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Neue Möglichkeiten: Maestro SV und SX

Die Maestro SX und SV lösen die Maestro SW ab. Thomas Murr (Sales Support - Planting) und Michael Bindl (PU Planting - Product Management) berichten über eine der größten und schlagkräftigsten Einzelkornsämaschinen überhaupt.

Die Anforderungen an moderne Einzelkornsätechnik sind weltweit sehr vielschichtig. Durch die regional großen Unterschiede bezogen auf Klima, Boden sowie Flächen- und Betriebsstrukturen müssen die Maschinen auf allen Kontinenten unter anderen Grundvoraussetzungen arbeiten. Dies hat zur Folge, dass keine andere Maschine von HORSCH so vielseitig und individualisierbar sein muss wie die Maestro.

Von den Landwirten selbst kommen immer mehr Wünsche und Ausstattungsoptionen, die nun auch in die neue Generation der Maestro SV und SX mit eingeflossen sind. Der Unterscheidung der Maschine in eine SV und eine SX liegt die unterschiedliche Funktion der zwei neuen Dosierer zugrunde. Diese beiden Dosiersysteme wurden schon in der letzten terraHORSCH Ausgabe im Bericht über die Maestro CV und CX ausführlich beschrieben. Bei beiden Systemen AirVac (V) und AirSpeed (X) kommt zur Vermeidung von Doppelstellen kein üblicher Abstreifer zum Einsatz, sondern ein für alle Kulturen universell geeigneter Vereinzeler, der nicht mehr extra eingestellt werden muss. Dadurch wurde ein großer Schritt zu einer noch einfacheren und zuverlässigeren Bedienung der Technik gemacht. Die Körner fallen beim AirVac System nach der Vereinzelung durch das Fallrohr zu Boden. Anschließend werden sie durch die Fangrolle abgefangen und eingebettet. Beim Schusssystem AirSpeed werden die Körner von einem Luftstrom erfasst und durch das Schussrohr mit Highspeed in die Saatfurche geschossen, abgefangen und eingebettet. Beide Systeme haben unter unterschiedlichen Einsatzbedingungen Vorteile, auf die Philipp Horsch in seinem Erfahrungsbericht eingeht.

Für die Maestro SV und SX sind je nach Arbeitsbreite und Anzahl der Reihen zwei verschiedene Säwagen erhältlich. Beide Säwagen sind mit einer zentralen Dünger- und Saatgutversorgung ausgestattet. Der Dünger wird mit bewährter HORSCH Dosiertechnik ausgebracht und pneumatisch an die Reihen transportiert und verteilt. Das Saatgut wird vom Zentraltank durch das MTS System (Main Tank Supply System) an den Reihen individuell je nach Bedarf transportiert und dort zur Verfügung gestellt. Die Vorteile dieses Systems sind die schnellere und einfachere Befüllung der Maschine mit Saatgut sowie kein unregelmäßiges Entleeren einzelner Reihen aufgrund von SectionControl- oder Fahrgassenschaltung. Doch auch kleine Saatgutbehälter direkt auf der Reihe werden in Zukunft wieder ein Thema werden. Diese kleinen Behälter werden in Kombination mit dem MTS System verbaut, je nach Kultur und Saatgutgröße kann dann mit dem Zentraltank oder mit den kleinen Reihenbehältern gearbeitet werden. Großkörniges Saatgut wie Mais, Sonnenblumen oder Bohnen wird herkömmlich mit dem MTS System an die Reihen ausdosiert, während beispielsweise kleinkörnige Kulturen wie Raps oder Zuckerrüben direkt in die Reihenbehälter gefüllt werden können. Bei diesen Kulturen wird das große Volumen des zentralen Tanks mit 2000 Liter nicht benötigt, außerdem besteht auch nicht die Möglichkeit, das Saatgut in größeren Gebinden zu kaufen, weshalb es oft logistisch einfacher ist, eine Einheit Saatgut direkt in den Reihenbehälter zu füllen. Die kleinen Reihenbehälter sind bereits für das Frühjahr 2021 auf den ersten SV und SX Modellen zu Testzwecken im Einsatz. Für bestehende Maschinen mit MTS System soll ein Nachrüstkit angeboten werden. Der Reihenbehälter wird dann anstelle der schwarzen Abdeckhaube des Dosierers verbaut. Dieses kombinierte System aus zentraler Saatgutversorgung und kleinen Reihenbehältern wird bis dato in Europa noch nicht angeboten.

Verschiedene Säwagen

Neben der Saatgutversorgung liegt auch bei den Tankkapazitäten der Fokus auf einer universellen Eignung für alle Kulturen und einer einfachen, zuverlässigen Bedienung ohne Umbaumaßnahmen. Beim MTS System wird deshalb nicht mehr die pneumatische Dosierschleuse aus der Maestro SW Baureihe verbaut. Bei der SV und SX kommen nun neue Verteilerschleusen aus Kunststoff zum Einsatz. Dadurch wird die Einsatzsicherheit des Systems auch bei unförmigen, kantigen Saatgütern wie Zahnmais oder sehr großen Saatgütern mit hohem Tausendkorngewicht wie Bohnen noch weiter erhöht. Auch das bei Feinsämereien benötigte spezielle Sieb entfällt und muss nicht mehr in die Box eingesetzt werden. Dadurch konnten eine deutliche Vereinfachung und eine zuverlässigere Funktion des Systems für unterschiedliche Kulturen und unterschiedliche Saatgutqualitäten erreicht werden.
Weitere Neuerungen gibt es auch bei den Größen der Säwagen selbst. Die Säwagen der bis zu 18 m breiten Maschinen wie die Maestro 24.75 SV/SX oder 36.50 SV basieren auf dem bekannten Säwagen der Maestro SW. Für die Saison 2021 können die Maschinen mit zwei unterschiedlichen Aufteilungen bestellt werden: Die herkömmliche Aufteilung der 9.000 Liter auf 7.000 l Dünger- und 2.000 l Saatgutvolumen ist für die Aussaat der klassischen Kulturen wie Mais und Sonnenblumen empfohlen. Durch die Aufteilung mit 5.000 l Dünger- und 4.000 l Saatgutvolumen kann bei der Aussaat von beispielsweise großkörnigen Leguminosen mit hohen Saatstärken wie Soja oder Ackerbohnen die Reichweite der Maschine deutlich gesteigert werden. Diese Tankoption ist auch für Betriebe interessant, die lediglich geringe Düngermengen direkt in die Saatfurche zu den Körnern applizieren wollen. In diesem Fall wird die Maschine ohne separate Düngerschare bestellt. Der Dünger wird dann über die Kontaktdüngereinrichtung mit Luftabscheider direkt in die Saatfurche ausgebracht. Dort kann er schnell von den jungen, sich entwickelnden Pflanzen aufgenommen werden. Längerfristig soll diese Option der Tankaufteilung bei allen Maschinen der Baureihen SV und SX umgesetzt werden.

Die Sämaschinen bis 12 m Arbeitsbreite und maximal 24 Reihen werden mit einem neu konstruierte Säwagen gebaut. Das Volumen wurde an die Arbeitsbreite angepasst. Das gesamte Tankvolumen liegt hier bei rund 8.000 Liter, aufgeteilt auf ungefähr 6.000 Liter Dünger- und 2.000 Liter Saatgutvolumen.
Die Maschine gibt es für Märkte, bei denen keine maximale Transportbreite von 3 m vorgeschrieben ist, mit einer mechanisch festzustellenden Achse, sodass die Reifen immer zwischen den Saatreihen laufen. Für europäische Märkte, in denen die 3 m Transportbreite unbedingt eingehalten werden muss, kann die Maestro mit einer hydraulischen Verschiebung der Achse konfiguriert werden, um in Arbeitsstellung keine Reihen zu überfahren und gleichzeitig auf der Straße die 3 m Maschinenbreite einhalten zu können. Die Maestro kann ebenso mit Zwillingsreifen ausgestattet werden, um auch bei Reihenabständen von 45 oder 50 cm keine Saatreihen überfahren zu müssen. Auch mit dieser Bereifungsoption bleibt die HORSCH Maestro mit hydraulischer Verschiebeachse unter 3 m Transportbreite und kann zugelassen werden.

Automatische Schardruck-Anpassung

Die HORSCH Maestro SV und SX Baureihe bleibt also nach wie vor die größte universelle Einzelkornsämaschinen-Baureihe in Europa. Die reine Maschinengröße bringt natürlich auch ein gewisses Grundgewicht mit sich. Dieses Gewicht lastet allerdings keineswegs dauerhaft auf den Rädern. Durch die Kinematik und Hydraulik der Maschine wird das Gewicht des Säwagens auf den Rahmen mit den Säreihen übertragen. Dadurch entsteht ein Schardruck von 150 bis maximal 350 kg pro Reihe gleichmäßig bis zur äußeren Reihe. Dies ist auch bei den 24- oder 36-reihigen Maschinen möglich. Durch das eigens entwickelte System AutoForce wird der Schardruck je nach Bedarf automatisch anhand der Bodenbeschaffenheit angepasst. Durch die automatische aktive Regelung des Schardrucks wird immer sichergestellt, dass die Körner in der gewünschten Ablagetiefe sauber eingebettet und gleichzeitig Bodenschadverdichtungen durch übermäßigen Schardruck verhindert werden. Dies ist entscheidend für einen gleichmäßigen Feldaufgang, eine gute Wurzelentwicklung und homogene Bestände. Der Scharkörper an sich wurde nur im Detail verändert. Die Reihen sind nach wie vor sehr stabil und absolut robust gebaut. Auf Langlebigkeit der Komponenten und Wartungsfreundlichkeit wurde besonders geachtet.
Eine weitere Neuheit, die in Zukunft auch bei den Maestros implementiert werden kann, ist HorschConnect. Damit kann man bequem per Telemetrie in Echtzeit auf wichtige Maschinenkennzahlen zugreifen. Die Ausbringmenge von Dünger und Saatgut, die Position der Maschine oder die aktuelle Vereinzelungsgenauigkeit können so vom Büro aus eingesehen werden. Die ersten Maestros mit HorschConnect werden bereits zur nächsten Saison im Feld laufen. Lesen Sie dazu auch den Artikel über den ukrainischen Großbetrieb Kernel.
Welche zukünftigen Entwicklungsschritte sind noch in Planung? Der Einsatz von Flüssigdünger, der in den USA bereits dominiert, wird auch in anderen Regionen der Welt immer wichtiger. Deshalb werden in Zukunft auch vermehrt Maestros mit Flüssigdüngerausstattung angeboten werden. Aktuell kann die Maestro 24.75 SV liquid als Vorserienmaschine bestellt werden. In den nächsten Jahren werden weitere Modelle auch in kleineren Arbeitsbreiten in einer Flüssigdüngervariante auf den Markt kommen.
Schließlich ist in der vergangenen Saison die erste Maestro mit SplitRow Reihenaufteilung gebaut worden und wurde in der Ukraine zur Aussaat von Raps eingesetzt. Mit diesen Maestros wird im herkömmlichen Reihenabstand von 70 oder 75 cm gearbeitet. Genauso kann jedoch auch mit dem halbierten Reihenabstand – also 35 bzw. 37,5 cm - gesät werden. So ist die Maschine noch universeller einsetzbar, wenn zum Beispiel Mais wegen vorhandener Erntetechnik mit 75 cm Reihenabstand gesät werden muss, aber ebenso Soja, Bohnen oder Erbsenarten aufgrund einer reihenunabhängigen Erntetechnik mit engeren Reihenabständen gesät werden sollen. Genauso können auch Raps oder Sonnenblumen mit dem halbierten Reihenabstand ausgesät werden. Diese SplitRow Maestro ermöglicht also eine Saat mit 16 Reihen auf 75 cm oder mit allen 31 Reihen auf 37,5 cm bei 12 m Arbeitsbreite. Auch hier werden nach und nach kleinere Maschinen auf den Markt kommen.

Hier finden Sie Informationen über die neue Reiheneinheit, die in allen Maestro Maschinen verbaut wird.

Erfahren Sie mehr über die beiden neuen Dosiersysteme AirVac und AirSpeed.