Feldtage in Frankreich: wieder ein voller Erfolg
Alle zwei Jahre finden am Firmensitz von HORSCH France die Feldtage „Journées de la Lucine“ statt. Das Programm der Veranstaltung Anfang September war wie immer eine gelungene Mischung aus Maschinenvorführungen, interessanten Vorträgen und dem Austausch mit Kunden und Vertriebspartnern. Knapp 900 Teilnehmer kamen nach La Lucine bei Châteauvillain, Frankreich.

Geboten war einiges: hochrangige, internationale Referenten und eine hervorragende Organisation. Zudem war ein Austausch mit der Familie Horsch möglich. Michael, Cornelia und ihr zweitältester Sohn Constantin waren zur Veranstaltung nach Frankreich gekommen. Das etwas launische Wetter tat der Stimmung keinen Abbruch und so standen die Feldtage 2024 auch im Zeichen des 40-jährigen Firmenjubiläums. In der Ausstellungshalle bekamen die Gäste einen Einblick in die Geschichte von HORSCH.
Vorträge und Austausch
Die Themenauswahl der Veranstaltung spiegelt die DNA der Marke HORSCH wider: „Für jedes neue Problem gibt es eine Lösung“. Genau diese Philosophie möchte das Unternehmen mit seinem neuen Claim vermitteln, der im Juli vorgestellt wurde: „WIR FINDEN EINEN WEG.“. „Der neue Claim verdeutlicht unser Bestreben, aktuelle und künftige Herausforderungen in der Landwirtschaft gemeinsam mit Kunden, Partnern und Mitarbeitern anzugehen und nachhaltige Lösungen für jede Aufgabenstellung zu finden“, betonte Cornelia Horsch, die Marketing- und Vertriebsleiterin der HORSCH Gruppe.
Als größter Exportmarkt ist Frankreich ein wichtiger Ausgangspunkt für Innovationen, da die französischen Landwirte ständig auf der Suche nach neuen Technologien und Ideen sind, um ihre Systeme beständiger und leistungsfähiger zu machen. Das bestätigte auch der Erfahrungsbericht von Fabrice Lugnier, einem HORSCH Kunden, der zur Entwicklung der Avatar in Frankreich beigetragen hat.

Das Programm der beiden Vortrags-Vormittage blieb der Philosophie der Marke treu: makroökonomische und soziologische Analysen, Austausch von agronomischen Erkenntnissen und Erfahrungsberichte von Kunden aus der Landwirtschaft sowie ein offener und intensiver Austausch mit dem Publikum.
Maschinen und Neuheiten im Blickpunkt
Wegen des regnerischen Wetters wurde das Nachmittags-Programm mit einer erweiterten Vorführung entsprechend angepasst. Neunzehn Maschinen präsentierten sich den begeisterten Teilnehmer. Neuheiten gab es etwa bei der flachen Bodenbearbeitung mit der Erweiterung der Finer Reihe um die gezogene 8-m-Version und der Einführung von großen 580-mm-Scheiben bei der Joker RT und CT Reihe. Ein Prototyp der neuen Scheibenegge Joker 12 CC beeindruckte auf dem Feld zusammen mit der neuen Zinkensämaschine Sprinter CO, die bei aufklarendem Wetter doch noch im Feld gezeigt werden konnten. Bei der Einzelkornsaat sahen die Teilnehmer die neueste 3-Punkt Sämaschine Maestro 6 AX für kompakte Vierzylinder-Traktoren und die Maestro 12.75 CX. Im Bereich der Feldspritzen wurde die HORSCH Leeb Reihe vorgestellt: die Feldspritze Leeb LT sowie die beiden Selbstfahrer Leeb PT und VT. Die neue Generation der Fronttanks Partner 2.1 und 2.5 FT mit einem Fassungsvermögen von 1.700 und 2.500 l stieß bei den anwesenden Besuchern auf großes Interesse, da sie als Säkombination, zusammen mit Einzelkornsämaschinen, Grubbern oder auch Hackmaschinen mehrere Produkte ausbringen kann.

Tag 1 – Abhängigkeiten und Herausforderungen im Energiesektor: Wie lässt sich das lösen?
„Es gibt nur 1 Mrd. ha Getreideanbaufläche, um im Jahr 2050 mehr als 9 Mrd. Menschen zu ernähren. Doch die Erträge stagnieren oder sinken sogar und die Klimaproblematik nimmt zu. Um diese Problematik zu lösen, bedarf es ständiger Innovationen mit und für alle Landwirte, unabhängig von der Struktur und der Größe ihres Betriebs“, sagte Michael Horsch.

Das Gleiche gilt für die Energieressourcen. Wie alle anderen Wirtschaftssektoren muss sich auch die Landwirtschaft den Herausforderungen bewusst werden, die es zu bewältigen gilt: nämlich Öl, Gas und Kohle innerhalb von 30 Jahren durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Benjamin Louvet, Rohstoffexperte und Asset Manager bei OFI AM, erläuterte die Hintergründe der Ölmärkte (Fördergebiete, verschiedene Öltypologien, geopolitische Herausforderungen) und die Herausforderungen der Energiewende in Bezug auf Energieabhängigkeit und -kosten. Erdöl ist nach wie vor die wichtigste Energiequelle mit einem Fördermaximum bis 2028-2030.
Die Wasserkraft hat mittlerweile ihr maximales Potenzial erreicht. Was die Kernenergie angeht, so wird sie nicht den gesamten Energiebedarf der Welt decken können. Die schnelle Entwicklung von erneuerbaren Energien, Solar- und Windenergie bleibt daher der politisch bevorzugte Weg, um die Energiewende zu beschleunigen und die Ziele des Pariser Abkommens zu erfüllen. Unsere Abhängigkeit von fossilen Energien wandelt sich also in eine Abhängigkeit von Metallen: „Für den Bau einer Windkraftanlage werden zwischen 950 kg und 5 t Kupfer benötigt. [...]
Für den Bau eines Elektroautos werden sechsmal mehr seltene Metalle gebraucht als für den Bau eines Autos mit Verbrennungsmotor“, erläutert Benjamin Louvet. Wir werden uns also daran gewöhnen müssen, in den nächsten zehn bis 20 Jahren mehr für Energie zu bezahlen. Denn die Gewinnung und Verarbeitung der Rohstoffe bleibt langwierig und kostspielig. Angesichts dieser makroökonomischen Realität müssen die Landwirte die Möglichkeiten der Eigenproduktion und des Eigenverbrauchs nutzen, indem sie grüne Energie wie Biogas, Agrophotovoltaik, Windkraft erzeugen. Benjamin Louvet betonte darüber hinaus die Rolle der öffentlichen Hand: „Um die Veränderung des Energiesektors erfolgreich zu gestalten, muss der Staat gezielt investieren und subventionieren.“
Für Maximin Charpentier, Landwirt und Vorsitzender der Landwirtschaftskammer der französischen Region Grand Est, ist die Landwirtschaft künftig einer der wichtigsten Akteure bei der Dekarbonisierung. Er betonte besonders die Möglichkeiten, über die landwirtschaftliche Betriebe bei der Erzeugung von Biomasse verfügen. Eine Idee, die er im Rahmen des Projekts Terrasolis verfolgt. „Das könnte für die Landwirtschaft eine Goldgrube werden. Bisher wird die Biomasse von großen Konzernen zu niedrigen Kosten aufgekauft und verwertet. Das können wir auch selbst machen. Wir leben in einer disruptiven Welt. Mein Ziel ist es, Lösungen für künftige Generationen zu finden und umzusetzen“.
>Der Vormittag endete mit einem agrarwissenschaftlichen Impuls von Prof. Dr. Bernhard Bauer von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Er schlug Lösungsstrategien vor, wie man die Resistenz von Ackerfuchsschwanz und Weidelgras in Getreide durch eine Kombination aus Fruchtfolge, chemischem Pflanzenschutz und Bodenbearbeitungsstrategien, wie falscher Aussaat, drastisch reduzieren kann. Hinzu kommt ein gutes Verständnis der Wirkungsweisen und Halbwertszeiten der uns noch zur Verfügung stehenden Wirkstoffe. Dr. Bauer zeigte einige Wege für die Anwendung von Herbiziden auf.
Tag 2 – Betriebsorganisation: entscheidende Herausforderungen
Zusätzlich zum Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft, der Zunahme der Betriebsgröße, wirtschaftlichen, rechtlichen und personellen Problemen (Rahmenbedingungen, Personalbeschaffung) werden landwirtschaftliche Betriebe mit immer komplexeren Realitäten konfrontiert. Der erste Redner am zweiten Vormittag der Journée de La Lucine war François Purseigle, Soziologe am Polytechnischen Institut Toulouse und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Sciences Po in Paris, der wichtige Einblicke in die gesellschaftlichen Gegebenheiten bei der Führung eines landwirtschaftlichen Betriebs gab. „Gerade wird ein ganz neues Kapitel der Agrargeschichte geschrieben. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, die sozialen und wirtschaftlichen Vorgänge genau zu analysieren, um nicht nur eine, sondern mehrere Lösungen für die Betriebe, die heute deutlich vielfältiger sind, zu finden“, sagte er einleitend. Denn auch wenn die öffentliche Meinung und die Politik in Frankreich nostalgisch an den kleinen, handwerklich arbeitenden Bauernhöfen hängen, sind die heutigen französischen Betriebe nicht mehr die der Vorgängergeneration. Diese kollektive Fantasiewelt steht einer professionellen und unternehmerischen Sichtweise der modernen Landwirtschaft im Weg.

Zwischen Bevölkerungsrückgang und Veränderung des Familienmodells
Die erste Feststellung ist unmissverständlich: Die Zahl der französischen Landwirte ist rückläufig, wobei der Bereich Tierhaltung am stärksten betroffen ist (30.000 bis 40.000 Milchviehhalter in den Prognosen für Frankreich bis 2030 gegenüber 250.000 im Jahr 1980). Die Hälfte der französischen Betriebsleiter wird bis 2030 im Rentenalter sein.
Zweite Feststellung: Ein landwirtschaftlicher Betrieb ist nicht mehr nur eine Familienangelegenheit. Wenn auch die Familienarbeitskräfte (Geschwister, Eltern, Ehepartner...) die Betriebe lange Zeit aufrechterhalten haben, ist zwischen 2010 und 2020 ein Rückgang um 55 % zu verzeichnen.
Die Produktionskapazität des Landes und letztendlich die Eigenversorgung werden dadurch in Frage gestellt. „Wir können nicht behaupten, dass wir es nicht gewusst haben“, wiederholte François Purseigle mehrmals und forderte die Politik und die Landwirte auf, gemeinsam und schnell Lösungen zu finden.
Die landwirtschaftliche Produktion ist eine wirtschaftliche Tätigkeit wie jede andere auch. Das im Modell der traditionellen Landwirtschaft verankerte „gemeinsam machen“ (mit der Familie, im Zusammenschluss von Landwirten, ...) entwickelt sich zu einem „machen lassen“, das die Landwirte dazu zwingt, ihre Verfahren zu überdenken. Aus wirtschaftlicher Sicht sind die Vergrößerung der Betriebe und die Inanspruchnahme von Arbeitskräften außerhalb der Familie heute eine unbestreitbare Realität. Der Landwirt ist ein Unternehmensleiter, der auf Arbeitnehmer angewiesen ist. Derzeit arbeiten 930.000 Beschäftigte (direkt oder über Lohnunternehmen) in den französischen Betrieben. Dies bedeutet einen Anstieg um 71 % bei den Beschäftigten von Lohnunternehmen und um 249 % bei den Beschäftigten von Arbeitgebervereinigungen. Diese familienfremden Arbeitskräfte werden bis 2030 auf über 1 Mio. Erwerbstätige anwachsen. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Rentabilität und den Fortbestand des landwirtschaftlichen Produktionsbetriebs.
Auf die Frage eines Landwirts aus dem Department Aube hinsichtlich der „großen Kluft“ zwischen der Politik und der wirtschaftlichen Realität der Betriebe und der Herausforderung, eine landwirtschaftliche Strategie zu finden, antwortete François Purseigle: „Die französische Landwirtschaft ist ein Fantasiegebilde, wird idealisiert und nicht so gesehen, wie sie in Wirklichkeit ist. Das führt zu einem Bruch zwischen den Landwirten und den Entscheidungsträgern. Die wahre Herausforderung besteht darin, die Familien in der Landwirtschaft unter wirtschaftlichen Aspekten zu betrachten – unabhängig von den Verwandtschaftsverhältnissen“
Vereinfachen und diversifizieren: das Geheimnis für die langfristige Betriebssicherung?
Der nächste Redner war der britische Landwirt James Peck. 2003 gründete er seinen Betrieb PX Farms Ltd. „Mein Leitmotiv ist: innovativ sein, sich anpassen, über sich hinauswachsen. Jedes Jahrzehnt bringt neue Herausforderungen mit sich. Meine Aufgabe ist es, eine Lösung zu entwickeln, um die Motivation meines Teams und die Rentabilität meines Betriebes heute und in Zukunft zu erhalten“, so stellte James Peck seine Philosophie vor, die sich an der von Michael Horsch orientiert. Sein Betrieb umfasst drei Standorte und erstreckt sich über 5.100 ha. Um die Flächen zu bewirtschaften, müssen Entfernungen von bis zu 150 km zurückgelegt werden müssen, was einen erheblichen logistischen Aufwand bedeutet. Seit der Übernahme des Familienbetriebs im Jahr 1999 verfolgt James Peck eine Strategie der Vermögensdiversifizierung, wie der Vermietung nicht genutzter Gebäude, um seine Kredit-Bonität zu erhöhen und das Wachstum des Betriebs zu finanzieren. Heute bietet PX Farms eine breite Palette an Dienstleistungen an, die von Bauarbeiten, insbesondere dem Bau von Lagereinrichtungen, über die Vermietung von Gebäuden bis hin zu landwirtschaftlichen Dienstleistungen, Logistik und Transport reichen. Landwirtschaftliche Tätigkeiten machen derzeit 57 % seines Umsatzes aus. Mahlweizen ist mit 15.000 t die wichtigste Kulturpflanze. Er produziert Gerste (8.000 t), Hafer (1.800 t) und Erbsen (1.500 t), aber auch Stroh, das er an ein Elektrizitätswerk verkauft. PX Farms ist außerdem der größte Senfproduzent in England. In diesem Jahr ging das Ertragsniveau insgesamt um 30 % zurück. Der Betrieb arbeitet mit 12 m breiten Maschinen (zwei Terrano, ein Joker, sechs Sämaschinen) auf der Basis von Control Traffic Farming. All seine Mitarbeiter erhalten von Juli bis Oktober in Cambridge Kost und Logis sowie Bonuszahlungen.
„Jedes Jahrzehnt bringt neue Herausforderungen mit sich. Meine Aufgabe ist es, eine Lösung zu entwickeln, um die Motivation meines Teams und die Rentabilität meines Betriebes heute und in Zukunft zu erhalten.“
James Peck
James Peck setzt außerdem auf digitale Kommunikation, um seine Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit zu erhöhen und das Image der Landwirtschaft zu verbessern. In weniger als einem Jahr verzeichnete sein YouTube-Kanal bereits 17.000 Follower.
James Peck erinnerte an die schädlichen Auswirkungen des Brexits auf die Beschaffung von Teilen und Maschinen aus Europa, aber auch an den Rückgang der staatlichen Subventionen.
AgroVation: Methoden überdenken, vereinfachen, rationalisieren
Constantin Horsch sprach in seinem Vortrag über die täglichen Herausforderungen und die Veränderungen, die auf dem Familienbetrieb AgroVation in Tschechien umgesetzt wurden – basierend auf dem Vertrag mit seinem Vater Michael. Zusammen mit seinem Bruder Lucas übernahm er die Verantwortung für den 2012 gekauften Betrieb und beschloss, die klassische Betriebsstruktur (Betrieb mit einem Ackerbauleiter) zu einem rentablen und Richtung Direktsaat orientierten Getreideanbaubetrieb weiterzuentwickeln. Das Ziel dahinter: einen Betrieb zu leiten und die Realitäten vor Ort zu kennenzulernen, bevor er weitere Verantwortung innerhalb der HORSCH Gruppe übernimmt.

Seit 2017 haben die beiden Brüder daher die Betriebsstruktur und den Führungsstil geändert. Sie entschieden sich für eine horizontale Organisation, organisierten die Verwaltungsstruktur neu und führten gleichzeitig eine interne Kommunikation ein mit Fokus auf der Selbständigkeit und dem Verantwortungsbewusstsein der Mitarbeiter. Dieses Beispiel der Weitergabe innerhalb der Familie Horsch ist ein Gegenbeispiel zu dem von François Purseigle beschriebenen Trend. Auch wenn Cornelia Horsch einräumte, dass es „nicht einfach ist, jeden Tag mit der Familie zu arbeiten“, ist ein wichtiger Aspekt die Übertragung der Aufgaben und das Vertrauen, das den Mitarbeitern bei den zu erledigenden Aufgaben entgegengebracht wird. Ähnlich wie James Peck hat auch Constantin Horsch ein Bonussystem für die Mitarbeiter eingeführt (z. B. gebunden an die Sorgfalt im Umgang mit den Maschinen).
Optimismus: der Schlüssel angesichts einer sich ständig verändernden Welt.
Die Philosophin Laura Lange brachte das Publikum dazu, über die Herausforderungen des Wandels und des Übergangs nachzudenken. Wer sich in einer sich ständig verändernden Welt bewegt, muss einen Sinn in seiner Arbeit sehen, aber vor allem einen konstanten Optimismus behalten, um seinen beruflichen Alltag zu meistern. Das passt gut zu HORSCHs neuem Claim „WIR FINDEN EINEN WEG.“: eine Einladung, Abstand zu gewinnen, neue Wege zu beschreiten, um Schwierigkeiten zu bewältigen und mit Zuversicht voranzugehen.