Auflaufen bringt, kann man mit dem Finer ideal die Flächen schwarz halten und auch hartnäckige Wurzelunkräuter mithilfe des Striegels einfach bekämpfen