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Ein Netzwerk für die Zukunft

Die Vertiefung einer Netzwerkstruktur ist bei HORSCH weit mehr als die Umsetzung eines Trendbegriffes. Cornelia und Philipp Horsch berichten über die Hintergründe, warum man sich zu diesem Schritt entschlossen hat.

terraHORSCH: Etwas an der Unternehmensstruktur zu ändern, ist ja meistens ein Mammutprojekt. Was waren die Gründe für Sie als Familie und Entscheider, diesen Schritt zu gehen?
Philipp Horsch: Wir sind ein zutiefst produkt- und kundenfokussiertes und -getriebenes Unternehmen. Seit ein paar Jahren beschäftigen wir uns damit, wie wir diese unsere ureigenste DNA trotz des Wachstums noch besser im Unternehmen umsetzen können. Erste Gedanken vor ca. zwei Jahren gingen in die Richtung, unsere Produktgruppen in Form von Business Units zu strukturieren und von hier heraus das Unternehmen noch deutlicher anzutreiben. Das ist zunächst für uns nichts Neues - so ticken wir schon immer. Jedoch ist es einfach auch an der Zeit, uns weiterzuentwickeln. Der bestmögliche Kundenfokus bleibt für uns der Maßstab. Um an dieser Idee weiterzuarbeiten, haben wir als Familie uns im Oktober 2019 ein Wochenende lang zurückgezogen und so kamen wir immer mehr zu einem Gesamtbild, das sich stimmig für uns anfühlte. Wir haben uns mit dem Firmenursprung, der Herkunft und dem, was uns starkgemacht hat, beschäftigt. Und auf dieser Basis haben wir am Ende die Entscheidung getroffen, in eine Netzwerkstruktur zu gehen.
Cornelia Horsch: Die letzten großen strukturellen Maßnahmen liegen übrigens auch zehn Jahre zurück. Da waren wir ein ganz anderes Unternehmen als heute. Gründe sind hier zum Beispiel unser Wachstum, die Internationalisierung oder die neuen Herausforderungen, die wir auch von den Märkten erhalten. Daher haben wir einfach den Bedarf für eine Neustrukturierung gesehen: uns neu erfinden, Dinge komplett noch einmal überdenken und neu aufbauen. Und mit dem Thema haben wir ja grundsätzlich schon lange Erfahrung. Es liegt in unseren Wurzeln, Dinge immer wieder neu zu denken und nicht einfach nur etwas weiterzuentwickeln.

terraHORSCH: Wie sahen dann die ersten konkreten Schritte aus und wo steht HORSCH heute in diesem Prozess?
Philipp Horsch: Wir sind an dem Punkt, dass wir unsere operative Führungsmannschaft von bisher sieben Bereichsleitern erweitert haben. Wir verteilen die vorhandenen Aufgaben auf mehr Köpfe: von sieben auf zwölf. Gleichzeitig integrieren wir in diese Führungsmannschaft noch die Produktgruppen als ProductUnits. Somit stellen ab heute 17 Personen die operative Leitung des Unternehmens dar, die strukturell miteinander in einem Netzwerk arbeiten. Dazu kommen natürlich noch wir beide zusammen mit meinem Bruder Michael und Theo Leeb. Wir gehen also von einem klassischen Organigramm- und Hierarchie-Denken weg hin zu einer Netzwerkorganisation. Das wird jetzt im gesamten Unternehmen nach und nach in allen Bereichen umgesetzt. Vor allem der Schritt, unsere fünf Produktgruppen auch in der Unternehmensführung abzubilden, zeigt deutlich, dass wir uns von einer rein funktionalen Organisationsstruktur zu einer Netzwerkstruktur verändern, in der durch diesen Schritt sowohl nach innen als auch nach außen klar und deutlich unsere ureigenste Produkt- und Kundenzentrierung bestärkt wird.
Cornelia Horsch: Und jetzt befinden wir uns in einem Changeprozess. Das ist für uns ein mehrjähriger Weg. So etwas setzt man nicht über Nacht um. Wir gehen davon aus, dass vor allem der Kulturtransformationsprozess eine Weile brauchen wird. Denn in das Erlernen eines neuen Führungsverhaltens werden auch wirklich alle Führungskräfte und Projektleiter einbezogen. Wir haben hier auch eine externe Begleitung, die uns unterstützt und mit uns diese Veränderungen durchgeht, bis wir alles selbst in die Hand nehmen. Schließlich spüren wir auch, dass sich die Gesellschaft und die Anforderungen der Mitarbeiter, wie man heutzutage modern arbeitet, verändern und weiterentwickeln. Auch da wollten wir uns einfach modern aufstellen. Die jungen Generationen fordern neue Organisationsformen und vor allem eine moderne Organisationskultur. Unsere Mitarbeiter sollen Spaß an der Arbeit haben, den auch unsere Kunden spüren. So wollen wir für unsere Belegschaft in der Branche und an unseren Standorten einer der attraktivsten Arbeitgeber sein. Wir beginnen jetzt in Deutschland und werden es dann auch später bei unseren internationalen Tochterfirmen etablieren.

terraHORSCH:  Die HORSCH Kunden und Vertriebspartner denken jetzt vielleicht: „Das klingt ja alles prima, aber was ändert sich denn für mich?“
Cornelia Horsch (lacht): Ja, eigentlich ändert sich nach außen hin nichts. Es ist eine Maßnahme, damit der direkte, enge und individuelle Kontakt mit Kunden und Vertriebspartnern auf diesem hohen Niveau bleiben kann - trotz des Firmenwachstums.
Philipp Horsch: Wir erleben gerade eine Zeit der großen Veränderungen, auf Neudeutsch Disruptionen, die uns nicht nur in der Landwirtschaft, sondern in allen Lebensbereichen massiv herausfordern. Wir freuen uns darauf und sehen unglaubliche Chancen vor allem für unsere Branche! Uns ist aber klar, dass wir uns auch als Unternehmen neu ausrichten müssen. Sind wir doch mal selbstkritisch: An vielen Punkten (Struktur, Denken, Haltung etc…) befinden wir uns doch noch im letzten Jahrtausend – das reicht in Zukunft aber nicht mehr! Da ist noch Luft nach oben - auch im Sinne unserer Kunden und Vertriebspartner! Wir wollen als Unternehmen gewappnet sein für die neuen Herausforderungen, wir wollen mitgestalten und nicht nur reagieren usw… Und das braucht tief greifende Veränderungen, vor allem in unser aller Köpfen. Danach strecken wir uns aus. Das wird dann auch sichtbare Wirkungen für unsere Kunden und Vertriebspartner haben.
Cornelia Horsch: Kunden, Mitarbeiter und Gesellschaft - es sind diese drei Aspekte, die zählen. Wenn man es zusammenfasst, wollen wir uns am Ende für die Zukunft für die nächsten Jahrzehnte neu aufstellen. Wir möchten diese weiter mit Leichtigkeit und vielen neuen Ideen und Innovationen durchlaufen und nie unter Druck stehen müssen.
Philipp Horsch: Wie gesagt: Wir machen etwas, das im tiefsten Inneren unseren Wurzeln und unserem Ursprung entspricht. Aber es ist trotzdem revolutionär, wenn man es insgesamt betrachtet. Denn Netzwerk ist zwar ein gehypter Begriff, aber Fakt ist, dass es eigentlich kaum Organisationen gibt, die heute als Netzwerk auch funktionieren. Wir wollen nicht abgleiten in immer mehr Hierarchie, immer mehr Strukturen, immer mehr Regeln usw… Wir bleiben bei unserem agilen Denken und Handeln und wollen uns weiterentwickeln.

terraHORSCH:  Wie erleben denn die Mitarbeiter aktuell diesen Prozess? Es gibt doch sicherlich viele Fragen?
Cornelia Horsch: Das Gute ist, dass es ja ein Prozess ist. Wir haben bereits im Sommer bei einer virtuellen Betriebsversammlung der kompletten Belegschaft angekündigt, dass wir einen Prozess hin zum Netzwerk starten. Jetzt übernehmen alle Verantwortlichen aus dem Führungsteam die Aufgabe, alle Kollegen und Kolleginnen in allen Abteilungen zu informieren und mitzunehmen. Das Schöne ist ja auch, dass wir schon immer extrem abteilungsübergreifend arbeiten. Bei uns haben sich Mitarbeiter immer schon mehr durch ihr Tun als durch ihre Position identifiziert. Das ist das Wichtigste. Damit haben alle Freude und Spaß an ihrer Arbeit. Wir selbst informieren unsere Mitarbeiter auch weiter ganz direkt in unserem Intranet oder über Videobotschaften.
Philipp Horsch: Rein visuell kann man das übrigens auch hervorragend darstellen. Unsere Organigramme im Unternehmen haben keine Linien, Zeilen und Spalten, es gibt kein oben und unten mehr! Wir stellen unsere Organisation als Netzwerke dar, immer mit dem Kunden im Zentrum, die sich entsprechend der Aufgaben und Anforderungen auch schnell wandeln können. Ja, das ist eine Herausforderung für uns alle, aber wir gehen zuversichtlich in diesen Changeprozess hinein und sind gespannt darauf, wie es uns nachhaltig verändern wird.