Landwirtschaft in der Transformation
Was bleibt nach den Bauerndemos? Lea Fließ, die Geschäftsführerin des Forums Moderne Landwirtschaft, blickt für terraHORSCH auf die Proteste zurück.
Seit Ende 2023 halten die andauernden Bauerndemos die Bevölkerung mal mehr und mal weniger auf Trab. Zunächst vor allem im politischen Berlin, dann aber auch bundesweit. Gesperrte Straßen durch Schlepper, Transparente zum Agrardiesel und Landwirtinnen und Landwirte vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Ein Bild, das wir so zuletzt im Jahr 2020 hatten. Anders ist dieses Mal aber, dass die Landwirtschaft den Rückhalt aus der Bevölkerung hat und auch deutlich spürt. Nicht zuletzt gaben über 65 Prozent an, dass sie die Bauerndemos als gerechtfertigt empfinden (repräsentative Umfrage, Januar 2024 (Yougov)). Landwirtinnen und Landwirte demonstrieren seit Ende 2023 gegen politische Maßnahmen, die die Agrarwirtschaft zwar nachhaltiger machen sollen, dabei aber auf Mehrkosten für den einzelnen Hof setzen anstatt auf Unterstützung.
Obwohl diese Unterstützung eigentlich kommen sollte: Mitte 2021 hatten sich Landwirtschaft und Zivilgesellschaft in einer Zukunftskommission gemeinsam darauf verständigt, wie die Landwirtschaft nachhaltiger wird. Es gab ein klares Bekenntnis dazu, dass diese Transformation eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Seitdem hat die Agrarbranche massiv den Dialog mit der Bevölkerung gesucht, während die Politik die Handlungsempfehlungen der Zukunftskommission leider kaum aufgegriffen hat.
Momentum nutzen
Die Menschen sehen: Die Landwirtschaft ist veränderungsbereit, sie braucht dafür aber die Unterstützung durch politische Rahmenbedingungen. Auf dem diesjährigen ErlebnisBauernhof im Rahmen der Grünen Woche wurde das auch bei den politischen Besuchen deutlich. Selten gab es rund um die Landwirtschaft auf der Grünen Woche solch ein hohes politisches, aber auch mediales Interesse. Das Momentum nutzen, das ist wohl der wichtigste Ratschlag, den man einem jeden Landwirt aktuell geben kann. Auch weiterhin mit der Bevölkerung und der Politik zu sprechen und aufzuzeigen, dass die Branche nachhaltiger, klimafreundlicher werden will – und das bei gleichbleibender Versorgungssicherheit.
Wir möchten deshalb auch 2024 einen spannenden Mix aus realen Storys, echten Gesichtern aus der Landwirtschaft und innovativen Projekten anbieten, um die Bevölkerung unsere Landwirtschaft entdecken zu lassen. Und das sowohl digital als auch vor Ort. Wir möchten zeigen, dass die Landwirtschaft in Deutschland schon heute zu einer der innovativsten Branchen zählt. Gleichzeitig sehen wir es aber auch als wichtig an, ein Bild davon zu zeigen wie Landwirtschaft für uns als Branche in den nächsten 20 bis 30 Jahren aussehen soll. Welche Technologien und Wirtschaftsmethoden wirklich zukunftsweisend sind und wie wir es auch in den nächsten Jahren schaffen wollen, die Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen und gleichzeitig den Naturhaushalt zu schützen.