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Nachhaltige Landwirtschaft mit der Pronto NT

Stuart McAlpine, ein Landwirt im westaustralischen Weizengürtel, ist überzeugt davon, dass mit der richtigen Strategie, der richtigen Intensität und der passenden Technik jeder konventionell wirtschaftende Betrieb erfolgreich auf ein regeneratives System umstellen kann. Die australische Journalistin Andrea Mayes berichtet.

Weltweit wächst die Nachfrage nach gesunden und umweltfreundlichen Lebensmitteln. Viele Verbraucher wollen wissen, wo und wie ihr Essen angebaut wird. Und sie sind bereit, für nachhaltigen Anbau und eine bessere Lebensmittelqualität mehr zu bezahlen.
Nach vielen Jahren und vielen Versuchen gewinnt die regenerative Landwirtschaft in Westaustralien buchstäblich an Boden. Diese ackerbauliche Methode füllt die große Lücke zwischen reinem Bioanbau und konventionellem Anbau. Und auch die Verbraucher interessieren sich immer mehr dafür. Wiederum immer mehr Landwirte entdecken die Vorteile von biologischen Anbausystemen, die die Bodengesundheit fördern und Kohlenstoff binden.
Der Weizengürtel ist das Herzstück der Landwirtschaft in Westaustralien. Etwa die Hälfte der landwirtschaftlichen Produktion des Landes stammt aus dieser Gegend, die sich über fast 155.000 km² im Südwesten des Landes erstreckt, hauptsächlich östlich von Perth mit einer Ausdehnung von ungefähr 350 km nach Osten und 425 km von Norden nach Süden. Dort leben etwa 73.000 Menschen, von denen etwa ein Viertel in irgendeiner Form in der Landwirtschaft tätig ist.
Der Klimawandel macht die halbtrockenen Bedingungen des Weizengürtels zu einer noch größeren Herausforderung als sonst schon. Die Niederschläge variieren extrem und liefern in einem guten Jahr gerade mal 330 mm Wasser. Westaustralien hatte dieses Jahr den wärmsten Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen zu verbuchen. Die Durchschnittstemperatur in Perth lag bei fast 20° C und die Niederschläge lagen landesweit 46 % unter dem saisonalen Durchschnitt.
2018 war die Gewinnspanne für die westaustralischen Getreidebauern so gut wie noch nie, dafür brachte 2019 so hohe Verluste wie nie zuvor. Die Landwirte müssen dringend Effizienz und Erträge steigern und die Produktionseinschränkungen auf den wenig fruchtbaren Böden in dieser niederschlagsarmen Gegend ausgleichen. Da die Bodendegradation genauso wie die Resistenz gegenüber Wirkstoffen von Pflanzenschutzmitteln nachweislich zunimmt, begannen einige Landwirte, sich nach Technik für die regenerative Landwirtschaft umzusehen - mit einem besonderen Fokus auf Bodenbiologie, Pflanzengesundheit und den ökologisch integrierten Anbau.

Bodenchampion

Stuart McAlpine ist Landwirt in der vierten Generation. Seit fast 40 Jahren bewirtschaftet er einen 5.000-Hektar-Betrieb in Buntine, in der Nähe von Dalwallinu im nördlichen Teil des Weizengürtels. Er und seine Frau Leanne beschäftigen zwei feste Angestellte und je nach Bedarf zwei Saisonarbeitskräfte.

„Wenn man einen Streifenversuch komplett ohne Düngergaben anlegt, werden die Ergebnisse nicht so toll sein – bis man die Bodenbiologie verändert.“


Stuarts Vorfahren arbeiteten nach der zu ihrer Zeit üblichen landwirtschaftlichen Praxis. Sein Vater Ian war schon fortschrittlicher und experimentierte mit Düngeverfahren und neuen Getreidesorten. Von ihm hat Stuart McAlpine die Leidenschaft für die Natur und einen natürlichen Pflanzenbestand geerbt. Ebenso wie ein ausgeprägtes Interesse an der Qualität von guten Lebensmitteln.
Die Flächen des McAlpine-Betriebes sind trocken und meist flach mit einigen wenigen sanften Hügeln. Die Böden bestehen aus sandigem Lehm, gemischt mit etwas schwereren Böden und ertragsarmem, flachem Geschiebelehm. Im Winter kann es kalt sein, aber Frost ist selten ein Problem. Im Sommer steigen die Temperaturen oft tagelang auf über 40° C.
1996 begann Stuart als einer der Ersten mit pfluglosem Ackerbau, 1999 erhielt er den Preis „Western Australia No-Till Farmer of the Year”.
2007, nach einer sehr trockenen Vegetationsperiode und mit einem Bewirtschaftungssystem, bei dem immer mehr Input nötig war, um den Ertrag zu halten, begann er mit der Umstellung auf einen eher biologischeren Ansatz.
Es waren der Rückgang der Produktivität und die sich verändernde Niederschlagsverteilung, die Stuarts Fokus auf Bodengesundheit und die Bedeutung von biologischer Aktivität im Boden veränderten.

„Ich denke, die meisten Landwirte möchten das Richtige für ihre Umwelt tun“, sagt er. „Viele von ihnen haben die Vorteile von natürlichen Systemen nicht genutzt, weil es lange Zeit rentabel war, sie zu ersetzen. Da die natürlichen Abläufe nicht arbeiten konnten, wurde sehr viel mehr auf physikalische und chemische Komponenten im Boden geachtet. Was man aber wirklich gebraucht hätte, ist das Verständnis dafür, wie man Bodenbiologie stimulieren und fördern kann. Ineffiziente Systeme führen zu geschwächten Böden mit einer schlechten Struktur. Die Erträge stagnieren oder sinken und man braucht immer mehr Einsatz an Betriebsmitteln. Dadurch steigen die Kosten, die Pflanzen- und Bodengesundheit sinkt ebenso wie der Gewinn.
Das Hauptziel der regenerativen Landwirtschaft ist es nicht, die Erträge zu steigern, sondern die Effizienz und die Produktivität zu erhöhen, indem man den Einsatz von mineralischem Düngers und von Pflanzenschutzmitteln reduziert, bessere Böden schafft, die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen auf natürliche Weise verbessert und die Nährstoffdichte erhöht. Unsere Erträge sind mit dem regenerativen Bewirtschaftungssystem nicht merklich zurückgegangen. Aber wir bekommen ein außergewöhnlich positives Feedback bezüglich der Qualität. Es hat sich gezeigt, dass konventionelle Bewirtschaftungssysteme auf dem absteigenden Ast sind, weil sie die natürlichen Zusammenhänge vernachlässigen und die natürliche Fähigkeit der Pflanzen, den Boden zu reparieren, unterdrücken.
Wir müssen immer noch viel über die Vorteile der natürlichen Bodenbiologie lernen, aber mit dem wenigen, das wir bereits wissen, können wir schon Kosten reduzieren, Schäden reparieren, aber unsere Erträge behalten! Wenn wir all das wissen – warum machen wir dann auf die konventionelle Art und Weise weiter?“

Heute baut Stuart auf etwa 3.200 Hektar Weizen, Gerste, Hafer, Lupinen, Raps und Futtererbsen in einer breiten Fruchtfolge an. Er nutzt gezielt Pflanzen, die beim Nährstoffkreislauf und der Unkrautbekämpfung helfen. Er hat derzeit 100 Angus-Rinder, je nach Saison auch mehr, und beschäftigt sich mit artenübergreifender Weidetierhaltung.
Er ist Mitbegründer der Liebe Group, eine der ersten Erzeugergemeinschaften Australiens. Außerdem ist er Aufsichtsratsmitglied von Wide Open Agriculture, Westaustraliens führendem Unternehmen für regenerative Nahrungsmittel und Landwirtschaft.
2015, dem Internationalen Jahr des Bodens, wurde Stuart für die nördliche Weizengürtelregion als „Soil Champion of the Year“ ausgezeichnet.

Gezielter Input und die richtige Technik

Die Pronto NT ist eine kompakte Universal-Sämaschine und kombiniert Bearbeiten, Säen und das Andrücken in der Mulch- und Direktsaat. Die Maschine bearbeitet nur den Teil des Bodens, in dem das Saatgut abgelegt wird. Dort stellt sie eine feinkrümelige Struktur her. Die TurboDisc Schare passen sich unebenen Böden optimal an, garantieren einen hohen Schardruck und die präzise Ablage des Saatguts. Letzteres bewirkt einen gleichmäßig auflaufenden Bestand, was das Mikroklima der Kultur verbessern und zusätzlich gesündere, stärkere Pflanzen mit besserer Wurzelentwicklung und erhöhter Krankheitsresistenz schafft. Die gute Krümelung, die von den Frontscharen der Pronto erzeugt wird, ist wichtig für eine optimale Durchwurzelung und für die Aufnahme von Feuchtigkeit und Nährstoffen.

Ich wollte ein schickes Design, moderne Präzisionstechnik, ein flexibles Konzept und eine Maschine, die einfach zu nutzen und zu warten ist. Das alles trifft auf die HORSCH Pronto zu.

Laut Stuart ist seine 12-metrige HORSCH Pronto NT ein wesentlicher Bestandteil seines regenerativen Bewirtschaftungssystems. „Hier in Westaustralien sind die Erträge von konventionellen und regenerativen Betrieben ziemlich niedrig und schwanken – zwischen 0,6 t pro ha und etwas mehr als 3 t pro ha. Die Betriebe bewirtschaften oft riesige Flächen, um mehr Ertrag zu erzielen. D.h. Maschinengemeinschaften sind eigentlich keine Option und es ist oft sehr viel Kapital im Maschinenpark gebunden. Es ist schwierig, eine Maschine zu finden, die sämtliche Anforderungen für viele verschiedene Bedingungen erfüllt. Aber es ist entscheidend, das richtige Gerät zu haben. Ich wollte ein schickes Design, moderne Präzisionstechnik, ein flexibles Konzept und eine Maschine, die einfach zu nutzen und zu warten ist. Das alles trifft auf die HORSCH Pronto,” erzählt er.
Für Stuart McAlpine sind die Hauptvorteile der Pronto die extrem präzise Saatgutablage und -bedeckung für ein gleichmäßiges Auflaufen. Außerdem eine hohe Fahrgeschwindigkeit, die wichtig ist, um die wetterbedingten Zeitfenster optimal zu nutzen. Eine große Rolle spielt auch die gute Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Saatbettbedingungen, die minimale Störung von biologischen Vorgängen sowie Mikroorganismen im Boden und nicht zuletzt der geringe Wartungsaufwand.

Stuarts Pronto ist ganz auf seine Anforderungen zugeschnitten. Sie hat einen 6.000 l-Säwagen und einen 4.000 + 2.000-l-Sätank für Flüssigdünger und Biostimulatoren. Am Balken ist ein weiterer 2.000-l-Flüssigkeitsbehälter angebaut. Acht Jahre lang hat er mit Flüssigdünger und Biostimulatoren experimentiert, um synthetische Dünger zu reduzieren. Das Produkt TM Agricultural, das in New South Wales entwickelt und produziert wird, stimuliert das Wachstum der Mikroorganismen in allen Bodenarten und führt so zu mehr Kohlenstoff und organischem Material, einer höheren Nährstoffdichte in den Pflanzen und einer verbesserten Tiergesundheit.
Stuart hat den Einsatz von mineralischem Dünger, Herbiziden und Insektiziden erheblich reduziert. Fungizide hat er zwischen 2007 und 2016 nur dreimal verwendet. „Zusätzlich zu den Biostimulatoren nutzen wir flüssige Kompostextrakte, die wir hier auf dem Betrieb herstellen, und andere Kohlenstoff-basierte Nährstoffe“, erläutert er. „Wir bringen die Flüssigkeit über dieselbe Öffnung wie das Saatgut aus, um der Pflanze zu einem bestmöglichen Start zu verhelfen“, fügt er hinzu. „Die Aufwandsmenge beträgt bei beiden Flüssigkeiten etwa 50 l pro ha. Dazu kommt eine spätere Anwendung auf das Blatt. Wir säen mit 14 bis 15 km/h und höchster Präzision. Die Saatgutablage ist über die gesamte Säschiene perfekt. Sie ist so präzise, dass ich die Unkrautbekämpfung in der Kultur sogar durchführen kann, ohne auf das Auflaufen der Pflanzen warten zu müssen. Das gibt mir natürlich mehr Zeit für die Unkrautbekämpfung. Wir brauchen deutlich weniger Diesel, können pünktlicher säen und stören den Boden nur wenig. Die Pronto hinterlässt mehr Stoppeln an der Oberfläche und sät dort sehr einfach hinein. Wenn man Weideland schaffen will, kann man einfach in die bestehende Pflanzendecke säen, ohne sie abspritzen zu müssen. Wir sind damit sehr erfolgreich. Alle keimfähigen Samen laufen auf und wachsen.

Unsere Angestellten und auch Besucher auf unserem Betrieb bewundern immer wieder, wie die Pflanzen aus dem Boden kommen. Es ist unglaublich. Dank der Produkte, die wir schon während meiner ganzen „regenerativen Reise“ nutzen, und natürlich dank der der Pronto laufen bei uns alle Kulturen verblüffend gut auf“, schwärmt Stuart. „Bei einigen unserer Böden war es, als würden wir versuchen, mit der Schaufel in Beton zu kommen. Oder wenn es 25 mm Regen gab, war der Boden so klebrig, dass man vom darüber Laufen 3 cm größer wurde. Jetzt sind die schwereren Böden sogar noch krümelig, wenn sie knochentrocken sind. Ich kann 15 cm tief graben, der Boden ist krümelig – im Sommer und im Winter. Nach Regen klebt er nicht. Er macht kaum die Hände schmutzig. Es ist sehr befriedigend, das zu sehen. Diese Verbesserungen sind eine Folge von erhöhter biologischer Aktivität und einem höheren Humusgehalt. Früher war die Wurzelmasse bis 10 cm tief, heute reicht sie hinunter bis 20-25 cm.“

Mehr ist nicht immer besser

Auch bei schönem Design und hervorragender Technik macht es bei der Pronto die Mischung: nicht zu viel, nicht zu wenig, sondern genau richtig. Nach Stuarts Ansicht passt dies perfekt zur Philosophie der regenerativen Landwirtschaft. Die Art und Weise, wie das System der natürlichen Bodenorganismen sich entwickelt, ist so unglaublich komplex, aber das Ergebnis ist wunderbar einfach.
„Mehr ist nicht immer besser – ob das nun Regen ist, Saatgut, Dünger, Pflanzenschutzmittel, technische Innovationen oder sogar Ertrag. Ein Mehr kann auch zerstörerisch sein. Und es kann uns faul machen. Und auch die Pflanzen. Sie müssen stimuliert werden, um sich an diesen wunderbaren, symbiotischen Prozessen im Boden zu beteiligen.
Landwirte sind in der einmaligen Position, dass sie natürliche Kreisläufe in großem Stil beobachten dürfen. Unser Gehirn kann so viele Dinge wahrnehmen und intuitiv erkennen. Ich denke, wir haben hier einige wichtige Fähigkeiten verloren, indem wir zur Landwirtschaft nach Rezept gewechselt sind. Wir haben uns auf das verlassen, was uns gesagt wurde, das wir tun sollen. Anstatt immer mehr Mittel für die Bekämpfung der Probleme zu verwenden, müssen wir all unsere Sinne wieder aktivieren: graben, schauen, riechen, berühren, probieren – und an all die Faktoren denken, die eine Rolle spielen. Was passiert wirklich?
Wenn man einen Streifenversuch ohne Düngergabe im Vergleich mit noch mehr Dünger anlegt, werden die Ergebnisse nicht so toll aussehen – bis man die Bodenbiologie verändert. Und ich denke, so arbeiten auch die Leute bei HORSCH”, ist er überzeugt. „Alle Faktoren betrachten und sich geschicktere Möglichkeiten ausdenken, wie man Dinge angehen kann. Keine Angst zu fragen, keine Angst zu lernen, keine Angst, etwas zu verändern.
Für unser Bewirtschaftungssystem ist die Pronto unverzichtbar. Und zwar nicht nur wegen der präzisen Saatgutablage, sondern auch wegen der Flexibilität, mit der sich die Maschine an verschiedene Anforderungen anpassen lässt, wie zum Beispiel an flüssige Biostimulatoren. Genauso wie ich selbst ein Teil dieses regenerativen Systems bin, ist es auch die Pronto. Sie ist einfach in der Handhabung - genau richtig für das, was wir erreichen wollen. Sie ist nicht über-technisiert. Sie kann intuitiv bedient werden”, sagt der Landwirt. „Die meisten Bewirtschaftungssysteme würden von einer Pronto profitieren. Für jemanden, der überlegt, auf regenerative Landwirtschaft umzusteigen, ist sie der perfekte Einstieg.“