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Ein Agrarkonzern der Superlative

Die Zahlen sprechen für sich: auf 515.000 Hektar werden auf dem ukrainischen Betrieb Kernel mit höchster Präzision und Precision Farming Getreide sowie Ölsaaten mit einem Gesamtertrag von mehr als 3,2 Millionen t produziert. Dabei spielt auch die HORSCH Maestro Einzelkorntechnik eine wichtige Rolle.

Schon bald werden auf dem Betrieb Kernel in der Ukraine die ersten HORSCH Maestro 24 SX Einzelkornsämaschinen laufen. Sie haben bei Vorführungen und ausgiebigen Tests überzeugt. Und es laufen bereits 50 Maestro 24 SW als Schlüsselmaschinen für die Aussaat von Sonnenblumen und Mais. Aber Moment mal: 50 24-reihige Einzelkornsämaschinen? Was ist das überhaupt für ein Betrieb? terraHORSCH stellt ihn vor.

Kernel ist einer der größten landwirtschaftlichen Betriebe in der Ukraine. Aufgrund seiner Größe hat er internationale Bedeutung. Die Aktien des Unternehmens werden an der Börse in Warschau gehandelt. Der Umsatz betrug im Geschäftsjahr 2019/2020 4,1 Milliarden Dollar. Etwa 12.000 Mitarbeiter über alle Geschäftsbereiche hinweg arbeiten für die Mission von Kernel, die lautet: „Unser Ziel ist es, das Potenzial der ukrainischen Nahrungsmittelproduktion freizusetzen, um die wachsende Weltbevölkerung auf nachhaltige Weise zu ernähren.“

Zum Geschäftsbereich Ackerbau gehören 515.000 Hektar Fläche, die quer über das ganze Land verteilt ist. Klar, dass es da wenig Sinn ergibt, genaue Angaben zu Bodenpunkten und Bodenqualität zu machen. Das Spektrum reicht von durchschnittlichen bis zu sehr guten Böden. Auf den selbstbewirtschafteten Pachtflächen werden 3,2 Millionen t Getreide und Ölsaaten geerntet, was den Betrieb zum größten Agrar-Produzenten in der Ukraine macht. Etwa 6.000 weitere Landwirte beliefern Kernel mit 3 Millionen t Sonnenblumenkernen und 5,1 Millionen t Getreide. Die Hauptfrüchte sind Mais, Weizen und Sonnenblumen.

Diese Produkte gehen dann direkt in den zweiten Geschäftsbereich von Kernel „Handel und Infrastruktur“. Die Silokapazität liegt bei 2,4 Millionen t in Silos, die Anlagen sind dezentral über die Ukraine verteilt.
Exportiert werden 7,9 Millionen t Getreide und Ölsaaten. Strategische Termingeschäfte ermöglichen sehr enge Zeiträume zwischen der eigenen Ernte oder der Anlieferung von den anderen Betrieben und dem Weiterverkauf. Alles ist gegen Preisschwankungen abgesichert. Eine eigene Eisenbahnflotte mit 3.443 Getreidewaggons sorgt für einen reibungslosen Warenfluss von den Binnensilos zu den Häfen. Kernel betreibt zwei Tiefenwasser-Terminals in Chornomorsk (Tschernomorsk) mit einer jährlichen Umschlagkapazität von 8,8 Millionen Tonnen. Das Unternehmen hat damit die größte private Eisenbahnflotte und die größte Silokapazität im ganzen Land. Man ist ebenso der größte Getreideexporteur in der Ukraine mit einem Anteil von 14 % der landesweiten Exporte.

Die hauptsächlichen Zielmärkte der exportierten 7,9 Millionen t Getreide sind hier Asien mit 44 %, Europa mit 35 % und der Mittlere Osten mit 16 %.

Sonnenblumenöl bildet den dritten Geschäftsbereich im Konzern. Hier ist es interessant, den historischen Hintergrund zu kennen, warum die Ukraine ein so großer Produzent von Sonnenblumenöl ist.
Vor über 20 Jahren begann das Land, mit einer Exportsteuer auf Sonnenblumenkerne die Produktion des Öls direkt im Land massiv zu fördern. Für alle Erzeuger war es wirtschaftlicher, das Öl selbst zu produzieren, anstatt die Kerne zu exportieren. Das hat dazu geführt, dass die Ukraine heute mit rund 7,4 Millionen t Sonnenblumenöl weltweit der größte Produzent ist. Danach kommen Russland mit 5,7 Millionen t, die EU mit 3,7 Millionen t und Argentinien mit 1,2 Millionen t Sonnenblumenöl. Die weltweite Produktion liegt bei rund 22 Millionen t.
Die acht Ölmühlen von Kernel haben eine Verarbeitungskapazität von 3,5 Millionen t Sonnenblumenkerne pro Jahr. Dabei kann man grob sagen, dass 1.000 kg Sonnenblumenkerne im Durchschnitt 440 kg Öl, 390 kg Presskuchen und 160 kg Sonnenblumenschalen liefern.

Rund 145 Millionen l Öl werden direkt in Flaschen abgefüllt und für den Export im Hafenterminal und den Verkauf in der Ukraine vorbereitet. Zusätzlich gehen 1,4 Millionen Tonnen Sonnenblumenpresskuchen für den Export zum Hafen.
Das bedeutet, dass Kernel weltweit der größte Produzent (7 % der weltweiten Herstellung) und der größte Exporteur (15 % der international gehandelten Menge) bei Sonnenblumenöl ist. Hier geht ein Großteil der 1,5 Millionen l mit 29 % nach Europa, 24 % in den Irak, 23 % nach Indien und 16 % nach China.

Präzision und Digitalisierung

Ein Betrieb dieser Größenordnung kann nur mit einem hohen Grad an Digitalisierung wirklich effektiv geführt werden. Denn für maximale Leistung im Ackerbau braucht man robuste und absolut präzise Maschinen, die sich durch einfache Bedienung, Ausfallsicherheit und hohe Flächenleistung bei exakter Saatgutablage auszeichnen. Genau da kam vor einigen Jahren HORSCH ins Spiel. Bereits seit 2009 beliefert das Unternehmen Kernel mit der Kurzscheibenegge Joker RT und der Universaldrilltechnik Pronto DC PPF.
Die Erfahrungen mit den Maschinen war so positiv, dass Kernel seit 2014 in der Einzelkornsaat von Mais und Sonnenblumen auch auf die Maestro SW setzte. Etwa 50 Maschinen vom Typ Maestro 24 SW sind inzwischen auf den 515.000 Hektar Ackerfläche im Einsatz.

Die Agronomen und Leiter der unterschiedlichen Betriebsstätten treiben die Technik seither ans Limit. Jede Maschine sät im Jahr etwa 3.500 ha. Diese Flächenleistung kommt aber in sehr wenigen Tagen zusammen, weil der Betrieb bestrebt ist, die optimalen Saatfenster auszunutzen, an denen dann aber immer die maximale Leistung abgerufen wird.
Und hier kommt die Digitalisierung ins Spiel. Der Betrieb wertet alle Daten jeder einzelnen Maschine bis ins letzte Detail aus: Einstellungen, Fahrgeschwindigkeiten, Fehlstellen, Ablagequalität- und Genauigkeit. Die Daten der Maschine, die dabei am besten performt, dienen dann dazu, alle anderen Maschine noch mehr zu optimieren. „Das Ziel bei Kernel ist, eine schlagkräftige Aussaat zum idealen Zeitpunkt zu ermöglichen“, sagt Johannes Kluth, Geschäftsführer HORSCH Ukraine. „Bei so einem Großbetrieb können wir die Effizienz unserer Maschinen eindrucksvoll unter Beweis stellen. Was wir im Prospekt und auf der Internetseite sagen, demonstrieren wir hier während der Saison im Feld“, so Kluth.
Für so eine gute Zusammenarbeit braucht es natürlich den persönlichen Kontakt. In regelmäßigen Abständen finden Termine in der Zentrale in Kiew statt. Hier informieren sich HORSCH und Kernel gegenseitig über Neuerungen und gleichen die Strategien ab. Neue Produkte und Ausstattungsvarianten werden vorgestellt, das weitere gemeinsame Vorgehen besprochen.
Ab dann verlagert sich die praktische Arbeit hinaus in die Regionen zu den einzelnen Betrieben.
Hier sind die HORSCH Außendienstspezialisten vom Vertrieb und Service mit dabei. Grundsätzlich läuft der komplette Ersteinsatz, die Garantie und der Service der Maschinen über die Händler vor Ort. Ein sehr wichtiges Element und entscheidend für den Erfolg in so großen Strukturen sind Schulungen der Kernel-Fahrer und -Ingenieure. Seit Jahren finden regelmäßig im Winter Praxis-Fortbildungen statt, an denen die Teilnehmer auf den neuesten Stand gebracht werden.
Zum Abschluss bekommt dann jeder Fahrer ein Zertifikat, das ihn als qualifizierten Profi ausweist. Nur solche Fahrer kommen in der Saison auf den Schlepper. Das ist ein Gewinn für beide Seiten, denn die Traktorfahrer können so die maximale Leistung aus dem Gespann herausholen.
„Diese Zusammenarbeit ist ein perfektes Beispiel für die Dreiecksbeziehung zwischen Hersteller, Händler und Kunden – egal in welcher Größe. Wir pflegen keine Top-Down- Beziehung, wo unsere Informationen an den Händler fließen und nur dieser dann mit den Kunden kommuniziert. Das ist bei uns das Besondere. Wir sprechen gemeinsam mit den Kunden und Händlern über Anforderungen und Ziele und können so die perfekte Lösung für den jeweiligen Betrieb liefern“, sagt HORSCH Ukraine Geschäftsführer Johannes Kluth.
Solche strategischen Gespräche waren dann auch der Auslöser, dass die ersten Maestro SX bei Kernel zum Einsatz kommen. Nach Besuchen von Kernel-Verantwortlichen am HORSCH Firmenstammsitz in Schwandorf gab es erste Gespräche auf der Agritechnica 2019 zur neuen Maestro 24 SX.
Drei Punkte waren hier ganz entscheidend für die Auswahl: die guten Erfahrungen mit den Maestro 24 SW und ihre robuste und unter allen Bedingungen zuverlässige Arbeitsweise, die neue Highspeed-Schuss-Dosierung und die Telemetrie HorschConnect.
Bei den Einsätzen im Frühjahr hat die Maestro dann durch ihre präzise Dosierung auch bei hohem Arbeitstempo absolut überzeugt. Ein wichtiger Punkt war hier eine gleichbleibende Leistung auch bei nicht ganz optimaler Saatgutqualität. Denn es ist klar, dass bei 515.000 Hektar nicht immer nur perfekt kalibriertes Saatgut zum Einsatz kommen kann.
Die Telemetrie über HorschConnect macht die eigentliche Saat natürlich absolut transparent. Gerade durch die Echtzeitkontrolle kann jederzeit überprüft werden, wie effizient und leistungsfähig die einzelnen Maschinen laufen. Und wenn vier von fünf Maschinen zum Beispiel eine hervorragende Leistung aufzeigen und eine nicht, können die Verantwortlichen sofort eingreifen. Das geht natürlich viel schneller, als erst beim Feldaufgang zu sehen, dass es ein Problem gab.

Fazit

„Dank Telemetrie und der präzisen Dosierung der Maestro 24 SX ist die Integration dieser Sätechnik in unser Precision Farming-System unkompliziert und vollständig möglich“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer von „Kernel Agribusiness“, Konstantin Schitiuk begeistert.
Ganz konkret konnte Kernel durch die neue Maestro SX unter optimalen Bedingungen eine Mehrleistung von bis zu 25 % im Vergleich zum Durchschnitt aller Maestro 24 SW, die dort im Einsatz sind, erzielen. Diese Steigerung ergibt sich aus der präzisen Dosierung bei gleichzeitig hohem Tempo. Für die optimale Platzierung wird der Dünger flüssig ausgebracht. Die Tankgröße der Maestros ist ein zusätzliches Argument für ihre Schlagkraft. Das Volumen von 9.000 l kann entweder in einer Aufteilung von 2.000/7.000 (Saatgut/Dünger) oder 4.000/5.000 bestellt werden.
Die Darstellung der Maschinen im HorschConnect erfolgt sehr übersichtlich und klar mit benutzerfreundlicher Optik und Aufteilung der Darstellung.
Effizienz und Schlagkraft sind auch die entscheidenden Kriterien für weitere Maschinen, die aktuell bei Kernel im Testeinsatz sind.
Die Messerwalze Cultro 12 TC steht für viel Flächenleistung bei wenig Kraftaufwand und Arbeitsgeschwindigkeiten bis 20 km/h. Das Gewicht der Maschine liegt im Feldeinsatz komplett auf der Messerwalze. Die Cultro ist sehr gut geeignet für das Zerkleinern von Zwischenfruchtbeständen im Frühjahr oder zur ultraflachen Stoppelbearbeitung zum Beispiel in Sonnenblumen und Mais. Der Haupteinsatzzweck bei Kernel ist die Zerkleinerung der Sonnenblumenstängel nach dem Dreschen. Die Stängel haben nach der Ernte oft noch eine Länge von 1,5 m, nach der ersten Überfahrt dann noch maximal 30 cm.
Auch im Pflanzenschutz sammelt man bei Kernel erste Erfahrungen mit Technik von HORSCH. Beim Leeb VL handelt es sich um ein neues Selbstfahrermodell auf Basis des zur Agritechnica 2019 vorgestellten neuen Leeb PT. Theo Leeb hatte in der letzten terraHORSCH (Ausgabe 20) ausführlich über die Vorteile des Leeb VL gesprochen.
Die neue Selbstfahrer-Baureihe VL (variable large) ist mit teleskopierbaren Achsen und einer neuen Einzelradaufhängung ausgestattet und wird über eine variabel verstellbare Spureinstellung verfügen. Diese ist beim VL in zwei Bereichen verfügbar – einmal zwischen 2,60 und 3,50 m und von 3 bis 4 m. Beide können mit einer optionalen Höhenverstellung von bis zu 2 m ausgestattet werden. Durch den intensiven Anbau von Sonnenblumen und Mais kommen bei Kernel kaum noch gezogene Spritzen zum Einsatz. Die Bodenfreiheit ist hier ganz entscheidend. Mit Behältervolumen von 6.000 l und 8.000 l ist damit höchste Schlagkraft in Sonnenblumen und Mais garantiert.