Business-Lösungen gegen Armut
Dorothy Nyambi (MEDA)
Unter dem Vorsitz von Dankwart Horsch unterstützen Familie und Unternehmen HORSCH die Hilfsorganisation MEDA. Deren Präsidentin und Geschäftsführerin, Dorothy Nyambi, war kürzlich auf dem Sitzenhof.
Die Organisation MEDA (Mennonite Economic Development Associates) ist ein Zusammenschluss von Christen, die sich biblischen Werten auch im Geschäftsleben verpflichtet wissen. Zu den Unterstützern des internationalen Hilfswerkes gehört die HORSCH Stiftung. Auf ihrer Europa-Reise besuchte MEDA-Präsidentin und -Geschäftsführerin Dorothy Nyambi das Unternehmen am Standort Sitzenhof. terraHORSCH hatte Gelegenheit, mit ihr zu sprechen.
terraHORSCH: Frau Nyambi, ursprünglich sind Sie Ärztin, geboren sind Sie in Kamerun. Heute leben Sie in Kanada. Wie wird man da Leiterin einer internationalen Hilfsorganisation?
Dorothy Nyambi: Nach Kanada kam ich im Alter von über 30 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mein Medizin-Studium abgeschlossen und war als Ärztin in verschiedenen Entwicklungsländern tätig. Diese Aufgabe war unheimlich interessant und herausfordernd. Aber wir konnten dort immer nur einigen wenigen Menschen helfen. Viele andere, die sich nicht in unserer Reichweite befanden, starben. Deshalb habe ich mich entschieden, einen komplett anderen Weg einzuschlagen und in die internationale Entwicklungshilfe zu gehen. Seit etwa fünf Monaten bin ich nun Präsidentin und Geschäftsführerin von MEDA, einer Organisation mit 150 Mitarbeitenden weltweit, die in 62 Ländern mit insgesamt 402 Projektpartnern zusammenarbeitet.
terraHORSCH: Hilft Ihnen da Ihre Ausbildung als Ärztin?
Dorothy Nyambi: Nur bedingt. Denn MEDA verfolgt einen anderen Ansatz, als viele Hilfsorganisationen. Bei uns steht nicht die reine humanitäre Hilfe im Vordergrund. Denn diese führt in den Entwicklungsländern oft zu weiteren Abhängigkeiten. Wir dagegen wollen Armut durch die Unterstützung bei unternehmerischen Tätigkeiten abbauen.
terraHORSCH: Wie funktioniert das genau?
Dorothy Nyambi: Unsere Projektpartner sind meist kleinere und mittlere Unternehmen. Sie beschäftigen sich mit den verschiedensten Geschäftsfeldern - oft mit dem Tourismus und der Landwirtschaft. Gerade Letzteres ist in den meisten Entwicklungsländern enorm wichtig. Viele Arbeitsplätze hängen damit zusammen, sie sind eine wichtige Stütze der Volkswirtschaft. Wir fördern aber nicht nur kleine Einheiten, sondern auch den Strukturwandel. Denn Landwirtschaft nur zur Selbstversorgung hat noch niemanden aus der Armut herausgeholt. Die Menschen sollen Alternativen bekommen, zum Beispiel in der Wertschöpfungskette. MEDA entwickelt mit den Projektpartnern vor Ort neue Konzepte, hilft bei der Finanzierung und begleitet eine gewisse Zeit. Ziel ist es, dass die Projekte am Ende komplett eigenständig funktionieren.
terraHORSCH: Wie finanziert sich MEDA?
Dorothy Nyambi: Hauptsächlich über Mitgliedsbeiträge und Spenden. Zu unseren Unterstützern gehören neben vielen Einzelpersonen auch Stiftungen, wie zum Beispiel die Stiftung von Bill und Melinda Gates oder die von HORSCH, außerdem zahlreiche staatliche Organisationen, vor allem aus Nordamerika, Australien und Großbritannien.
terraHORSCH: Was sind die Herausforderungen für die Zukunft?
Dorothy Nyambi: MEDA besteht nun schon seit über 60 Jahren. In dieser Zeit haben wir uns immer den sich ändernden Rahmenbedingungen angepasst. Heute stehen wir wiederum vor einer neuen Kehrtwende – ich nenne es mal Hilfsorganisation 4.0. Und vieles dabei ist positiv: Nehmen wir beispielsweise die Mobilfunktechnik oder das Internet. Beides hat die Kommunikation sehr viel einfacher und billiger gemacht. Oder den Bankenbereich: Was wird sich hier noch alles tun, wenn in Zukunft noch mehr online abgewickelt werden kann? Wie funktioniert die Landwirtschaft der Zukunft? Um uns herum ist alles extrem dynamisch. Wir nehmen diese Impulse auf und wollen daraus positive, innovative und moderne Projekte entwickeln. MEDA hat viel Erfahrung und wandelt diese mit kreativen Ideen und gemeinsam mit innovativen Partnern in eine moderne Entwicklungshilfe um.