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Effizienter durch moderne Technik

Innerhalb weniger Jahre zogen auf dem Landwirt­schafts­betrieb Gießmann nach und nach Maschinen aus nahezu allen HORSCH Produkt­bereichen ein. Überzeugt sind Jürgen Gießmann und sein Sohn Georg dabei auf ganzer Linie. In terraHORSCH stellen sie ihren Betrieb vor.

Der Landwirtschafts­betrieb Gießmann bewirt­schaftet heute als reiner Markt­frucht­betrieb 600 ha Ackerland. Gegründet wurde er als Wieder­einrichter im Jahr 1991. Der Standort in Nord­sachsen, direkt an der Grenze zu Sachsen-Anhalt, ist auf den betriebs­eigenen Flächen geprägt von seinen Löss­böden mit einer durch­schnitt­lichen Acker­zahl zwischen 80 und 82 Bodenpunkten.
Zu Anfangs­zeiten waren zeit­weise bis zu sechs Mitarbeiter angestellt, da man bis 2003 zusätzlich auch eine Bullen­mast mit 100 Tieren betrieb. Das hat sich jedoch stark verändert. Mit zwei Familien­arbeits­kräften und einem Auszu­bildenden ist heute vor allem ein gut ausge­statteter Maschinen­park in Arbeits­spitzen besonders wichtig. So kompensiert man enge Zeit­fenster mit schlag­kräftigen Maschinen statt mit Saison­arbeitskräften.

Während andere Regionen in Deutschland in diesem Jahr mit teils massiven Niederschlägen und Unwettern zu kämpfen hatten, blieben die Gießmanns davon weitestgehend verschont. „Die Niederschläge lagen in den letzten zehn Jahren im Durchschnitt knapp über 500 mm, inklusive der Trockenjahre 2018 bis 2020. Wir liegen im Regenschatten des Harzes. Das ist Fluch und Segen zugleich“, erklärt Betriebsinhaber Jürgen Gießmann. Die Flächen sind größtenteils noch aus DDR-Zeiten drainiert und das funktioniert bis heute. Gerade bei den zunehmenden Starkniederschlägen in den letzten Jahren war das ein großer Vorteil. Das Wasser kann abfließen. Es gibt keine Staunässe auf den Flächen, die zu Ertragseinbußen führen könnte. Während es vor 30-40 Jahren noch 480 mm im Durchschnitt geregnet hat, sind es mittlerweile über 500 mm. „Trotz der höheren Niederschläge haben wir vermehrt mit Trockenperioden zu kämpfen“, so Georg Gießmann. Die Niederschlagsmenge hat sich zwar erhöht, allerdings ist die Verteilung über das Jahr hinweg ungleichmäßiger geworden. Während früher normale Regenschauer über das Jahr verteilt kamen, sind es jetzt bei einem Unwetter binnen einer halben Stunde 10-20 Liter Regen pro Quadratmeter. Darauf folgen wochenlange Trockenheit und hohe Temperaturen. Das zeigte sich auch in diesem Jahr wieder. Die Getreideernte konnte trocken eingefahren werden, worauf Anfang August eine Regenperiode folgte. Zur Rapsaussaat dann fünf Wochen Trockenheit, geprägt von extremer Hitze und starkem Ostwind. „Die Folgen zeigen sich am Winterrapsbestand, der stark zeitversetzt aufgelaufen ist, sich aber mittlerweile gut erholt hat“, so Georg Gießmann.

Marktfruchtanbau und Optimierung

Hauptkultur ist bei den Gießmanns der Winter­weizen, überwiegend als A-Weizen auf der Hälfte der Betriebs­fläche. Außerdem wird Silomais für eine nahe gelegene Biogas­anlage angebaut sowie bereits seit 33 Jahren auf einer kontinuier­lichen Flächen­größe Zucker­rüben. Da der Raps­anbau die letzten Jahre in Bezug auf Schad­erreger­druck und Trocken­heit eher schwierig war, hat man sich 2023 dazu entschieden, die Raps­anbau­fläche zu verringern. Diese wurde dann durch Sonnen­blumen ersetzt, um weiterhin den Anteil der Ölfrüchte in der Frucht­folge zu bewahren, aber gleich­zeitig mit dem trockenen, warmen Klima besser zurecht­zukommen. Zusätzlich wurde seit dieser Saison eine Kooperation mit einem Nachbar­betrieb für Kartoffel­anbau­flächen eingegangen, um die Frucht­folge zu erweitern.
Die Flächen werden größtenteils im Mulch­saat­verfahren bewirt­schaftet, um gerade in Bezug auf den Wasser­haushalt ressourcen­schonend zu wirtschaften. Nur dort, wo es wirklich notwendig ist, wird gepflügt, wie beispiels­weise zur Winter­gerste nach Winter­weizen. Nach Umstellung der Frucht­folge in diesem Jahr hat man sich jedoch vorgenommen, künftig ganz auf den Pflug­einsatz zu verzichten und sich eher in Richtung minimaler Boden­bearbeitung zu orientieren. Dazu wurden groß­flächige Versuche angelegt, bei denen man vor allem den Vorteil in der Boden­bedeckung, gerade in Hinblick auf Trocken­perioden sieht. „Um eine gezielte tiefe Lockerung werden wir jedoch nicht herumkommen, gerade in Kulturen, die einen tiefen gelockerten Wurzel­horizont benötigen. Daher haben wir zwei verschiedene Terrano auf unserem Betrieb im Einsatz“, erzählt Georg Gießmann.

Hybrider Gedanke

Das Thema mechanischer Pflanzen­schutz spielt für die Gießmanns nicht nur in den Sonnen­blumen eine Rolle, in denen man dieses Jahr sehr gute Erfahrungen gemacht hat. Angefangen hat alles mit einer Striegel­vorführung des Cura 12 ST. Es wurden ohne jeglichen Hinter­grund ein paar Bahnen im Winter­weizen­bestand gestriegelt und die Maßnahmen, wie sie auf dem Betrieb üblich sind, bis zur Ernte fort­geführt. Die Überraschung kam am Druschtag, als die Ertrags­karten der Fläche ausgewertet wurden. Auf der gestriegelten Fläche lag der Ertrag bis zu einer Tonne höher. „Das war der Punkt, an dem wir uns für einen eigenen Cura entschieden haben, um den Gedanken weiter zu verfolgen“, so die Gießmanns. Seither wird weiter experimentiert, wie der Striegel best­möglich eingesetzt werden kann. Während zunächst lediglich kleinere Versuchs­stücke gestriegelt wurden, entschied man sich, dies weiter auszubauen. „Herbizidlos bis zur Ernte“ war die Idee im letzten Jahr für einen Weizen­schlag. Die Fläche wurde im Mulch­saat­verfahren vorbereitet und die Ernte­rück­stände gut eingemischt. Aufgrund der schwierigen Aussaat­bedingungen im letzten Herbst konnte man erst Anfang November das erste Mal striegeln. Im Frühjahr wurde die starke Verkrustung gebrochen, die durch die vielen Nieder­schläge im Herbst entstanden war. Anschließend wurde Ende März das letzte Mal gestriegelt. Im Verlauf der Schoss­phase stellte man fest, dass zum Teil Erdrauch und Kamille nicht effektiv bekämpft wurden und man entschied sich für eine günstige Herbizid­behandlung. „Der Versuch ist vielleicht nicht perfekt gelungen, doch war er für uns ein voller Erfolg. Die Weizen­sorte, die bekanntlich anfällig für jegliche Art von Krank­heiten ist, war sehr gesund und wir konnten in der Fungizid­behandlung einsparen. Zudem liegt diese Fläche in einem nitrat­belasteten Gebiet, weshalb eine Stick­stoff­düngung nach Düngungs­empfehlung nur zu 80 Prozent statt­gefunden hat. Das Ergebnis sprach für sich: Ertrag und Qualität dieser Fläche lagen über dem diesjährigen Durch­schnitt unserer Weizen­felder“, erklärt Georg Gießmann.

Überzeugt auf ganzer Linie

„Angefangen 2017 mit der Übergabe der ersten HORSCH Maschine, einer Pronto 6 DC, wurde bis heute der komplette Fuhrpark auf die roten Maschinen aus Schwandorf umgestellt“, erzählt Jürgen Gießmann.
In unmittelbarer Nähe des Betriebes befindet sich das im Jahr 2017 eröffnete HORSCH Zentrum Sietzsch. „Hier haben wir einen sehr guten Service und eine kompetente Beratung“. Gleich­zeitig hatten sie die Möglich­keit, über die kurze Distanz viele Maschinen zu testen, Probe zu fahren und unterschied­liche Aussaat­verfahren zu vergleichen. Wichtige Aspekte, die dazu bei­getragen haben, dass mittler­weile ein großer Teil der Technik aus dem Hause HORSCH kommt. Nach dem Kauf der Pronto 6 DC, die bis heute zuverlässig ihre Arbeit verrichtet, folgten eine Joker 6 RT, der Terrano 6.4 GX und der Terrano 3 FX, der haupt­sächlich zur tiefen Lockerung von Fahrspuren und vor Raps zum Einsatz kommt. Ausgestattet mit den ULD Scharen wird auf bis zu 35 cm tief gelockert, ohne die Boden­horizonte zu verändern. Das organische Material bleibt weiterhin als Sonnen­schutz auf dem Boden liegen und Verdichtungen werden beseitigt, sodass beispiels­weise die Raps­pflanzen problem­los in die Tiefe wurzeln können.

Zum Maschinenpark kamen 2022 der Cura 15 ST und die Maestro 12 CX hinzu. Für die Maestro hat man sich vor allem wegen der Umstellung auf die Einzelkorn-Raps­aussaat entschieden. Zudem werden Mais, Zucker­rüben und Sonnen­blumen vereinzelt – alles auf 50 cm Reihenweite. Im November war die Vorfreude bei den Gießmanns noch mal groß. Sie hatten sich auf der dies­jährigen „40 Jahre HORSCH“ Veranstaltung in Schwandorf für eine neue Pflanzen­schutz­spritze vom Typ Leeb 12 TD entschieden, die vor ein paar Wochen in Empfang genommen werden konnte. „Sicherlich etwas über­dimensioniert, aber wir wollen den idealen Zeit­punkt nutzen und haben uns damit ein wenig Freizeit erkauft“, erklärt Georg Gießmann. Gerade weil sich die Pflanzen­schutz­maßnahmen in den letzten Jahren durch windige Bedingungen und zu hohe Temperaturen in die Abend- und Nacht­stunden verschoben haben, hat man sich für ein größeres Tank­volumen entschieden. Gleich­zeitig wird die gesamte Stick­stoff­düngung im Betrieb flüssig ausgebracht, wodurch eine höhere Schlag­kraft vor allem im zeitigen Frühjahr gegeben ist.

So zogen binnen sieben Jahren HORSCH Maschinen aus nahezu allen Produkt­bereichen bei den Gießmanns ein. „In unserer Region sind wir eher ein kleiner Betrieb und dennoch technisch sehr gut ausgestattet“, erzählt Jürgen Gießmann. Ihr Ziel ist es, für alle Arbeits­schritte den perfekten Zeitpunkt abzupassen. Daher hat man sich in den letzten Jahren sehr gut eigen­mechanisiert aufgestellt.

Nachfolge und Investitionen

Aktuell ist die Arbeits­teilung relativ klar. Jürgen Gießmann übernimmt die Aufgaben, die im Büro anfallen. Dazu gehören tägliche Büro­arbeiten oder auch Agrar-Antragsstellung, Buch­führung und Frucht­folge­planung. Georg übernimmt haupt­sächlich den Ackerbau von der Aussaat bis zur Abfuhr­logistik in der Ernte. Aber auch den Social Media-Auftritt und vor allem die Digitalisierung im Betrieb, wie die Ertrags­auswertungen und die Planung der teil­flächen­spezifischen Aussaat- und Dünge­karten zählen zu seinem Aufgaben­gebiet. Unterstützt werden sie dabei von einem Auszu­bildenden. Ein großer Schritt, der in den nächsten Jahren ansteht, ist die Betriebs­nachfolge. Georg wird den Betrieb von seinem Vater übernehmen, was für ihn selbst schon immer klar war. „Für mich stand noch nie etwas anderes zur Debatte. Mir war von vornherein klar, dass ich das gerne machen möchte“, sagt er. Hinsichtlich der Betriebs­größe sind erst einmal keine Veränderungen geplant: „Wir wollen uns nicht vergrößern. Lieber Qualität statt Quantität“, so Jürgen Gießmann.

Was die Technik angeht, sieht es ein wenig anders aus. Hier stehen bereits weitere Maschinen auf der Wunsch­liste. Zum einen hat ein Hackgerät, der Transformer 6 VF, der in diesem Jahr zur Miete auf dem Betrieb war, in ganzer Linie überzeugt und wird in der neuen Saison in den Betrieb integriert. Darüber hinaus hatten sie die Möglichkeit, einen Focus auszu­probieren und waren positiv überrascht. So konnten in einem Arbeitsgang Verdichtungs­horizonte beseitigt und Boden­hilfs­stoffe sowie Saatgut ausgebracht werden. Dadurch konnten Arbeits­gänge eingespart und die Boden­feuchte besser genutzt werden. „Als kleiner Betrieb wollen wir ohne zusätzliche Fremd­arbeits­kräfte auskommen. Deshalb sagen uns solche Konzepte sehr zu.“
„Zusammen sind wir stark“, beschreiben die Gießmanns ihren Zusammenhalt und ziehen auch die nächsten Jahre gemeinsam an einem Strang. Man möchte weiterhin Arbeits­prozesse optimieren und neue Ideen ausprobieren und umsetzen.