Home » Ausgabe 20-2020 » Betriebsreportage » Aussaat in Windrichtung: Kotini, LV

Aussaat in Windrichtung

Der Betrieb Kotini ist einer der größten Saatgutproduzenten für Getreide und Hülsenfrüchte in Lettland. Daneben werden noch Marktfrüchte angebaut. Aufgebaut wurde er vom Eigentümer Aldis Ločmelis. terraHORSCH hat den Landwirt kurz vor der Frühjahrssaison besucht.

Im Jahr 1992 begannen Aldis und sein Vater in Viļaka in der Gemeinde Šķilbeni (Region Lettgallen) an der lettisch-russischen Grenze mit der Landwirtschaft. Damals bauten sie auf 12 ha Gerste an. Um die Jahrtausendwende wurden dann schon 360 ha bewirtschaftet, die gesamte Ernte wurde vor Ort weiterverarbeitet. Es gab immer viel zu tun, das Einkommen war jedoch relativ niedrig. Daher musste eine strategische Entscheidung getroffen werden. Für den Landwirt war klar: „Entweder arbeite ich mit der neuesten Technik weiter oder gar nicht!“ So wurde Kotini zu einem der größten Saatguterzeuger Lettlands und produziert jedes Jahr mehrere tausend Tonnen.

Ackerbau

Der Betrieb bewirtschaftet 3.000 ha, 2.000 ha davon sind Eigentum. Die durchschnittliche Schlaggröße beträgt 22 ha. Kotini baut eine Vielzahl von Kulturen an: Weizen, Gerste, Hafer, Roggen und Raps sowie Bohnen, Erbsen und Gras. Dabei werden etwa 70 % Sommerfrüchte gesät. Der Landwirt kommentiert diese Vielfalt wie folgt: „Am wichtigsten ist eine gute Fruchtfolge. Dadurch kann der Bedarf an Pflanzenschutzmitteln verringert werden und sie ermöglicht den Einsatz von pflugloser Technik, die weder das Wachsen von Unkrautsamen fördert noch das Bodenleben zerstört. Darüber hinaus sind die Zeitfenster für Aussaat und Ernte länger, so dass weniger Arbeitsspitzen auftauchen.“
Es wird zum Teil direkt in die Stoppel gesät – auf einigen Feldern wurde seit fast zehn Jahren nicht mehr gepflügt – und sie setzen auf Minimal-Bodenbearbeitung. Es wird flach bearbeitet, um den Mutterboden zu lockern und Ernterückstände einzumischen. Dafür benutzt der Landwirt zwei HORSCH Focus 6 TD und einen Cruiser 12 XL. Aldis Ločmelis erläutert die wirtschaftlichen Vorteile: „Beim Pflügen verbrauchen wir etwa 16 bis 17 l Diesel pro Hektar. Beim Strip Till-Verfahren mit HORSCH nur 11 bis 13 l, weil wir gleichzeitig Dünger ausbringen und somit alles in einer Überfahrt erledigen. Wenn man mit der pfluglosen Bewirtschaftung startet und die Fruchtfolge noch nicht ganz optimal ist, kann es zur Ertragseinbußen kommen. Aber halten Sie durch, es zahlt sich aus!“
Anfangs war für den Landwirt der Pflug oder die Kreiselegge noch das Mittel der Wahl, weil ihm einfach die Erfahrung und auch die richtige Technik für die Direktsaat fehlten. „Seit wir den Pflug nicht mehr nutzen, hat sich die Struktur und die Gesundheit des Bodens verbessert. Es gibt mehr Regenwürmer und organische Substanz. Pflanzen mit Wurzeln nehmen den Dünger nicht direkt auf. Er wird von den Bodenbakterien und -pilzen verarbeitet. Und wenn die Nährstoffe nicht im Boden sind, bekommt die Pflanze nicht genug davon. Eine tiefe Bodenbearbeitung mit Pflügen oder Kreiseln zerstört wiederum das feine Pilz- und Bakteriennetz. Darüber hinaus entwickelt die junge Pflanze bei der Direktsaat Wurzeln an der Stelle, wo die vorherige Pflanze war und noch Wurzelreste vorhanden sind, die sich bereits zu zusätzlicher organischer Substanz zersetzt haben. Die nächste Ernte ist aufgrund der Verfügbarkeit der Nährstoffe bequem, einfach und unkompliziert“, erklärt Aldis Ločmelis.

Windrichtung und Reihenabstand

Um auf dem Markt erfolgreich bestehen zu können, müssen Landwirte immer wieder über verschiedene, manchmal auch nicht unbedingt traditionelle Technologien nachdenken. Eine davon ist die Ausrichtung der Saatreihen entsprechend der vorherrschenden Windrichtung: „Bei uns überwiegt der Westwind. Daher säen wir die Reihen von Osten nach Westen, damit der Wind leichter in die Reihen eindringen und die überschüssige Feuchtigkeit wegtrocknen kann. So wird ein Faktor für Krankheitserreger, insbesondere bei eng gesäten Früchten, eliminiert. Die freien Ressourcen der Natur - Sonne, Wasser und Wind – müssen maximal genutzt werden", betont Aldis Ločmelis.
Eine weitere Besonderheit des Betriebes ist die Aussaat von Feldfrüchten mit einem Reihenabstand von 30 cm. Dafür nutzt der Landwirt einen HORSCH Focus. Und ist sehr zufrieden. Bereits im zweiten Jahr sät der Betrieb Raps, Roggen, Weizen, Triticale, Hanf, Hafer und Bohnen mit einem Abstand von 30 cm. „Letztes Jahr haben wir auch versucht, Gerste so zu säen. Es sah schrecklich aus, aber das Getreide hatte trotzdem gut entwickelte Ähren. Außerdem wurde das Dreschen bei Lagergetreide erleichtert, da es im Vergleich zu einem 15-cm-Reihenabstand nicht komplett auf dem Boden lag. Bei der Aussaat von Sommergerste und Flachs arbeiten wir dagegen mit konventionellem Reihenabstand, weil das so besser passt“, sagt der Landwirt.
Aldis Ločmelis hat herausgefunden, dass ein Reihenabstand von 30 cm für das Fahren zwischen den Reihen ausreicht, um die Pflanzen nicht zu stören. Daher ist in Kürze der Kauf eines HORSCH Hackgerätes für die mechanische Bekämpfung der Ungräser geplant. Diese Technologie eignet sich besonders für Biobetriebe - der Landwirt will einen Teil seines Betriebes umstellen.

Saatgutvermehrung

Der Saatgutanbau ist das Kerngeschäft von Kotini. „Seit der Gründung des Betriebes produzieren wir Saatgut. Derzeit wird auf 2.200 ha zertifiziertes Saatgut erzeugt, aber dieser Geschäftszweig ist nicht so einfach, weil sich die Nachfrage jedes Jahr ändert. Wir bauen so reines Saatgut wie möglich an und verwenden nur so viel Pflanzenschutzmittel wie nötig“, sagt Aldis Ločmelis. Bei Kotini gibt es große Lager- und Trocknungskapazitäten. Die Farm produziert jährlich etwa 3.000 t Saatgut, mehr als 30 Silos mit einer Gesamtkapazität von fast 7.000 t stehen zur Verfügung. 

Produkte

Der Betrieb verarbeitet alles weiter, was auf den Feldern geerntet wird. „Wir stellen Lebensmittel nur aus den Dingen her, die wir selbst anbauen und von denen wir überzeugt sind. Die Besonderheit unserer Lebensmittel ist, dass jedes von ihnen aus einer bestimmten Sorte hergestellt wird. Daher können wir die gleiche Garzeit und den gleichen Geschmack bieten“, erklärt der Eigentümer. Wir analysieren ständig die Getreidesorten, weil sich jede Sorte anders verhält“, erklärt der Besitzer.
Alle Kotini Produkte werden transparent verpackt, damit die volle Qualität des Produkts sichtbar ist. Überall sind Rezepte und Zubereitungstipps dabei.
Kotini produziert auch Mischfutter für die Viehhaltung - ohne Zusatz von GVO-Produkten. Die Produkte werden im Internet und auch in Bioläden verkauft.

Maschinenpark

Auf dem Betrieb gibt es elf Traktoren, unter anderen zwei Case-Knicklenker auf Raupen, vier Mähdrescher, mehrere Teleskoplader und andere Geräte. In der Mitte des Hofs befindet sich der Stolz des Besitzers - zwei HORSCH Focus 6 TD - einer mit Hohlscheiben zur Einebnung und einer mit Krümelwalze. Ansonsten ist die technische Ausstattung die gleiche. „Seit wir mit HORSCH zusammenarbeiten, haben wir weniger Maschinen für die Bodenbearbeitung. Das senkt natürlich die Kosten“, stellt Aldis Ločmelis fest.
Die HORSCH Sämaschinen haben einen Haupttank für Saatgut und Dünger, mit einem optionalen 400-Liter-Behälter kann eine dritte Komponente ausgebracht werden. „Mit diesen Drillmaschinen säen wir alle Kulturen, einschließlich Bohnen. Früher haben wir vor der Bohnenaussaat gepflügt, aber seit wir mit HORSCH arbeiten, werden auch diese Felder nicht mehr gepflügt“, sagt der zufriedene Besitzer.
Eine weitere wichtige Maschine ist für Aldis Ločmelis der HORSCH Grubber Cruiser 12 XL, mit dem vor der Aussaat Ernterückstände eingearbeitet werden: „Das Gerät könnte bis 15 cm tief arbeiten. Aber wir arbeiten mit diesem Grubber nicht unter 4 cm Tiefe, normal sind ein bis zwei cm. Grubber, Drillmaschine, Traktor, Striegel und Spritze - andere Geräte brauchen wir nicht. Für die Zukunft werden wir ein Hackgerät anschaffen, um Unkraut mechanisch zu bekämpfen.“

Die Zukunft

Die künftige Entwicklung des Betriebs hängt hauptsächlich mit der Erweiterung des Angebots an Fertigprodukten zusammen – und der Produktion von Bio-Produkten. „Wir planen, einen Teil des Betriebes biologisch zu zertifizieren, zum Beispiel für Bohnen keine Pflanzenschutzmittel mehr zu verwenden, und eine Bio-Produktlinie einzuführen. Geplant sind vegetarische und vegane Produktlinien. Es wird auch glutenfreie Produkte geben, die für viele Menschen heute besonders relevant sind. Wir möchten den Menschen das bieten, was sie wollen - einfacher und billiger essen“, fasst Aldis Ločmelis seine Betriebsphilosophie zusammen.