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Neubau, Expansion und Zukunftsvisionen bei HORSCH LEEB

Der Bereich Pflanzenschutz bei HORSCH LEEB hat sich kontinuierlich entwickelt. Er blickt auf ein großes Wachstum zurück. Um dem gerecht zu werden, wurde der Standort in Landau laufend erweitert. Theo Leeb spricht über den aktuellen Neubau und die bereits geplanten Schritte für die Zukunft.

„2019, vor mittlerweile fünf Jahren, sind wir in ein neues Gebäude in Landau gezogen. Damals waren wir überzeugt davon, dass die Kapazität dieses Gebäudes für die nächsten zehn Jahre ausreichen würde. Diese Annahme erwies sich – glücklicherweise – als falsch. Das Unternehmen ist in den letzten Jahren stark gewachsen. So fassten wir vor drei Jahren den Entschluss, erneut zu expandieren – dieses Mal größer und mit deutlich mehr Kapazitäten, um für die Zukunft gewappnet zu sein“, erklärt Theo Leeb die Hintergründe der Erweiterung. Teil des Neubauprojekts waren unter anderem die Errichtung eines automatischen Kleinteillagers (AutoStore), eine Erweiterung der Montagefläche von rund 8.000 m2 sowie der Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes.

Die Herausforderung bestand darin, eine sinnvolle Struktur für die Aufteilung der neu entstandenen Flächen zu finden. Im Zuge der Umstrukturierung wurde der gesamte Logistikbereich aus den Bestandsgebäuden in den Neubau verlagert. Im vorherigen Logistikbereich entstand Platz für die Vormontage, von der die vorgefertigten Teile in die Fertigungslinien gehen. Diese sind nach wie vor am gleichen Standort, jedoch zogen die Bereiche Gestängebau, Hochzeit und Endabnahme von den Bestandsgebäuden in den Neubau um. Aus der vorherigen Endabnahme wurde die Nachrüstung. Hier soll auf lange Sicht ein Schweißbereich für Fässer und Gestänge entstehen.

Veränderungen der Struktur

Durch die Umstrukturierung wurde die Produktion in zwei Gebäudetrakte geteilt: In einem werden die Chassis montiert, im anderen befinden sich Gestängebau, Hochzeit und Endabnahme. „Das ist aus jetziger Sicht eine optimale Lösung. Der Montagebereich wurde so deutlich entzerrt“, betont Theo Leeb. Dadurch konnte mehr Raum geschaffen werden, um die Stationen der Montage kleinteiliger zu gestalten. Der Lagerbereich und die Montage sind seit Januar bereits voll in Betrieb.
„Durch die Verlagerung des Gestängebaus konnten wir die Selbstfahrerlinie in ihrer Länge verdoppeln, um mehr Kapazitäten zu schaffen. Dabei haben wir zunächst diskutiert, ob wir zwei Linien aufbauen, speziell für die verschiedenen Typen. Schlussendlich entschieden wir uns dazu, eine lange Linie zu bauen, in der wir unterschiedliche Typen fertigen können. Dadurch sind wir deutlich flexibler, zum Beispiel mit Hinblick auf Vertriebsänderungen. Unsere derzeitige Produktionskapazität könnte noch einmal verdoppelt werden, sodass wir für die Zukunft gut gerüstet sind.“ Auch für den Düngerstreuer Leeb Xeric, der 2025 noch in einer Vorserie produziert wird, werden künftig Produktionskapazitäten benötigt.

Neben dem Ausbau der Produktion war auch die Errichtung eines neuen Verwaltungs­gebäudes Teil der Planungen. „Mit den jetzigen Flächen sind wir von der Kapazität her an unsere Grenzen gestoßen und haben nicht mehr genügend Möglichkeiten, um zu wachsen“, so Theo Leeb. Der neue Bereich beinhaltet neben Sozialräumen für die Mitarbeitenden und Büros auch ausreichend Platz für Schulungen oder Marketingzwecke. Die Fertigstellung dieses Traktes ist für Ende 2024 geplant.
„Aktuell befinden wir uns noch in einem Prozess, wie wir diese Flächen möglichst sinnvoll nutzen. Zunächst dachten wir darüber nach, verschiedene Abteilungen in den Büroräumen unterzubringen. Mittlerweile haben wir jedoch andere Pläne. Unser Ziel ist es, dass dort übergreifende Projektteams ihren Platz finden und Mitarbeitende aus verschiedensten Bereichen wie Produktmanagement, Produktion, Entwicklung, Qualität und Einkauf an einem Ort zusammenarbeiten. Dadurch möchten wir die interne Kommunikation optimieren und den direkten, projektbezogenen Austausch fördern“, erklärt Theo Leeb. In Richtung Kunden und Händler bedeutet das eine Optimierung und Beschleunigung der Kommunikation.

Im Zuge des Wachstums wurden in Landau in den letzten Jahren schrittweise 80 neue Mitarbeitende eingestellt. Insgesamt arbeiten am Standort mittlerweile 630 Menschen. In der Region um Landau herrscht zwischen den Unternehmen ein Wettbewerb um Arbeitskräfte. „Der Landkreis Dingolfing ist einer der wenigen, die von der Personenanzahl noch wachsen. Aufgrund zahlreicher großer Unternehmen aus der Automobilbranche ist es dennoch eine Herausforderung, neue Mitarbeitende zu finden. Für uns war es daher eine bewusste Entscheidung, eine neue Halle zu bauen und nicht in den bestehenden Gebäuden in den Zweischichtbetrieb zu wechseln. Um eine gewisse Attraktivität für den Arbeitsmarkt darzustellen und entsprechende Fachkräfte zu akquirieren, möchten wir auch in Zukunft weitestgehend im Einschichtbetrieb bleiben“, sagt Theo Leeb.

Selbstfahrer Produktion in Brasilen

Auch international strebt man Wachstum und die Erschließung neuer Märkte an: „Aktuell bauen wir in Brasilien eine Produktionslinie für die Selbstfahrer Leeb VL auf. Die Suche nach Facharbeitern ist für uns dort eine Herausforderung. Es gibt viele motivierte Menschen vor Ort, die wir zunächst in den Grundlagen ausbilden. In diesem Zusammenhang ist uns auch wieder deutlich geworden, wie wertvoll das duale Ausbildungssystem ist, das wir hier in Deutschland haben.“
Erschwerend kommt die Verfügbarkeit von Materialien hinzu. Während die meisten Teile in Europa zum Standard gehören, sind sie in Brasilien nicht erhältlich. Dafür mussten zunächst geeignete Alternativen gefunden werden. Das betrifft auch die Maßeinheiten, die sich von den europäischen unterscheiden. Dies zog kleinere Änderungen in der Konstruktion nach sich.
Trotz dieser herausfordernden Situation bietet der Markt viele Möglichkeiten: „Wir sehen dort so viel Potenzial, dass wir das Werk komplett mit dem brasilianischen Markt auslasten können. Der Rest der Welt wird weiterhin mit Maschinen aus Landau beliefert“, sagt Theo Leeb. Ein weiterer Faktor sind Importzölle auf Technik: „Diese sorgen dafür, dass nur Maschinen, die vor Ort produziert sind, für den lokalen Kunden preislich interessant sind.“

Geplante Investitionen in Landau

Auch in Landau ist das nächste Projekt bereits geplant: „Was uns aktuell noch fehlt, ist ein Prüfzentrum. Wir sehen das größte Potenzial im Bereich Selbstfahrer und wollen uns hier noch professioneller aufstellen“, erklärt Theo Leeb. Im Mittelpunkt des Prüfzentrums steht ein Scheitelrollenprüfstand, in dem die Maschine eine längere Zeit unter Volllast verschiedene Prüfzyklen durchläuft. Dadurch werden die neuen Maschinen auf Herz und Nieren getestet, um die Qualitätsstandards entsprechend zu halten. Das Prüfzentrum soll Ende des Jahres 2025 in Betrieb genommen werden.

Um weitere Prozesse zu optimieren, soll auf lange Sicht in eine eigene Lackierung investiert werden. „Momentan werden 95 % der Komponenten lackiert angeliefert. Da der Transport eines lackierten Teils wesentlich aufwendiger ist als der eines unbehandelten, erarbeiten wir aktuell ein Konzept für eine eigene Lackieranlage. Der Fokus liegt dabei auf den Gestängen, da diese durch ihre Länge und Form logistisch gesehen deutlich komplexer zu händeln sind. Aller Voraussicht nach wird es dabei auf das KTL-Verfahren hinauslaufen. Hier werden die Teile in leitfähigen Lack getaucht. Die Partikel bilden dann auf der Oberfläche einen gleichmäßigen Film.“

Im Zuge der vergangenen Erweiterungen wurden die rund 2 ha umfassenden Testflächen des Öfteren verschoben. Erhalten möchte man sie aber unbedingt: „Diese Flächen sehen wir als sehr wichtig an. Sie werden von Entwicklung, Versuch und Audit ständig genutzt. Auch wenn wir hierfür mit Blick auf Gestängebreiten über 50 m immer mehr Platz benötigen werden.“ Auch für Kundenvorführungen oder zu Marketingzwecken werden diese Flächen verwendet.

Der Standort bietet eine hervorragende Basis für zukünftiges Wachstum: „Insgesamt sehen wir uns mit dem Standort in Landau in einer sehr guten Position, da wir hier gesicherte Wachstumsmöglichkeiten haben“, sagt Theo Leeb.

Energieeffizienz

Bei der Planung des aktuellen Neubaus stand auch die Energieeffizienz im Fokus. „Bei diesem Projekt haben wir viel in eine Geothermie-Wärmepumpe investiert. Wir sind in Landau relativ nah am Grundwasser. Die Temperatur von 10 °C, die dieses Grundwasser hat, nutzen wir im Winter, um den gesamten Bestand zu heizen. Diese Pumpe haben wir extra so gebaut, um auch die Bestandshallen heizen zu können. Im Sommer wiederum nutzen wir dieses System zur Kühlung.“ Die Installation von Photovoltaikanlagen auf den Dächern ermöglicht im Sommer eine nahezu autarke Stromversorgung des gesamten Standorts.

Auch bei den zukünftigen Entwicklungen und Projekten wird auf eine möglichst energieeffiziente Ausrichtung geachtet. So soll beispielsweise die Energie, die am Scheitelrollenprüfstand abfällt, in das öffentliche Netz eingespeist werden. Die entstandene Abwärme soll darüber hinaus zur Unterstützung der Heizung dienen.