Perfekte Saatgutablage bei unterschiedlichen Bedingungen
Das HORSCH Portfolio im Bereich Scheibensäschare ist vielfältig und an globale Herausforderungen und steigende Präzisionsbedürfnisse in der Landwirtschaft angepasst. Philipp Horsch spricht über die Herausforderungen, Entwicklungen und das Thema Präzision.
terraHORSCH: Die Agritechnica liegt hinter uns. Wie hat HORSCH das Thema Scheibensäschare dort präsentiert?
Philipp Horsch: Unser Ziel war es, ein breites Portfolio an Sätechnik zu präsentieren, um für alle Anforderungen weltweit Lösungen aufzeigen zu können. Insgesamt haben wir fünf verschiedene Scheibenscharsysteme präsentiert. Dynamisch entwickelt hat sich diese Vielfalt in den letzten zehn Jahren. Ein Faktor für die Entwicklung ist unsere zunehmende Globalisierung und Internationalisierung. In diesem Zuge kamen immer mehr Anforderungen an Schartechnik auf uns zu und diesen sind wir nachgekommen. Ein weiterer Grund war, auch in bestehenden Märkten den nächsten Schritt in Richtung Präzision zu machen, um auf alle Bedingungen reagieren zu können und stets eine perfekte Saatgutablagezu gewährleisten. Auch der Klimawandel (Nässe/Trockenheit) erforderte in den bestehenden Märkten zusätzliche Anpassungen.
terraHORSCH: Was waren die Entwicklungen des TurboDisc Schars über die letzten Jahre?
Philipp Horsch: Seit Ende der 90er sind Gummilagerungen bei uns als Scharhalterungen gesetzt. Diese haben ein höheres Kraftaufkommen in den Scharsystemen zur Folge. Im Laufe der Zeit wurden Betriebe größer und wollten immer mehr und schneller säen. Dementsprechend war die Stabilität der Schare von großer Relevanz.
Ein zusätzliches Thema waren die Abstreifer zwischen den Scheiben. Hier versuchten wir über Jahre hinweg, ein paar Dinge zu verändern, und stellten dann fest, dass der ursprüngliche Abstreifer, den wir am Anfang entwickelten, noch immer der Beste ist, was die Einsatzsicherheit und Arbeitsqualität betrifft.
Ein Aspekt, den wir uns über Jahre erarbeiteten, ist der Punkt der Saatgutabgabe im Schar und die Frage, ob man das Saatgut vor oder hinter dem Scheibenlager ablegt. Es hat sich gezeigt, dass es ein großer Vorteil ist, vor dem Lager abzulegen, weil das die Präzision der Tiefenablage deutlich erhöht. Unser Portfolio bietet auch Varianten mit einer Ablage hinten, bei denen wir den Saatstrom umlenken und nach vorne bringen. Das funktioniert genauso, aber es ist ein größerer Aufwand.
terraHORSCH: Wie hat sich die Relevanz der Präzision herauskristallisiert?
Philipp Horsch: Eine der Prämissen, unter die wir unsere Entwicklungen schon immer stellen, ist Effizienz und Präzision bei den Maschinen und Arbeitsprozessen auf den Feldern zu erhöhen. 1990 ging es los mit der Globalisierung in der Landwirtschaft. Hier war zunächst die Herausforderung, unter den neuen Bedingungen die Einsatzsicherheit zu gewährleisten und ordentlich zu säen. Zu dieser Zeit stand die Schlagkraft im Fokus der Betriebe. Daher dachten wir noch nicht so viel über Präzision nach, sondern die Anforderung war zunächst zum richtigen Zeitpunkt zu säen, in Verbindung mit einer Verbesserung bei der Bodenbearbeitung, beim Pflanzenschutz und der Düngung. So hat sich das Thema Effizienz sehr gut entwickelt.
Als nächster Schritt rückt automatisch die Präzision in den Vordergrund. Der Grund dafür ist, dass sich Ertragssteigerungen in Richtung Stagnation entwickeln, und die Frage, die sich diesbezüglich stellt, ist, wo noch Optimierungspotenzial besteht. Mit vielen Themen wie Genetik, Klima und Pflege kommen wir offensichtlich an Grenzen. Ein verbleibender Hebel liegt in der Präzision. Und das Optimum der Präzision ist die Einzelkornsaat. Das weiß man seit den 80er-Jahren, als es die ersten Versuche dazu gab. Technisch war es über viele Jahre schwierig, das umzusetzen. Wir waren die ersten, die die echte Einzelkornsaat im Getreide konnten. Und bei diesem Thema sehen wir unter Umständen noch eine Möglichkeit, die nächsten Schritte zu gehen.
„Der Einsatzbereich unserer Säschare ist durch den Tongehalt des Bodens und die Intensität der Bodenbearbeitung vor der Aussaat geprägt. Unter den meisten Bedingungen kommt unser Standard TurboDisc Schar zum Einsatz (in der Grafik hellbraun dargestellt). Sowohl auf fließfähigen Böden bei Mulchsaat oder auch nach intensiverer Vorarbeit legt es das Saatgut sicher und effizient in der Erde ab. Auf sehr schweren Standorten mit hohem Tonanteil und bei der Direktsaat kommt es an seine Grenzen. Wir entschieden uns bereits vor einigen Jahren, ein weiteres Scharystem mit höherer Penetrationskraft für Direktsaat anzubieten. Um den Anforderungen, Saatgut in unbearbeitete Böden präzise abzulegen, gerecht zu werden, entwickelten wir ein einzeln in der Tiefe geführtes Einscheibensäschar. Das SingleDisc Schar verbauen wir in unserer Avatar Reihe. Kunden nutzen es auch in Mulchsaat auf den schwereren Standorten. Vor allem Betriebe, die wenig Boden bei der Aussaat bewegen wollen, setzen auf Einscheibenschartechnik. Auf diesen Standorten findet man in der Praxis sowohl TurboDisc als auch SingleDisc Schare. In der Grafik (SingleDisc hellgrün) ist diese Überlappung der Einsatzbereiche gut zu erkennen.
Für Betriebe, die stark wechselnde Böden haben, von Sand bis hin zu extrem schweren Böden, werden wir unseren Kunden in Zukunft neben dem Standard TurboDisc Schar noch das ParaDisc Schar anbieten. Dieses bleibt auf extrem schweren Böden aufgrund eines etwas höheren möglichen Schardrucks und der Parallelogrammanbindung sicher im Boden. Der mögliche Einsatzbereich wird sich mit dem TurboDisc und Single Disc Schar (siehe Grafik dunkelgrün) in vielen Bereichen überschneiden. Mit dunkelbraun ist in der Grafik noch unser DuoDisc Schar dargestellt, das speziell für die Anforderungen unserer mechanischen Kreiseleggenkombination Versa 3 KR entwickelt wurde.“
Dunkelbraun: Einsatzbereich DuoDisc Schar
Hellbraun: Einsatzbereich TurboDisc Schar
Dunkelgrün: Einsatzbereich ParaDisc Schar
Hellgrün: Einsatzbereich SingleDisc Schar
terraHORSCH: Wie hat sich die Präzision in der Schartechnik bei HORSCH über Jahre hinweg konkret entwickelt?
Philipp Horsch: Wir sind seit vielen Jahren dabei, die Präzision zu optimieren. Wir machen ständig Weiterentwicklungen, vor allem in den Bereichen Saattiefe, Abstand und Saatgutumgebung. So war beispielsweise das Doppelscheibenschar ein großer Fortschritt.
Mit diesem kann automatisch eine höhere Präzision erreicht werden, da es vollkommen symmetrisch ausgebaut ist. Auch ein ruhigerer Lauf von Scharen ist in dieser Hinsicht sehr wichtig. Das haben wir durch Gummilagerung, hohen Schardruck und ein stabiles Doppelscheibenschar hinbekommen. Um Präzision zu erreichen, war im ersten Schritt die Tiefenführung über die nachlaufende Druckrolle wichtig. Anschließend kam der Uniformer, der für eine Fixierung des Saatguts am Furchengrund der Saatfurche auch bei sehr hohen Arbeitsgeschwindigkeiten sorgt.
Kufe, Fangrolle und Einzelkornsaat wurden dann in einem nächsten Entwicklungsschritt durch das SingularSystem kombiniert.Dieses hat eine hohe Komplexität und einen hohen Anspruch an das Saatgut. Daher hat es den Markt leider nie durchdrungen und bleibt in einer Nische für Hochertragsregionen. Aus diesem Grund konzentrieren wir uns darauf, die Erkenntnisse aus der Singular Scharentwicklung für Entwicklungen zu verwenden, die wir in der breiteren Masse nutzen können.
terraHORSCH: Was sind relevante Aspekte, wenn es um Präzision geht?
Philipp Horsch:Automatische Regelsysteme für die Tiefenablage und Rückverfestigung haben wir mit unserem AutoForce System serienreif und auch die Kombination mit teilflächenspezifischer Aussaat können wir heute darstellen.
Die Schartechnik wird immer komplexer, je mehr Elemente wir einbringen (Kufe, Fangrolle etc.) und dennoch müssen wir darauf achten, dass wir die Einsatzsicherheit stets gewährleisten. Mit der Weiterentwicklung des Doppelscheibenschars hin zum ParaDisc+ können wir sehr einfach die in den Boden eingreifenden Elemente in diesem Schar wechseln. Das heißt, wir können beispielsweise die Kufe und die Fangrolle sehr einfach herausnehmen und durch ein ganz normales Fallrohr für sehr schwierige, nasse Bedingungen ersetzen.
Die neue Solus ist eine parallele Entwicklung, die von der Seite kommt. Wir nutzen dabei die Erfahrungen aus der Maestro Familie. Auf dieser Basis haben wir ein Konzept für Reihenabstände ab 22,5 cm erarbeitet, mit dem wir auch Getreide oder Raps säen können. Aktuell ist es noch zu früh, um zu sagen, ob das Sinn macht. Die Komplexität der Maschine ist sehr hoch und wir müssen zunächst herausfinden, wo die Chancen und Grenzen dieses Solus Systems liegen. Was wir heute schon sagen können, ist, dass das zusätzliche Rückverfestigen links und rechts der Scheibe, das wir von der Mais- und Sojaaussaat kennen, sehr positiv ist, da man um das Saatkorn herum dadurch einen homogenen, rückverfestigten Saathorizont bildet. Diese positiven Aspekte sehen wir in der Getreideaussaat bereits mit einem deutlich gleichmäßigeren Auflauf. Jetzt gilt es, die signifikanten Vorteile des Systems herauszufinden. Wir sehen klare Vorteile, wie eine sehr präzise Ablage, aber auch Herausforderungen und wir bleiben dran. Und ob man die Solus in dem Raster auch noch für andere Kulturen nutzen kann, das werden wir probieren. Dann werden wir wissen, ob das geht und ob es Sinn macht. Diese Erfahrungen sammeln wir und übertragen sie automatisch auf andere Scharsysteme und andere Maschinentypen.
terraHORSCH: Warum hat HORSCH neben dem breiten Doppelscheibenschar-Portfolio auch Einscheibenschare?
Philipp Horsch: Das Einscheibenschar passt vor allem für Märkte, in denen es um Direktsaat geht oder zumindest um rotative Direktsaat. Der Fokus liegt nicht ausschließlich auf der Direktsaat, aber es gibt Situationen, in denen ein Landwirt in seiner Fruchtfolge eine Kultur direkt sät. Der Klimawandel ist eine der Ursachen, warum aktuell in Deutschland mehr über das Thema nachgedacht wird. Der Hauptpunkt dabei ist, wie man Wasser im Boden halten kann, und hierfür ist Direktsaat ein geeignetes Mittel. Das Einscheibenschar hat aufgrund seiner Form automatisch die Dynamik, immer auf eine Seite zu ziehen. Die Anforderungen an die Stabilität sind daher enorm. Uns war es wichtig, eine Lösung zu finden, die dauerhaft hält und das ist uns gelungen. Daher sind für uns die Einscheibenschare im Portfolio essenziell, da wir alle Bedingungen abdecken und den Landwirten die entsprechende Technik zur Verfügung stellen wollen. Aus diesem Grund umfasst unser Portfolio auch die Zinkensätechnik, die wir in den verschiedensten Maschinen von 3 bis 24 m Arbeitsbreite anbieten. Diese wurden ebenfalls für spezielle Anforderungen entwickelt und kommen hauptsächlich in den klassischen Direktsaatregionen zum Einsatz. Gerade bei steinigen Böden und einem hohen Aufkommen an Ernterückständen sorgt der räumende Effekt der Zinkenschare für eine rückstandsfreie Saatfurche.
terraHORSCH: Ausblick in die Zukunft
Philipp Horsch: Wenn man ganz weit in die Zukunft schaut, wird es in allem, was wir tun, langfristig um die Einzelpflanze gehen. Das heißt: von der Aussaat und Nährstoffversorgung bis zur Pflege. Die Einzelpflanze wird für uns der Fokus sein.