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Ressourcen optimal nutzen

Timmis Farms Ltd (GB)

Immer flexibel bleiben und zwei Betriebszweige, Ackerbau und Geflügelhaltung, die sich ergänzen – auf dieser Basis konnte H. Timmis Farms Ltd expandieren, gut ausgebildetes Personal an den Betrieb binden und die vorhandenen Ressourcen optimal nutzen. terraHORSCH besuchte den Betrieb in Großbritannien.

Bereits seit dem Jahr 1927 betreibt die Familie Timmis Landwirtschaft in der Nähe von Telford in Shropshire, England. Zunächst war H. Timmis Farms Ltd ein reiner Ackerbaubetrieb. Heute bewirtschaftet der Landwirt knapp 1.500 Hektar (3.500 acres). Vor vier Jahren wurde der Betrieb um eine Geflügelmast erweitert.

Besitzer und Leiter ist heute Rob Timmis, der Enkel des Betriebsgründers. Er wird unterstützt von fünf Angestellten: je ein Hauptverantwortlicher für die Bereiche Ackerbau und Geflügelzucht sowie drei Vollzeitkräfte. Laut David Pugh, Leiter des Ackerbaus, arbeiten die beiden Betriebszweige zwar unabhängig voneinander, ergänzen sich aber doch so gut, dass das Sechs-Mann-Team das ganze Jahr über ausgelastet ist.

1997 übernahm Rob Timmis den Hof, der zu dieser Zeit extern bewirtschaftet wurde. Er kümmerte sich dann wieder selbst um den Ackerbau und vergrößerte die Fläche durch Zukauf von Land. Im nächsten Schritt wurde er dann in der Vertragsbewirtschaftung für andere Landwirte aktiv. Etwa die Hälfte der Fläche, die er bewirtschaftet, befindet sich heute in seinem Eigentum.

Um die Farm breiter aufzustellen und sich eine zusätzliche, konstante Einnahmequelle zu sichern, stieg Rob Timmis in die Geflügelmast ein. Heute produziert der Betrieb 297.000 Hähnchen in einem Sechs-Wochen-Zyklus. Eine zusätzliche Woche wird benötigt, um die Hühnerställe wieder für den nächsten Durchgang herzurichten.

Erweiterung und erneuerbare Energie

Der ursprüngliche Plan war es, den anfallenden Hühnermist selbst auf dem Betrieb zu nutzen. „In den ersten paar Jahren haben wir ihn auf den Feldern ausgebracht“, erklärt der Landwirt. „Aber das Problem ist, dass er sehr stickstoffhaltig ist. Wir bauen fast ausschließlich Winterfrüchte an, die ja über den Winter nicht viel Stickstoff brauchen, sondern erst im Frühjahr. So wurde dieser Nährstoff verschwendet. Jetzt nutzen wir Klärschlamm, was für unsere Böden viel besser und von den Kosten her recht ähnlich ist. Er ist reich an Phosphat, fördert das Wurzelwachstum und sorgt für eine gute Bestockung der Pflanzen.” Der Hühnermist wird an einen Nachbarbetrieb verkauft. Damit werden die Kosten für den Ankauf des Klärschlamms wieder ausgeglichen.“

Mit dem Gedanken, in die Geflügelproduktion einzusteigen, spielte Rob Timmis schon seit seinem Studium. Das damit verbundene regelmäßige Einkommen und die Verbesserung des Cashflows der Farm in einem planbaren sieben-Wochen-Zyklus schienen ihm eine lohnende Perspektive für den Betrieb zu sein. Die Umstellung auf erneuerbare Energien machte das Projekt dann noch interessanter. „Hühner brauchen viel Wärme und da wir diese mit unseren eigenen Energiequellen produzieren können, werden wir dafür über die Einspeisetarife auch noch bezahlt”, fügt David Pugh hinzu.

Die Zahlung des Einspeisetarifs ist ein Regierungsprogramm, mit dem Investitionen für die Produktion erneuerbarer Energien angekurbelt werden sollen. Den Produzenten werden dabei langfristige Verträge angeboten. Das RHI (Non-Domestic Renewable Heat Incentive = Förderprogramm für die Erzeugung von erneuerbarer Wärme für den nicht-häuslichen Gebrauch) ist ein Umweltprogramm der britischen Regierung, das finanzielle Anreize bietet, wenn Unternehmen in die Erzeugung von Wärme aus erneuerbaren Energien einsteigen.

Die Erdwärme auf der Farm kommt aus 100 Bohrlöchern, die 100 m tief in den Boden reichen. Wasser, das in die Bohrlöcher gepumpt wird, wird zwei Grad wärmer wieder entnommen und Wärmetauscher nutzen diese Energie, um die Hühnerställe zu heizen.

„Wir haben uns auch andere erneuerbare Energiequellen angesehen“, sagt Rob Timmis. „Zum Beispiel eine Biogasanlage, aber wir wollten unser Bewirtschaftungskonzept nicht ändern. Wir möchten Landwirtschaft betreiben, um Lebensmittel zu produzieren und nicht Energie. Eine andere Option war eine Biomasseanlage, aber da kauft man immer Brennstoff zu und unterliegt den Marktschwankungen.”

Mitarbeiter binden

Zusätzlich zu den fünf festen Arbeitskräften beschäftigt Timmis Farms auch einen Studenten von Harper Adams, einer führenden landwirtschaftIichen Universität in Großbritannien, für ein 14-monatiges Praktikum. Auch Rob Timmis und David Pugh sind Absolventen dieser Hochschule und unterstützen sie gerne durch Praktikumsplätze – vor allem weil sie wissen, wie wichtig die praktische Erfahrung für Studenten ist.

Dazu Rob Timmis: „Da die Maschinen und die Bewirtschaftungsmethoden immer anspruchsvoller werden, ist es nicht optimal, die Mitarbeiter nur für eine Saison anzulernen und sie dann wieder zu verlieren. Deshalb legen wir Wert auf eine gut ausgebildete, feste Mannschaft. Wenn zum Beispiel der Wechsel im Hühnerstall ansteht, herrscht eine Woche lang Hochbetrieb, aber wir können in diesem Zeitraum kurzfristig das ganze Team für diese Aufgabe abziehen. Diese Flexibilität bedeutet, dass wir unseren gut-ausgebildeten Mitarbeiterstamm halten und auch das ganze Jahr über beschäftigen können. Und außerdem können wir die Leute überall einsetzen, so dass ich mich beim Spritzen mit meinen Kollegen abwechseln kann.”

Flexibles Bewirtschaftungssystem

Sich schnell an neue Bedingungen und Einflüsse anpassen zu können, ist ein wichtiger Grundsatz von Timmis Farms. Und das gilt auch für die Ackerbaustrategie. Der Betrieb arbeitet mit zwei Sämaschinen – einer Pronto DC mit vier Meter Arbeitsbreite und einem Focus TD mit sechs Meter Arbeitsbreite, einer Joker 6 RT und einem Sumo Quatro. Damit hat David Pugh die Ausrüstung und die Flexibilität, die er für die Bodenbearbeitung und die Aussaat braucht.

Zu 90 % baut Timmis Farms Winterweizen, Gerste und Raps sowie etwas Winterhafer an. Dazu kommen noch einige Frühjahrsorten, aber diese werden laut David Pugh nur wegen der Fruchtfolge und zur Bekämpfung von Ungräsern angebaut.

„Wir haben mittlere bis leichte Böden“, sagt David Pugh. „Wegen der gleichbleibenden Erträge haben wir uns für Wintergetreide entschieden. Das Problem bei Frühjahrskulturen ist: In einem trockenen Jahr ist die Ernte nur mäßig. Und das kommt leider immer häufiger vor.”

Vor acht Jahren kaufte Timmis Farms einen Betrieb mit Ackerfuchsschwanzproblemen und entschied sich für eine „Null-Toleranz”-Strategie. Dazu David Pugh: „Mit den Stellschrauben Fruchtfolge, späte Aussaat und manuelle Unkrautentfernung bekamen wir das Problem ziemlich schnell in den Griff. Man muss zwar ständig dranbleiben, aber es ist zu schaffen.“ Die Farm arbeitet hauptsächlich mit Minimalbodenbearbeitung, ab und zu mit dem Pflug, wenn Ungräser bekämpft werden müssen. „Wir pflügen nur auf einigen leichteren Standorten vor Wintergerste zur Bekämpfung von Trespe und Weidelgras und auf einem Betrieb, den wir im Lohn bewirtschaften, wo wir Wintergerste für Saatgut anbauen. Dadurch erhalten wir ein sauberes Saatbett.”

Nach Raps vor Weizen wird der Boden gegrubbert, gewalzt und gedrillt. „Auf den etwas schwereren Böden machen wir einen Arbeitsgang mit der Joker, bevor wir säen, um das Saatbett zu verbessern.”

Eine Sechs-Meter-Joker RT und der Tiefenlockerer ersetzen einen 4,4-Meter-Terrano, mit dem der Betrieb vier Jahre lang arbeitete. „Auf einigen Feldern mussten wir Verdichtungen beseitigen und deshalb tiefer bearbeiten“, ergänzt Rob Timmis. „Der Terrano hat eine sehr gute Arbeit gemacht, aber wir haben uns dann doch für die Joker für den größten Teil unserer Flächen entschieden und für einen Tiefenlockerer, dort wo er gebraucht wird. Seit einem Jahr haben wir eine Joker – mit sehr guten Ergebnissen. Sie arbeitet hervorragend, wenn es um ein falsches Saatbett oder das Arbeiten in einheitlicher Tiefe geht. Sie bearbeitet die obersten Zentimeter sehr gut und hält das Unkraut an der Oberfläche. Die Arbeitsleitung ist klasse und wir können viel Fläche machen.”

Ein guter Start

Neben dem Focus TD wird eine Pronto DC bei der Weizenaussaat eingesetzt. „Das ist schon unsere zweite Pronto“, sagt Rob Timmis. „Die erste war eine Sechs-Meter-Maschine, mit der wir acht Jahre lang gearbeitet haben. Damals war das unsere einzige Sämaschine und eine hervorragende noch dazu – mit ihr haben wir unseren ganzen Weizen gesät. Zu dieser Zeit wurde der Raps noch in Breitsaat über den Rücken der Scheiben ausgebracht. „Da diese Frucht auf dem Betrieb immer wichtiger wurde, entschlossen wir uns, ihn zu drillen, um eine gleichmäßigere Keimung zu erreichen. Der Focus hat uns gefallen, weil er mit denselben Scharen ausgerüstet ist wie die Pronto. Dass diese die Saattiefe konstant halten, wussten wir ja schon. Er hat 20 Reihen, jede hinter einem Zinken. Man kann während der Aussaat DAP-Dünger mit ausbringen, um ein gutes Aufgehen der Pflanze zu fördern.

Der Focus TD wird genutzt, um Raps, der 30 % der Kulturen am Betrieb ausmacht, in Direktsaat zu säen, und als MinTill-Sämaschine für Weizen. Wir haben zwei Scharsätze für den Focus – einen für die Rapsaussaat mit 30-cm-Reihen und einen mit 15-cm-Reihen für Weizen. Der Wechsel zwischen den beiden funktioniert ohne Probleme. Es ist eine vielseitige Drille und ermöglicht uns eine hohe Flexibilität.

Wenn es um das Säen von Weizen geht, kann der Focus nicht ganz mit der Pronto DC mithalten, aber für Raps und durch seine Vielseitigkeit ist er eine gute Wahl. „Die Scheiben der Pronto leisten hervorragende Arbeit“, meint der Landwirt. „Aber ich glaube, der Focus liegt nur knapp dahinter.”

Als Timmis Farms sich vergrößerte, wurde eine zusätzliche Pronto mit vier Metern Arbeitsbreite angeschafft, um die nötige Schlagkraft für die Weizenaussaat zu bekommen. Dazu Rob Timmis: „Eines unserer Hauptziele ist gutes Timing. Es wird immer wichtiger, das Getreide zur richtigen Zeit zu säen und zur richtigen Zeit zu spritzen. Ein guter Start ist schon die halbe Miete – unter schlechten Bedingungen zu säen, bedeutet, dass die Pflanzen immer hinterherhinken, der Bestand hat lückenhafte Stellen. Und das ist nicht mehr aufzuholen.”

Neben der gleichzeitigen Ablage von Saatgut und Dünger ist für David Pugh die variierbare Saatmenge ein wichtiges Kriterium. Vor sechs Jahren scannte SOYL, ein Dienstleister im Bereich Getreideproduktion in Großbritannien, die Felder, um detaillierte Flurkarten zu erstellen. „Beim Getreide eine schnellere Bedeckung zu bekommen, hat auf jeden Fall den Ertrag verbessert“, sagt David Pugh. „Wir haben zu dichte Bereiche, wenn der Kampf um Wasser und Nährstoffe zu intensiv war, ausgedünnt und in den Bereichen, wo eine höhere Getreidepopulation effizienter ist, ein besseres Unkrautmanagement erreicht. Es ist einfach, die Karten für die Saat zu nutzen, und viel genauer, als wenn man versucht, die Probleme manuell anzugehen.”

Timmis Farms führt die Wartung der Sämaschinen komplett selbst durch. „Es sind sehr zuverlässige Maschinen und die Unterstützung, die wir von unserem Händler vor Ort, Edwards & Farmer, und dem verantwortlichen Mitarbeiter von HORSCH UK bekommen, ist hervorragend“, erklärt Rob Timmis. „Wir hatten bisher noch nie Probleme. Vorbeugend werden jedes Jahr die Lager ausgetauscht. Da wir seit 2006 mit einer HORSCH Sämaschine arbeiten, kennen wir die Technik ziemlich gut.”

Zukunftsorientiert

Zurzeit überlegt der Landwirt, eine größere Sämaschine anzuschaffen: „Weil wir das Saatgut dieses Jahr nicht mehr mit einem Insektizid beizen dürfen, verschiebt sich der Aussaatzeitpunkt etwas nach hinten. Das hat zur Folge, dass das Zeitfenster für die Aussaat unserer Winterkulturen kleiner wird. So brauchen wir mehr Schlagkraft.

Ein großer Traktor, der zur Weizenaussaat nicht voll ausgelastet ist, eröffnet David Pugh viele Möglichkeiten: „Wir denken gerade darüber nach, einfach unsere bisherigen Systeme beizubehalten, aber die Arbeitsbreiten zu erhöhen – oder über eine Direktsaatmaschine, wie die Avatar. Die Bedingungen ändern sich jedes Jahr, deshalb wollen wir nicht alles auf eine Karte setzen. Wir möchten uns Optionen offen halten. Deshalb ist für mich der Focus auch so eine großartige Maschine: Mit ihm kann man sowohl direkt als auch in bearbeitete Böden säen.”

Timmis Farms verkauft im Moment das komplette Stroh auf einem starken regionalen Markt mit vielen viehhaltenden Betrieben. „Es wäre verlockend, das Stroh einfach nur zu häckseln“, meint David Pugh. „Denn die Bergung des Strohs schafft ja auch Probleme. Zum Beispiel Bodenverdichtungen durch die Ballenpresse. Aber Stroh erzielt einen guten Preis und darauf wollen wir nicht verzichten. Mit einer Direktsaatmaschine ist man etwas eingeschränkt und nicht mehr so flexibel.”

Für David Pugh ist das mögliche Verbot von Glyphosat ein wichtiger Faktor für die Zukunft: „Wenn in ein paar Jahren Glyphosat verboten wird, dann müssen wir unseren Bewirtschaftungsansatz komplett ändern. Ich hoffe aber, dass der gesunde Menschenverstand die Oberhand behält.”

Das Motto von Timmis Farms für die Zukunft heißt: flexibel bleiben und sich an die sich verändernden Bedingungen anpassen – ob das nun das Wetter, die Kulturen oder die Politik sind. Die Vielseitigkeit der HORSCH Maschinen hilft da auf jeden Fall.