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Zukunftsorientiertes System: Fokus auf die Einzelpflanze

Mit dem Focus bietet HORSCH das global gesehen erfolgreichste StripTill System, das über die Jahre hinweg kontinuierlich optimiert wurde, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Philipp Horsch erklärt, warum bei dieser Baureihe viele Zukunftsthemen zusammenfließen.

Seit nunmehr 15 Jahren baut HORSCH den Focus. Die ersten Vorserienmaschinen wurden 2009 auf den Markt gebracht. Über die Jahre hinweg entwickelte man die StripTill Baureihe stetig weiter, um den verschiedensten Anforderungen und Kundenwünschen gerecht zu werden. Durch zahlreiche Ausstattungsmöglichkeiten ist man für vielfältige Bedingungen gerüstet. Der Focus steht für eine gezielte Lockerung unter der späteren Reihe in Kombination mit konzentrierter Düngerablage und präziser Aussaat in einem Arbeitsgang. Das spart nicht nur Überfahrten, sondern erhöht auch die Effizienz.

Philipp Horsch erklärt die Anfänge dieses Systems: „Wir haben beim Raps begonnen, uns mit den Themen präzise Lockerung, Nährstoffapplikation und das Schaffen eines strohfreien Wurzelraums zu beschäftigen. Dadurch konnten wir den Rapsanbau auf ein neues Niveau heben.“ Besonders der Raps reagiert positiv auf eine tiefe Lockerung und bildet ein starkes Wurzelsystem aus, was wiederum in trockenen Jahren zu stabileren Erträgen führt. Diese Erfahrungen und die Zusammenarbeit mit Landwirten, vor allem aus dem deutschsprachigen Raum, führten zur Entwicklung des Focus.

Erfolgreichstes StripTill System

„StripTill ist ja keine neue Idee“, so Philipp Horsch. Es ist ein Verfahren, das in den letzten 20 Jahren immer wieder ein Auf und Ab erlebt hat. Gestartet in den Regionen mit Reihenkulturen auf weiteren Abständen, als reduzierte Bodenbearbeitungsvariante in NoTill-Gegenden, der Versuch, Gülle in Bändern abzulegen, bis hin zur engeren Reihe, wurden vom weltweiten Markt verschiedenste Versionen entwickelt und getestet – allerdings konnte StripTill sein Nischendasein nicht überwinden.

 „Mit dem Focus haben wir das StripTill System aus der Nische geholt. Heute ist unser System, weltweit gesehen, das erfolgreichste – in verschiedenen Ausprägungen und Kulturen. Um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden, möchten wir die Vielfalt in unserem Portfolio noch weiter ausbauen. Das betrifft vor allem die Präzisionslockerung, damit diese in immer mehr Einsatzbedingungen funktioniert – auch bei NoTill“, erklärt Philipp Horsch. Das Focus System ist sehr komplex. So gilt es, die richtige Kombination aus Reihenabstand, Arbeitsbreite und Ausstattungen zu finden, denn das ist die Herausforderung, um am Markt teilzunehmen.
„Um den Anforderungen der Landwirte gerecht zu werden, müssen möglichst viele Reihenabstände angeboten werden. Wir benötigen unterschiedliche Rückverfestigungssysteme, ebenso wie die dahinterliegenden Scharsysteme. Hier sind wir sehr breit aufgestellt: Scheiben-, Zinken-, Direktsaat- und Einzelkornscharsysteme und das global gesehen in allen Strichabstandsvarianten.“
Die Flexibilisierung der Strichabstände ist technisch sehr herausfordernd: „In der Praxis hat sich gezeigt, dass es bei 30 cm beginnt: 30 cm Lockerung, die Saat kann enger sein, zum Beispiel auf 15 cm Reihenabstand. Ab 30 cm haben wir eine große Varianz und decken hinsichtlich der gängigen Strichabstände alles ab“, erklärt Philipp Horsch.
„Auch das Thema effiziente und präzise Nährstoffablage bei der Aussaat haben wir mit dem Focus salonfähig gemacht. Heute diskutiert niemand mehr, ob das funktioniert, sondern es geht lediglich darum, welche Nährstoffe eingesetzt werden.“ Ziel ist es, Pflanzen bei der Saat mit ausreichend Nährstoffen auszustatten. Der Dünger kann entweder komplett hinter dem Lockerungsschar auf nahezu vollständige Arbeitstiefe oder oberflächennah abgelegt werden. Eine Kombination beider Ablagevarianten im Verhältnis 50:50 ist ebenfalls möglich.

Zukunftsthemen

Mit Blick auf die Zukunft geht es zunehmend darum, die Einzelpflanze in den Fokus zu rücken. Hierbei kommt auch das Thema breitere Reihenabstände auf uns zu: „Es sieht danach aus, als würde das ganze Thema der Saat auf breitere Reihenabstände hinauslaufen und darauf, dass diese breiteren Reihen auf immer mehr Kulturen ausgedehnt werden. Dann macht StripTill wiederum Sinn.“ Im Focus verbinden sich diese Zukunftsthemen. Der Fokus auf die Einzelpflanze wird durch größere Abstände, Präzisionslockerung und präzise Nährstoffablage vordefiniert. In einem nächsten Schritt kommen dann weitere Aspekte hinzu.

Pflanzenreihen lassen sich leichter vereinzeln, wodurch wiederum die Präzision erhöht wird. Je präziser die Reihe, desto eher können dann Themen wie Digitalisierung und Automatisierung ansetzen: Bildverarbeitung, Bandspritzen, SpotSpraying, mechanische Unkrautregulierung. Dadurch wird das Bild immer runder, wo es in Zukunft hingeht.

Breites Einsatzspektrum

Wasser bzw. Feuchtigkeit zu managen, wird in immer mehr Anbaugebieten ein wichtiges Thema. Gerade wenn zur Rapsaussaat die Niederschläge ausbleiben, kann der Focus TD mit seiner gezielten Lockerung restliche Feuchtigkeit in den Saathorizont hochholen und ohne weiteren Zeit- und Wasserverlust säen. Fallen nach der Saat höhere Regenmengen, werden immer wieder positive Effekte beobachtet, z.B. dass der gelockerte Bereich eine sehr gute Drainage nach unten darstellt.

„Mit dem Focus haben wir das StripTill System aus der Nische geholt.“

„Die Flexibilität zeigt sich auch in den Märkten. In unterschiedlichen Regionen wird der Focus mit unterschiedlichen Argumenten verkauft. Der Kern ist zwar der gleiche, das Außenherum unterscheidet sich jedoch. Während die Maschine im Baltikum eher als Wetterabsicherung dient, da sie bei Nässe und Trockenheit gut funktioniert, beobachten wir in Norddeutschland eher das Ernterückstandsthema. In diesen Regionen garantiert der Focus einen sauberen Wurzelraum.“ Der Saathorizont wird dabei von Vorfruchtrückständen freigeräumt, wodurch sich der Bodenschluss für das Saatgut verbessert. In den östlichen Regionen dient er als Lösung bei Trockenheit.
Der Focus ist jedoch keine universelle Maschine. Das System hat auch seine Grenzen, vor allem auf schweren Böden, wenn nicht ausreichend Feinerde im Saatschlitz erzeugt werden kann.

Aktuelle Entwicklungen

Mit zunehmender Spezialisierung und dem zunehmenden Ausbau von Fruchtfolgen gehen Landwirte immer mehr dazu über, verschiedene Säsysteme am Betrieb zu haben, um hochvariabel agieren zu können und individuell auf die entsprechende Kultur und die Bedingungen zu reagieren. „In ganz vielen Betrieben ist der Focus zur Parallelsämaschine geworden, die man gut nutzen kann, um in den verschiedenen Kulturen im Frühjahr oder Herbst zu säen“, schildert Philipp Horsch. In den allermeisten Fällen werden vor dem Einsatz des Focus ein oder mehrere Bodenbearbeitungsgänge gemacht. „Der ebene Acker mit einer gleichmäßigen Strohverteilung ist aus unserer Sicht alternativlos. Nur so kann eine perfekte Aussaat gelingen“, fasst Philipp Horsch seine Erfahrungen zusammen.

Ebenheit und Präzision beginnen mit dem ersten Stoppelbearbeitungsgang. Neben ausreichend Feinerde sind gerade die Strohnachverteilung und das erste Einebnen der Flächen wichtig für den weiteren Verlauf in der Bodenbearbeitung und vor allem der Aussaat.
„Aktuell sehen wir eine weitere deutliche Dynamisierung beim Thema StripTill in den Märkten in Verbindung mit Direktsaat. Auf der einen Seite gibt es Regionen, speziell mit sehr ausgeprägter Trockenheit, in denen der Focus als Direktsaatmaschine genutzt wird, das heißt, ohne jegliche Vorarbeit wird in die Stoppel der Vorfrucht gesät. Das Ziel ist dabei, so wenig Wasser wie möglich zu verbrauchen und trotzdem einen definiert gelockerten Wurzelraum zu schaffen. Herausforderung hierbei ist es, einen ebenen, ausreichend feinen Saathorizont zu erzeugen.
Das gelingt nicht unter allen Bedingungen zielsicher. Speziell auf sehr schweren, stark ausgetrockneten Böden stößt man an die Grenzen. Der Focus wird auch als Schlüsselmaschine in einer Fruchtfolge in mehr und mehr Direktsaatregionen eingesetzt. Das bedeutet, der Focus läuft zu Raps und übernimmt die gezielte Bodenlockerung und Nährstoffablage in der Tiefe für die gesamte Fruchtfolge. Weizen und andere Kulturen werden dann mit z.B. der Avatar mit Einscheibenschar direkt gesät.
Die Focus Baureihe steht für Innovation und Anpassungsfähigkeit. Mit einem klaren Fokus auf die Einzelpflanze und der zunehmenden Integration von Digitalisierungs- und Automatisierungsthemen in dieses Konzept, legt man den Blick bereits in die Zukunft. Das breite Einsatzspektrum macht den Focus hinsichtlich der zunehmenden Wetterextreme und der klimatischen Veränderungen zu einer einsatzsicheren Option.