Das Revival eines Klassikers
Mit dem Airseeder brachte HORSCH in den 90er-Jahren die erste Zinkensämaschine auf den Markt. In letzter Zeit beschäftigte man sich wieder intensiver mit der Zinkensätechnik und vereint die Erkenntnisse des Airseeder mit den Erfahrungen der Vergangenheit in der Sprinter Baureihe. Philipp Horsch erklärt die Hintergründe dieses „Sprinter Revivals“.

„In den 90er-Jahren spielte die Flachbodenbewirtschaftung für uns eine große Rolle“, erklärt Philipp Horsch. „Durch unsere frühen Kontakte in die USA und nach Kanada konnten wir die Dynamik der Zinkensämaschinen dort hautnah miterleben. In der ersten Hälfte der 90er haben wir begonnen, uns mit dem Thema ‚Säen mit Zinken‘ zu beschäftigen und die Verfahren und Schartechnik nach Europa gebracht. Damit waren wir sehr erfolgreich.“
Die Zinkensätechnik entwickelte sich bis Anfang der 2000er zum zentralen Säverfahren im Portfolio und löste den Sä-Exaktor ab. „Die Betriebe sind in den 90ern zunehmend größer geworden. Der Sä-Exaktor entsprach damit nicht mehr den Anforderungen. Der Übergang zum Airseeder, der ersten Zinkensämaschine, war nahtlos.“ Beide Verfahren erfordern eine saubere Vorarbeit und einen akkuraten Ackerbau und passen gut in steinige, widrige Bedingungen.
Die Airseeder waren die ersten Berührungspunkte mit Osteuropa, der Ukraine und Russland, ehe auch auf dem nordamerikanischen Markt große Zinkensämaschinen von HORSCH Einzug hielten. „Wir haben speziell Airseeder mit großer Arbeitsbreite für die Direktsaat in den USA und Kanada entwickelt. In Europa passte der Airseeder vor allem in Regionen mit schweren und steinigen Böden bzw. in Gebiete mit hohen Mengen an Stroh. Die ersten Märkte in Europa waren schwerpunktmäßig England, Frankreich, Tschechien und Ungarn.“
Neben der präzisen Aussaat unter schwierigen Bedingungen überzeugte der Airseeder vor allem durch seine Fähigkeit, den Saathorizont freizuräumen und Ernterückstände sauber aus der Saatrille zu entfernen. „Durch den Airseeder haben wir auch begonnen, das Thema Düngung bei der Aussaat zu integrieren. Das war damals neu für unsere Märkte in Europa. Hier waren wir Vorreiter. Es ist das beste Verfahren, um relativ hohe Düngermengen bei der Saat als Depot auszubringen, präzise und möglichst nahe ans Korn“, so Philipp Horsch. Die exakte Düngung unter die Pflanze war mit dem Duett-Schar problemlos möglich. Durch die sauber getrennten Horizonte konnten Verätzungen und Verbrennungen vermieden werden.
Diversifizierung der Säverfahren
In den frühen 2000er-Jahren verlagerte sich der Fokus zunehmend auf die Scheibensätechnik: „Mit Terrano und Tiger haben wir neue Bodenbearbeitungsverfahren auf den Markt gebracht, um tiefer zu arbeiten“, erklärt Philipp Horsch. „Gleichzeitig konnten wir unser Vertriebsgebiet über ganz Europa hinweg erweitern. Diese beiden Entwicklungen führten dazu, dass die Pronto den Airseeder schnell in der Bedeutung überholte. Unser Schwerpunkt lag dann ganz klar auf der Scheibensätechnik. Doch auch die Airseeder, für die wir dann den Namen Sprinter einführten, waren weiterhin ein wichtiger Teil für bestimmte Regionen, weil sie eine Vielzahl von Vorteilen mitbringen“, beschreibt Philipp Horsch die Entwicklungen zu Beginn der 2000er.
Mit zunehmenden Betriebsgrößen wuchs nicht nur der Bedarf nach mehr Saatkapazität, sondern auch die Anforderung, mit unterschiedlichen Saatbedingungen präzise und termingerecht zurechtzukommen. „Viele Betriebe haben in den letzten zehn Jahren ihre Säkapazität durch das Wachstum ausgebaut und mittlerweile mehr als eine Sämaschine. Daher macht es Sinn, auf verschiedene Verfahren zu setzen, um zum richtigen Zeitpunkt die richtige Technik einzusetzen, denn jedes Verfahren hat seine Vorteile und Grenzen. Das ist ein großer Treiber der Diversifizierung“, erklärt Philipp Horsch. „Viele entscheiden sich dann für eine Kombination aus Zinken- und Scheibensätechnik.“
Diese Entwicklung hat in den letzten Jahren zu einer massiven Erweiterung des Portfolios beigetragen: „Wir haben in der Scheibenschartechnik sehr stark diversifiziert, aber auch in der Zinkensätechnik unser Portfolio erweitert. Es gab immer Starrzinkenmaschinen wie den Airseeder CO. Im Laufe der Jahre kamen dann Maschinen mit Einzelzinken und Tiefenführungsrolle wie der Sprinter NT dazu, der vor allem für die großen Exportmärkte und reine Direktsaatregionen mit wenig Rückständen entwickelt wurde – also vor allem Kasachstan, Australien und Kanada. Die Starrzinkenmaschinen mit Packer und Striegel sind eher in Europa vertreten. Für uns als global denkendes Unternehmen gehört es dazu, alle Säverfahren abzudecken, die weltweit eine Rolle spielen. Unser Ziel ist es, im Bereich des Säens weiterhin führend zu bleiben und sind ein Komplettanbieter. Das ist global unser Anspruch, deswegen pushen wir das.“
Update für die Sprinter
Während in Europa zwischenzeitlich die Scheibensätechnik auf dem Vormarsch war, spielten Sprinter für andere Regionen stets eine wichtige Rolle. 2010 wurde parallel für die Exportmärkte ein umfassendes Sprinter-Programm entwickelt, schwerpunktmäßig für den Osten und Australien. „Diese Entwicklung lief zeitgleich ab. Jetzt geht es darum zu schauen, wo diese Technik durch Adaptionen ebenfalls passt.“
2019/2020 begann man, sich wieder intensiver mit der Sprinter Baureihe zu beschäftigen. „Wir wollten die verschiedenen Sprinter Varianten auf ein neues Niveau heben und mit einem Update versehen“, erklärt Philipp Horsch. Der Fokus lag dabei auf einer Optimierung, um die Maschinen gerade für die europäischen Märkte anzupassen. Daraufhin sind in relativ kurzer Zeit neue Maschinenfamilien entstanden. „Hier konnten wir die Erkenntnisse der letzten 20 Jahre bündeln und umsetzen. Das wichtigste Segment im Sprinter Bereich in Europa waren immer vier und sechs Meter Maschinen. Wir haben unsere Weiterentwicklungen darauf konzentriert. Aufgrund der Anforderungen wurden die Sprinter in der Vergangenheit immer schwerer und größer, vor allem im sechs Meter Bereich. Wir haben dann begonnen, wieder kompaktere Maschinen zu bauen. Daraus entstanden ist der Sprinter CO. Wir haben es geschafft, ihn leichter zu bauen, angelehnt an Wurzeln der ersten Airseeder, die ebenfalls sehr leichtzügig waren.“ Durch die kompaktere Bauweise können die Maschinen auch von kleineren Schleppern gezogen werden, wodurch das Gespann insgesamt leichter wird und auf dem Feld gerade bei nassen Bedingungen weniger Spuren und Verdichtungen entstehen.
Optimierungen gab es auch bei der Schartechnik: „Beim Sprinter CO sind wir zum 3-reihigen Aufbau zurückgegangen mit einem Strichabstand von 25 cm. Das haben wir kombiniert mit der leichteren Bauart, neuen Zinken, neuen Scharformen, neuen Werkzeugkombinationen sowie der Integration von Fahrwerken, damit auch die Straßenzulassung problemlos möglich ist. Das war ein wichtiger Schritt. Die Maschinen werden von den Kunden sehr gut angenommen, weil sie noch präziser säen können als in der Vergangenheit. Wir konnten unsere über die Jahre gesammelten Erkenntnisse sehr gut umsetzen.“

Ähnliches gilt für den Sprinter NT, die Variante mit beweglichen Zinken. Dieser wurde in größeren Arbeitsbreiten in eine europäische Version gebracht. „Dadurch konnten wir die Möglichkeiten, die wir draußen auf dem Markt brauchen, deutlich erweitern“, sagt Philipp Horsch.
Die großen Vorteile zeigten sich bereits bei der diesjährigen Aussaat: „Dieses Jahr war hochinteressant, weil die Aussaat in vielen Regionen sehr nass und verzögert war. Vor allem die konventionellen Verfahren sind vielerorts an ihre Grenzen gestoßen. Gerade in England konnten wir mit den Sprintern der neuen Generation – sowohl CO als auch SC – exzellente Erfahrungen sammeln. Vor allem die schmalen Schare und das damit verbundene ‚low disturbance‘ Säen konnten bei den nassen Verhältnissen überzeugen und das Saatgut sehr gut platzieren. Aufgrund direkter Kundenanforderungen testeten wir in England dieses Jahr auch Striegelanordnungen am Heck der Sprinter, wodurch das Schließen der Rillen in den extrem widrigen Bedingungen sehr positiv unterstützt wurde: Diese direkte Anforderung/Idee eines Kunden und dann die schnelle Umsetzung, um noch ins Feld zu kommen, hat super geklappt – ein sehr gutes Beispiel für die Kundennähe unserer Entwicklungsmannschaft“, meint Philipp Horsch. Trotz der Größe sind die Maschinen dennoch leicht. „Die Neuentwicklungen tragen maßgeblich dazu bei, dass Landwirte bei den Gegebenheiten effizient säen konnten.“
Um den Gedanken der Leichtzügigkeit fortzusetzen, wurden die Zinkensämaschinen um ein komplett neues 3-Punkt Portfolio erweitert, um beispielsweise im Frühjahr mit leichten Schleppern gut zu arbeiten.
Was ebenfalls eine Rolle spielt, ist die Einfachheit. „Die großen Sprinter NT für Direktsaat sind in dieser Hinsicht nicht zu toppen. Der Sprinter NT hat technisch gesehen einen maximal einfachen Aufbau. Außerdem besticht er gerade, was Zuverlässigkeit und Verschleißkosten angeht und ist dadurch in den großen Direktsaatgegenden unschlagbar.“

Auch die Zinkensätechnik hat ihre Einsatzgrenzen: „Maschinen mit starren Zinken brauchen vor allem eines: ebene Flächen, wo die Saattiefe über Stützräder und Packer gehalten wird. Maschinen mit einzeltiefengeführten Zinken und Aussaat ohne Striegel in die offene Furche kommen immer dann an ihr Limit, wenn sehr hohe Mengen an Stroh vorhanden sind oder wenn zu schnell gefahren wird. Dann entsteht das sogenannte Stepping, was ein gegenseitiges Verschütten einzelner Reihen bedeutet.“
Blick auf das Revival
In Zukunft wird schwerpunktmäßig das Schar weiterentwickelt, um dieses noch weiter zu optimieren. „Wir werden uns weiterhin mit dem wichtigsten Element der Zinkensämaschine beschäftigen und arbeiten intensiv daran, Schartechniken zu erweitern. Themen, die dabei eine Rolle spielen, sind die Platzierung von Dünger sowohl fest als auch flüssig, die Mehrkomponentenfähigkeit, der Verschleißschutz. Aber auch ‚low disturbance‘, also so wenig Erde wie möglich zu bewegen“, blickt Philipp Horsch voraus.
„Wir sind heute sehr glücklich mit den Sprintern, die wir deutlich aufgewertet haben. Durch dieses Revival mit neuen Produkten und Innovationen möchten wir den Sprinter wieder stärken und merken, dass der Markt das sehr gut annimmt. Die Bedeutung der Sprinter war hoch und wird wieder höher, weil mir merken, dass wir eine Diversifizierung der Säverfahren benötigen. Wir sind kontinuierlich dabei, das gesamte Produktportfolio zu erweitern – immer abgestimmt auf die Regionen und Bedürfnisse der Landwirte.“