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Auf die Zukunft setzen

Auf dem Betrieb von Jean-Luc Didier dreht sich alles um ein Ziel: die radikale Reduzierung der Produktionskosten. Seit 2005 ist ein HORSCH Sprinter ST die Schlüsselmaschine in seinem Bewirtschaftungssystem. „Das war nicht von vornherein klar. Ich war durchaus skeptisch“, sagt der Landwirt. Für terraHORSCH erklärt er seinen Denkansatz.

Jean-Luc Didier bewirtschaftet einen Betrieb im Department Haute-Marne in Frankreich. Landwirtschaft betreibt er ganz pragmatisch. Er arbeitet mit den Methoden, die er für seinen Betrieb am besten hält – ohne dogmatisch darauf zu bestehen, welche die einzig richtige ist. Sein individuelles System basiert auf eigenen Versuchen und ist nicht immer übertragbar - vor allem nicht auf Böden mit hohem Potenzial.

Der Betrieb hat zwei Hofstellen, die 50 km voneinander entfernt liegen. Die klimatischen Bedingungen sind ähnlich. Getreidesilos und Flachlager sind beides Mal vorhanden. Teilweise liegen die Schläge recht weit auseinander. Die Böden der beiden Höfe unterscheiden sich jedoch grundlegend. 65 % der Flächen befinden sich auf der Hochebene von Barrois mit mehr oder weniger Steinen. Die Tiefe der Böden variiert von 10 cm bis 30 cm und der Anteil an Steinen kann teilweise mehr als 50 % betragen. 25 % sind trockengelegte, hydromorphe Tonböden und die restlichen 10 % sind gesunde, schluffige Tonböden. Einige bestehen teilweise aus 60 % Ton, darunter auch sehr steinige. Bei den Niederschlägen liegen die Unterschiede zwischen den beiden Standorten teilweise bei 200 mm. Der durchschnittliche Niederschlag beträgt 950 mm pro Jahr und fällt hauptsächlich im Herbst und im Winter. Jean-Luc Didier ist nicht nur Landwirt, sondern auch als Lohnunternehmer aktiv.
„Meine Bedingungen sind alles andere als ideal, sagt Jean-Luc Didier. „Besonders, weil einige Parzellen sehr steil sind – bis zu 100 m Höhenunterschied – und weil die wiederkehrenden klimatischen Unwägbarkeiten der letzten Jahre einen enormen Einfluss auf die Erträge und die Qualität der Produkte haben. Damit Sie einen Eindruck von der Größenordnung bekommen: In Frankreich litten wir 2019 erst unter einer dreimonatigen Trockenheit. Dafür war der Herbst dann extrem nass: 392 mm in drei Monaten!“

Umstellung

Jean-Luc Didier übernahm den Betrieb im Jahr 1995. Wegen der vielen Steine, der Tonböden und aus Gründen der Arbeitseffizienz wird dort seit 49 Jahren, also seit 1971, ohne Pflug ausschließlich mit Direktsaat gearbeitet. 2005 vergrößerte er seine Fläche um 75 %. Um das rentabel zu gestalten, musste der Maschinenpark umorganisiert werden. „Viele Maschinentypen waren damals doppelt vorhanden, z.B. eine Kreiselegge mit vier und eine mit sechs Meter, eine Sechs-Meter- und eine Acht-Meter-Sämaschine – also insgesamt vier Sämaschinen. Es war klar, dass ich da einsparen konnte. Ich habe also 34 Maschinen verkauft und 17, teilweise gebrauchte Maschinen neu beschafft.“
Zu der Zeit setzte der Betriebsleiter noch auf intensive Landwirtschaft und baute die Kulturen an, die typisch für die Region waren: Raps, Wintergerste, Winterweizen. Die Maschinenkosten mussten knapp kalkuliert werden, ohne unnötige Investitionen – aber auch ohne an Aussaatqualität zu verlieren.

„Ich habe eine Sechs-Meter-Sämaschine gesucht, die auf unterschiedlichen Böden gute Arbeit leistet – schnell und ohne ständig die Einstellungen ändern zu müssen. Tatsächlich musste sie die Arbeit von vier Maschinen leisten – was Qualität und Vielseitigkeit angeht – und dabei die gleiche Ablagequalität des Saatgutes in hydromorphe Böden wie mit einer Kreiselegge garantieren. Auf gar keinen Fall wollte ich deshalb natürlich Ertragseinbußen in Kauf nehmen. Und zu guter Letzt sollten die Betriebskosten ähnlich sein wie bei unserer alten Nodet-Sämaschine. Jedoch gab es damals keine Sämaschine auf dem Markt, die all meine Anforderungen erfüllen konnte.
2005 war ich noch kein HORSCH Kunde. Für die Fräse habe ich mich nicht interessiert. Ich fand sie zu kompliziert. In meinen Augen war sie ein Energiefresser ohne genügend Durchsatzleistung. Ich war auch kein klassischer Airseeder CO Kunde, das Konzept schien mir damals noch nicht erfolgversprechend. Ich fand das Zinkensäsystem zwar gut, aber sie waren beim Airseeder an einer Doppelfeder montiert mit vielen beweglichen Teilen. Als der Sprinter ST auf den Markt kam, konnte er zumindest eine meiner Anforderungen erfüllen: die Anschaffungs- und die Betriebskosten so gering wie möglich zu halten, vor allem dank des FlexGrip Systems. Trotzdem war ich noch nicht ganz überzeugt. Als Michael Horsch mir erklärte, dass viele Airseeder CO nach Großbritannien verkauft worden waren und dass die Kunden dort Weizenerträge von 100 dt erzielten, war für mich die Entscheidung klar. Mein Bewirtschaftungssystem veränderte sich völlig. Mit meinem neuen Maschinenpark brauche ich nur 1,9 PS pro Hektar (Pflanzenschutz eingeschlossen) – trotz der weit auseinanderliegenden Schläge und der steilen Hänge.“

Zweifel an der Vielseitigkeit des Sprinters

Die Veränderung des ackerbaulichen Systems und des Maschinenparks war für Jean Luc Didier zunächst ein Gang ins Ungewisse. „Ich war skeptisch, weil ich eine Sämaschine mit Kreiselegge ersetzen musste, die immer eine Lösung war, wenn nichts anderes mehr ging. Man konnte damit auch unter äußerst schwierigen Bedingungen säen. Und ich habe meine andere Vier-Meter-Maschine vorsichtshalber ein Jahr behalten – nur für den Fall der Fälle.“ Gerne erzählt der Landwirt diese Anekdote: „Einmal habe ich Anfang November Weizen nach Sonnenblumen gesät. Unter sehr nassen Bedingungen. Das Zeitfenster, in dem es nicht geregnet hat, war extrem knapp. Um mit dem Schlepper mit Zwillingsbereifung säen zu können, habe ich das Vorderteil der Sämaschine ausgehoben, damit der Schlepper bei den Steigungen nicht ins Rutschen kommt. Die Arbeitsgeschwindigkeit von 15 km/h habe ich beibehalten. Ich musste ja schließlich 60 Hektar an einem Tag säen! Beim Aufgang und selbst bei der Ernte merkte ich, dass die Arbeit absolut identisch mit der der Kreiseleggen-Sämaschinen-Kombination war.

Ich habe auch festgestellt, dass man, wenn man beim Sprinter eine hohe Geschwindigkeit beibehält und die Erde konstant bricht, den Boden der Furche nicht verdichtet und die Wasserdurchlässigkeit der Furche und die Feuchtigkeitsaufnahme durch die Pflanzen begünstigt. Also habe ich auch die letzte Kreiselegge auf meinen Betrieb verkauft.“

Eine ökonomische Sämaschine

„Der Sprinter ST ist sehr ökonomisch – aus mehreren Gründen. Erstens ist er eine Zinkensämaschine. Ich bin der Meinung, dass sich Schare weniger schnell abnutzen als Scheiben. Die Zinken sind starr und daher weniger verschleißanfällig. Und die Räder der neuen Modelle sind groß genug, um das Fahrwerk zu tragen, weshalb sie nicht zu Unzeiten gewechselt werden müssen.
Beim ersten Modell habe ich die Bodengleitplatte beim Duett Schar erst nach 6.000 ha gewechselt. Und bei den neuen Modellen musste nur der Anstellwinkel des Zinkens geändert werden, der Zinken selbst überhaupt nicht mehr.
Ich habe nun schon den dritten Sprinter. Den ersten habe ich verkauft, weil ich einen Doppeltank wollte und um die Straßenverkehrsordnung einzuhalten, den zweiten, um die Bremsenstandards zu erfüllen und wegen des einzigen Nachteils der Sämaschine: dem Zugkraftbedarf. Mein jetziger Sprinter hat zwei Zinken weniger – das ist ein wichtiger Faktor, um den Zugkraftbedarf zu verringern. Heute liegt mein Durchschnittsverbrauch bei 7 l Diesel pro Hektar, wenn ich mit dem Duett Schar säe“, erklärt Jean Luc Didier.
Wegen der neuen Auflagen bei der Aussaat wurden die Duett Schare durch schmalere Schare ersetzt, die weniger Erde bewegen und deshalb leichtzügiger sind.
Neben dem rein technischen Aspekt, der die Maschine so sparsam macht, was Wartung und Kraftstoffverbrauch angeht, hat der Sprinter auch Vorteile, was den Arbeitszeitbedarf und die Logistik angeht. „Die Maschine ist leicht einzustellen und robust, daher kommt auch ein Saisonarbeiter schnell damit klar. Man muss nur die Tiefenstopps einlegen, um die Neigung der Maschine und die Sätiefe einzustellen.“ Durch die Einhaltung der vorgeschriebenen Maße für den Straßentransport spart er sich Zeit bei größeren Entfernungen. Er braucht weder ein Fahrzeug, das vorausfährt, noch einen zusätzlichen Mitarbeiter dafür. Das große Fassungsvermögen des Tanks mit 5.000 l verringert die Anzahl der Hin- und Rückfahrten auf dem Betrieb. „Wir mussten daher auch unsere Arbeitszeiten neu organisieren, wir konnten ja jetzt mehr Fläche säen – mit weniger Maschinen und weniger Personal. Auch die großdimensionierten Reifen an unserem Sprinter schätze ich sehr“, erläutert der Landwirt.

Neue Fragen 

Damals war der Hauptgrund für die Nutzung des Sprinters einfach: ein ebenes, rückverfestigtes Saatbett. Heute gibt es ganz neue Problematiken: Die Maschine muss nun auch in Pflanzenrückständen und Zwischenfrüchten arbeiten können.
„Seit fünf Jahren ist mir bewusst, dass in der Außenwahrnehmung unseres Berufes ein Umbruch stattfindet. Wir stehen unter einem hohen gesellschaftlichen Druck, bekommen immer neue Umweltbestimmungen und haben weitere Probleme, wie die Bodenverschmutzung, Schadinsekten und den Wegfall bestimmter Wirkstoffe, ohne dass es dafür Alternativen gibt. Dazu gehört zum Beispiel Glyphosat. Vor ein oder zwei Jahren war ich noch überzeugt davon, dass es in der konservierenden Landwirtschaft weiter toleriert werden würde. Jedenfalls solange, bis es einen neuen Wirkstoff gibt. Es sind also viele Faktoren, die meine Entscheidungen im Hinblick auf neue Produktionssysteme beeinflusst haben und den Ausschlag gaben, eine neue Richtung einzuschlagen. In unserer Gegend, mit unseren klimatischen Bedingungen und bei den extrem trockenen Böden steuern wir, so meine ich, auf eine extensive Landwirtschaft zu. Und das ist das Modell, für das ich mich dann letztendlich entschieden habe.“
Laut Jean-Luc Didier setzt das voraus, auch „exotische“ Kulturen anzubauen: „Sie passen zwar nicht unbedingt zu unseren bodenklimatischen Bedingungen, sind aber bei einem extensiveren Konzept unabdingbar. Erbsen sind nicht an steinige Böden angepasst. Hafer, Flachs und Sonnenblumen reagieren hypersensibel auf Trockenheit. Mais mag keine Steine oder Staunässe im Frühjahr und Herbst. Soja fürchtet die Trockenheit im Sommer und kann erst spät im Herbst geerntet werden. Aber jede Pflanze spielt bei der „Hygiene“ der Felder und dem Gleichgewicht der Böden eine Rolle. Raps kann man weiter anbauen, auch wenn das eigentlich eine intensive Kultur ist. Aber er muss eben Bestandteil einer weiten Fruchtfolge sein, die Frühjahrskulturen enthält. Im Moment baue ich Raps an, Soja, Sommererbsen, Öllein, Sonnenblumen, Winter- und Sommerweizen, Winter- und Sommergerste. Künftig wird man bereit sein müssen, etwas Geld bei einzelnen Kulturen zu verlieren – vor allem bei den Erträgen – das dann aber über alle Fruchtfolgeglieder gesehen wieder reinkommt.“
Ein extensives Bewirtschaftungssystem ist daher eine logische Folge für den Landwirt, dessen ackerbauliches Konzept komplett auf eine drastische Reduzierung der Kosten ausgerichtet ist. Da bei den Erträgen die Höchstgrenze erreicht ist und diese deshalb nicht mehr der Hauptfaktor für die Wirtschaftlichkeit des Betriebes sind – ausgenommen zurzeit noch im Bio-Bereich – ist der einzige Hebel, mit dem man das Betriebsergebnis noch beeinflussen kann, die Produktionskosten. „Mit den extremen Wetterlagen wird es immer schwieriger, auf große Erträge zu hoffen. Wenn man mehrfach herausfordernde Jahre durchmacht, muss man die Dinge einfach neu überdenken. Auch was die Nutzung von Pflanzenschutzmitteln angeht, stecken wir in einer Sackgasse. Man wird uns eine Reduzierung aufzwingen. Ich möchte deshalb meine Felder sauber bekommen, ohne von Herbiziden abhängig zu sein. Ein Bewirtschaftungssystem mit weiter Fruchtfolge und absätzigem Verfahren oder Direktsaat ist meiner Meinung nach auf unseren kalkhaltigen Lehmböden mit so geringem Potenzial die beste Lösung.“

Sprinter ST in einem extensiven System

Jean-Luc Didier arbeitet sehr viel mit Zwischenfrüchten und Gründüngungspflanzen. Er setzt auf eiweißreiche Pflanzen, Zottelwicken, äthiopischen Senf, Phacelia und – bei Problemen mit der Bodenstruktur – auf Ackerbohnen.
„Die Kulturen werden nach dem Dreschen mit einem Sprinter ST gesät – direkt in die Strohstoppel. Vor allem bei sehr steinigen Böden. Ich habe daher in neue Schmalschare mit zwei übereinanderliegenden Öffnungen investiert. Kleine Körner werden weniger tief abgelegt als Körner mit großem Durchmesser wie die Ackerbohne. Ich säe mit einer Kornablage alle 28 cm. 2018 und 2019 hatten wir außergewöhnliche Aussaatbedingungen: extreme Trockenheit im Sommer und einen sehr nassen Herbst. Was da nun wirtschaftlich war oder nicht, war nebensächlich. Uns war einfach nur wichtig, überhaupt säen zu können.“
„Mit meiner Sprinter Konfiguration kann ich Gründüngung säen, die das Gleichgewicht meines Bodens wiederherstellt. Meine Böden sind eigentlich zu humusreich. Das erhöht die nutzbaren Reserven, begrenzt aber die Wirksamkeit einiger Wurzelherbizide. Wenn der Kohlenstoffgehalt zu hoch ist, gibt es nicht genug Stickstoff. Den muss man dann zuführen. Das machen die Gründüngungspflanzen. Sie liefern auch Zucker, sind Nahrung für die Bakterien und fördern die Humusmineralisierung und die entsprechende Verwendung durch die Frühjahrskulturen.“

Jean-Luc Didier nutzt die Schare auch für die Rapsaussaat und hat dadurch mehr Zugkraft. Für die Getreideaussaat wechselt er sie allerdings. „Dafür verwende ich ein Schar mit nebeneinanderliegenden Öffnungen und einer zentralen für Dünger. Das ist das gleiche Prinzip wie beim Duett Schar, aber mit einer dünneren und weniger tiefen Spitze. Es benötigt weniger Zugkraft, weil es weniger feuchten Boden mit nach oben bringt. Für welche Technik man sich auch entscheidet – jede hat Vor- und Nachteile. Im letzteren Fall ist das Hauptproblem, dass der Dünger weniger tief abgelegt wird und dass die beiden Öffnungen für die Saat sehr nahe beieinander liegen. Das Ziel ist, sich der Direktsaat anzunähern, um so präzise wie möglich in den Boden eindringen zu können, um die Erde möglichst wenig zu wenden, um die Feuchtigkeit im Boden zu halten und das Auflaufen der Unkräuter zu begrenzen.“

Vielseitige Sämaschine

Trotz einiger Anfangsprobleme, die aber mit Unterstützung des HORSCH Serviceteams gelöst werden konnten, ist Jean Luc Didier sehr zufrieden mit seinem Kauf. „Es ist ja mittlerweile der dritte Sprinter ST.“ Die Sämaschine wird in Zukunft die einzige Sämaschine auf dem Betrieb sein – auf staunassen genauso wie auf steinigen Böden, in trockenen Bedingungen mit schmalen Spitzen und auch in feuchten Bedingungen mit eingefahrenem Packer. Der Sprinter funktioniert hervorragend auf oberflächlich vorbereiteten Böden mit Düngerschar und auch mit schmalen Spitzen, um den Boden nicht zu stören. Mit schmalen Spitzen kann der Sprinter auch direkt in kurz geschnittene Stoppel säen, ohne das Stroh in den Boden der Furche zu drücken und ohne zu viel Kraftstoff zu verbrauchen. Jean Luc Didier fügt hinzu: „Ich würde mir wünschen, dass die nächste Sprinter Version auch in eine gut entwickelte Gründüngung säen kann. Ich habe während meiner beruflichen Laufbahn immer versucht, Dinge schrittweise anzupassen, ohne ein ackerbauliches System, das in der Vergangenheit seine Stärke gezeigt hat, komplett infrage zu stellen. Gerade angesichts der massiven Veränderungen, denen wir gegenüberstehen und die noch kommen werden, suche ich nicht den radikalen Bruch mit meiner Technik, sondern konstante Weiterentwicklungen. Und zwar nach Möglichkeit mit den Maschinen, die es auf dem Betrieb schon gibt.“