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Produktion im Fokus - Zwischen Kommunikation, Flexibilität und Mitarbeiterförderung

In der Linie B am Standort Schwandorf werden HORSCH Maschinen vom Grund­gestell bis zur fertigen Maschine gebaut. Der Fokus liegt dabei jedoch nicht nur auf der Technik, sondern vor allem auf den einzelnen Mit­arbeitenden. Sebastian Koch erklärt, warum das so wichtig ist.

Die Linie B fertigt Maschinen in den größeren Arbeits­breiten, unter anderem HORSCH Maestro, Sprinter, Avatar und Serto. „In zwei Schichten sind wir insgesamt 54 Leute. Wir arbeiten in einer Linien­fertigung. Das heißt, die Maschine wird bei uns vom Anfang bis zur End­kontrolle komplett gebaut,“ erklärt Sebastian Koch, der für diese Linie verantwortlich ist. Er selbst hat seine Aus­bildung zum Fertigungs­mechaniker im Jahr 2001 bei HORSCH begonnen. In der Zwischen­zeit durchlief er in der Firma zahl­reiche Abteilungen, bildete sich stetig weiter und legte die Meister­prüfung ab. Als 2018 die Wald­fabrik gebaut wurde, wechselte er in die Vormontage und ist dort mittler­weile für die Linie B verantwortlich.

Kommunikation und Flexibilität im Fokus

Ein großes Thema seiner täglichen Arbeit ist die Koordination der Mitarbeitenden in Zusammen­arbeit mit den Schicht­führern. Um hier best­möglich für Heraus­forderungen gewappnet zu sein, ist viel Kommunikation nötig. Daher ist die Schicht­übergabe ein wichtiger Termin am Tag. Diese Zeit wird zum intensiven, konstruktiven Aus­tausch genutzt. Hier haben Kollegen aus den verschiedenen Themen­bereichen, wie Hydraulik, Elektronik oder Pneumatik, die Möglichkeit, mit ihren Pendants aus der jeweils anderen Schicht über aktuelle Aufgaben zu sprechen. „Hier tausche ich mich dann auch mit den Schicht­führern aus, wir koordinieren die Mitarbeitenden und die Aufgaben. Das ist ganz wichtig, um alles voraus­schauend zu planen.“ In der Linie werden viele verschiedene Maschinen mit unter­schied­lichen Aus­stattungen gebaut. Dadurch hat jede Maschine eine andere Durch­lauf­zeit. „Wir sind hier sehr flexibel. Wenn an der einen Stelle eine Maschine mit viel Aus­stattung steht und an der anderen Stelle eine mit weniger, dann schauen wir, dass an den entsprechenden Stellen jemand aushilft, damit es schneller geht, und wir so unsere Ziele ein­halten können,“ erklärt Sebastian Koch die voraus­schauende Planung.

Um auf Heraus­forderungen wie Krankheits­fälle reagieren zu können und trotz allem eine reibungs­lose Fertigung zu gewähr­leisten, ist auch der linien­über­greifende Austausch unerläss­lich. „Um auf Ausfälle best­möglich vorbereitet zu sein, arbeiten wir eng mit der Linie A und Fabian Obermeier zusammen. Hier haben wir schon öfter Projekte gestartet. So hatten Kollegen die Möglich­keit, für 4-5 Wochen die Abteilung zu tauschen. Die Idee dahinter ist, für den Fall der Fälle einen Springer­trupp zu haben, um ggf. Krankheits­ausfälle aufzufangen und uns gegen­seitig zu unter­stützen,“ so Sebastian Koch.

Individuelle Mitarbeiter­förderung

Doch das ist nicht der einzige Grund. Vielmehr geht es um eine neue Art des Arbeitens und des miteinander Arbeitens. „Wir möchten damit auch Mitarbeiter, die flexibel eingesetzt werden wollen, gezielt fördern. Jeder hat die Möglich­keit zur Weiter­entwicklung, den nötigen Frei­raum und die entsprechende Verantwortung, um sich entwickeln und entfalten zu können. Gleich­zeitig ist es aber auch wichtig, die anderen, die das nicht möchten, nicht zu unnötigen Verände­rungen zu drängen.“
Statt­dessen sollen Mitarbeiter dahingehend gefördert werden, eigen­ständig Vorschläge zu bringen, wie Prozesse und Arbeits­schritte im besten Fall optimiert werden können. „Wir probieren das dann einfach aus. Wenn es etwas bringt, dann setzen wir den Vorschlag auch um. Wenn nicht, dann lassen wir es bleiben und haben wieder etwas gelernt. Niemand muss bei uns starr den ganzen Tag an einer Werk­bank arbeiten. Das ist nicht förder­lich für die Entwicklung,“ erklärt Sebastian Koch die Idee dahinter. „Die Maschinen werden immer komplexer und auch die Kunden­anforde­rungen steigen stetig. Um hier mit­zuhalten, darf man nie stehen bleiben. Man muss immer dazu lernen, sich weiter­bilden und das Ganze aktiv angehen.“

Dieses Thema ist auch im Bereich der Aus­bildung von großer Relevanz. Zahl­reiche Lehr­linge sind während ihrer Ausbildungs­zeit immer wieder in der Linie B. „Mir persönlich ist dabei wichtig, dass sie etwas lernen. In Zeiten von Personal- und Fach­kräfte­mangel sind gut aus­gebildete Lehr­linge eine Investition in die Zukunft. Und natürlich freut es mich besonders, wenn sie sich nach ihrer Aus­bildung für unsere Linie entscheiden, denn wir brauchen unbedingt gut aus­gebildete Kollegen.“

Motivation und Arbeits­erleichterung

Um Mitarbeiter in ihrer täglichen Arbeit zu motivieren, und um das Produktions­ziel nicht aus den Augen zu verlieren, wurden spezielle Bild­schirme aufgehängt, die das jeweilige Tages- bzw. Wochen­ziel der Linie abbilden. „Seit Ende Mai arbeiten wir jetzt aktiv damit. Die Mitarbeiter sehen beispiels­weise das Tages­ziel von fünf Maschinen und den Tages­fort­schritt von drei Maschinen. Das ist natürlich eine Motivation. Oft ist es dann auch so, dass einer die anderen motiviert und sagt: ‚Jetzt geben wir noch einmal Gas. Das schaffen wir.‘ Der Ehr­geiz wird auch durch die Vergleiche mit der anderen Schicht bzw. der Linie A angestachelt. „Das hat natürlich einen Einfluss auf die Arbeit, aber auf eine total positive Art und Weise.“

Um Arbeits­prozesse zu erleichtern, arbeitet man seit einiger Zeit mit dem digitalen Zwilling:
„Der digitale Zwilling ist das 1:1 3D-Modell der Maschine, das der Konstrukteur entwickelt hat. Zuerst hatten wir ‚nur‘ Zeichnungen und Stück­listen. Beim digitalen Zwilling können wir einen genaueren Blick auf die Elektronik und die Kabel­bäume werfen. Wenn man zum Beispiel auf dem Bild­schirm den Kabel­baum anklickt, wird alles andere ausge­graut und man sieht genau, wie die Kabel­bäume in der Maschine verbaut werden sollen. Das ist sehr hilf­reich für die Montage, weil man sich die Maschine Stück für Stück bis ins kleinste Detail anschauen kann.“ Gerade mit Blick auf immer komplexere Maschinen und Aus­stattungen ist das ein äußerst nützliches Tool.

Linienfertigung in fünf Takten

Um die hohen Qualitäts­anforderungen zu erfüllen, gibt es pro Schicht zwei Kollegen, die eine qualitäts­sichernde Maßnahme durch­führen. Die sogenannten Q-Gater prüfen während der Montage, ob alle Schritte ordnungs­gemäß durch­geführt wurden.
Diese verläuft in fünf aufeinander­folgenden Takten. In den ersten vier Schritten erfolgt dabei die Montage der kompletten Maschine sowie der Verbau der individuellen Zusatz­ausstattungen. Bei Hydraulik, Pneumatik und Elektronik gibt es keinen festen Cut zwischen den Takten, hier wird fort­laufend gebaut. Zur Orientierung wird bei diesen Schritten auch gerne auf den digitalen Zwilling zurück­gegriffen.
Im fünften Takt wird nichts mehr montiert. Hier erfolgt nach einem speziellen Prüf­protokoll die End­abnahme der Maschine. Zu diesem Zweck wird ein Aggregat angeschlossen, um alle hydraulischen Funktionen zu testen. Zudem werden in diesem Schritt spezielle Ein­stellungen vor­genommen und Sensoren geteacht. Abschließend wird die Maschine ggf. konser­viert, gewogen und kann so die Produktion ver­lassen. „Die Anzahl der Takte ermöglicht uns einen reibungs­losen Produktions­durch­lauf, da pro Station ein über­schau­barer Bedarf an Materialien besteht und effektiv mehr Leute ein­gesetzt werden können,“ so Sebastian Koch.