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Kampfansage an den Ausfallraps

Ausfallraps ist ein weitverbreitetes Problem. Wie man das am besten angeht, wollte HORSCH in zwei umfangreichen Ackerbauversuchen klären. Untersucht wurde unter anderem, welche Potenziale das Hacken in dieser Kultur hat.

Ausgangspunkt für die Versuche war die Aussaat von Raps mit einer Maestro 12.50 CX auf 50 cm Reihenabstand anstelle der üblichen 15 cm oder 30 cm. Gesät wurde an zwei unterschiedlichen Standorten. Der erste ist direkt in der Nähe des HORSCH Firmenstammsitzes am Sitzenhof. Die Verungrasung ist dort besonders stark ausgeprägt, die Böden sind teilweise sehr schwer. Der zweite Standort ist im Raum Regensburg und hat einen ähnlich hohen Tonanteil, aber mehr Organik im Boden. Auf beiden Standorten war wegen langjähriger Rapsfruchtfolgen Altraps ein großes Thema.
Die Gründe für und die Gedanken zu diesen Versuchen waren vielfältig. Alles begann mit der verbesserten Einbettung des Saatguts durch das Säaggregat der Maestro gerade auf schweren Böden. Hier sind die Räumsterne der Maschine ein zusätzlicher Vorteil. Sie befreien die Reihen sowohl von organischen Rückständen als auch von Kluten. Bei einer Arbeitsgeschwindigkeit von 12 bis 13 km/h arbeiteten die Räumsterne hervorragend und sorgten für ein gutes Saatbett.

Für den Reihenabstand von 50 cm haben wir uns entschieden, weil der Raps gehackt werden sollte. Und wir außerdem auch Versuche zum Thema Bandspritzen machen wollten, um zu sehen, ob dies auch beim Raps ackerbaulich und wirtschaftlich sinnvoll ist. Was den Ertrag angeht, weiß man durch die Beobachtungen und Erfahrungen aus der Praxis der letzten Jahre, dass durch den weiteren Reihenabstand keine Nachteile entstehen. Einige HORSCH Kunden setzen bereits seit Längerem auf das Verfahren. Es zeigt sich, dass der Raps imstande ist, den Raum zwischen den Reihen optimal auszufüllen. Im Zehn- bis Zwölf-Blatt-Stadium sind die Reihen schon fast geschlossen.
Aufgrund der höheren Reihenweite reduzierten wir die Saatstärke auf 25 bis 30 Körner pro m2, damit der Abstand zwischen den Pflanzen in der Reihe nicht zu eng wurde.
Das Grundproblem war ganz klar Ausfallraps. Dieser läuft auch nach Jahren noch auf und steht als Konkurrenzpflanze im Hybridraps. Hier bietet das Hacken die Möglichkeit, dass zumindest alle unerwünschten Pflanzen zwischen den Reihen bekämpft werden. Somit kann man das Ertragspotenzial der neuen Hybrid-Züchtungen optimal ausnutzen. Insgesamt wird bei dieser Vorgehensweise ca. 80 % der Ackerfläche gehackt, da das nicht bearbeitete Band ungefähr 10 cm breit ist.

Infokasten: Michael Braun

Michael Braun arbeitet seit zwölf Jahren bei HORSCH und leitet zusammen mit Kurt Glück den Bereich Sales Support. Privat führt er einen Nebenerwerbsbetrieb unweit von Schwandorf. Auch dort experimentiert er auf seinen eigenen Flächen gern. Denn diese kennt er in- und auswendig - gerade im Hinblick auf die Bodenstruktur und weitere Erfahrungswerte. Seine Flächen sieht er natürlich fast täglich und kann durch die Kenntnis der Historie auch Sondereffekte deuten. Grundsätzlich interessiert ihn die Weiterentwicklung der Landwirtschaft und in diesem speziellen Fall die Zukunft beim Rapsanbau.

Bei unseren Versuchen in diesem Jahr bestand die Herausforderung, dass ein frühes Hacken wegen der starken Niederschläge nicht möglich war. Normalerweise hätte man sehr gut – ohne die Kultur extra zu schützen – ab dem Vier- bis Sechs-Blatt-Stadium hacken können. Tatsächlich ließ sich dann nur ein Arbeitsgang im Zehn-Blatt-Stadium durchführen, in dem eigentlich bei optimaler Witterung schon der zweite Hackgang geplant gewesen wäre.
Bei den diesjährigen Versuchen führte diese Maßnahme bisher zu einem sehr guten Ergebnis. Auf anderen Flächen würde man mit einer Überfahrt jedoch nur rund 80 % des Altrapses erwischen. In einigen Regionen ist neben dem Altraps natürlich auch die Übertragung von Krankheiten durch die fehlende Beize am Ausfallraps ein Thema, das durch ein frühes Hacken reduziert werden könnte.
Auch wegen des Green Deals der EU mit dem Ziel einer deutlichen Reduktion von Pflanzenschutzmitteln bietet das Bandspritzen in den klassischen Reihenkulturen wie Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln eine gute Möglichkeit, einzusparen. Im Raps sind derzeit noch kaum Reduktionsansätze ersichtlich, in weiteren Versuchen wird dies jedoch genauer beleuchtet werden.

Die Versuche werden von Michael Braun und Josef Stangl begleitet. Was die zwei HORSCH Experten antreibt und was ihr persönliches Interesse an dem Verfahren ist, erfahren Sie in unseren Infokästen.

InfoKasten: Josef Stangl

Josef Stangl arbeitet seit neun Jahren im Unternehmen HORSCH und legt seinen Fokus auf neue Anbaukonzepte im Ackerbau. Zuvor arbeitete er in der Pflanzenbauberatung und berät auch heute noch nebenberuflich einige landwirtschaftliche Betriebe. Seit Beginn seiner Tätigkeit bei HORSCH bringt er sein breites Wissen im praktischen Pflanzenschutz und seine Erfahrungen in der Applikations- und Düsentechnik bei HORSCH ein. Sein Interesse an ackerbaulichen Anbaustrategien und Gesamtkonzepten für die Landwirtschaft motiviert ihn, neue Methoden zu entdecken, zu verstehen und weiterzuentwickeln. Dabei stellt er die betriebliche Ertragssicherung unter unterschiedlichsten regionalen oder produktionstechnischen Rahmenbedingungen des Ackerbaus in den Mittelpunkt.
Sein ganz persönlicher Antrieb ist die Freude und der Reiz, Dinge auszuprobieren, die zu nachweislichen Verbesserungen führen und sie mit Landwirten umzusetzen. Auch unseren eigenen landwirtschaftlichen Betrieben steht Josef Stangl als Diskussionspartner und für Fragen im Bereich Ackerbau zur Verfügung.