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Mehr als nur Versuchsfläche

HORSCH Demogarten

Fährt man in Richtung Sitzenhof die Allee entlang, ist auf der rechten Seite der HORSCH Demogarten. Ursprünglich wurde er angelegt, um Anbauversuche durchzuführen. Mittlerweile wird er aber auch genutzt, um mit der Gesellschaft in Kontakt zu treten und über die Landwirtschaft aufzuklären. terraHORSCH sprach mit Michael Braun und Josef Stangl aus dem Produktmarketing bei HORSCH.

terraHORSCH: Seit wann gibt es den Demogarten und was war die Idee dahinter?
Michael Braun:
Der Demogarten wurde 1997 angelegt. Der Grundgedanke damals war, dass wir zeigen wollten, dass Direktsaat am Standort erfolgreich umgesetzt werden kann. Ziemlich schnell haben wir aber gelernt, dass das nur mit Einschränkungen der Fall ist. Denn mit Bodenbearbeitung kann man sehr wohl ertragssteigernde und ertragssichernde Effekte hervorrufen. Heutzutage hat der Demo­garten noch andere Aufgaben. Eine ganz wichtige ist dabei die Kommunikation nach außen. Das heißt, dass wir mit dem Demogarten die Möglichkeit haben, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Und zwar mit den unterschied­lichsten Personen – mit Landwirten, Fachfremden und vor allem auch Schülern.

terraHORSCH: Dann hat sich also der Sinn und Zweck des Demogartens mittlerweile verschoben?
Josef Stangl:
Ja, in gewisser Weise ist das so. Der Demogarten wird zwar nach wie vor für Anbauversuche genutzt, aber der Aufgabenbereich hat sich erweitert. Neben den vielen Besuchergruppen, die das Werksgelände von HORSCH besichtigen, arbeiten wir auch für einige Projekte mit umliegenden Schulen zusammen. Je nachdem, wer einem im Demo­garten gegenübersteht, kann man eine andere Sprache sprechen. Zum Beispiel geht es bei Kindern grundsätzlich erst einmal darum, dass sie Kulturpflanzen auf dem Acker sehen und ein Gespür dafür bekommen, dass diese zu Lebensmitteln ihres alltäglichen Bedarfs weiterverarbeitet werden. Bei Besuchen von Landwirten geht es um ganz andere Themen. Im Mittelpunkt stehen dann zum Beispiel die richtige Bestandesführung, Saatstärken oder auch alternative Fruchtfolgen.

terraHORSCH: Wie wird denn der Demogarten von Schülern und fachfremden Personen angenommen?
Josef Stangl:
Er bietet den Schülern die Möglichkeit, in die Bestände hinein zu gehen, die Pflanzen anzufassen oder an ihnen zu riechen. Für sie ist es eine großartige Erfahrung, dass der Unterricht draußen stattfindet und sie mit all ihren Sinnen lernen können.
Michael Braun: Mit fachfremden, erwachsenen Personen ist es auch immer wieder spannend, weil wir ihnen in kleinem Rahmen Dinge zeigen können, die oft in der Gesellschaft diskutiert werden, zum Beispiel Direktsaat oder Bodenbearbeitung, Pflug versus pfluglos. Viele Effekte lassen sich wesentlich eindrucksvoller direkt im Feld zeigen, z.B. Bodenaufbau und die Auswirkung unterschiedlicher Bearbeitungsintensitäten.

terraHORSCH: Was hat es mit den ausgefalleneren Kulturen im Demogarten auf sich? Warum werden diese angebaut?
Josef Stangl:
Durch den Klimawandel hinterfragen wir vieles und probieren einiges aus. Wir bewegen uns dabei immer auf einem schmalen Grat zwischen dem, was praxistauglich ist und für den Landwirt Sinn macht oder was reine Spielerei ist. Unser Ziel ist es, auch Kulturen auszuprobieren, die quasi direkt vom Feld auf dem Teller landen können. Das sind zum Beispiel Kichererbsen, Edamame, Popcornmais oder Zuckermais. Ein weiterer Grund für den Anbau ist es, auszuprobieren, inwiefern diese Kulturpflanzen in die Fruchtfolge eingebaut werden können. Es wird in Zukunft immer riskanter werden, intensive und enge Fruchtfolgen einzusetzen, deshalb beschäftigen wir uns mit Alternativen.

terraHORSCH: Wie reagieren denn die Besucher auf diese besonderen Kulturpflanzen?
Josef Stangl:
Gerade der Popcornmais kommt vor allem bei den Schülern gut an. Kinder finden das super! Je ausgefallener die Kulturen sind, desto interessierter sind sie.
Michael Braun: Beim Anbau dieser ausgefallenen Kulturpflanzen sind meiner Meinung nach zwei Punkte sehr wichtig: Erstens können wir dadurch den Besuchern näherbringen, was hier in der Region – abgesehen von den klassischen Kulturen – noch alles angebaut werden kann und zweitens lernen wir als Unternehmen dabei sehr viel. Wir können selbst noch nicht genau abschätzen, wie diese Anbauversuche am Ende ausgehen werden. Für uns ist es ein ständiger Lernprozess, die Sinnhaftigkeit dahinter auszutesten. Eine der Aufgaben des Demogartens ist es daher auch, Diversität auszuprobieren sowie uns selbst gewisse Sachen beizubringen und daraus zu lernen. Wir sind bei diesen Kulturen bei weitem noch keine Experten und müssen zunächst einmal eine Wissensbasis schaffen.

Was wird im Demogarten angebaut?

Ein Überblick über die diesjährigen Anbauversuche im Demogarten

Mais, Weizen, Raps: Die herkömmlichen Kulturpflanzen spielen im Demogarten nach wie vor eine große Rolle. Bei den Versuchen geht es hauptsächlich darum, produktions­technische Feinheiten zu ermitteln.

Zwischenfrüchte: Verschiedene Zwischenfrüchte und auch Zwischenfruchtmischungen werden im Demogarten angebaut, um den Einfluss auf die darauffolgende Kultur zu untersuchen. Dabei werden unterschiedliche Zwischenfrüchte ausprobiert und viele Erfahrungen gesammelt, welchen Mehrwert sie für die nachfolgende Pflanze haben.

Soja und Edamame: Der Trend geht immer mehr dahin, heimisches Eiweiß zu erzeugen. HORSCH sieht Soja in einigen Jahren in Deutschland etabliert und auch die Anzahl von standortangepassten Sorten wird in Zukunft zunehmen. Soja lässt sich außerdem gut hacken und eignet sich hervorragend als Vorfrucht für Getreide.

Kichererbsen: Bisher gibt es nur wenig Infos über den Anbau von Kichererbsen in Deutschland. Außerdem gibt es derzeit auch nur wenig verfügbare Sorten. Überwiegend werden Kichererbsen in südlichen Ländern oder trockenen Regionen angebaut.

Sonnenblumen, Zuckermais und Popcornmais: Ähnlich wie bei den Kichererbsen ist dabei der Grundgedanke, einen möglichst kurzen Weg vom Feld auf den Teller zu haben.

Nutzhanf: Die Nachfrage nach Nutzhanf in Deutschland steigt momentan so stark an, dass der Bedarf nicht gedeckt werden kann. Nutzhanf ist ein gutes Beispiel dafür, dass ausge­fallene Kulturpflanzen in der Gesellschaft sehr beliebt sind.

Für den Anbau der ausgefallenen Kulturpflanzen wird weniger als 1/3 der Parzellen im Demogarten verwendet.