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HORSCH Academy: Schulung und Netzwerk

Technik und landwirtschaftliche Methoden entwickeln sich immer schneller. HORSCH ist mit innovativen Maschinen aktiv daran beteiligt, um den neuen Anforderungen der Landwirte gerecht zu werden. Allerdings wird es immer schwieriger, damit Schritt zu halten.

Ausschließlich mit Technik lassen sich diese Ansprüche nicht immer ausreichend beantworten. Die agronomischen Lösungen für die Forderungen von Gesellschaft und Politik verlangen immer mehr Dokumentation und Hightech. Und auch für die Bedienung der Landmaschinen ist immer mehr fachspezifisches Wissen nötig. Es ist also heute unerlässlich, die Landwirte durch Schulungen und fachlichen Austausch zu begleiten.
Zu diesem Zweck hat HORSCH France im September 2018 die HORSCH Academy ins Leben gerufen. Dieses neue Weiterbildungskonzept ist den Kunden von HORSCH vorbehalten. Sie treffen sich zu Schulungen und Feldexkursionen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb und tauschen sich mit den anwesenden Experten zu einem bestimmten Thema aus. In diesem Jahr fanden in ganz Frankreich vier Feldtage und zwei Exkursionen statt.

„Im ersten Veranstaltungsblock der HORSCH Academy sollte es um konservierende Landwirtschaft gehen“, erklärt Rémi Bohy, bei HORSCH France Ansprechpartner für Aussaat und Precision Farming. Mineralisierung von organischem Material, Bodenerosion, Ungräserresistenzen: Die Landwirte sind heute mit neuen Phänomenen konfrontiert und müssen daher ihre Anbausysteme überdenken. „Konservierende Landwirtschaft ist ein Weg, diese Herausforderungen anzugehen. Die Fruchtfolge überdenken, Zwischenfrüchte anbauen und den Boden so wenig wie möglich stören – so haben einige unserer Kunden z.B. das Problem der Resistenzen tatsächlich gelöst“, präzisiert Rémi Bohy. Das agronomische Zusammenspiel dieser verschiedenen Methoden wird es ermöglichen, mit der Veränderung in der französischen Landwirtschaft Schritt zu halten – sowohl in Sachen Betriebswirtschaft als auch in Sachen Umweltschutz. Darüber hinaus erfordert die konservierende Landwirtschaft aber ein enormes Know-how. Die Themenwahl für die ersten Veranstaltungen der HORSCH Academy lag daher auf der Hand.

Kampf gegen Erderwärmung

terraHORSCH besuchte die erste Veranstaltung, die Anfang Juni 2019 in Arronville (Departement Val d’Oise), 50 km nord-östlich von Paris, stattfand. Etwa 40 Landwirte hatten sich auf dem Betrieb Ferme de Saint-Lubin eingefunden. Frédéric Rémy leitet den 450-ha-Betrieb, der mittlerweile komplett konservierend bewirtschaftet wird.
Der Tag begann mit den Vorträgen von Fréderic Rémy und von Julien Senez, einem Landwirt aus Vignemont (Departement Oise) und Gründer von Kiwi Agronomy, einem Ausbildungszentrum für konservierende Landwirtschaft: „Der Anteil der französischen Betriebe, die auf konservierende Landwirtschaft umgestellt haben, wird auf 4 % geschätzt“, erläutert Julien Senez. „Einige haben bereits 15 bis 20 Jahre Erfahrung.“
Für Julien Senez ist das wichtigste Ziel bei der Umstellung auf konservierende Landwirtschaft, etwas zum Kampf gegen die globale Erwärmung beizutragen. Die damit einhergehenden Verfahren ermöglichen es tatsächlich, größere Kohlenstoffmengen im Boden zu speichern: Die Kohlenstoffbilanz eines umgestellten Betriebes sei positiv. Grundsätzlich geben bearbeitete Böden 300 kg Kohlenstoff pro ha ab. Ein wenig bearbeiteter Boden mit Zwischenfrüchten dagegen kann bis zu 600 kg Kohlenstoff pro ha und pro Jahr speichern. Und über staatliche Landwirtschaftsprogramme, wie es sie in der Schweiz bereits gibt, könnte eine solche Ökosystemdienstleistung bald vergütet werden.

Das zweite Ziel ist es, wieder wettbewerbsfähig zu werden, indem man die Produktionskosten pro Tonne Weizen senkt. Das geht über eine Reduzierung des Einsatzes landwirtschaftlicher Betriebsmittel und vor allem durch die Kraftstoffeinsparung, die aus einer ausgefeilten Bodenbearbeitung resultiert. „Die Produktionskosten für eine Tonne Weichweizen liegen in Frankreich durchschnittlich bei 155 €. Mit den billigsten Verfahren wird sie für 175 € produziert! In Russland liegen die durchschnittlichen Kosten bei 100 €… Deshalb müssen wir unsere Methoden weiterentwickeln“, betont Julien Senez.

Herausforderungen

Trotz der offensichtlichen Vorteile ist die Umstellung auf konservierende Landwirtschaft kein Kinderspiel. Es gibt zahlreiche Hindernisse, aber auch Möglichkeiten, einige davon zu umgehen. Zunächst muss man die bodenklimatischen Bedingungen seines Betriebs im Griff haben. „Über die Mineralisierung ermöglicht es die Bodenbearbeitung, einen Teil der Funktionsstörungen des Bodens zu verschleiern. Wenn man auf Minimalbodenbearbeitung oder Direktsaat umstellt, kommen diese Störungen ans Licht“, erklärt Julien Senez. Es ist unerlässlich, die Felder, ja sogar einzelne Parzellen innerhalb eines Feldes, nach drei Kriterien einzuteilen: Bodentyp, Anteil des organischen Materials und pH-Wert. In einigen Fällen (zum Beispiel erhöhter Anteil organisches Material und neutraler pH-Wert) wird die Umstellung auf konservierende Landwirtschaft leicht vonstattengehen. In anderen Fällen bedarf es erhöhter Sorgfalt, während auf weniger guten Parzellen eine Vorarbeit unumgänglich bleiben wird. Kalken kann das pH-Problem lösen. Die Aufnahme von Zwischenfrüchten in die Fruchtfolge und die Zuführung von organischem Material kann die Menge an organischem Material im Boden wieder auf ein angemessenes Niveau bringen. „Platzierte Düngung wiederum kann eine schwache Mineralisierung ausgleichen“, fügt Julien Senez hinzu.

Anschließend stellte Frédéric Rémy den Betrieb Ferme de Saint-Lubin und die schrittweise Umstellung auf konservierende Landwirtschaft vor. Mit 750 mm Niederschlag pro Jahr und dem ständig steigenden Trockenheitsrisiko war es notwendig, ein Maximum an Feuchtigkeit im Boden zu halten, um eine erfolgreiche Sommeraussaat sicherzustellen. Frédéric Rémy brauchte eine Sämaschine, die gut in den Boden eindringt. Seine Wahl fiel auf eine HORSCH Avatar 6.16 SD. Darüber hinaus hat er sehr sorgfältig Zwischenfrüchte ausgewählt, die perfekt zu seiner Fruchtfolge passen. „Eine vielseitige Fruchtfolge und eine Aussaat, die den Boden nur wenig stört – das ist der Schüssel bei der Bekämpfung von Unkräutern“, fasst Frédéric Rémy zusammen.

Zwischenfrüchte

So sieht die Fruchtfolge aus: Winterraps/Weichweizen/Sommerflachs oder Sonnenblumen/Weichweizen/Sommer-Ackerbohnen oder Wintererbsen gefolgt von Buchweizen/Weichweizen. Sie enthält immer unterschiedliche Zwischenfrüchte in einer Mischung, die an die darauffolgende Kultur angepasst ist. Die Mischung enthält jedes Mal mindestens vier verschiedene Sorten, davon mindestens 50 % Hülsenfrüchte. Auch was die Bewurzelung angeht, muss die Mischung aufeinander abgestimmt sein.

„Wenn die Zwischenfrucht gut entwickelt ist, sind keine chemischen Maßnahmen nötig. Glyphosat wird einzig und allein verwendet, um Ungräser und mehrjährige Pflanzen in den Griff zu bekommen.“ Das mögliche Verbot von Glyphosat würde sein derzeitiges Produktionsverfahren komplett auf den Kopf stellen, so positiv die Absicht, die dahintersteht, auch sein mag. Frédéric Rémy verwendet übrigens nur 1,5 Liter Glyphosat pro Hektar. Wieder Bodenbearbeitung auf dem Betrieb einzuführen, wäre ein Rückschritt. „Ich bin mir nicht sicher, ob die Politiker die Problematik richtig verstehen. Man kann nicht von den Landwirten verlangen, dass sie sich gemeinsam bemühen sollen, die Treibhausgasemission zu reduzieren, und ihnen gleichzeitig die Hauptwerkzeuge wegnehmen, mit denen sie dieses Ziel erreichen könnten“, stellt er fest.
Nach acht Jahren ist die Bilanz der Umstellung des Betriebs Ferme de Saint-Lubin auf konservierende Bodenbearbeitung hervorragend. Frédéric Rémy schätzt, dass er jährlich 455 h weniger auf dem Schlepper verbringt – das ist eine Einsparung von 21.200 l Diesel. Das sind 13.650 € pro Jahr, was wiederum 30 € pro ha entspricht. Gleichzeitig sind die Erträge bei Weichweizen um 14 dt und bei Raps um 7 dt pro ha gestiegen.

Auf dem Feld

Nach dem Mittagessen ging es aufs Feld, um die Ergebnisse der ackerbaulichen Methoden von Frédéric Rémy vor Ort zu begutachten. Der Erfahrungsaustausch zwischen den Landwirten und den zwei Experten war dabei sehr lebhaft. Frédéric Rémy führte die Teilnehmer anschließend durch den Maschinenpark. Seine beiden Sämaschinen – eine mit Scheiben, die andere mit Zinken – hob er dabei besonders hervor. Hauptsächlich im Sommer nutzt er auf den Stoppeln einen HORSCH Airseeder 6 CO. Die Zinken garantieren einen hervorragenden Kontakt zwischen Boden und Saatgut auch bei hohen Strohmengen und ermöglichen einen zufriedenstellenden Aufgang der Zwischenfrüchte, ohne den Boden zu bearbeiten. Im Herbst nutzt er dann die HORSCH Avatar 6.16 SD. Mit dem Einscheiben-Säelement kann er ohne Verstopfungen durch große Zwischenfrüchte fahren und es wird nur sehr wenig Boden bewegt. Somit wird das Auflaufen von Ungräsern im Herbst reduziert.
Diese erste Veranstaltung war der erfolgreiche Start der HORSCH Academy. Das neue Konzept ermöglicht es, die bereits enge Verbindung zwischen Hersteller und Kunden noch weiter zu verstärken. Die Kunden wollen immer besser werden und möchten sich zu innovativen Methoden austauschen. Tatsächlich entwickeln sich die ackerbaulichen Methoden immer schneller, genauso wie der Technisierungsgrad der Maschinen, mit denen diese Methoden umgesetzt werden. Die Schulungs- und Austauschtage bringen den Landwirten nicht nur neue Erkenntnisse, sondern ermöglichen es ihnen auch, sich mit Kollegen zu vernetzen. Die Kombination aus Vorträgen, praktischem Teil auf dem Feld und Erfahrungsaustausch hat sich hervorragend bewährt und wird im nächsten Jahr fortgesetzt.