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Woher kommt der Dünger?

Der erste Teil der Serie „Fest- & Flüssigdünger“ beschäftigte sich mit der Frage, wann Mais Nährstoffe benötigt. Dieser Teil wirft einen Blick auf die technischen Aspekte der Nährstoffversorgung, beantwortet die Frage, wie und wo Dünger mit den Maestros appliziert werden kann, und gibt einen Ausblick auf künftige Ziele.

Unterfußdüngung

Ende des 20. Jahrhunderts wurde die Düngervorrichtung zunehmend zum Standard für Einzelkornsägeräte. Heute ist das konventionelle Unterfußdüngerschar aus der Maisaussaat nicht mehr wegzudenken – fast jede Maschine in diesem Bereich ist damit ausgestattet.
Bei den Maestros werden dabei zwei verschiedene Scharvarianten eingesetzt: ein Einscheiben-Düngerschar und ein Doppelscheiben-Düngerschar. Das Einscheibenschar ist die deutlich häufiger gewählte Variante. Es verfügt, unabhängig vom Maschinentyp, immer über eine eigene Aufhängung, die parallelgeführt oder gummischnurgelagert ist. Dadurch entstehen keine Wechselwirkungen zwischen der Saatreihe und dem tiefer arbeitenden Düngerschar. Steine oder Vibrationen können beispielsweise Unruhen am Düngerschar verursachen, die jedoch keinen negativen Einfluss auf das Saatergebnis haben.
Das Einscheiben-Düngerschar ist sehr leichtzügig und dringt auch bei schweren und harten Bodenbedingungen zuverlässig in den Boden ein. Der Schardruck lässt sich hydraulisch oder mechanisch an die vorherrschenden Bedingungen anpassen. Dank stabiler Konstruktion und hartmetallbeschichteter Kufe eignet es sich für hohe Arbeitsgeschwindigkeiten. Zudem reduziert die seitliche Tiefenführungsrolle Erdbewegungen zur Seite und verhindert unter feuchten Bedingungen das Herausbrechen von Boden. Die Arbeitstiefe kann flexibel zwischen 5 und 9 cm eingestellt werden. Das Düngerschar kann auch werkzeuglos ausgehoben und deaktiviert werden, sollte ohne Düngung gearbeitet werden.

Alternativ zum Einscheibenschar kann an den Maestros zur Unterfußdüngung auch ein konventionelles Doppelscheiben-Düngerschar angebaut werden. Es ist direkt am Säkörper angeflanscht und wird so präzise in der Tiefe geführt. Dieses Schar wird teilweise noch auf sehr, sehr leichten Böden verwendet.

Festdünger

Bei der konventionellen Festdüngerapplikation kommt der Dünger bei allen Maschinen der Maestro Baureihe entweder über den Fronttank Partner FT oder einen integrierten zentralen Düngertank. Die Zentraltanks sind überwiegend Drucktanks. Die Vorteile dabei sind eine Dosiersicherheit sowie die Vermeidung von Düngerstaub beim Dosieren. Alles in allem bietet das Drucktanksystem auch bei hohen Düngerapplikationsmengen mehr Flexibilität und eine höhere Sicherheit bei der Dosierung. Bei einigen Maschinen sind wahlweise Doppeldüngertanks verfügbar, um beispielsweise verschiedene Einzelkomponentendünger mitzuführen, die je nach Anforderung dann bei der Aussaat individuell über eine manuelle Steuerung oder auch über Applikationskarten gemischt werden können.

Die Zeitfenster bei der Aussaat sind knapp. Um in dieser Zeit möglichst schlagkräftig zu arbeiten, bietet HORSCH bei der Tankaufteilung verschiedene Systeme an, wodurch das Verhältnis von Dünger und Saatgut ideal an die Kultur und die Düngerstrategie angepasst werden kann. Somit kann durch eine höhere Menge an Saatgut bei einer geringerer Düngerausbringung die Reichweite erhöht werden, um mehr Fläche in kürzerer Zeit zu bearbeiten, da aufgrund der Tankaufteilung und der Saatgutmenge Befüllstopps wegfallen.

Bei schlechteren Düngerqualitäten oder bei Düngern, die überlagert wurden, ist für den Düngertank eine optionale Rührwelle erhältlich. Diese wird nicht dauerhaft angetrieben, um einen zusätzlichen konstanten Ölverbraucher zu vermeiden. Die Rührwelle arbeitet nur gelegentlich, um eine Brückenbildung zu verhindern aber gleichzeitig den Dünger nicht zu beschädigen bzw. zu mahlen. Die Rührwelle gewährleistet damit eine sichere Ausbringung des Düngers, unabhängig von der Qualität.

Als Alternative zur Unterfußdüngung können fast alle Modelle wahlweise mit einer Kontaktdüngereinrichtung ausgestattet werden. Hierbei wird eine geringe Menge an Festdünger über ein angepasstes Düngersystem direkt in die Saatfurche zu den Körnern appliziert. Düngerschare an der Maschine entfallen in dem Fall. Dieses System eignet sich vor allem, wenn etwa Nährstoffe durch mineralische oder organische Düngung bereits im Vorfeld auf der Fläche ausgebracht wurden oder später appliziert werden (z.B. in flüssiger Form). Die Kontaktdüngung eignet sich besonders, um Pflanzen im frühen Stadium optimal zu versorgen und eine zügige Jugendentwicklung zu fördern. Wenn zum Beispiel aufgrund klimatischer Verhältnisse früh in noch gut feuchte, klebrige Böden gesät werden muss, kann die Kontaktdüngung einen großen Vorteil darstellen. Es wird verhindert, dass durch ein Düngerschar zu viel Boden gestört und ein Keil zwischen Dünger und Saatrille herausgeschnitten wird. Trotzdem kann gezielt eine Starter-Nährstoffversorgung für die Pflanzen stattfinden.
Wie bereits im ersten Artikel erwähnt (Wann braucht der Mais Nährstoffe?), geht es bei der Kontaktdüngung um die Starternährstoffgabe und die Versorgung der Pflanzen ab dem Feldaufgang bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Dünger, der im Vorfeld ausgebracht wurde, erschlossen wurde, sich der Boden erwärmt und die Mineralisation begonnen hat.

Mikrogranulateinrichtung

Jede HORSCH Maestro kann immer mit mindestens einer Mikrogranulateinheit zur Ausbringung von Düngergranulaten, Pflanzenschutzmitteln (je nach Region), Schneckenkorn (individuelle Zulassungssituation beachten) und Untersaaten ausgestattet werden. Die Standardlösung ist der Zentraltank mit pneumatischer Verteilung über einen separaten Mikrogranulatverteilerturm und die Applikation in oder auf die Reihe. Die speziell angepasste Dosiertechnik sorgt dafür, dass die meist sehr abrasiven Granulate sicher und ohne Materialverschleiß ausgebracht werden. Für einen Teil der Maschinen sind bereits Doppelgranulatlösungen verfügbar (z.B. MiniDrill und/oder Fronttank), die diverse Kombinationen ermöglichen. In die Reihe werden dabei Nährstoffe und Pflanzenschutzmittel appliziert, über die hintere Applikationsstelle wird beispielsweise Schneckenkorn mit einem Prallteller auf die Reihe gestreut, was gerade bei Raps z.B. sehr gut gegen Schneckenfraß vorbeugt und einen zusätzlichen Arbeitsgang einsparen kann.
Mit der Einführung des neuen Elektroniksystems (I-Manager) bei den Maestros besteht die Möglichkeit, ein Mikrogranulatsystem an jeder einzelnen Reihe aufzubauen, das unabhängig von der restlichen Maschine ist – also unabhängig von Düngertank und der restlichen Maschinenausstattung. Der Hintergrund ist folgender: Große Maschinen der Maestro Baureihe sind primär mit einem Zentraltank ausgestattet für eine einfachere Befüllung, höhere Kapazitäten und somit hohe Reichweiten. In den kleineren Segmenten, in denen die Maschinen über normale 70-l-Saatgutbehälter verfügen, können künftig alle Modelle mit einer Mikrogranulateinheit an der Reihe ausgestattet werden, um mechanisch gerade auch kleinere Mengen an Mikrogranulaten zu applizieren. Diese Mikrogranulateinheit an der Reihe befindet sich hinter dem Saatgutreihenbehälter und kann individuell durch SectionControl abgeschaltet werden, um so Granulat zu sparen bzw. reihenindividuell zu dosieren.

Flüssigdünger

Die Maestro SV L/SX L Reihe kommt mit einer Flüssigdüngerausstattung. Die Maschinen verfügen über einen zentralen Tank für Saatgut und einen Tank für Flüssigdünger, der eine Pumpsteuerung sowie eine Einzelreihenüberwachung der Flüssigdüngerapplikation enthält. Die sektionale Schaltung erfolgt über ein System, das in Zukunft auch vollständig in die HORSCH Elektronik integriert wird. Die sektionale Ventilschaltung ermöglicht es, die Flüssigdüngung abzuschalten. Im 3-Punkt Segment sind die Flüssigdüngerausstattungen optional verfügbar, z.B. über den Leeb CT (Flüssig-Fronttank).

Es gibt drei unterschiedliche Applikationsstellen, um auf Feuchtigkeit und Bodenverhältnisse zu reagieren. Als Starternährstoff kann die Applikation unmittelbar vor dem Fall-/Schussrohr erfolgen. Optional kann der Flüssigdünger auch hinter der Fangrolle in die Saatfurche appliziert werden. Dies kann unter feuchteren oder klebrigen Bedingungen erforderlich sein, damit eine gute Korneinbettung durch die Fangrolle gewährleistet wird und die Seitenwände der Saatfurche nicht unnötig verschmiert werden.
Für die Flüssigdüngerunterfußapplikation wurde, angelehnt an das normale Festdünger-Einscheibenschar, ein spezielles Flüssigdünger-Einscheibenschar entwickelt. Durch eine Reduzierung des Winkels wurde es auf die Applikation von Flüssigdünger angepasst, um weniger Bodenbewegung zu verursachen. Außerdem enthält es eine entsprechende Verschlauchung für Flüssigdünger.

In Zukunft strebt HORSCH an, für jede Maschine eine Flüssigdüngermöglichkeit anzubieten, die individuell an die unterschiedlichen Maestro Modelle angepasst ist: integriert, mit einem Satteltank oder in Kombination mit dem Fronttank Leeb CT, der 2025 in einer Vorserie mit den verschiedensten Kombinationen laufen wird. Die Verschlauchung für die Flüssigdüngerapplikation kann bereits jetzt für einige Maschinen geliefert werden, allerdings sind Funktionen wie Durchflussüberwachung und sektionale Abschaltung noch nicht voll integriert und nur in Kombination mit dem I-Manager verfügbar. Aktuell arbeitet man daran, dass neben Festdünger, der als Standard für alle Maschinen verfügbar ist, auch die Option für Flüssigdünger zum Standard wird. Ein großer Schritt in diese Richtung ist, Varianz und Kombinationen zu kreieren.

In der nächsten terraHORSCH werden wir über agronomische Erkenntnisse aus unseren Versuchsreihen zur Düngerapplikation und Kombination verschiedener Düngerverfahren berichten.