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Im Zeichen der Erbse: Mensch und Maschine im Dauereinsatz

Du erntest, was du säst. Selten passte ein Spruch besser. Auf einem Betrieb in Finnland werden ausschließlich diese Schotenfrüchte angebaut. Um Kunden stets mit handgelesenen, frischen Erbsen zu beliefern, wird dafür beinahe jeden zweiten Tag gesät. Eine Bewirtschaftungsform, die eine Menge Fingerspitzengefühl erfordert.

Der Betrieb von Vesa Tammilehto liegt in Jokela inmitten einer landwirtschaftlich geprägten Region in Südfinnland. 1985 begannen seine Eltern dort Erbsen anzubauen, zunächst nur auf einigen Hektar Fläche, der Fokus lag auf dem Getreideanbau. Jährlich nahm die Fläche für Erbsen zu. Der Wendepunkt kam dann vor etwa 15 Jahren. Damals wurden zwischen 300 und 400 ha Getreide und 150 ha Erbsen angebaut. Doch mit der Zeit fielen die Getreidepreise immer mehr – gleichzeitig stellte man fest, dass die Situation für Erbsen auf dem Markt sehr gut ist und dort durchaus Potenzial besteht. „Wir gaben den Anbau von Getreide dann komplett auf und fokussierten uns auf Erbsen“, erzählt Vesa Tammilehto, der den Betrieb mittlerweile von seinen Eltern übernommen hat, die ihn aber immer noch tatkräftig unterstützen, ebenso wie seine Frau. Aktuell werden auf rund 400 ha Erbsen angebaut.

Rolle der Erbsen in Finnland

Erbsen haben in Finnland eine lange Anbautradition und gehören zu den ältesten Kulturpflanzen des Landes. Die langen und hellen Nächte im Sommer verhelfen der Erbse zu einer besonderen Süße, daher werden die frischen Erbsen gerne roh als Snack gegessen. Sie sind eine gesunde Sommerdelikatesse, da sie reich an Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen sind. Im Unterschied zu vielen anderen Ländern können die Schotenfrüchte während der gesamten Saison frisch in den Supermärkten gekauft werden. Vesa Tammilehto geht davon aus, dass 98 % seiner verkauften Erbsen direkt als Snack gegessen und nicht weiterverarbeitet werden. Aber auch in der Küche sind sie vielseitig einsetzbar. In Finnland besonders beliebt und traditionsreich: die Erbsensuppe.

Bis zu 150 Saisonarbeiter

Die Ernte findet hauptsächlich zwischen Mitte Juni und Anfang September statt. Sobald die Erbsen reif sind, werden sie per Hand geerntet und an die Kunden geliefert. Gelesen wird immer nur so viel, wie auch benötigt wird. Um diesen Aufwand zu stemmen, sind während der Saison bis zu 150 Arbeitskräfte auf dem Betrieb tätig. Das Augenmerk liegt auf zwei Erbsensorten, die bei den Kunden beliebt sind, jedoch wird hier immer wieder etwas ausprobiert: „Dieses Jahr haben wir sieben verschiedene Sorten angebaut. Unser Ziel ist es, die Saison zu verlängern und gleichzeitig die Qualität weiter zu verbessern. Die Sorten, die wir in der Nebensaison ernten, sind in der Regel ein wenig kleiner, von den Kunden werden jedoch die größeren bevorzugt. Von daher versuchen wir, auch entsprechende Sorten für die Nebensaison zu finden.“
Der Ertrag variiert sehr stark. In der Regel können bis zu 3,5 t pro ha geerntet werden. Genau kann man es jedoch nicht sagen: „Wir ernten nur das, was wir auch verkaufen. Wenn die Qualität unseren Anforderungen nicht entspricht, ernten wir die Erbsen nicht. Wenn zu viele Flächen gleichzeitig reif sind und wir nicht ausreichend Personal oder Aufträge der Kunden haben, werden sie auch nicht gelesen.“

Die Voraussetzungen für die Vermarktung sind vor Ort ideal: „Wir leben 15 km von Helsinki entfernt. Unsere Region hat die höchste Bevölkerungsdichte des Landes. Dementsprechend kurz sind auch die Lieferdistanzen. So können wir auch guten und schnellen Service anbieten. Wenn Kunden mehr Erbsen benötigen, dann können wir das spontan umsetzen und sie mit frischer Ware beliefern.“
Verkauft werden die Erbsen an Kunden und Märkte in der gesamten Provinz, auch nach Tampere, das rund 150 km entfernt liegt. Dort sitzt ein Händler, der die Erbsen im gesamten Land vertreibt. Die Verkaufssaison dauert nur etwa drei Monate, in denen eine zuverlässige Logistik entscheidend ist. „Für diesen Zeitraum mieten wir Fahrzeuge. Es ist wichtig, dass diese einwandfrei funktionieren, damit wir die frische Ware nach Plan liefern können“, erklärt Vesa. Rund 200 bis 300 kg Erbsen werden pro Verkaufsstelle im Schnitt pro Tag an die Kunden verkauft – in den größeren sogar bis zu einer Tonne. Die Preise für den Endverbraucher variieren stark: Im Schnitt sind es sieben bis acht Euro pro Kilo.

Avatar im Dauereinsatz

Zu Beginn der Aussaatsaison ist es meist ziemlich nass. „Wir versuchen, so viel zu säen, wie wir können und alle Sorten in den Boden zu bringen. Das sind in etwa 100 bis 150 ha. Einige Sorten bedecken wir zum Schutz dann auch noch mit einem Vlies.“ Wenn die erste Sorte reif ist, werden viele Helfer benötigt. Die Schoten sind vergleichsweise kleiner und damit auch schwerer zu ernten. „Für uns ist wichtig, dass wir effizient sind. Ich kann also nicht in den ersten Wochen 20 Leute mehr anstellen. Es gilt, die richtigen Entscheidungen zu treffen, um das Beste bei der Ernte herauszuholen“, so Vesa Tammilehto. Um ständig frische Erbsen liefern zu können, werden in der Hauptsaison etwa jeden zweiten Tag rund 10 ha gesät. Hierbei ist es entscheidend, die optimale Menge zu wählen, die sowohl geerntet als auch verkauft werden kann.
Um den vielfältigen Anforderungen seines Betriebs gerecht zu werden, benötigt Vesa Tammilehto eine zuverlässige Sämaschine, die unter unterschiedlichen Bedingungen optimal arbeitet. Seit dieser Saison setzt er auf die HORSCH Avatar SL in Kombination mit dem Fronttank Partner FT. „Ich habe die Maschine letztes Jahr auf der Agritechnica gesehen und war sofort überzeugt.“ So durfte eine der ersten Maschinen auf seinem Betrieb einziehen. „Die Drille bringt alle Qualitäten mit sich, die ich wollte. Das Schar hat mich überzeugt. Es hat eine Fangrolle, die das Saatgut gerade bei trockenen Bedingungen in der Saatfurche fixiert. Gleichzeitig bringt es einen hohen Schardruck auf.“

Die unterschiedlichen Witterungsbedingungen und Bodenbeschaffenheiten während der Aussaatsaison stellen besondere Anforderungen an die Technik. „Wir erleben im Laufe der Saison alles – von schweren und nassen Verhältnissen hin zu Trockenphasen. Eine zuverlässige Sämaschine, die bei allen Bedingungen gute Ergebnisse erzielt, ist für mich unerlässlich. Die Avatar erfüllt genau diese Anforderungen. Zudem gefallen mir die kompakte Bauweise und die Tatsache, dass ich sie schnell umbauen kann. Ich wollte keine gezogene Maschine, da sie zusammen mit dem Traktor zu lang wäre und ich nicht so viel Tankvolumen benötige.“ Der Doppeltank an der Front ermöglicht es zudem, Dünger und Saatgut gleichzeitig auszubringen – ein wichtiger Aspekt mit Blick auf die Effizienz.

Das Wetter spielt bei der Aussaat eine entscheidende Rolle. „Wenn der Saisonstart nass ist, müssen wir darauf achten, den Boden nicht zu sehr zu verdichten, da dies das Wachstum der Erbsen beeinträchtigen würde“, erklärt Vesa. In der Vergangenheit gab es nach der ersten Aussaat oft starke Regenfälle, doch in den letzten drei Jahren dominierten eher trockene Bedingungen. „Wir müssen flexibel auf die Witterung reagieren. Es fühlt sich manchmal an wie ein Glücksspiel, die richtige Balance zu finden. Beim Getreide wird immer darauf geachtet, dass es bei optimalen Bedingungen gesät wird. Bei uns ist das nicht so. Wir müssen säen, wenn es einigermaßen passt. Aber wir haben gute Werkzeuge, die es uns ermöglichen, alle Herausforderungen, die Mutter Erde uns gibt, zu bewältigen.“

Die ersten Flächen sind dann Ende Juni abgeerntet. Danach wird eine Zwischenfrucht gesät, zum Beispiel Senf, um den Boden bis zur nächsten Erbsenaussaat zu bedecken. Die Einarbeitung erfolgt dann mit einem Flachscheibengrubber, ehe das Saatbett im Frühjahr mit der Kreiselegge für die nächste Erbsenaussaat bereitet wird.

Ausschließlich Erbsenanbau 

Vesa Tammilehto baut ausschließlich Erbsen auf seinem Betrieb an, besitzt jedoch kein eigenes Land. „Wir pachten die Flächen in der Regel für drei Jahre, danach benötigen wir andere Felder“, erklärt er. „Als der Betrieb wuchs und der Bedarf an Anbaufläche stieg, war es nicht einfach, welche zu finden, denn viele Getreidebauern in der Region sind ebenfalls stets auf der Suche. Das treibt die Preise auf dem Markt in die Höhe. Wir pachten immer für drei Jahre, in denen wir ausschließlich Erbsen anbauen. Besser wäre ein jährlicher Wechsel der Anbauflächen, aber dann bräuchten wir jedes Jahr 400 ha neues Land. Das ist unmöglich. Aktuell sind es 100 bis 150 jährlich. In den letzten Jahren hatten wir Glück, dass diese Flächen in einem 10-km-Radius um unseren Betrieb verteilt waren. Manche sind aber auch 70 bis 90 km entfernt, was eine effiziente Logistik erfordert“, erzählt der Landwirt. Ein Thema für ihn ist daher aktuell, den Einsatz der Traktoren und Maschinen ideal zu koordinieren.
„Es ist jedes Jahr eine große Herausforderung, ausreichend Flächen zu finden. Vor zehn Jahren mussten wir alles nehmen, was wir bekommen konnten. In den letzten fünf ist es dann ein bisschen besser geworden. Hier konnten wir auch einmal 50 oder gar 70 ha von einem Landwirt pachten.“ Der Zustand der Flächen ist dabei immer eine Überraschung: „Man weiß nie, wie vorher auf den Feldern gearbeitet wurde. Hier haben wir schon viel erlebt.“

Zukunftsaussichten

Trotz vieler Herausforderungen kristallisiert sich bei einem Blick in die Zukunft bereits ein klares Ziel heraus „Ich habe viel darüber nachgedacht, was wir machen können“, sagt Vesa Tammilehto. „Angenommen, ich würde 50 Kilo mehr pro Hektar ernten, dann macht das auf die ganze Saison gesehen viel aus. Wir müssen also Wege finden, den Ertrag zu verbessern. Was aber schwierig ist, denn jede Saison ist anders. Aktuell liegt ein sehr schwieriges Anbaujahr hinter uns, in dem uns das Wetter oft herausforderte. Wenn wir es schaffen, den Ertrag zu steigern, müssen wir weniger Flächen pachten. Das spart Geld für anderweitige Investitionen. Gleichzeitig können wir es uns aber nicht leisten, grundlegende Dinge von jetzt auf gleich zu verändern, da wir die Kunden stets mit den entsprechenden Mengen beliefern müssen. Auch Kostensteigerungen und wegfallende Subventionen bauen entsprechenden Druck auf. Wir müssen also gut wirtschaften.“ Diese Aussage zeigt einmal mehr, wie viel Fingerspitzengefühl Vesa Tammilehtos Entscheidungen erfordern, um ein gutes Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Veränderung zu finden, um Dinge zu optimieren.