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Bodenbearbeitung mit gleichzeitiger Düngerablage in klassischen Direktsaatregionen

Bodenbearbeitung wird in einigen Direkt­saat­regionen zunehmend interessanter. Michael Horsch spricht über verschiedene Systeme weltweit, die ihr Augen­merk bei der Boden­bearbeitung auf eine gleich­zeitige Ablage von Dünger in die Tiefe legen.

„Während wir in intensiven Regionen wie Europa ein gestiegenes Interesse an Direkt­saat beobachten können, stellen wir gleich­zeitig fest, dass in klassischen Direkt­saat­regionen die Boden­bearbeitung wieder interessanter wird“, sagt Michael Horsch. Das hat unter­schiedliche Gründe. Dazu zählen unter anderem Stör­schichten, Dicht­lagerungen und Verdichtungen im Boden. Das ist gerade auf Böden, die einen ausge­prägten Sand­anteil aufweisen wie in Australien oder Südamerika der Fall. Das sind Standorte, die seit zwei Jahr­zehnten oder länger sehr erfolg­reich in Direkt­saat bewirt­schaftet werden. „Hier sehen wir auch, dass Landwirte es geschafft haben, durch gezielte Boden­bearbeitung mit längeren zeit­lichen Abständen Erträge zu steigern. Mit dem Ziel, den Wurzel­raum zu vergrößern und Nähr­stoffe in die Tiefe zu bringen, um Pflanzen länger optimal ernähren zu können. Und dann im Folge­jahr die Flächen wieder in Direkt­saat zu bewirtschaften.“

Im folgenden Beitrag werden verschiedene Systeme, die welt­weit im Einsatz sind, vorgestellt. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der gleich­zeitigen Dünger­ablage in der Tiefe. Der größte Unterschied bei den beleuchteten Verfahren liegt in der ober­flächlichen Bearbeitungs­intensität. Es lässt sich grob so einteilen: Je mehr Nieder­schlag fällt und je heißer die Spitzen­temperaturen werden können, desto weniger Mischung ist an der Ober­fläche gefragt. Aber lesen Sie selbst mehr dazu.

Evo CS Südamerika/­Brasilien

„In Südamerika/Brasilien sehen wir eine steigende Nach­frage nach Geräten zur tiefen Boden­lockerung“, sagt Michael Horsch. Das Ziel dabei ist eine Lockerung in die Tiefe, um Schichtungen, die sich über mehrere Jahr­zehnte Direkt­saat gebildet haben, zu brechen. Diese Schichten wirken wie eine Verdichtung und verhindern weiteren Wurzel­tief­gang. Die Ursache ist in den meisten Fällen das Einwaschen von feinen Boden­teilchen von der Ober­fläche und auf leichteren Standorten die Dicht­lagerung des Sandes. In den Regionen mit hohen Nieder­schlägen und hoher biolo­gischer Aktivität ist eine Lockerung ohne ober­flächliche Mischung das Ziel. „Dort verkaufen wir vor allem Evo CS und neu auch den Evo TL. Der Einsatz von Dünger ist immer möglich bzw. auch von den Kunden nachgefragt. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Phosphor, aber wir sehen auch eine erweiterte Diskussion, Kalk tiefer abzulegen.“
Die Dünger­ablage erfolgt auf nahezu voller Arbeits­tiefe. Dadurch können frische Nähr­stoffe, vor allem Phosphor und Kali, gezielt in den Boden gebracht werden. Eine Dünger­aus­bringung ist auf zwei Ebenen möglich, mit der Option, die jeweilige Dosierung zu verändern und individuell anzupassen. Zum Einsatz kommt der Evo CS in Brasilien nicht als Standard­werkzeug, sondern viel­mehr zur gezielten Auf­wertung von Flächen, die üblicher­weise in Direkt­saat bewirtschaftet werden. Aus­gestattet mit einem Packer­system hinter­lässt er wieder eine geschlossene Oberfläche.

Tiger MT mit FertiProf Ukraine

Der Tiger MT kann in einem Arbeits­schritt sehr viel organisches Material ein­mischen und wird daher in der Ukraine vor allem nach Körner­mais und Sonnen­blumen eingesetzt. Ziel ist es, ein vernünftiges Misch­verhältnis her­zustellen, damit das Stroh über die Vegetations­periode hinweg abgebaut werden kann. Der Tiger MT schafft es, in einer Über­fahrt intensiv zu mischen, den Boden zu lockern und eben zu machen sowie rück­zuver­festigen, um so einen saat­fertigen Horizont zu erreichen. Der Vorteil des Einmischens ist, dass das Stroh viel intensiver mit dem Boden in Kontakt kommt und dadurch sicherer abgebaut wird.

In Kombination mit dem FertiProf Aufsatz kann Dünger direkt im Depot abgelegt werden. Der klare Vorteil dabei ist, dass der Dünger in die Tiefe gebracht wird, wo potenziell länger Wasser verfüg­bar ist und damit eine längere Nähr­stoff­aufnahme möglich ist, da der Boden von oben abtrocknet. Das heißt, dass das Wasser länger für eine Nähr­stoff­aufnahme verfügbar ist. Dieser Effekt spielt vor allem bei Phosphat, aber auch bei Kalium in Verbindung mit schweren Böden eine entscheidende Rolle. Zudem sucht die Pflanze gezielt nach Phosphor­konzentration. So wird dafür gesorgt, dass Wurzel­tief­gang statt­findet. Der dritte Vorteil des Konzentrierens von Dünger ist, klein­räumig eine Absättigung des Bodens zu schaffen, damit die Nähr­stoffe für die Pflanze länger verfügbar sind. Die Schwarz­erde­böden der Ukraine sind prädestiniert für die konzentrierte Ablage von Dünger, da sie oft knapp versorgt sind, in der Saison immer wieder trocken liegen und über sehr hohe Austausch­kapazitäten verfügen.

Tiger MT Australien

Den Ansatz, den man mit dem Einsatz des Tiger MT in Australien verfolgt, ist, dass damit auf den teil­weise sandigen Böden organisches Material unter­gemischt und der Boden tief gelockert wird. Was an der Ober­fläche fein gemacht wird, wird über den Nieder­schlag einge­waschen und es bilden sich über Jahre hinweg Stör­schichten. Erste Erfahrungen zeigen, dass es positive Aus­wirkungen hat, wenn man diese Stör­schichten bricht und den Boden gleich­zeitig mit dem Tiger MT wieder ebnet und rück­verfestigt, um zu vermeiden, dass sich erneut Stör­schichten bilden. Es geht dabei in erster Linie darum, die Wasser­aufnahme nach Nieder­schlägen zu maximieren und die Verfüg­barkeit für die Kultur zu erhöhen. In Kombination mit einer MiniDrill wird der Tiger auch zur Aussaat von Zwischen­früchten eingesetzt.

Panther USA

Seit etwa 2007 wird der HORSCH Panther (damals noch HORSCH Anderson 60-15) für die Dünger­aus­bringung im Herbst in Nord- und Süddakota genutzt. Dieses System ist seitdem immer beliebter geworden und ist heute eine gängige Methode für die Dünger­ausbringung im Herbst, das von Land­wirten genauso wie von Lohn­unternehmern in diesen Regionen genutzt wird. Verglichen mit der her­kömmlichen StripTill Methode mit einem Reihen­abstand von 30“ arbeitet der Panther bei der Dünger­applikation mit einem Zinken­abstand von 15“. Er ist mit schmalen Zinken aus­gestattet für Trocken-, Flüssig- und NH3-Dünger oder sogar für eine Kombination von verschiedenen Produkten gleich­zeitig. Das Gesamt­konzept des Panthers bietet viele acker­bauliche Vor­teile bei der Dünger­ausbringung im Herbst.
Der Panther hat sich bei den Minimal­bodenbearbeitungs-/Direktsaat-Bewirtschaftungs­systemen der Groß­betriebe im nördlichen Mais­gürtel von Nordamerika bewährt. Das Zinken­system kann Dünger 8 bis 15 cm tief ablegen, wobei der Boden nur minimal bewegt wird. Ein Schneid­scheiben­system vor jedem Zinken verhindert ein Verstopfen bei vielen Rück­ständen auf dem Feld. Die Rück­stände auf der Ober­fläche bleiben so gut wie unversehrt. Normaler­weise arbeitet der Panther in einem leichten Winkel zur Särichtung. Das führt zu einer einheitlichen Bedeckung des Feldes. Dünger­ausbringung bei der Aussaat wird dadurch über­flüssig, man ist unabhängig vom Reihen­abstand der Sämaschine und der Boden wird optimal gelockert/gemischt, um flache Boden­verdichtungen aufzubrechen.

Die optimale Vorbereitung des Feldes ist eine weitere Stärke des Panther Systems. Bei der Dünger­ausbringung werden die Streifen geschlossen und angedrückt, es entstehen keine Dämme. Die Scheiben­einebnung und der Reifen­packer hinter­lassen ein ebenes Feld für die Früh­jahrs­aussaat. Das Schließen und Andrücken unter­stützt auch das Ein­schließen von NH3 im Boden: Der Streifen wird sozusagen versiegelt, um Verluste zu vermeiden. Der Mehr­wert liegt in der Boden­bewegung und der Scheiben­einebnung: Fahr­spuren, die bei der Ernte entstehen, werden geebnet. Einige Land­wirte machen einen flachen Arbeits­gang zur Saat­bett­bereitung fürs Frühjahr, andere arbeiten mit dem „falschen“ Saatbett.
Der Panther hat eine hohe Kapazität zur Mitnahme von Trocken­dünger. Darüber hinaus kann ein NH3 Tank angehängt werden. Die Ergebnisse dieses sehr einfachen Systems in den Mais­anbau­regionen im Norden sind äußerst positiv. Die Erträge bei Mais sind vergleich­bar mit typischen 30“ StripTill Systemen. Weiter im Norden bis nach West-Kanada wird der Panther mit einem echten 15“ Abstand für die Dünger­streifen im Herbst genutzt, darauf folgt dann im Früh­jahr die Aus­saat von Raps und Weizen. Darüber hinaus kann der Panther von Säanwendungen auf Dünger­anwendungen umgebaut werden. Das erhöht natürlich das Einsatz­spektrum und damit die Rentabilität der Maschine.

Phosphor und Kalium­dynamik im Boden

Die Verfügbarkeit von Phosphor im Boden kann grob in drei Teile gegliedert werden. Stabiles Phosphat ist an Calcium, Eisen, Aluminium oder in organischer Substanz fest­gebunden und nicht pflanzen­verfügbar. Labiles Phosphat charakterisiert sich durch mehr oder weniger starke Sorption an Austauscher wie Tonminerale, Oxide oder organische Verbindungen. Gelöstes Phosphat liegt in der Boden­lösung als freies und sofort pflanzen­verfügbares HPO42- vor. Das Gleich­gewicht dieser drei Fraktionen fließt im Boden sehr rasch hin zum stabilen Phosphor und schränkt die Pflanzen­verfügbarkeit auch des gedüngten Phosphors schnell und stark ein. Man spricht bei diesem Prozess auch von der Phosphor­alterung und diese ist nur sehr schwer umkehrbar. Die Konzentration an gelöstem Phosphat ist mit durch­schnittlich 1-2 mg/l sehr gering und es braucht für ausreichend Nach­lieferung Boden­feuchte, Boden­temperatur, gute Phosphat­grund­versorgung, optimale Boden­reaktionen (pH-Wert, mikrobielle Aktivität, Wurzel­exsudate). Ein hoher Humus­gehalt erhöht den Anteil an labilem Phosphat und fördert dadurch die Verfüg­barkeit ebenso wie eine gute Durch­wurzelung durch die Kulturpflanze.

Phosphor ist an allen Energie­stoff­wechsel­prozessen in der Pflanze beteiligt und besonders wichtig für die Wurzel­bildung und die Stärke­einlagerung ins Korn.
Im Depot abgelegtes Phosphat wird an den Kontakt­flächen des Depots zur Boden­umgebung wie gehabt sorbiert, bis die Bindungen dort abgesättigt sind. Der Großteil dieses löslichen Phosphats im Inneren des Depots bleibt so über einen längeren Zeitraum voll pflanzen­verfügbar.

Die Aufnahme von Nähr­stoffen über den Massen­fluss erfordert Wasser. Da Phosphor nur in sehr geringen Dosen in der Boden­lösung vorliegt, reicht der Massen­fluss allein nicht aus. Für die zusätzliche Diffusion wird nochmals deutlich mehr an Wasser benötigt. Bei trockenen Bedingungen leidet daher die Aufnahme des Phosphats. Die Platzierung des Depots in eine tiefere, mit höherer Wahrscheinlich­keit wasser­führende Schicht erhöht die Aufnahme­sicherheit. Da labiles und stabiles Phosphat nicht auswaschungs­gefährdet sind und lösliches Phosphat in geringer Konzentration vorliegt, ist das Risiko für eine Verlagerung in noch tiefere Schichten gering. In seltenen Fällen, bei fort­laufendem Entzug aus dem Unter­boden ohne rück­liefernde tiefere Rück­mischung, kann diese Immobilität des Phosphats sogar von Nachteil in Trocken­phasen sein.
Hohe Magnesium­gehalte begünstigen die Phosphor­aufnahme. Die Eisen- und Zink­mobilität ist bei hohen Phosphor­gehalten innerhalb der Pflanze eingeschränkt. Ein hohes Nitrat­angebot schränkt außerdem die Phosphor­aufnahme ein.

Kalium ist im Gegensatz zum Phosphor wesentlich mobiler im Boden vor­zufinden. Die drei Fraktionen findet man auch beim Kalium wieder. Allerdings sind Kalium­gehalte in Böden mit bis zu über 100.000 kg pro Hektar in den oberen 30 cm der Krume enorm. Die Bindung an Ton­teilchen, organische Substanz und an Mineralien und Salze ist unter­schiedlich stark und sorgt für stetige Nach­lieferung und durch die hohe Lös­lichkeit des Kaliums auch für dessen leichte Auswasch­barkeit auf leichten Böden. Die Verfüg­barkeit wird eingeschränkt durch die K-Sättigung am Austauscher (richtiges Verhältnis von Calcium, Magnesium und Kalium), die Boden­struktur und die Tief­gründigkeit sowie durch Antagonismen u.a. mit Ammonium. Je höher der Gehalt an kalium­fixierenden Ton­teilchen, desto stärker die Bindung und desto geringer die Auswaschungs­gefahr. Tonige Böden mit hauptsächlich aufweit­baren Ton­mineralen (Smectit bzw. die Umwandlung zu Illit) neigen nach lang­jährigem Entzug zur Kalium­fixierung unmittelbar nach der Düngung. Das gedüngte Kalium wird in den Zwischen­schichten der Tonminerale eingelagert und ist nicht mehr verfügbar, bis diese Schichten wieder aufgefüllt sind. Da die Ionen­durchmesser von K+ und NH4+ ähnlich groß sind, wird mitunter auch Ammonium in diese leeren Schichten eingebaut. „Frisches Kalium“ kann dabei Ammonium verdrängen und für eine Stickstoff­nach­lieferung sorgen.
Kalium hat Einfluss auf die Regulierung der Wasser­aufnahme über die Wurzel, wodurch auch die Nähr­stoff­nach­lieferung und Verteilung innerhalb der Pflanzen­teile beeinflusst wird. Bei Trocken­heit ist sie für das saubere Schließen der Stomata verantwortlich und verhindert dadurch ein weiteres Austrocknen. Gerste und Zucker­rüben reagieren deutlich empfindlicher auf Kalium­mangel als beispiels­weise Weizen.

Durch die hohe Mobilität und gute Löslichkeit ist auch die kurz­fristige Kopf­düngung von Kalium sinnvoll. Gut versorgte Böden mit hohem Ton­gehalt reagieren etwas langsamer auf die Kopf­düngung als sandige Böden. Bei schlecht versorgten tonigen Böden, erkennbar durch die geringen Gehalte löslichen Kaliums auch nach erfolgter Düngung, ist die Kopf­düngung nicht praktikabel. Hier muss die Versorgung der Pflanze über ein konzentriert abgelegtes Dünger­band erfolgen. Die entstehende „Mizelle“ sättigt dabei wieder die anliegenden Ton­minerale ab und bleibt im Kern innen pflanzenverfügbar.

Focus (StripTill)

Der Focus funktioniert nach dem Prinzip des StripTill, bei dem der Boden nur in den Saat­reihen bearbeitet wird. Durch das vorgeschaltete Zinken­feld wird der Boden streifen­förmig gelockert und Ernte­rück­stände aus dem Saat- und Wurzel­raum beseitigt. Die Lockerungs­tiefe kann abhängig vom Boden variiert werden. Der Focus bietet verschiedene Möglich­keiten der Dünger­ausbringung. Neben einer 100-prozentigen Applikation direkt in den gelockerten Wurzel­raum bzw. auf den Ober­boden besteht die Option einer anteiligen 50:50 Ausbringung. So kann auf verschiedene Bedingungen bei der Saat eingegangen werden. Unter sehr guten Säbedingungen bietet die Ablage auf Bearbeitungs­tiefe die Möglichkeit, gezielt den unteren Krumen­bereich mit frischen Nähr­stoffen zu versorgen. Sind die Bedingungen eher feucht und kalt, kann mit der 50:50 Ablage gezielt die Jugend­entwicklung der Kultur gefördert und die Wurzel in die Tiefe „gelockt“ werden. Durch diese Lock­wirkung ist die Pflanze deutlich trocken­heits­resistenter, da sie schneller und effektiver Wurzeln in der Tiefe bilden kann.

Die Düngerplatzierung ist zum einen bei Böden wichtig, die mehrere Jahre nicht wendend bearbeitet wurden, um eine eventuelle Nähr­stoff­armut in Boden­schichten von 15 bis 30 cm auszugleichen. Zum anderen wirkt sich die konzentrierte Ablage von Dünger positiv auf die Nährstoff­effizienz und das Wurzel­wachstum aus. Wichtig ist es, die Wirkung der Grund­nähr­stoffe gezielt einzusetzen.