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Bandspritzen – überzeugend wirksam

Volker Gröblinghoff ist studierter Landwirt. Nach seinem Master, den er in Göttingen und Bonn abschloss, nahm er eine Stelle bei der Freiherr von Weichs KG, einem Ackerbaubetrieb in Ostwestfalen, an. Hier ist er aktuell als Assistent der Geschäftsführung tätig und verantwortet die Außenwirtschaft des Ackerbaubetriebs.

terraHORSCH: Was sind die wichtigsten Ackerfrüchte auf Ihrem Betrieb?
Volker Gröblinghoff:
Wir haben ca. 1.000 Hektar Anbaufläche und bauen typische Cash-Crops wie Raps, Weizen, Gerste und Dinkel an, aber auch Zuckerrüben und Kartoffeln sind wichtige Kulturen, des Weiteren noch Silomais und Ackerbohnen. Die Rübe hat nach wie vor im Betrieb einen hohen Fruchtfolgeanteil und ihr Anbau spielt eine gewisse Rolle im Betriebsergebnis. Aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen nutzen wir in Zuckerrüben das Bandspritzverfahren.

terraHORSCH: Wo steht die Zuckerrübe bei Ihnen in der Fruchtfolge?
Volker Gröblinghoff:
In der Fruchtfolge steht die Zuckerrübe nach Getreide, in der Regel nach Gerste, Weizen oder Dinkel. Nach der Rübe kommen dann sowohl Weizen als auch Dinkel. Das Anbauflächenverhältnis von Dinkel und Weizen variiert je nach Marktlage. Der Mais steht bei uns im Betrieb meistens nicht in der intensiven Zuckerrübenrotation. Sowohl die geografischen als auch die klimatischen Bedingungen sind für den Maisanbau nicht optimal und auch der Bedarf an Silo- bzw. Biogasmais ist nicht sehr hoch.

terraHORSCH: Ihr wirtschaftet im Betrieb auf verschiedenen Höhenstandorten. Wie sind da die speziellen Herausforderungen?
Volker Gröblinghoff: Ja, der Boden bei uns ist sehr heterogen. Wir haben teils sehr schwere Tonböden, die im Frühjahr bei der Bearbeitung viel Fingerspitzengefühl erfordern, vor allem bei der Aussaat der Rübe sind sie häufig eine große Herausforderung. Für ein vernünftiges Zuckerrübensaatbett erfolgt die Bodenbearbeitung teils vor dem Winter. Die Winterfurche hat sich über Jahre bei uns auf den Flächen mit hohen Tongehalten bewährt. Auf Flächen, die aufgrund der Bodengüte keinen Zuckerrübenanbau zulassen, steht Raps anstelle der Rübe in der Fruchtfolge. In den tieferen Lagen Richtung Warburger Börde sind die Böden deutlich schluffiger. Auf diesen Böden lassen sich Rüben und Kartoffeln einfacher anbauen.
Insgesamt ist unser Standort relativ nass, auch wenn es sich aufgrund der Trockenheit der letzten Jahre anders darstellt. Aber an sich ist der Standort Borlinghausen sehr von Nässe im Ackerbau geprägt und diese Bedingungen sind eine Herausforderung.

terraHORSCH: Wie waren die durchschnittlichen Niederschläge der letzten Jahre?
Volker Gröblinghoff:
Ich würde sagen, im Schnitt zwischen 800-900 mm/m², im vergangenen Jahr waren es knapp 700. Also ca. 200 mm weniger. In diesem Jahr liegen wir bis Oktober bei ca. 500 mm/m². In gewisser Weise erleichtern die ungewöhnlich trockenen Bedingungen die Bearbeitung unserer Böden, wenn auch die extreme Frühsommertrockenheit zu Ertragsdefiziten gerade bei den Zuckerrüben geführt hat.

terraHORSCH: Wie sind Sie auf das Thema Bandspritzen aufmerksam geworden und warum haben Sie sich schlussendlich auf Ihrem Betrieb dafür entschieden?
Volker Gröblinghoff:
Wir haben Rübenstandorte, die stark mit Schosserrüben belastet sind. Deshalb haben wir uns die Frage gestellt, wie wir das einfacher in den Griff bekommen, sodass man eben von der mühseligen Handarbeit, vom Schosserziehen wegkommt. Es gibt ein neues System von KWS und Bayer: das Conviso-Anbausystem bestehend aus Saatgut und Herbizid. Hier war in diesem Jahr das Systemherbizid nur auf maximal 45 % der Fläche als Bandapplikation zugelassen. Wir konnten für dieses Anbaujahr Saatgut und das dazugehörige Herbizid, das auch Schosserrüben sicher entfernt, die gegenüber diesem Wirkstoff nicht tolerant sind, beziehen. So wurden wir aufgrund der Zulassung des Herbizids direkt mit dem Bandspritzen konfrontiert und das Thema war daher deutlich präsenter bei uns im Betrieb als zuvor. Um unsere Flächen sauber zu bekommen, setzen wir unsere Flächenspritze als Bandspritze in Kombination mit einer Hacke ein.

terraHORSCH: Welche Reihenweiten haben Sie?
Volker Gröblinghoff:
Die Zuckerrüben legen wir auf 45 cm Reihenabstand. Die Spritze, eine HORSCH Leeb 7 GS, hat eine Arbeitsbreite von 27 m mit einer 25 cm Düsenaufteilung.

terraHORSCH: Wie haben Sie die Maschine umgerüstet?
Volker Gröblinghoff:
Wir haben die schrägen Düsenkappen von HORSCH eingebaut. Es gibt zwei verschiedene Schrägkappen: eine graue und eine rote. Mit den Schrägkappen, den geraden Düsenkappen und Blindkappen konnten wir mithilfe der Einbauanleitung von HORSCH bei dem 25 cm Düsenabstand an unserer Spritze die Bandspritzung mit 45 cm Reihenweite bei der Rübe realisieren.
Um das Ganze zu testen und nicht gleich ein Herbizid einzusetzen, sind wir erst mal nur mit Wasser ins Feld gegangen und haben die Anwendung und die Einstellungen ausprobiert. Die Wassermenge lag mit den RowFan-Düsen 40 02 bei 300 l/ha. So konnten wir viele Dinge zunächst einmal testen, die Gestängehöhe optimal einstellen und die für uns passende Breite des Bandes festlegen. Um ein 20 cm-Band zu erreichen, mussten wir die Düsen auf 45° Schränkung im Düsenstock drehen. Durch die exakte Höhenführung des Gestänges mit BoomControl konnte die Breite des Applikationsbandes sicher eingehalten und somit auf der applizierten Fläche die richtige Wirkstoffkonzentration ausgebracht werden. Als wir überzeugt waren, dass es funktioniert, sind wir mit dem Herbizid gefahren. Anfangs kontrollierten wir das System sehr stark, indem wir das Auftreffen des Spritzfilmes ständig beobachteten. So konnten wir sicher sein, dass es zuverlässig funktioniert und der Bereich, der durch die Hacke nicht mechanisch sauber gehalten wird, mit dem Herbizid gespritzt wird.

terraHORSCH: Was war für Sie eine Herausforderung beim Einstellen?
Volker Gröblinghoff:
Die größte Herausforderung war für uns am Anfang die Spurführung am Traktor so zu fahren, dass das Band mittig über der Rübenreihe ist. In der Längsachse hat die Spritze ein gewisses Spiel. Wir sind mit gesperrter Lenkachse gefahren und haben das RTK-Lenksystem des Traktors für etwaige Korrekturen genutzt, um die Technik einen Zentimeter nach links oder rechts zu verschieben, um nicht abzudriften und das Band immer mittig über der Reihe zu applizieren.

terraHORSCH: Was ist Ihr Fazit?
Volker Gröblinghoff:
In diesem Jahr haben wir nur einmal appliziert, weil nach der Trockenheit kein weiteres Unkraut aufgelaufen ist. Die Fläche ist komplett sauber und unterscheidet sich nicht zu dem Rübenfeld auf der anderen Straßenseite, auf dem wir mit einem herkömmlichen Herbizidregime ganzflächig gefahren sind.
Als Hackmaschine kam auf dieser Fläche ein Farmdroid-Roboter zum Einsatz, der auch innerhalb der Reihe mit RTK-Genauigkeit an die Rübenpflanze heran hacken kann. Direkt an der Rübenpflanze wachsendes Unkraut ist dennoch nicht zu erfassen, sodass die rein mechanische Unkrautbekämpfung nicht das gewünschte Ergebnis einer unkrautfreien Rübenfläche erzielt hat. Mit der Spritze im Band haben wir das aber gut wegbekommen. Insgesamt hat die Anwendung der Bandspritzung in Kombination mit der Hackmaschine im Ergebnis überzeugt und eine saubere Rübenfläche produziert. Das Gestänge konnte zuverlässig auf der geringen Applikationshöhe von circa 28 cm bei ausreichender Fahrgeschwindigkeit geführt werden, sodass eine optimale Benetzung erfolgte.