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HorschConnect – Vorteile durch Digitalisierung

Die Landtechnik wird immer vernetzter. Maschinen lassen sich über das Smartphone ansteuern. Auch bei HORSCH gehen die Entwicklungen mit HorschConnect voran. Lesen Sie im Interview, wie alles begann, welche Entwicklungen es aktuell gibt und was die Zukunft im Hinblick auf Digitalisierung und Konnektivität noch bringt.

terraHORSCH: Wie hat es mit HorschConnect angefangen? Welche Idee verfolgt HORSCH damit?
Matthias Spork:
Mit HorschConnect verfolgen wir die Vision, Telemetriedaten zu erfassen und zu verarbeiten sowie die Maschinensteuerung via Smartphone möglich zu machen. Wir wollen HorschConnect auf all unseren Maschinen verfügbar machen und damit neue digitale Möglichkeiten in der Landwirtschaft schaffen. Für die Kunden generieren wir damit einen Mehrwert: angefangen bei der aktuellen Position und Geschwindigkeit und bis hin zu detaillierten Informationen wie Fehlermeldungen.
Theo Leeb: Dabei fasst HorschConnect alle Entwicklungen und Funktionen in Bezug auf Digitalisierung zusammen, wie z.B. das HorschConnect Telematics Portal oder die App MobileControl.
Theresa Schmidmeier: Als wir das Projekt gestartet haben, wussten wir jedoch selbst noch nicht, was am Ende dabei herauskommt. Im Vordergrund stand, eine Basis für alle zu schaffen mit dem Ziel, den Datenaustausch so effektiv wie möglich zu gestalten, Arbeitsprozesse zu erleichtern und den Fluss von Informationen zu verbessern. Es hat sich gezeigt, dass man besonders im digitalen Bereich sehr schnell marktspezifisch reagieren muss, denn von den Märkten kommen auch immer ganz unterschiedliche Anforderungen. Vielen unserer Kunden geht es vermehrt darum, ihre Arbeitsqualität zu monitoren, andere wollen eine Fehlerüberwachung oder Flottenmanagement. In einer Welt, in der man gewohnt ist, seinen Staubsaugerroboter laufen zu lassen, während man in der Arbeit ist, und diesen über die App steuert, wollen auch unsere Kunden vermehrt ihre Maschinen über eine App bzw. das Smartphone ansteuern.

terraHORSCH: Gibt es verschiedene Kundengruppen und wie sehen die unterschiedlichen Anforderungen aus?
Matthias Spork:
Ja, es gibt unter anderem Großbetriebe, deren Fokus verstärkt auf Flottenmanagement liegt, aber auch kleinere Betriebe, denen eher Themen wie automatisierte Dokumentation oder Nachverfolgbarkeit wichtiger sind. Unsere Kunden können mit MobileControl ganz konkret und sofort etwas an der Maschine machen. HorschConnect und Telematics ist sowohl für Kunden mit einer Maschine als auch für größere Betriebe mit verschiedenen Maschinen optimiert. Das funktioniert sehr gut. Es ist nicht so, dass man erstmal eine Schulung machen muss. Vielmehr ist Telematics so ausgelegt, dass man direkt loslegen kann. Neben den detaillierten Daten zur einzelnen Maschine sehen auch Kunden mit zehn oder zwanzig Maschinen durch zum Beispiel die Flottendashboards die wesentlichen Daten auf einen Blick und haben damit einen großen Mehrwert.

terraHORSCH: Was brauchen die Maschinen, um HorschConnect nutzen zu können?
Matthias Spork: Die Basis ist die Anbindung an das Internet über den sogenannten SmartCan. Diese Hardwarelösung ist direkt auf der Maschine verbaut und kann über LTE automatisch online gehen. Mit dem Smartphone kann man sich auch ganz einfach mit dem WLAN-Hotspot verbinden und MobileControl nutzen, also Nahfeldanwendungen wie z.B. Abdrehen, Düsentest, Reihentest etc. Für Telematics kann die Maschine in wenigen Schritten selbst aktiviert werden, der Händler kann hier aber auch weiterhelfen. Erst dann werden positionsbezogenen Daten an die Server von HORSCH übertragen und man kann die automatisierte Dokumentation nutzen sowie Maschinendaten auswerten und Fehlermeldungen analysieren. Eine integrierte Speicherkarte gewährleistet, dass Daten auch dann nicht verloren gehen, wenn gerade keine mobile Netzabdeckung vorhanden ist.

terraHORSCH: Was ist aktuell mit HorschConnect möglich? Für welche Maschinen ist es verfügbar?
Matthias Spork:
HorschConnect ist für alle unsere Maschinentypen verfügbar, vom Bereich Sätechnik, über Einzelkorntechnik bis hin zum Pflanzenschutz.In vielen Maschinentypen ist es ab Werk in der Grundausstattung, wie z.B. bei den Selbstfahrern oder größeren Maestros, bei den anderen ist HorschConnect optional verfügbar, beispielsweise bei der Pronto oder beim Sprinter. Dazu sind die Features auch für die meisten Maschinen nachrüstbar.
Theresa Schmidmeier: Aktuell sind wir natürlich noch sehr Maestro lastig, das ist jedoch der Tatsache geschuldet, dass wir mit der Maestro die Entwicklung begonnen haben. Mittlerweile gibt es aber die Funktionen für alle Produktfamilien – egal ob Richtung Telemetrie oder MobileControl. Aber es ist definitiv ein Produkt, das für alle Produktbereiche relevant ist. Der Aufbau ist dabei immer gleich, allerdings können sich die Funktionen im Telemetrieportal je nach Maschinentyp und Softwareversion unterscheiden. Der Funktionsumfang wird stetig ergänzt und kontinuierlich weiterentwickelt.
Es gibt Anwendungen, die für alle Produktgruppen sinnvoll sind, beispielsweise die Dokumentation von Arbeitsgeschwindigkeiten oder Ausbringmengen sowie die Visualisierung aller (Fehler-)Meldungen im Portal. Auch das Monitoring der Maschinenperformance (z. B. ha-Zähler, Betriebsstunden und Auslastung) ist natürlich unabhängig vom Maschinentyp.
Doch natürlich gibt es für jeden Maschinenbereich auch individuelle Funktionalitäten:
Im Pflanzenschutz kann man beispielsweise das jeweils ausgewählte Düsenprofil einsehen, wie z.B. mit welchem Zielflächenabstand und innerhalb welchem Druckbereich gearbeitet wurde. Auch der Düsenstatus wird in die Kartenansicht übertragen, sprich die aktiv geschalteten Düsen bzw. Fehler, die aktuell an einzelnen Düsen/Sektionen anliegen können.
Im Bereich Maestro ist neben den Grunddaten vor allem die Vereinzelungsqualität für den Anwender relevant. So kann mithilfe des Telemetrieportals nachvollzogen werden, wie hoch der VK der Maschine bzw. der Anteil der Fehl- oder Doppelstellen an welcher Position im Feld war.
Im Bereich der Bodenbearbeitung gibt es bereits die ersten Ansätze, z.B. in Richtung Flächenberechnung oder -ermittlung.

terraHORSCH: Wie funktioniert HorschConnect Telematics?
Theresa Schmidmeier:
HorschConnect Telematics bietet Einsicht in die Maschinendaten, die Auswertung der Daten, um die Arbeitsqualität der Maschine zu erfassen und anzupassen. Außerdem ist auch die automatisierte Dokumentation möglich. Wir haben Betriebe, wo es eher auf Maschinenperformance ankommt, oder Betriebe mit mehreren Maschinen, die wissen wollen, was die Maschine aktuell macht und wie es läuft. Was alle gemeinsam haben: Sie sind zu Recht anspruchsvoll. Und das ist ja auch unsere Basis z.B. im Service. Hier wollen wir die Kunden zielgerichtet und proaktiv unterstützen, z.B. durch die weitere Analyse von Fehlermeldungen oder Unterstützung zur Konfiguration. Wir arbeiten auch an Lösungen, bei denen sich der Service remote auf das Terminal und die Maschine schalten kann. So können wir zielgerichtet unterstützen.

Theo Leeb: Das Thema Service ist extrem wichtig und ist und bleibt ein Qualitätsmerkmal. Für mich ist es der Schlüssel. Wer neben einer vernünftigen Maschine den besten Service bieten kann, wird das Geschäft machen. Grundsätzlich nehmen die technologischen Möglichkeiten rasant zu. Denken wir nur an die unterschiedlichsten Sensortechniken, Kamerasysteme, künstliche Intelligenz usw. Das heißt, die Maschinen werden komplexer. Umso wichtiger wird eine schnelle und unkomplizierte Unterstützung unseres Händlers und Kunden. Um hier einen optimalen Service für die Kunden bieten zu können, wird es irgendwann unerlässlich sein, dass wir die Möglichkeit eines direkten Zugriffs auf die Maschine und die Maschinendaten haben. Themen wie Service, Konnektivität, Updatefähigkeit, Zugriff zur Maschine haben für mich einen hohen Stellenwert, um diese Komplexität überhaupt zu beherrschen.
Über den Maschinenzugriff haben wir außerdem die Möglichkeit, Updates auf die Maschine zu spielen. Es muss dafür nicht extra einer unserer HORSCH Mitarbeiter zum Kunden fahren, um hier drei Stunden die Maschine zu blockieren. Das geht dann auch einfach über Nacht.

Matthias Spork: Perspektivisch bietet das System den großen Vorteil, dass unsere Updates dann ganz automatisch durchgeführt werden. Sobald die Maschine in Betrieb ist, ist der SmartCan online und aktualisiert sich automatisch übers Internet. Die App MobileControl wird über die bekannten App-Stores von Apple und Google upgedated, damit alles optimal zusammen funktioniert. Die Maschine kommt schon fix und fertig, quasi „ready to use“, mit SIM-Karte zum Kunden. Das heißt, für den Kunden entstehen hier keine weiteren Kosten für diese Nutzung.

terraHORSCH: Wie sieht es mit dem Zugriff auf die Maschinendaten aus vor allem auch in Bezug auf das Thema Datenschutz?
Theresa Schmidmeier:
Dieses Thema nehmen wir sehr ernst. Bei der Frage, wer sieht was und wann, ist bei uns ganz klar: Nur die Service- oder Vertriebspartner unserer Kunden können die Maschinendaten einsehen, wenn der Kunde eine Einwilligung erteilt hat. Der Kunde muss an einer Stelle sagen „Ja, ich will dieses System nutzen und ich will, dass die Daten der Maschine an HORSCH über meinem Account übertragen werden“. Die Direktkommunikation mit MobileControl oder die App-Funktionen usw. gehen selbstverständlich auch ohne eine Aktivierung. Und die Daten sind nicht personenspezifisch, d.h. es können mehrere Nutzer auf die Maschinendaten zugreifen. Dies ist besonders für Betriebe relevant, die mehrere Angestellte haben.

Matthias Spork: Diese Einwilligung kann über ein Formular abgeben werden, das man direkt mit dem Kaufvertrag beim Händler unterschreibt. Ist man beim Kauf noch unsicher oder will sich erst noch weiter informieren, kann sich der Kunde eigenständig unter portal.horsch.com einen Account anlegen und die Maschine über unser Portal und das Terminal selbst aktivieren. Hier muss man dann die obligatorischen Häkchen setzen und kann auch bestimmen, ob der Servicepartner den Zugriff auf die Daten erhält.
Erst nach dieser Einverständniserklärung können die Servicepartner auf die Daten der Maschine zugreifen. Der Endkunde kann bei der Maschinenaktivierung entscheiden, ob der Händler die Maschinendaten sehen darf.

terraHORSCH: Was ist der Nutzen für den Kunden?
Theresa Schmidmeier:
Neben den schon beschriebenen Funktionen arbeiten wir an vielen Features, die unsere Kunden sich wünschen. Beispielsweise werden wir bald Fehlermeldungen als Push-Notification senden können oder auch feldbezogene Kennzahlen bereitstellen. Das hilft gezielt, Abläufe zu optimieren oder die Effizienz zu steigern, indem Informationen auf das Wesentliche komprimiert dargestellt oder direkt auf ein Smartphone gesendet werden.
Wir haben auch gemerkt, dass es Länder gibt, die noch mehr Wert auf Details legen als Deutschland. Gerade was Themen wie Nachweispflichten oder automatisierte Dokumentation z.B. im Pflanzenschutzbereich angeht. Deshalb wollen viele Kunden auch, dass besonders im Bereich der Dokumentation oder alles, was mit Büroarbeit zu tun hat, automatisiert ist und ihnen ein Stück weit abgenommen wird, um sich auf die eigentliche Arbeit mit der Maschine konzentrieren zu können. Wir können damit Arbeitsprozesse wesentlich erleichtern und Informationsflüsse schneller und besser gestalten. Auch im Bereich Fehlermeldungen sehen wir einen Vorteil für Hersteller und Kunden: Es muss kein Mitarbeiter zum Kunden fahren, um den Fehlerspeicher auszulesen, und es kann proaktiv gehandelt werden.

Theo Leeb: Wichtig ist, dass HorschConnect in Zukunft auch mit anderen Systemen kompatibel ist, um den Kunden den bestmöglichen Nutzen zu bieten. Das istunsere Digitalstrategie. Wir wollen bewusst keine Exklusivität, d.h. keine Insel-Lösung. Die Kunden sollen die Plattform möglichst herstellerunabhängig und übergreifend nutzen können. Unsere Strategie ist hier ganz klar, den Kunden in keinerlei Abhängigkeiten zu bringen. Im Gegenteil: Es war und ist eine bewusste Entscheidung von uns, mit Hilfe von digitalen Tools dem Kunden einen Mehrwert zu bieten, der über Markenfarben hinaus geht.

Theresa Schmidmeier: Deshalb war die Anbindung an den agrirouter als Schnittstelle zu anderen Systemen eine bewusste Entscheidung. So kann der Datenaustausch zwischen den Plattformen verschiedener Hersteller einfach, sicher und automatisiert gestaltet werden. Das wichtigste ist, dass der Kunde dabei die volle Kontrolle über die Daten behält. Zum Beispiel können Applikationskarten hierüber direkt vom PC zur Maschine geschickt werden und auch wieder zurück. Das heißt, hardwaretechnisch sind wir erstmal völlig autark, wenn es z.B. um Maschine, Schlepper oder verschiedene Gespanne geht. Geht es um Kompatibilität, Schnittstellen usw. merken wir, je weiter wir in den Markt kommen, dass es wichtig ist, ein offenes System zu haben und dem Kunden die Wahl zu lassen.

Matthias Spork: Darauf liegt auch 2022 ganz stark unser Fokus, denn es gibt so viele digitale Themen bzw. Software. HorschConnect ist ein weiterer großer Schritt für Kunden, die bereits digitale Systeme nutzen und affin dafür sind, auch weil es sich gut in die bereits bestehende Systemlandschaft integrieren lässt.
Doch auch für Betriebe, die gerade erst den Einstieg in die Digitalisierung wagen bzw. wollen, ist HorschConnect bestens geeignet. Durch die einfache und intuitive Anwendung bietet es höchste Transparenz ohne Vorkenntnisse.

Theo Leeb: Wir nutzen HorschConnect als Unternehmen selbst, sind also professioneller Anwender. Wir waren am Anfang selbst überrascht, welche Erkenntnisse wir aus den Daten ziehen können – bereits im Prototypenstadium bzw. in der Entwicklung. Es steckt einfach unheimlich viel Potenzial darin.

terraHORSCH: Wie sieht es mit den Kosten aus?
Theresa Schmidmeier:
Natürlich kostet die Entwicklung des Systems, also Hardware und Software, Geld. Aber wir haben auch laufende Kosten für die Datenübertragung und Datenspeicherung. Wir wollen das für unsere Kunden so einfach wie möglich gestalten und nur ein Paket anbieten. Außerdem ist die Nutzung der Onlinedienste bei der Neuanschaffung einer Maschine in den ersten beiden Jahren im Kaufpreis enthalten. Die SIM-Karte ist schon dabei und es fallen auch keine zusätzlichen Kosten für Mobilfunk an.

terraHORSCH: Wo soll die Reise mit HorschConnect noch hingehen?
Theo Leeb: In Zukunft werden nicht nur Stahl und Eisen, sondern immer mehr auch die Software- und Elektronikthemen die Qualität der Maschine ausmachen. Schauen wir mal über unseren Tellerrad hinaus. In einigen Branchen ist es üblich, in relativ kurzen Abständen über Nacht, neue Funktionen per Update „over the air“ dem Anwender zur Verfügung zu stellen. In der Landtechnik ist das noch schwer darstellbar, da für ein Update ein Servicespezialist zur Maschine fahren muss. Bei der Masse an Maschinen überlegen wir daher zweimal, ob und welche Maschinen upgedatet werden müssen. Mit HorschConnect wird das Update auf Knopfdruck möglich. Mit diesem Prozess hat man dann eine ganz andere Updatehäufigkeit und auch die Kosten reduzieren sich dadurch. Ein weiterer Vorteil ist, dass man zukünftig damit viel mehr Features zeitnah bringen kann und diese direkt für die Maschine und den Kunden verfügbar sind. Man sammelt nicht mehr alles, um dann einmal zum Kunden zu fahren. Über das Portal ist es außerdem möglich, die Updates und Features individuell auszuwählen und auch im Nachhinein noch upzudaten.

Matthias Spork: Viele Ideen zu neuen Funktionen entstehen im Gespräch mit unseren Kunden. Daraus ist zum Beispiel die Möglichkeit der Routenplanung zur Maschine entstanden oder die Anzeige von allen Fehlermeldungen auf der Karte. Sie können uns gerne Wünsche und Verbesserungen an portal@horsch.com senden – wir freuen uns über jede E–Mail.

Hier kommen Sie zum HORSCH Telematics Portal: https://telematics.horsch.com