Home » Ausgabe 19-2019 » Aktuelles » Vielseitig: die neuen Maestro-Linien

Vielseitig

Viel Neues gibt es bei den Einzelkornsämaschinen der Baureihe Maestro. Michael Braun und Thomas Murr vom HORSCH Produktmarketing geben einen Überblick.

Bei Einzelkornsämaschinen ist Vielseitigkeit gefragt. Dies betrifft nicht nur die Größe des Saatgutes, je nach Region und Frucht sind die Reihenabstände unterschiedlich. Um diesen Ansprüchen der Landwirte gerecht zu werden, erneuert HORSCH die Maestro Familie mit den Produktlinien CV und RV sowie CX und RX.

terraHORSCH: Herr Braun, wofür steht bei den neuen Maestros der Buchstabe V beziehungsweise X?
Michael Braun: Wir setzen hier zwei unterschiedliche Dosiersystem ein. Die beiden Baureihen CV und RV werden mit dem bereits bekannten AirVac Dosierer ausgestattet, der nach dem Unterdruck- beziehungsweise Vakuum-Prinzip arbeitet. Die Baureihen CX und RX werden dagegen mit dem neuen AirSpeed Überdruckdosierer ausgestattet sein.

terraHORSCH: Was hat der Kunde von den zwei unterschiedlichen Systemen?
Thomas Murr: Unsere Maschinen laufen in den verschiedensten Ländern, unter unter­schied­lichen Bedingungen und müssen mit allen Saatgutgrößen zurechtkommen. Je nach den Voraussetzungen und Ansprüchen haben beide Systeme ihre Vorzüge. Unterdrucksysteme sind sehr flexibel, was die Saatgutgröße betrifft, sie eignen sich für Raps- und Bohnen­saatgut, ja sogar für Exoten wie Hanf gleichermaßen. Überdrucksysteme haben ihre Stärke dort, wo es auf eine hohe Effizienz, sprich Fahrgeschwindigkeit, ankommt: viele Hektar in kurzer Zeit. Aber es kann auch Einschränkungen geben, z.B. durch die Fangrollen in der Reihe, damit die Körner nicht verspringen. Bei feuchten, klebrigen Bodenbedingungen gibt es Einsatzgrenzen, das Fenster für die Aussaat verringert sich. Letztlich wollen wir unseren Kunden so optimal beraten, um ihm die bestmöglich abgestimmte Sätechnik zu liefern.

terraHORSCH: Gibt es auf der Welt Regionen, für die sich das eine oder das andere System besser eignet?
Michael Braun: So pauschal lässt sich das nicht beantworten. Ich bin mir eigentlich sicher, dass in fast allen Märkten beide Systeme laufen werden, je nach Fokus des Kunden. Unsere Aufgabe wird es auch dort sein, gemeinsam herauszuarbeiten, was für den Kunden die individuell bessere Lösung ist. In jedem Fall werden wir beide Systeme schnell für die Exportmärkte fertig machen.

terraHORSCH: Welche Fahrgeschwindigkeiten sind möglich?
Michael Braun: Bei den AirSpeed Dosierern geben wir 15 km/h als realistische obere Geschwindigkeit an, bei den AirVac Dosierern 10 km/h. Ich denke allerdings, dass es wichtiger ist, mit hoher Qualität zu säen und nicht möglichst schnell. Qualität bedeutet dabei nicht nur Längsverteilung, sondern auch die sorgfältige Einbettung und die gleichmäßige Tiefenablage. Die Fahrgeschwindigkeit hängt in großem Maße davon ab, wie das Saatbeet hergerichtet ist. Passt dann auch noch die Feuchtigkeit, kann man die Leistungsfähigkeit der Sämaschine voll ausschöpfen.

terraHORSCH: Bei all den Unterschieden der Systeme - gibt es auch Gemeinsamkeiten?
Thomas Murr: Beide Dosierer sind sehr ähnlich aufgebaut. Von außen kann man sehen, dass beim Unterdruckdosierer ein Schlauch weg geht und beim Überdruckdosierer eine Haube vorhanden ist. Das Innenleben ist sogar beinahe identisch. Das Korn wird angesaugt, beziehungsweise mit Überdruck ins Loch gepresst. Beim neuen Einzelkornsystem arbeiten die Vereinzeler zum Vermeiden von Doppelbelegungen für alle Fruchtarten rein mechanisch und müssen nicht eingestellt werden. Dann geht es ins Fall- oder Schussrohr, dann in die Saatfurche. Es muss nur noch der Zulauf geregelt und der Über- oder Unterdruck eingestellt werden. Voraussetzung ist natürlich die richtige Dosierscheibe, passend zur Korngröße. Ein Ausdrückrad macht zum Beispiel bei Verunreinigungen oder bei Bruchkorn das Loch wieder sauber, so dass es nicht zu Fehlbelegungen kommt. Unsere Dosierscheiben sind übrigens aus Kunststoff. Vorteil von Kunststoff sind mehr Formfreiheit bei der Gestaltung, ein geringeres Gewicht und ein günstigerer Preis. So ist die Beschaffung von verschiedenen Scheiben für unterschiedliche Saatgüter für den Landwirt mit überschaubaren Kosten verbunden.
Michael Braun: Die Dosierer arbeiten weitgehend verschleißfrei, haben wenig bewegliche Teile und benötigen nur geringe Antriebskräfte. Bis zu einer Anzahl von acht Reihen brauchen wir nicht einmal einen zusätzlichen Stromanschluss. Durch die Elektronik haben wir die Möglichkeit zur Einzelreihenabschaltung, SectionControl, VariableRate und Fahrgassen­schaltung. Aber das ist bereits bewährte HORSCH Technik.

terraHORSCH: Wie unterscheiden sich die neuen Einzelkornsämaschinen von den Vorgängermodellen? In welchen Varianten kommen sie? Und vor allem, wann?
Michael Braun: Unsere neue Preisliste ist am 1. Oktober erschienen. Und in dieser stehen eine angebaute Maestro RV und eine gezogene CV als Nachfolger für die erfolgreichen Modelle CC und RC. Der Verkauf der CV und RV läuft bereits, die Auslieferung erfolgt ab dem zeitigen Frühjahr. Von den Geräten mit dem neuen Überdruckdosierer werden ein 3-punkt- und ein gezogenes Vorserien-Modell in begrenzter Stückzahl produziert. Damit wollen wir vorrangig Optimierungen voranbringen und Vorführungen fahren.
Thomas Murr: Wir haben viele neue Ausstattungsmöglichkeiten geschaffen und einiges im Detail verändert. Als erstes ist hier die flexible Befestigung der Säkörper zu nennen, damit die Anzahl der Reihen und der Abstand variiert werden kann. Die Verbindung zum Hauptrahmen wurde als Klemmprofil umgesetzt, um künftig die Anzahl der Reihen leicht und unkompliziert von 12 auf 8 umbauen zu können, was eine wichtige Forderung der Kunden war. Für die Maestro RV und RX wurde das Prinzip von einem Saatgutbehälter pro Reihe übernommen. Die Zufuhr des Düngers erfolgt über einen Fronttank, wie zum Beispiel den HORSCH Partner 2000 FT. Hier liegt der wichtigste Unterschied zur Maestro CV und CX. Auch diese gibt es, wie bisher, mit einem Saatgutbehälter pro Reihe, aber nun auch, wie aus der großen Maestro SW bekannt, mit einem Zentralbehälter für Dünger und Saatgut. Diese Technik heißt MTS – Main Tank Supply. Die Zentraltanks fassen 3.000 l Dünger und 800 l Saatgut. Wenn der Zentraltank ausschließlich für Dünger genutzt wird, beträgt sein Volumen 3.000 l und 70 l Saatgut pro Reihe. Die Maestro CV ist neben 8- und 12-reihig auch in einer 9-reihigen Version verfügbar. Hier ist das Säfeld mittig verschoben. So muss man bei einer 2,10- oder 2,25-m-Spur nicht mehr über die Reihen fahren.
Ich glaube, dass gerade das eine sehr interessante Maschine wird, vor allem in Märkten mit 70/75 cm Reihenabstand. Ein Hemmschuh könnte hier lediglich sein, dass dann bei Körnermais auch 9-reihig gedroschen werden müsste. Es ist aber eine Möglichkeit, noch Ertrag zu generieren. Die Forderung dafür kam aus Frankreich und Teilen Deutschlands, dort kennt man das bereits. Neu bei den Maestro CV ist aber auch, dass die Sämaschine jetzt nach vorne geklappt und auf dem Sätank abgelegt werden kann. Das sorgt auch bei leerem Düngertank für eine zuverlässige Stützlast und ruhigen Lauf auf der Straße. Für Märkte außerhalb Europas wird noch ab dem Jahr 2020 das Modell DV erhältlich sein. Sie stellt nur geringe Anforderungen an den Zugschlepper, was gerade in den Märkten Russland und Ukraine von der Kundschaft gefordert wird. Es gibt sie dann 8-reihig mit 70 cm, 75 cm und 30‘‘ Reihenabstand. In der Grundversion ist die DV mit mechanischem Schardruck und Einzeldüngertank bestückt. Optionen wie AutoForce, Doppeltank für Dünger und Befüllschnecke stehen in der üppigen Ausstattungsliste. Eine Gemeinsamkeit über alle Baureihen und Varianten ist die Düngerablage. Die Nährstoffe werden über ein separat in der Tiefe geführtes Einscheibendüngerschar ausgebracht, das unter anderem auf schweren bindigen Böden seine Stärken hat. Eine Doppelscheibendüngerschar wird ab 2020/2021 erhältlich sein.