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Schlupfwespen zur Maiszünslerbekämpfung

Der Maiszünsler und seine Larven sind ein großes Problem in den deutschen Maisbeständen. Er verursacht Bohrlöcher, abgeknickte Pflanzen und sogar Schäden an den Kolben. Um ihn zu bekämpfen, gibt es verschiedene Möglichkeiten wie chemische und mechanische Methoden. Aber es gibt auch ein neues biologisches Verfahren. Lesen Sie mehr dazu im Artikel mit Theo Leeb.

Der Maiszünsler verbreitet sich aufgrund klimatischer Veränderungen auch in Deutschland immer weiter. Seine Raupen und Larven richten jedes Jahr erhebliche Schäden in den Maisbeständen an. Es knicken nicht nur Maisstängel um, auch eine gestörte Wasser- und Nährstoffversorgung der Pflanzen und potenzielle Infektionsstellen für Bakterien und Pilzkrankheiten sind die Folgen. Das führt zum Teil zu Ernteverlusten oder auch Qualitätseinbußen.
Doch es gibt ein effektives biologisches Mittel zur Bekämpfung des Zünslers: Trichogramma brassicae – ca. 1 mm kleine Schlupfwespen. Die Schlupfwespenweibchen legen ihre Eier in denen des Maiszünslers ab, woraufhin sich in den Maiszünslereiern statt Zünslerlarven neue Schlupfwespen entwickeln.
Der Maiszünslerbefall beginnt meist mit dem Zuflug der Falter aus den Beständen des vorherigen Jahres – je nach Region ab Juni und Juli. Die Weibchen legen ihre Eier bevorzugt an der Blattunterseite ab. Ca. ein bis zwei Wochen später schlüpfen die Zünslerlarven und beginnen, sich im Bestand zu verteilen und in die Pflanzen zu bohren. Im Laufe der Vegetation fressen sich dann die Raupen von oben nach unten durch das Stängelinnere. Nach der Ernte befinden sie sich meistens in der Basis der Stängel und können sehr gut in den verbliebenen Maisstoppeln überwintern.

Für Theo Leeb ist es wichtig, sich neben den chemischen und mechanischen Methoden zum Pflanzenschutz auch andere Alternativen anzuschauen. Hier gibt es beispielsweise in Brasilien auch schon Untersuchungen mit verschiedenen Bakterien, um chemische Substanzen zu reduzieren. „In der Regel wird der Maiszünsler chemisch mit einem Insektizid behandelt. Eine weitere sehr gute Methode zur Bekämpfung des Maiszünslers ist die effektive Zerstörung der Maisstoppeln – so nimmt man ihnen die Möglichkeit zum Überwintern. Aktuell schauen wir uns aber auch die Schlupfwespenmethode an – ein biologisches Verfahren, was ja heutzutage immer wichtiger wird. In Süddeutschland oder Bayern ist der Maiszünsler bisher eher weniger ein Problem, aber es gibt natürlich Regionen und Länder, die sehr mit ihm zu kämpfen haben. Unter anderem im Westen und Süden von Europa. In Ungarn wird z.B. sehr viel Mais angebaut und hier ist der Maiszünsler auch ein Riesenproblem.“

Einbringen der Schlupfwespen in den Maisbestand

Um die Schlupfwespen in den Maisbestand zu bekommen, gibt es unterschiedliche Wege und Mittel. Die gängigste Methode sind kleine Zellulosekügelchen, in denen sich die Schlupfwespenlarven befinden. Diese haben einen Durchmesser von ca. 20 mm. Die Zellulose löst sich nach der Ausbringung z.B. durch Feuchtigkeit auf und die Schlupfwespen gelangen in den Maisbestand. „Wichtig ist, dass man den Termin zur Ausbringung relativ genau erwischt, damit die Larven des Zünslers durch die der Schlupfwespe zerstört werden können. Entscheidend sind dafür der Flugbeginn und der Zeitpunkt der Eiablage.“ Ein weiteres Problem, erklärt Theo Leeb, sei außerdem, wie man die Papierkügelchen mit den Larven ausbringt. „Eine Möglichkeit ist, mit mehreren Personen durch den Mais zu laufen und alle zehn Meter eine Kugel abzulegen. Aber das ist ein riesiger Aufwand. Wer macht das schon?! Eine andere Möglichkeit wäre, die Kügelchen mit einer Drohne auszubringen, an der unten ein Behälter angebracht ist. Sie fliegt GPS-gesteuert entlang einer geplanten Route über das Feld und wirft ebenfalls alle zehn Meter eine Kugel aus der Luft ab. In Süddeutschland wird dieses Verfahren über einen Dienstleister schon länger angeboten. Allerdings kommt auch diese Methode schnell an die Grenzen, wenn es um Flächenleistung geht, da die Arbeitsbreite einer Drohne eingeschränkt ist. Außerdem ist der Initialaufwand für die Planung der Flugroute recht hoch und das Ganze ist dann auch nicht ganz günstig.“ Da die Zünslerbehandlung ansteht, wenn der Mais eine Höhe bis zu ca. zwei Meter hat, ist auch ein Ausbringverfahren mit einem normalen Schlepper keine Alternative. Es gab Ansätze, mit einem eigens für die Ausbringung der Trichogramma-Kugeln entwickelten Stelzenleichtschlepper zu arbeiten. Aber auch das war, so Theo Leeb, nicht das Gelbe vom Ei.

Ausbringung über Pflanzenschutzspritze

Doch eine Möglichkeit, die sich aufgetan hat, war die Ausbringung der Zellulosekügelchen über die Pflanzenschutzspritze. „Im letzten Jahr kam dann der Geschäftsführer der Firma Biocare auf uns zu, ob es nicht noch andere Ideen zur Ausbringung gibt. Biocare hat bereits mit einem Partner eine Art Kugelwerfer entwickelt. Dabei handelt es sich um einen Behälter mit einer Größe von 50 x 50 cm, an dem sich unten ein Dosierer befindet, der die Kügelchen über Rohre und Druckluft ausbringt.“
Testweise wurden dann mehrere dieser Kugelwerfer an das Gestänge einer HORSCH Leeb Spritze angebracht. „Mit mehreren dieser Kugelwerfer an einem 36-m-Gestänge hat man eine bessere und saubere Querverteilung und höhere Schlagkraft. So entstand die Idee, mit der Spritze nicht nur Flüssigkeiten auszubringen, sondern mit dem gleichen Gerät auch Feststoffe – in unserem Fall waren es die Schlupfwespenkügelchen. Da diese sehr leicht sind, gibt es beim Ausbringen auch keine Gewichtsprobleme.“ Wichtig ist dabei, die Kugeln gleichmäßig und in einer Art Schachbrettmuster aufs Feld zu bekommen.

„Aktuell haben wir links und rechts an der Spritze einen Luftverteiler angebracht, der je 24 m abdeckt, d.h. wir können effektiv 48 m Arbeitsbreite abdecken. Jeder dieser Verteiler hat drei Abgänge und wirft die Kügelchen aufs Feld. An der optimalen Schachbrettverteilung arbeiten wir noch. Wir testen noch im Feld und warten aktuell die Ergebnisse ab. Dann werden wir auch sehen, wie der Wirkungsgrad dieses Verfahrens aussieht. Ich erwarte natürlich nicht, dass es der gleiche Wirkungsgrad ist wie mit chemischen Pflanzenschutzmitteln, aber meines Erachtens ist es heutzutage unumgänglich, sich auch mit den Alternativen zu befassen. Denn wer weiß, ob wir nicht in Zukunft auch einfach den ein oder anderen Kompromiss eingehen müssen. Wenn es gut aussieht, planen wir, einen eigenen Kugeldosierer zu entwickeln. Das ist technisch sehr gut möglich – ähnlich unseres Einzelkorndosierers. “