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Energie- und Nahrungsmittelsicherheit - eine Chance für Landwirte

Die aktuelle Lage zwingt die europäischen Länder, ihren Energiemix zu überdenken. In Frankreich genauso wie in Deutschland heißt es: weg von Gas und Öl, um in Sachen Energie, aber auch CO2-Neutralität unabhängig zu werden. Allerdings darf man hierbei nicht die Mehrkosten für Technik sowie den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften außer Acht lassen.

Besonders vielversprechend ist in diesem Zusammenhang die Agrophotovoltaik. terraHORSCH sprach mit Menschen, die aktiv in diesen Wandel involviert sind: Christian Huyghe, Vorsitzender des nationalen Forschungs-, Innovations- und Bildungszentrums für Agrophotovoltaik, den beiden Landwirten Jean Philippe Delacre und Sylvain Raison, Pierre Détain, verantwortlich für die Entwicklung erneuerbarer Energien bei Dijon Céréales, und Paul Buffler, Ansprechpartner für den Bereich Agrophotovoltaik bei der Genossenschaft Alliance de coopératives Bourgogne Franche-Comté (BFC).

Vielversprechend

„Solarenergie steht im Bereich der erneuerbaren Energien ganz klar an der Spitze“, sagt Christian Huyghe. „Als ich im Jahr 2007 Vorsitzender des Forschungszentrums in Lusignan war, lag der Wirkungsgrad der Module von Sonnenenergie in Elektrizität bei 11 %. Heute liegt die Rate bei 22 %, was einer Effizienz von gut 100 % entspricht. Und das dürfte noch weiter steigen. Obwohl es derzeit noch ein Problem mit den Alternativen gibt, ist sie aufgrund ihrer Verfügbarkeit eine der vielversprechendsten Energiequellen. Sorge bereitet eben im Moment noch, dass die Energie meist nicht zu dem Zeitpunkt verbraucht wird, zu dem sie produziert wird. Ursprünglich hatte die EDF (Electricité de France, die französische Elektrizitätsgesellschaft) Haupt- und Nebenzeiten eingeführt, um den Verbrauch von Atomstrom in die Nacht zu verlagern. Mit den Solarmodulen werden wir jedoch tagsüber mehr Strom produzieren. Also genau umgekehrt.
Je nachdem, welche Photovoltaikanlage auf einem Hektar Fläche errichtet wird, können bis zu 1.000 MW/h Strom pro Jahr erzeugt werden. Ein Kernkraftwerk produziert 400.000 MW/h pro Jahr. Um ein Kernkraftwerk zu bauen, braucht man mehr als 120 ha Fläche. Darauf kann man mit Photovoltaik allein schon 120.000 MW/h pro Jahr erzeugen. Die Flächen, die im Vergleich zur Kernkraft gebunden werden, sind letztendlich gar nicht so riesig.
Würde man die gesamte fossile und Atomenergie durch Photovoltaikmodule ersetzen, bräuchte man 1,1 Mio. ha. Das erscheint unvorstellbar. Frankreich allein verfügt schon über 27.814.000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Das entspricht nur 3,5 % der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche.
Aber lassen wir die Kirche im Dorf: Um 1800 war die gesamte Energie, die genutzt wurde, landwirtschaftlichen Ursprungs. Dafür war 1/3 der landwirtschaftlichen Fläche nötig. Damals wurde weniger geheizt, weniger gereist und trotzdem wurde so viel Fläche dafür genutzt.“
Natürlich ist die Photovoltaik nicht die einzige Energiequelle für die Zukunft. E-Fuels, die kürzlich von Porsche auf Basis von grünem und blauem Wasserstoff entwickelt wurden, sind ebenfalls ein interessantes Beispiel. Die Agrophotovoltaik ist einer der Bausteine für die Energieunabhängigkeit Europas, genauso wie das Versprechen, das landwirtschaftliche Einkommen wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Die französische Gesetzgebung

Seit dem 7. Februar gibt das Gesetz zur Beschleunigung der Erzeugung erneuerbarer Energien der Agrophotovoltaik in Frankreich einen gesetzlichen Rahmen. Jedes Projekt muss:

  • nachhaltig zur Errichtung, Erhaltung und Entwicklung einer landwirtschaftlichen Produktion beitragen
  • direkt auf dem Feld mindestens eine der folgenden Dienstleistungen erbringen: Verbesserung des agronomischen Potenzials und der Wirkung, Anpassung an die Klimaveränderung, Schutz gegen Wetterunwägbarkeiten, Verbesserung des Tierwohls
  • dem Landwirt eine maßgebliche landwirtschaftliche Produktion und ein nachhaltiges Einkommen gewährleisten
  • ermöglichen, dass die landwirtschaftliche Produktion die Hauptaktivität auf der Parzelle bleiben kann und reversibel ist.

Photovoltaikmodule und Landwirtschaft – Realität?

Klimawandel, Energiebedarf, gesellschaftliche Erwartungen, Reduzierung der land­wirt­schaftlichen Betriebsmittel, Wassermanagement, Handel, Kundennähe. Aus diesen Gründen ist die Landwirtschaft und vor allem Alliance BFC auf das Thema Solarenergie gestoßen. „Wir brauchen große Konzerne wie TSE oder Total Energies, die solche wichtigen Projekte vorantreiben. Erneuerbare Energien zu entwickeln ist eine Chance für uns Landwirte. Wir müssen dies gemeinsam und konstruktiv tun, um eine solide Basis für die Energiewende zu schaffen“, erklärt Pierre Détain.
Jean-Philippe Delacre bekräftigt: „Das landwirtschaftliche Umfeld wird immer schwieriger, besonders auf flachgründigen Böden, auf Lehm-Kalk-Böden, wo es mit traditionellen Fruchtfolgen (z.B. Weizen-Gerste-Raps) schwierig ist. Aufgrund der Probleme mit Schädlingen und dem Klimawandel müssen wir wegen der Preisschwankungen eine stabile Einkommensgrundlage finden, die unsere Betriebe stärkt. 2003 erlebten wir unsere erste große Dürre. Als ich 2017 auf den Betrieb zurückkehrte, mussten wir drei aufeinanderfolgende Jahre mit extremen klimatischen Unwägbarkeiten bewältigen. Die Niederschlagsmenge pro Jahr hat sich nicht geändert, aber die Verteilung. Wir mit unseren flachgründigen Böden sind die ersten, die von diesen schwierigen Bedingungen betroffen sind. Zum Beispiel sterben in dem Wald, der an unsere Felder angrenzt, 30 % der gesamten Buchenpopulation nach und nach ab. Unser Betrieb war zwischen 1960 und 1990 dank der GAP-Beihilfen und der niedrigen Rohstoffkosten lebensfähig. Doch die GAP-Beihilfen sind zurückgegangen. Maschinen, Dünger, Pflanzenschutzmittel werden immer teurer. Die Anreize, Land, das für Viehzucht genutzt wurde, in Ackerflächen umzuwandeln, verschwinden mehr und mehr. Unter diesen Bedingungen wird es schwierig, diese Flächen als Ackerland beizubehalten.

Wir haben so ziemlich alles versucht, um von der Landwirtschaft leben zu können. Aber Pflanzen, die unter trockenen Bedingungen wachsen, ohne Dünger und leicht zu vermarkten sind, gibt es nun mal nicht. Kurze Transportwege sind ja immer ein schlagkräftiges Argument, aber unsere Gegend ist wenig touristisch und die Anzahl der Einwohner pro km2 ist niedrig. Weinbau ist in unserer Gemeinde auch keine Option. Weinstöcke wären resistenter gegen Trockenheit. Wir gehören aber weder zum Department Yonne (Chablis), noch zum Department Aube (Champagner), obwohl wir ein ähnliches Klima und ähnliche Böden haben. Auf unseren Böden dürfen wir auch keinen Crémant (Bourgogne) produzieren. Obstanbau wäre eine Möglichkeit mit Bäumen, die in zehn Jahren Früchte tragen würden. Hier lässt die Rentabilität zu lange auf sich warten. Ich habe mich intensiv mit nachhaltiger Entwicklung und dem Thema Energie beschäftigt. Auch ein Samenkorn produziert ja Energie. Irgendwie sind wir also bereits Energieproduzenten. Warum sollten wir also nicht auch Strom erzeugen?“
Pierre Détain erläutert: „Wir haben lange nach einer Kennzahl gesucht, mit der sich der Nutzen eines Agrophotovoltaikprojekts messen lässt. Mit dem Land Equivalent Ratio (LER = Landäquivalentverhältnis), wie er bereits in der Forstwirtschaft verwendet wird, haben wir sie gefunden. Mit dem LER kann man die Effizienz der Kombination (Feldfrucht + Photovoltaik) innerhalb des Entwicklungszyklus bewerten. Sie vergleicht die Erträge der Kombination (oder den Energieertrag) mit den Erträgen der einzelnen Bestandteile. Das LER entspricht der Fläche mit monotypischer Nutzung, die nötig ist, um denselben Ertrag zu erhalten wie mit der Kombination. Bei der Energieerzeugung auf einem Hektar mit vertikalen Modulen alle 12 m, kombiniert mit dem Anbau von Bioweizen mit einem Ertrag von 3 t pro ha, erhält man ein LER von 1,33. Das bedeutet: 2 ha mit der Kombination Weizen und Photovoltaikmodul produzieren 33 % mehr als ein Hektar mit nur Weizen und ein Hektar mit nur Modulen.“
„In diesem Zusammenhang misst das LER die positiven und negativen Wechselwirkungen, die bei der Nahrungsmittelproduktion und der Energieproduktion auftreten können. Wenn zum Beispiel die Konkurrenz um Licht entscheidend ist, ist das LER ungünstig. Wenn dagegen der Schatten die Kulturen vor Unwägbarkeiten schützt, ist das LER günstig für die Kombination aus Modulen und Kulturen.“

Agriphotovoltaik: Vergleich der Projekte

Es gibt verschiedene Projektarten. Wir stellen Ihnen hier zwei Kunden vor, die sich für zwei komplett gegensätzliche Varianten entschieden haben.

Sylvain Raison hat sich 2022 für ein Photovoltaikdach entschieden. 5.500 Module wurden auf einer Fläche von 3 ha in der Gemeinde Amance im Department Haute Saône installiert – mitten in seinem 850-ha-Betrieb. 5 m hoch und mit Pfosten im Abstand von 27 m kann die Anlage 0,85 MW in der Spitze produzieren und wurde 2023 ans Stromnetz angeschlossen. Die Module fangen 60 % des Lichts ein und folgen über Motoren dem Lauf der Sonne von Osten nach Westen. Es können verschiedene Wetterszenarien programmiert werden. Wenn es zum Beispiel regnet, neigen sich die Module zunächst um 45° und werden so gewaschen. Dann klappen sie vollständig ein, damit sich das Wasser gleichmäßig auf dem Feld verteilt. Die Wartung der Seile, mit denen die Module aufgehängt sind, werden von einer Firma durchgeführt, die eigentlich auf Seilbahnen spezialisiert ist. Das kann aber außerhalb der Parzellen gemacht werden, also ohne die Kulturen zu beeinträchtigen. Beim Ausfall eines Motors wartet das Energieversorgungsunternehmen ab, bis die Entwicklung der Kulturen abgeschlossen ist, bevor es mit einer Arbeitsbühne eingreift. Der Ausfall einiger Motoren beeinträchtigt die endgültige Stromerzeugung nicht.

Jean-Philippe Delacre, Landwirt in Chanay, Department Côte d’Or, hat sich 2021 für vertikale Module mit einem Abstand von 12 m entschieden, so dass er seine zwei Joker 8 RT und den Terrano 8 FM wie gewohnt nutzen kann. Die Module produzieren 0,237 MW in der Spitze pro ha und sind in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. Durch die vertikale Ausrichtung produzieren sie weniger Strom, sind aber auch günstiger im Aufbau und weniger wartungsintensiv. Jean-Philippe Delacre ergänzt: „Während herkömmliche, nach Süden ausgerichtete Photovoltaikmodule mit einer Neigung von 35 % Strom nach der Gaußschen Kurve produzieren, haben diese Module den Vorteil, dass sie nach einer M-Kurve produzieren. Sie sind zu den traditionellen Verbrauchszeiten, also morgens und abends, leistungsfähiger. Damit erübrigt sich ein Teil der Speicherprobleme, weil der Strom sofort verbraucht wird.“ Er testet zwei Fabrikate dieser zweiseitigen Module mit unterschiedlichen Eigenschaften.
Bisher bleibt der Staub, der bei den verschiedenen Arbeiten auf dem Feld entsteht, nicht an den Modulen hängen und mindert nicht die Effizienz des Systems.
Beide Projekte werden von einem Konsortium, bestehend aus Alliance BFC und den Energieversorgern Total Energies (Jean-Philippe Delacre) und TSE (Sylvain Raison) getragen, entwickelt und finanziert. Für den Bau der Anlagen werden keine öffentlichen Gelder beantragt. Jedes Projekt hat die gleichen Fixkosten für Planung und den Anschluss. Das Energieversorgungsunternehmen ist verantwortlich für den Vorentwurf, die Planungen, das Aufstellen, den Anschluss, die Instandhaltung und das Recycling. „Das ist schon sehr beruhigend“, bestätigen beide Landwirte.
Beide Landwirte werden entweder pro MW oder pro ha entlohnt, was einen Jahresdurchschnitt von 1.500 bis 1.800 € pro ha ergibt. Wenn man die Marktpreise für Weizen über zehn Jahre glättet, kommt man auf durchschnittlich 180 € pro t. Auf Lehm-Kalk-Böden bewegen sich die Erträge im konventionellen Anbau um 7 t pro Hektar, also 1.260 € pro Jahr. Glättet man die Erträge mit der traditionellen Fruchtfolge Weizen/Raps/Gerste, stellt man fest, dass der Ertrag, der aus der Stromerzeugung generiert wird, im Durchschnitt dem der Kultur vor Ort entspricht.
Letztendlich kommt man dem Windkraftmodell sehr nahe, allerdings mit einer besseren Reversibilität. Es gibt weniger Beton auf dem Boden und im Bereich Recycling wird die Organisation immer besser.

Was spricht für das eine, was für das andere Projekt ?

Sylvain Raison argumentiert folgendermaßen: „Ich fand das Projekt mit dem Photovoltaikdach sofort interessant – sowohl wegen der Stromerzeugung als auch pflanzenbaulich. Die Positionierung der Module in dieser Höhe verringert das Risiko, wenn Fremdkörper in die Luft geschleudert werden, und auch die Verschmutzung durch Staub.

TSE ist das erste französische Unternehmen, das Solarmodule in einer Höhe von über 5 m anbringt und so die Möglichkeit bietet, dass die meisten Maschinen, die derzeit auf dem Markt sind, darunter fahren können. Die Pfosten sind weit genug auseinander - nämlich 27 m, so dass wir mit unserer 12-m-HORSCH-Sämaschine bequem fahren können. Ich kann also meinen vorhandenen Maschinenpark nutzen. Und wenn ich irgendwann meine Produktionsart ändere und die derzeitigen Aktivitäten auf meinem Betrieb diversifizieren möchte in Richtung Gemüseanbau, Beerenfrüchte oder Hopfen, ist diese Art der Anlage immer noch ideal!“
Jean-Philippe Delacre ging die Sache anders an: „Ich wollte mir erst einen Partner suchen, bevor ich mich mit der Technik beschäftigte. Ich habe mich an verschiedene Energieversorgungsunternehmen gewandt, weil ich überzeugt war, dass ich durch die Stromerzeugung mein Einkommen steigern könnte. Allerdings war mein Betrieb finanziell nicht so gut aufgestellt, um die nötigen Investitionen zu tragen, und es gab auch nicht das nötige Wissen, um das Projekt zu planen. Ich habe einige Absagen bekommen. Ich habe mir auch einige Start-ups angesehen, aber da konnte ich nicht abschätzen, ob sie auch wirklich Bestand haben würden. Total Energies antwortete als erstes Unternehmen positiv auf meine Anfrage, da das Unternehmen gerade mitten im Wandel steckte. Ab 2035 werden auf dem amerikanischen und europäischen Markt nicht mehr viele Verbrennungsmotoren verkauft werden und die Kernenergie ist ein staatliches Monopol. Total Energies muss sich also neu orientieren in Richtung dieser Lösungen zur Erzeugung erneuerbarer Energien. Deshalb habe ich mich entschieden, ihnen zu vertrauen. Was die Technik angeht, hätte ich mich gern für Photovoltaikmodule entschieden, die die Beschattung fördern und die Wiedereinführung der Schafzucht ermöglichen, wie wir sie vor 1960 bereits auf dem Betrieb hatten. Aber durch Total Energies hörte ich von vertikalen Modulen und ich fand die Idee interessant, um so den Ackerbau beizuhalten. In vier von fünf Jahren hatte ich mit extremen Wetterkapriolen zu kämpfen. Die Module sollen langfristig meine Ernte absichern.“

Und wie sieht es mit der Agronomie aus?

Bei Sylvain Raison wurde zunächst Soja gesät. Das bringt bereits erste, vielversprechende Ergebnisse, obwohl der Boden bei der Aussaat noch sehr verdichtet war. Sylvain Raison betont in diesem Zusammenhang: „In 30 cm Tiefe war die Bodentemperatur um 3° niedriger als auf den Referenzfeldern.“
Pierre Détain argumentiert ebenfalls zugunsten des Photovoltaikdachs: „Die tensiometrischen Sonden haben gezeigt, dass nach starkem Regen die Referenzfläche schneller wieder in Wasserstress geriet als die Versuchsfläche. Das ist natürlich in langen Trockenperioden ideal. Auch die Evapotranspiration scheint unter dem Photovoltaikdach geringer zu sein. Insgesamt wurde ein Unterschied von 27 Gradtagen festgestellt. Das entspricht bei Soja unter dem Dach einer Verschiebung des Entwicklungsstadiums von zwei Tagen. Das ist nicht signifikant, da das Erntedatum nicht verschoben wurde. Trotzdem wirft das neue Fragen auf: Die gesammelten Daten sehen vielleicht im Frühjahr ganz anders aus. Wird es bei der Aussaat im Frühjahr unter dem Schattendach Nachteile geben? Werden wir die Aussaat verschieben müssen?“
Im Anschluss an das Aufstellen der Anlage wurden Bodenprofile erstellt. Sie zeigten, dass das wiederholte Befahren mit den Maschinen zu Verdichtungen im ersten Horizont (0 – 20 cm) geführt hat. Trotzdem entwickelten sich die Sojabohnen, die nach den Aufstellarbeiten gepflanzt wurden, sehr gut und die erzielten Erträge waren ähnlich im Bereich unter den Modulen und im Referenzfeld. „Durch die Wiese, die während der Bauarbeiten angelegt wurde, konnten die Verdichtungen begrenzt werden und das Umsetzen der Maschinen wurde erleichtert. Wir werden unseren Mitgliedern empfehlen, vor den Bauarbeiten eine Wiese anzulegen, um die Verdichtungen zu reduzieren“, erläutert Pierre Détain.

Für Christian Huyghe ist das Photovoltaikdach auch interessant für Kulturen, die im Sommer viel Wasser brauchen: Gras in Gebieten mit Schafzucht oder Luzerne. „Die Veröffentlichung von Sylvain Edouard (EDF) zeigt, dass die Biomasseproduktion von Luzernen um 10 % gesteigert werden kann. Warum? Wenn man Module hat, hat man Schattten und man reduziert die Evapotranspiration, während man gleichzeitig eine ähnliche Niederschlagsmenge beibehält. Die Pflanze gerät weniger schnell in Wasserstress. Beim Weizen ist das weniger interessant, da er sein finales Entwicklungsstadium bereits erreicht hat, wenn die Module die maximale Produktionsmenge erbringen.“
Bei Jean-Philippe Delacre dagegen ist das Gegenteil der Fall. Paul Buffler erklärt: „Zwischen den Modulen haben wir einen Temperaturanstieg um 1,5° festgestellt. Das wird vielleicht eine bedeutende Wirkung auf die Erwärmung der Böden bei der Frühjahrsaussaat haben. Im ersten Testjahr gab es einen geringen Anstieg des Jahresdurchschnittswerts von Ertrag, Protein und spezifischem Gewicht. Das kann aber einen echten Mehrwert bringen, wenn sich das langfristig wiederholt.“ Schon allein die Tatsache, dass das Photovoltaikprojekt keine Auswirkung auf die Erträge und die Qualität hat, ist positiv. Jean-Philippe Delacre fügt hinzu: „Intuitiv ist es ein bißchen wie Agroforstwirtschaft, aber sofort einsatzbereit. Die Module haben einen Windschutzeffekt. Das ist nützlich, um die Auswirkungen von Frost und Evapotranspiration zu reduzieren. Und zwar ohne das Problem mit den Baumwurzeln, das ein begrenzender Faktor für das Wassermanagement ist.“ Dazu kommen die bedeckten Streifen unterhalb der Module. Dort können Tests zur Biodiversität durchgeführt werden. „Es gibt in diesen Streifen viel mehr Nützlinge wie Marienkäfer, die bei der Schädlingsbekämpfung helfen können. Aber das muss noch wissenschaftlich bestätigt werden“, fügt Paul Buffler hinzu.
Darüber hinaus werden Tests zum Reflexionsvermögen der Böden und der Kulturen unter den Modulen durchgeführt, ebenso wie zu den Kulturen, die am besten an den Klimawandel angepasst sind. Jean-Philippe Delacre hat die Berichte des GIEC (Groupe d’experts intergouvernemental sur l’évolution du climat = Staatliches Expertengremium für Klimaveränderungen) gelesen und erklärt, dass „sich das Biotop der Pflanzenarten um 200 km von Süden in Richtung Norden verschiebt.“ Deshalb testet er dieses Jahr Lavendel, Thymian, Rosmarin und Bohnenkraut zwischen den Modulen.

Welche agronomischen Resultate zu erwarten sind? Das wird das Jahr 2023 zeigen.

Die Landwirte wieder in die Debatte miteinbeziehen

Beide Projekte sind sehr innovativ, müssen aber aus agronomischer und energetischer Sicht noch validiert werden. Wie sieht es mit den Projekten zur Schafhaltung mit Bodenmodulen aus? Werden sie von der Regierung öfter abgelehnt? Das kann man nicht mit Sicherheit sagen, da Frankreich immer noch 55 % des Schaffleisches importiert und auch bei der Geflügelzucht ein Defizit aufweist. Auch hier können die Photovoltaikmodule durchaus interessant sein. Um so mehr als jedes Jahr 30.000 ha schlechterer Böden ihren landwirtschaftlichen Nutzen verlieren. Und das wäre eine schöne Art, dafür zu sorgen, dass sie diesen Nutzen behalten. Egal wie man das Thema dreht und wendet. Alle Beteiligten sind Gewinner: die Gesellschaft durch die Energieunabhängigkeit, die Umwelt durch die Reduzierung des CO2-Ausstosses, die Landwirte durch die neue Einkommensquelle und den Schutz der Kulturen und die Energieversorger. Sie ALLE sind Gewinner, wenn und nur wenn die Landwirte sich den Herausforderungen bewusst sind, die sich auf ihren Felder abspielen werden. Die Projekte sind äußerst rentabel für die Besitzer der Flächen. Es ist höchste Zeit, dass sich die Landwirte in diese Diskussionen einbringen und diese Projekte für sich beanspruchen. Vielleicht kann sich das alles unter der Schirmherrschaft der Genossenschaften entscheiden. Wenn die Landwirte ihre Kräfte bündeln und die Energieerzeugung als Ergänzung zur Pflanzenproduktion nutzen, haben sie vielleicht eine Chance, an Gewicht zu gewinnen, ihr Einkommen zu sichern und Größenvorteile zu nutzen. Allerdings muss man dabei beachten, dass Frankreich und Europa nicht auf ein und dieselbe Energie setzen können. Die Mischung muss ausgewogen sein!