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Schlank mechanisiert

Mindaugas Šemežys - LT

Landwirt Mindaugas Šemežys aus Vikaičiai hat sein ackerbauliches System offensichtlich gefunden. Und das funktioniert mit einer schlanken Mechanisierung. terraHORSCH hat den Betrieb in Litauen besucht.

Als wir in Vikaičiai eintreffen, ist es ein regnerischer, windiger Tag Ende Oktober. Der kleine Ort liegt gute 80 km nördlich von Kaunas, der zweitgrößten Stadt Litauens. Auf dem Betrieb ist in diesem Jahr das meiste gelaufen. Die Ernte ist komplett eingebracht, es steht noch etwas Bodenbearbeitung auf dem Programm, der Großteil der Maschinen ist jedoch bereits eingewintert und unter Dach.
Mindaugas Šemežys bewirtschaftet hier gemeinsam mit seinen Eltern gute 600 ha. Der Betrieb ist organisatorisch in zwei Teile getrennt, der junge Landwirt ist hier im Jahr 2007 mit eingestiegen. Die Strukturen in Litauen sind sehr unterschiedlich. Bis zur Unabhängigkeit Litauens 1991 wurde fast die komplette landwirtschaftliche Nutzfläche von Kolchosen bewirtschaftet. Heute gibt es alles - von Selbstversorgern mit einer Kuh bis zu Großbetrieben mit mehreren tausend ha.

„Wir besitzen selbst etwa 400 ha“, erklärt uns Mindaugas Šemežys. „Die restliche Fläche ist gepachtet. In unserer Gegend gibt es einige etablierte landwirtschaftliche Betriebe, daher ist es nicht einfach, an Flächen zu kommen. Ich möchte aber auch nicht unbedingt wachsen. Wie es zurzeit läuft, passt alles ganz gut.“ Hauptfrüchte sind Raps, Weizen und Gerste. Die beiden Getreidearten haben in der Fruchtfolge einen Anteil von je 40 %. Nächstes Jahr plant der Landwirt zusätzlich mit Sonnenblumen, unter der Voraussetzung, dass Saatgut zu bekommen ist. Es wäre zwar möglich, Zuckerrüben anzubauen, zurzeit ist aber kaum Quote erhältlich. Außerdem wären dafür hohe Investitionen in die entsprechende Technik nötig. So wurde eher der Anbau von Gerste intensiviert. Als Zwischenfrucht werden Senf-Erbsen-Gemenge angesät. Die Schlaggröße schwankt zwischen einem bis 80 ha, die meisten Flächen sind jedoch um die 30 bis 40 ha groß. Mindaugas Šemežys beschäftigt fünf Mitarbeiter, die zusätzlich zu den Arbeiten in der Außenwirtschaft auch viele Service- und Reparaturarbeiten in Eigenregie erledigen. Bei schwierigeren Problemen hilft der örtliche Landtechnikfachhandel. Wie überall im ländlichen Raum ist es schwierig, zuverlässige und qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen. Der Betriebsleiter selbst ist Umweltingenieur und hat einen Magister-Abschluss in Landwirtschaft.

Modern ausgestattet

„Meine Eltern haben noch hauptsächlich mit Technik aus dem Osten gearbeitet, mit Kirovets-K700-Schleppern aus Russland oder dem Modell T 150 vom Charkower Traktorenwerk aus der Ukraine“, erzählt Mindaugas Šemežys. „Ich habe dann erst einmal auf westliche Technik der Marken Claas, Case und John Deere umgestellt. Und im Zuge der Minimalbodenbearbeitung wurde auch schnell der Pflug abgeschafft.“ Heute laufen auf dem Betrieb sieben Traktoren mit einer Leistung zwischen 80 und 520 PS. Der kleinste ist ein russischer, der größte ein in diesem Jahr angeschaffter Claas Xerion. Der Rest bewegt sich zwischen 180 und 320 PS. Geerntet wird mit zwei Mähdreschern, einem Claas Lexion 540 und einem John Deere S785. Neben einer Selbstfahrspritze mit einer Arbeitsbreite von 36 m sind noch zwei Teleskoplader und ein Lkw bei dem Landwirt vorhanden. Die Sätechnik und die Maschinen für die Bodenbearbeitung kommen komplett von HORSCH: eine Joker 8 RT mit Messerwalze vor den Scheiben, ein Focus 6 TD sowie ein Partner 2800 HT. Für die flächige Ausbringung von mineralischem Dünger gibt es außerdem noch einen Streuer von Amazone.

Der Jahresablauf sieht folgendermaßen aus: Nach dem Dünger streuen und einem Bearbeitungsgang mit der Joker wird mit dem Focus gesät. Auch dabei wird Dünger ausgebracht - und zwar bedarfsgerecht nach Nährstoffkarten, je die eine Hälfte oben und die andere Hälfte unten. Vor allem in trockenen Jahren wird während der Vegetationsperiode dann eher mit flüssigem AHL gearbeitet, der mit der Selbstfahr-Spritze ausgebracht wird. Es schließen sich Pflanzenschutzmaßnahmen an. Die Rapsernte beginnt Mitte Juli. Die Stoppelbearbeitung wird dann wieder mit der Joker gemacht. Die Rapssaat sollte nach den Erfahrungen des Landwirts bis zum 15. August fertig sein, die von Weizen bis zum 10. September. Die Gerste wird in der Regel bis zum 25. April gesät. In diesem Fall nach einer Zwischenfrucht. Pro Frucht rechnet Mindaugas Šemežys mit etwa einer Woche für die komplette Fläche. „Das haben wir die letzten Jahre auch immer gut geschafft“, sagt der Landwirt. „Dazwischen haben wir relativ viel Zeit“, meint er schmunzelnd. „Da wäre es vielleicht interessant, einen zusätzlichen Betriebszweig aufzubauen, wie etwa die Milchviehhaltung. Ich habe aber die Befürchtung, dass dies aufgrund der hohen Investitionen wirtschaftlich schwierig werden könnte.“ Die Böden dort sind für litauische Verhältnisse durchschnittlich, der Bodentyp ein leichterer Ton.

StripTill bewährt sich

„Früher hatten wir oft Probleme mit Bodenerosion auf den Hügeln, wo der Boden etwas schwerer ist“, sagt der Landwirt. „Der Pflug hat sich hier eindeutig negativ ausgewirkt. Mit der Minimalbodenbearbeitung haben wir das gelöst. Gar nicht so einfach war es jedoch, die richtige Drillmaschine für unsere Verhältnisse zu finden, denn bei uns bleibt alles Stroh auf dem Feld. Mit dem HORSCH Focus haben wir nun aber das richtige Produkt gefunden. Zuerst haben wir einen Gebrauchten gekauft, der in diesem Jahr gegen einen Neuen getauscht wurde. In dem Zuge haben wir dann mit dem Xerion auch den passenden Schlepper angeschafft. Direktsaat ist für mich bisher noch kein Thema. Noch ist der Humusanteil im Boden zu gering. Diesen zu verbessern, steht noch im Mittelpunkt unserer pflanzenbaulichen Strategie. Wichtige Maßnahmen sind da die Fruchtfolge und der Anbau von Zwischenfrüchten. Auch der Anbau von Körnermais steht nicht zur Debatte. Er passt einfach nicht in unsere Region, weil er hier schlecht abreift. Die Trocknungskosten würden die Sache unrentabel machen.“

Wie in vielen anderen Regionen Europas waren die letzten beiden Sommer auch in der Gegend um Kaunas zu trocken. Wenn es Niederschläge gab, dann nur strichweise. Mindaugas Šemežys hat beispielsweise 3,6 t Raps geerntet, ein Nachbar, der etwas mehr Glück mit dem Wetter hatte, 3,9 t. Zusätzlich hatten die Landwirte mit Hitze und Sonne zu kämpfen. Viel Getreide sei deshalb notreif geworden. Üblicherweise liegen die Erträge auf seinem Betrieb bei 7,5 t bei Weizen und bei Gerste sowie 4 t bei Raps. StripTill mit dem Focus ist für den Landwirt eine Lösung, den immer schwieriger werdenden klimatischen Bedingungen Stand zu halten.
Seine freie Zeit im Winter nutzt Mindaugas Šemežys vor allem, um sich über neue Verfahren und Systeme zu informieren. Bisher sieht er aber wenig Handlungsbedarf. Sein System funktioniert gut, ist effizient und er kann seine Maschinenkosten schlank halten. Seine Entscheidung, mit StripTill zu arbeiten, hat er bisher noch nicht bereut. Das könnten sicherlich auch einige seiner Berufskollegen bestätigen. Denn inzwischen laufen in der Region etwa zehn Focus Maschinen. Mindaugas Šemežys war also Vordenker und Pionier.